Tödlicher Nebel

Fassungslos und frierend saßen wir auf den Hippokampen und starrten den Nebel an hinter dem sich die Nocturainseln und mit ihnen Kerberos und das Schattenportal befanden.
„Das... sieht... gefährlich aus" wimmerte Terra. Ihre Lippen wurden schon Blau und man sah ihr an wie sehr sie fror.
„Ich sagte euch doch, dass es nicht leicht sein wird diese Inseln zu erreichen. Wir müssen auf Schiffwracks und Felsen aufpassen. Sie könnten den Weg versperren... hoffen wir einfach das die Geschichten nicht war sind" erklärte Selene hochkonzentriert und sorgenvoll.
„Und wenn wir es wieder von unter Wasser versuchen?" schlug Delwin vor. Selene überlegte eine Weile.
„Ich werde mich mal umsehen. Ihr wartet hier"
„Aber beeil dich... es ist kalt hier" forderte Ahila sie zitternd auf. Sie nickte und tauchte unter Wasser.
Wir alle froren bitterlich und die Wellen drohten immer stärker zu werden. Kiran versuchte immer dicht in meiner nähe zu bleiben, doch einen Hippokamp zu lenken gehörte nicht zu seinen besten Fähigkeiten. Ich rieb mir die Hände um sie warm zu halten und auch meine Lippen fühlten sich schon ganz Blau an.
„Du musst durchhalten. Selene kommt sicher gleich wieder" sagte Kiran besorgt. Ich nickte nur und sah mich um. Aus dem Armenviertel war ich die nasse kälte des Meeres eigentlich gewohnt, doch bewegungslos im Eiskaltem Wasser zu treiben, war was ganz anderes. Die Männlichen Feen schienen mit der Kälte besser zurecht zu kommen, denn nur ich Ahila und Terra schienen die Umstände nicht mehr länger aushalten zu können. Doch plötzlich umgab uns eine Angenehme Wärme, welche das Zittern verschwinden ließ. Ich blickte auf und sah die Rote Aura der Feuermagie, die Kiran auf uns alle wirkte. Auf alle, außer sich selbst. Dankend sah ich ihn an und er lächelte mich an. Ich sah fast nichts mehr von diesem ungehobelten, stets Missgelaunten Idioten der mich damals hinterrücks in der Bibliothek überrumpelt hatte. Hinter dieser Fassade verbarg sich ein liebevoller und freundlicher Mann und ich war froh diese Seite in ihm kennenlernen zu können.
„Feuerfeen können auch schöne Dinge zaubern" sagte er und ehe einer von uns etwas darauf erwidern konnte, tauchte Selene wieder auf. Ihr Gesicht wirkte nicht als hätte sie gute Neuigkeiten für uns.
„Der Zugang ist von Wracks versperrt. Mit den Hippokampen schaffen wir es nur bis zum Nebelanfang... ab da müssen wir selber Schwimmen" erklärte sie bedrückt.
„Was hast du da unten noch gesehen?" durchschaute Delwin sie. Selene zögerte.
„Mehrere Skelette von Wasserfeen die versucht haben die Inseln zu erreichen" stille machte sich breit und keiner traute sich etwas zu ihr zu sagen, aus Angst genau das falsche zu sagen.
„Wir sollten aufbrechen. Ahila schaffst du den Luftzauber noch mal?" lenkte sie ab.
„Ja bestimmt" versicherte sie und nachdem wir alle untergetaucht waren und wieder unter Wasser atmen konnten, schwammen wir zum dichten Nebel rüber.

Die Felsen der Insel kamen immer näher und mit ihnen auch die zerstörten Schiffe und die Gebeine derer die es vor uns bereits versucht hatten.
„Das ist schrecklich... was haben sie hier wohl gesucht?" fragte ich mich.
„Womöglich wollten sie den Schattenfeen helfen. Viele Wasserfeen waren in den Feenkriegen auf der Seite der Schattenfeen" versuchte Rune sich das zu erklären.
„Ja... das könnte sein... die Schattenfeen waren schließlich auch uns geholfen, als die Lichtfeen uns unseren Lichtfeenstatus aberkennen wollten" fügte Selene noch hinzu. Dann sah sie sich um.
„Ab hier müssen wir alleine weiter" wir nickten und stiegen von den Hippokampen ab.
„ich schwimme voraus und sehe mich nach Lücken um, ihr folgt mir" schlug Selene vor und da wir uns hier in ihrem Element aufhielten, beschlossen wir ihr das Kommando zu überlassen.

