Hunger nach Blut
Mit einem riesigen Fragezeichen in meinem Kopf ließ mich die Chimäre auf dem Felsvorsprung zurück und als ich es nach einigen Minuten schaffte mich wieder zu bewegen, sah ich zu der brennenden Stadt rüber.
„Dragona" hauchte ich und rannte so schnell ich konnte zu den anderen zurück die ungeduldig und nervös auf meine Rückkehr warteten.
„Azura! Geht es dir gut!?" fragte Kiran gleich sobald er mich sah.
„Ja, die Chimäre wollte nur... reden" erklärte ich, was Verwirrung bei allen anderen auslöste.
„Reden?" hakte Ahila nochmal nach.
„Ich erkläre euch das später. Wir müssen zu Dragona zurück ehe die Kriegerfeen alles zerstören!" drängte ich nun und war schon auf dem Sprung loszufliegen.
„Spinnst du!? Sie haben die Kriegerfeen für uns doch nicht in Schach gehalten damit du ihnen jetzt einfach in die Arme fliegst!" protestierte Selene lautstarke. Delwin der neben ihr saß war verdächtig still und wirkte völlig abwesend, doch das ignorierte ich für den Moment.
„Ich werde sie nicht einfach meinet wegen sterben lassen!" schrie ich sie an, dann breitete ich meine Flügel auf und flog zur brennenden Stadt rüber.
Ich blickte zurück und sah das mir meine Freunde folgten, doch als ich zu Boden sah, konnte ich nur Rune in seiner Wolfsgestalt hinterherrennen. Ich hielt an und sah mich nach Delwin um.
„Was hast du?" fragte Terra als sie mit den anderen bei mir ankamen.
„Wo ist Delwin?" alle sahen sich um, doch keiner konnte ihn entdecken. Selene flog sofort tiefer um nach ihm zu suchen. Wir folgten ihr und auch Rune lief auf uns zu.
„Ist was passiert" fragte er nachdem er sich zurück verwandelte.
„Wo ist Delwin!?" kam es laut von Selene. Rune wirkte verwirrt.
„Er war eben noch hinter mir" stellte er fest, dann verwandelte er sich wieder in einem Wolf um der Spur von Delwin zu folgen. Zu Fuß folgten wir ihm, bis wir Delwin geschwächt an einem Felsen lehnend vorfanden.
„Delwin was ist mit dir?" fragte ich besorgt und kniete neben ihm.
„Alles gut... es geht gleich wieder"
„Mach dir nichts vor, du siehst krank aus" stellte ich fest als ich mir seine glasigen Augen und seine trockenen Lippen sah.
„Wann hast du das letzte Mal Blut getrunken?" kam plötzlich die Frage von Kiran. Delwin zögerte.
„Bevor wir hier gestrandet sind"
„Das ist schon Tage her, wie konntest du so lange ohne Blut auskommen?" hakte Selene fast schon panisch nach.
„Vampire halten schon ein paar Tage ohne Blut aus" erklärte er schwach und ich fragte mich wie er bisher mit seinem Blutdurst zurechtgekommen war.
„Auf Helios habe ich mich nachts davongeschlichen und habe mich von Tieren ernährt... doch hier gibt es keine freilebenden Tiere" sagte Delwin ehe ich meine Frage laut aussprechen konnte. Ich überlegte wie ich ihm helfen konnte und mir viel ein, dass Feen immun gegen das Gift der Vampire waren, ein Biss würde mich also nicht verwandeln. Ich atmete tief durch um meinen Mut zusammen zu nehmen und streckte ihm mein Handgelenk hin.
„Hier, trink mein Blut" ich spürte wie sich Kiran hinter mir anspannte, er musste nichts sagen um zu merken, dass er das für keine gute Idee hielt. Auch Delwin wollte das nicht und drückte meine Hand von sich weg.
„Nein... das mache ich nicht"
„Wir brauchen dich aber Delwin!"
„Ich habe seit Jahrtausenden kein Blut mehr von Zweibeinern getrunken... ich weiß nicht was das aus mir machen könnte" ich sah mehr Angst als Hunger in seinen Augen.
„Darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist und jetzt trink" Er packte mein Handgelenk und starrte mir in die Augen.