Schnell wurde uns aber klar, dass wir nun die langsamen waren und mit Selene kaum mithalten konnten. Natürlich konnten wir auch verstehen, dass Selene bei diesem grausamen Anblick mit ihren Gedanken ganz wo anders war und vergaß das wir nicht im gleichen Tempo unterwegs waren wie sie es war.
„Selene! Nicht so schnell, wir verlieren uns sonst noch!" schrie ich ihr nach, doch sie schien mich nicht zu hören und im nächsten Moment verschwand sie hinter weiteren Überresten eines Schiffes.
„Selene!" rief nun Delwin, aber auch auf ihn reagierte sie nicht.
„Was machen wir denn jetzt?" kam es ängstlich von Terra die sich zwischen Rune und Leonis verkroch.
„Uns bleibt wohl nichts anderes übrig als aufzutauchen. Eigentlich müssten wir uns jetzt zwischen den Inseln befinden, wenn ich mir die Felswände hier so ansehe"
„Ahila hat recht, wir können nicht ewig im Wasser bleiben" stimmte Kiran ihrem Vorschlag zu.
„Und Selene sollen wir einfach hierlassen!? Ganz alleine zwischen den Toten Wasserfeen!" protestierte Delwin lautstark.
„Dann schwimm ihr nach, aber wir müssen früher oder Später aus dem Wasser raus!" konterte Kiran. Offenbar hatten die beiden ihren ständigen Streit noch immer nicht beigelegt. Ich verdrehte die Augen während sich die beiden wütend anstarrten.
„Schluss damit. Ihr habt beide recht. Wir können nicht hierbleiben, aber Selene können wir auch nicht alleine hierbleiben. Delwin, Rune und Ahila suchen nach Selene. Ich, Kiran, Terra und Leonis tauchen auf. Ist das für alle in Ordnung?" schlug ich vor. Alle dachten nach und stimmten dann zu. Erleichtert atmete ich aus und wir teilten uns auf.

Kaum tauchten wir aus dem Wasser auf, zeigte sich uns ein Bild, welches uns das Mark in den Knochen gefrieren ließ. Diese Inseln bestanden nur aus spitzen Felsen die wie Dornen aus dem Boden schossen. Es war düster und nicht mal ein Grashalm bekam hier genug Licht um zu wachsen. Das Lebendigste was wir hier fanden, war das Wasser das sich durch das harte Gestein kämpfte.
„Das ist unheimlich" stammelte Terra.
„Genauso habe ich mir die Schattendimension vorgestellt... ich habe nicht erwartet, dass es auch auf der Lichtebene einen solchen Ort gibt" stellte ich erschreckend fest.
„Das wusste niemand von uns... niemand außer Selene" sagte Terra besorgt.
„Sehen wir uns erstmal um. Hoffentlich finden wir etwas mit dem wir ein Feuer machen können" schlug Kiran objektiv wie er immer war vor.
Eng beieinander gingen wir durch den Nebel und hofften uns hier nicht zu verlieren.
„Dort unter dem Felsen könnten wir einen Unterschlupf bauen" sagte Leonis der einen Felsen entdeckt hatte der breit genug war, damit wir darunter Schutz suchen konnten.
„Hier gibt es nichts was man anzünden könnte. Bei Titania nicht mal Moos wächst hier" schimpfte Kiran und er hatte recht. Wir waren nass und es war kalt. Das Einzige was uns übrig blieb, war es und dicht aneinander unter den Felsen zu setzen und uns von Kirans warmer Feueraura trockenen und aufwärmen zu lassen. Doch das kostete ihn viel Energie. Energie die er an diesem Lebensfeindlichen Ort scher noch brauchte. Dieser Ort war nicht nur Kalt und ohne Pflanzen. Die Geräuschkulisse war Angsteinflößend. Plötzlich auftretende Luftstöße. Fernes kreischen nicht benennbarer Kreaturen die uns durch Mark und Bein gingen.
„Ich will einfach nur so schnell wie möglich hier weg" flüsterte ich verunsichert. Kiran erkannte meine Angst und legte einen Arm um mich. Die anderen musterten uns, trauten sich aber nicht etwas zu sagen. Ich war froh das sie das nicht taten, denn selbst wenn sie mich fragen würden, was zwischen mir und Kiran war, wüsste ich nicht wie ich auf diese Frage hätte antworten können.
„Ruhen wir uns etwas aus und warten auf die anderen" schlug Kiran mit seiner ruhigen Stimme zu. Wir waren einverstanden und für einen kurzen Moment nickte ich trotz der gruseligen Kulisse ein.