„Das werde ich nicht tun! Ich bin dein Wächtervampir und ich werde dir keinen Schaden zufügen... dafür bist du zu wichtig für diese Welt!" ich erstarrte, so hatte ich Delwin noch nie erlebt. Er wollte lieber vertrocknet zurückgelassen werden als mein Blut zu trinken.
„Dann nimm meines" kam es leise von Selene. Wir alle sahen zu ihr.
„Mich musst du nicht beschützen und ich bin nicht so wichtig wie Azura" sagte sie mit gedämpftem Ton.
„Was redest du denn da?" konterte ich fassungslos.
„Tu nicht so, du weißt das es stimmt. Deshalb ist es auch eine blöde Idee zur Stadt zurück zu gehen!" jetzt war ich sprachlos und traute mich nicht auch nur ein weiteres Wort zu ihr zu sagen. Schweigend kniete auch sie sich neben Delwin, während ich mich wieder von ihm entfernte. Ich ging zu Kiran der schützend einen Arm um mich legte.
„Du musst das nicht tun" hauchte Delwin. Selene aber krempelte nur ihren Ärmel nach oben.
„Doch das muss ich... wie sonst könnte ich dich dazu bringen mich endlich zu sehen" den letzten Teil wollte sie nur flüstern, doch es war laut genug damit wir alle es hören konnten. Am Perplexesten war Delwin, der offenkundig die Welt nicht mehr verstand.
„Wir sollten sie vielleicht doch lieber alleine lassen" schlug Terra vor.
„Na gut, aber wir bleiben in der Nähe" stimmte Kiran ihr zu, dann gingen wir zu einem Felsen um uns dahinter zu verstecken.
Terra wirkte als hätte sie tausend fragen.
„Selene steht auf Delwin!?" sprudelte es dann aus ihr heraus, auch Ahila stand diese Frage ins Gesicht geschrieben.
„Ja" bestätigte ich die Frage zögerlich.
„Und du wusstest das!?" kam es nun von Ahila. Ich rieb mir verlegen den Kopf.
„Nur weil sie es mir erzählt hat... sonst hätte ich das auch nicht gewusst" gab ich zu, Ahila lachte auf.
„Hätte mich auch gewundert, wenn du es gesehen hättest, während du es nicht mal bemerkst, wenn zwei Typen gleichzeitig auf dich stehen" ich wurde schlagartig knallrot, da Kiran direkt neben mir stand und hörte was sie sagte, dass er dann noch leise zu lachen begann half mir da erst recht nicht weiter.
Nach einer Weile kamen Selene und Delwin zu uns. Er sah zwar wieder fitter aus, traute sich aber nicht einen von uns direkt anzusehen. Selene sah etwas blass aus und hielt sich das Handgelenk.
„Wir können weiter" schlug sie vor bevor einer von uns etwas sagen konnte. Wir nickten nur und machten uns auf den Weg zurück nach Dragona.
Je näher wir der Stadt kamen, umso schrecklicher wurde das Bild vor uns. Dicke Graue Rauchschwaden bedeckten die einst so prachtvolle Stadt. An einigen Stellen brannten noch vereinzelte Glutnester und von den Gebäuden waren nur noch eingestürzte Ruinen übrig. Ein Eiskalter Schauer durchfuhr meinen Körper als ich sah, dass das Drachenskelett das einzige war, das von Dragona noch übrig war.
„Es ist alles weg" stellte Delwin enttäuscht fest, er ließ sich einfach kniend auf den mit Asche bedeckten Boden fallen.
„Es tut mir so leid Delwin... ich weiß was dir diese Stadt bedeutet hat" versuchte Selene ihn zu trösten. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals bei den Gedanken das diese Feen ihr Leben dafür gegeben haben, mich zu retten. Eine Stadt die mich kaum kannte, eine Stadt die sich gegen die Regeln des Königs stellte und bis heute in Sicherheit hier leben konnte.
„Egal wo ich hingehe... der Tod und die Zerstörung folgt mir überall hin" flüsterte ich, doch Kiran hörte was ich sagte.
„Sag sowas nicht. Das hier ist nicht deine Schuld... keiner hätte ahnen können, dass die Kriegerfeen ihre Flotte so aufgerüstet haben, dass sie vom Meer aus eine ganze Stadt zerstören konnten" versuchte er mein Gewissen zu mildern.