Ich schreckte auf, als Terra aufsprang und
„Da sind sie!" rief.
„Nicht so laut Terra, nicht das uns noch etwas hört!" bremste sie Leonis. Terra wurde augenblicklich kleinlaut.
„Tut mir leid" flüsterte sie dann nur noch und rannte dann zu Selene und den anderen rüber, die Müde und Erschöpft aussahen.
„Kommt her" forderte ich sie sanft auf und machte ihnen Platz. Kiran schien nicht mehr viel Energie zu haben und ich hoffte das sie noch reichte um die anderen zu wärmen. Man sah Selene an, dass ihr das gesehene unter Wasser sehr nahe ging und ich musste sie nicht fragen wie es ihr ging, da es offensichtlich war. Selbst für mich.

Als Kiran endgültig die Energie ausging um uns zu wärmen, ging es den anderen zum Glück gut genug, so dass wir weiter gehen konnten. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir briet. Das Gefühl das wir kurz vor dem Ziel standen und dennoch nicht gewinnen konnten. Durch den Angriff auf Dragona waren unsere Pläne völlig durcheinandergeraten. Wir waren auf den Nocturainseln, das Portal zum greifen nahe und ich konnte nicht hindurch, weil das Zepter noch immer in meinem inneren war.
Wie sollen wir das Portal betreten, wenn Professor Erion nicht weiß wo wir sind?
Ich traute mich nicht meine Gedanken mit den anderen zu teilen. Jeder von ihnen hatte mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen und ich wollte ihnen jetzt nicht auch noch meine sorgen aufbürden.
„Worüber denkst du nach?" durchschaute Kiran mich sofort.
„Warum glaubst du, dass ich über etwas nachdenke?"
„Ich kenne diesen Blick. Es scheint wichtig zu sein" fügte er hinzu. Das er mich so gut kannte war genauso beeindruckend wie es beängstigend war. Dennoch weigerte ich mich auf seine Frage zu Antworten und blickte zu Boden. Ich spürte seinen besorgten Blick auf mir.
„Es ist wieder das Zepter nicht wahr? Ich habe auch schon darüber nachgedacht" sprach er weiter und lenkte so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Ich will bei den anderen keine Panik auslösen" verteidigte ich mich dann.
„Glaube mir, sie denken über genau das gleiche nach. Wir alle waren bei dem Gespräch mit dem Professor dabei. Die anderen sagen wahrscheinlich aus genau demselben Grund nichts dazu" was er sagte ergab Sinn, so wie eigentlich immer.

Einige Zeit liefen wir Ziellos durch den dunklen dichten Nebel. Wir wussten nicht einmal ob es Tag oder Nacht war, da keine Sonnenstrahlen es durch den Nebel schafften.
„Das hier ist mit Abstand der schrecklichste Ort an dem wir je waren!" beschwerte sich Ahila irgendwann.
„Sei Still! Ich bin nur Froh das wir noch nicht angegriffen wurden" fuhr sie Rune an und genau in diesem Moment hörten wir ein kreischen, welches nicht mehr so weit von uns entfernt war als zuvor.
„Freu dich da mal nicht zu früh" kam es aufmerksam von Kiran der seinen Blick durch die Nebelschleier schweifen ließ. Wir hörten Flügelschläge von mehreren Wesen die um uns herum flogen, doch sehen konnten wir sie noch nicht.
„Wasser, Felsen, Flügelschläge... das werden doch wohl keine" fing Selene eine Vermutung an und als dann Plötzlich ein sanftes Singen ertönte, wussten wir Bescheid.
„Haltet euch die Ohren zu! Das sind Harpyien!" rief Selene dann panisch auf. Wir alle hielten uns die Ohren zu und versuchten den Gesang zu ignorieren um ihr nicht zum Opfer zu fallen. Wesen mit einem Geierartigen Körper und einem Frauenkopf tauchten aus dem Nebel auf. Ihr Frauen Kopf verzog ihre Mimik zu einer Fratze und die blass, graue Haut untermalte dies noch zusätzlich. Eng zusammengekauert standen wir da umzingelt von mehreren Harpyien die drohten uns ins verderben zu reißen...


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