„Trotzdem... sie währen nie hergekommen, wenn ich nicht hier gewesen wäre" traurig starrte ich in die Glut die ein ganzes Haus verschlang. Kiran griff mach meinem Arm und zog mich in eine feste Umarmung.
„Du hast die Macht das alles zu ändern... du kannst diese Leute hier rächen indem du weitermachst Azura" sprach er mir Mut zu und es funktionierte.
„Du hast recht... ich werde König Amos dafür bezahlen lassen was er getan hat. Und wenn es das letzte ist was ich tue!" sprach ich voller Mut und löste mich wieder aus seiner Umarmung um weiter nach Überlebenden zu suchen.
Als ich gerade ein eingestürztes Haus durchsuchte, nachdem ich schon zahlreiche verbrannte Leichen geborgen hatte, hörte ich hinter mir ein lautes knacken. Ich fuhr zusammen und glaubte zunächst das wieder Gebäudereste zusammengebrochen waren. Dem knacken folgte ein gequältes stöhnen.
Ein überlebender?
Schnell rannte ich zudem sich Bewegenden Brettern und räumte diese zur Seite. Das Bild das sich mir dann zeigte ließ mich zu einer Salzsäule erstarren. Es war Leonis der versucht hatte die Bretter von sich runter zu räumen, was aber schwer war, da auf ihm der leblose Körper von seinem Großvater Lobo lag.
„Oh nein" hauchte ich bevor ich mich wieder bewegen konnte um ihm zu helfen.
„Bringen wir ihn hier raus" sagte ich, Leonis stand unter Schock, er konnte nicht aufhören seinen Toten Großvater anzustarren.
„Leonis! Wir müssen ihn hier rausbringen!" schrie ich ihn an. Bei der Platzwunde an seinem Kopf wusste ich nicht ob er mich überhaupt wahrnahm. Doch er griff nach dem anderen Arm und half mir Lobo raus aus der brennenden Stadt zu ziehen.
„Lobo! Nein!" schrie Delwin auf. Das war kein leichter Tag für ihn und nach all dem was er heute durchmachen musste, wusste ich nicht was ich hätte sagen können um ihn zu trösten. Also ließ ich ihn und Leonis in ihrer Trauer alleine um die Ruinen weiter zu durchsuchen.
Stundenlang durchsuchten wir die Trümmer, mussten dann aber veststellen das Leonis der Einzige war, der das hier überlebt hatte und das, weil sein Großvater sein Leben dafür gegeben hatte um ihn zu retten.
Es war abends und wir saßen außer Sichtweite der brennenden Stadt um ein Lagerfeuer um einen kleinen Teil unserer Vorräte zu sammeln.
„Eins verstehe ich nicht... was war denn nun die Prüfung der Chimäre?" brach Terra irgendwann das schweigen.
„Die Prüfung war, ihn nicht anzugreifen... da überall erzählt wird das er der stärkste der vier ist, gehen alle davon aus das man ihn töten muss... aber eigentlich ist er ein sehr weises Wesen der einfach nur... reden möchte" erklärte ich während ich abwesend ins Feuer starrte. Dann dachte ich an einen Teil der Unterhaltung mit der Chimäre und ich sah zu Leonis der seitdem ich ihn geborgen hatte nichts mehr gesagt hatte.
„Warum gab es keine Unbegabten in Dragona?"
„Glaubst du echt das, dass jetzt der Richtige Zeitpunkt ist um sowas zu fragen?" maulte mich Terra an, die gerade damit beschäftigt war die Platzwunde von Leonis zu heilen.
„Es war bei dem Gespräch mit der Chimäre relevant und wir können es uns nicht leisten auf einen Richtigen Zeitpunkt zu warten! Also?" konterte ich ernst und Terra sah mich sorgenvoll an ehe sie sich wieder der Wunde zuwandte.
„Ist schon gut Terra... was genau sind denn... Unbegabte?" perplex sahen wir alle ihn an.
„Nah... Fenn die ohne Magie geboren werden" erklärte Ahila. Leonis wirkte verwirrt.
„Davon habe ich noch nie gehört"
„Also... ich bin ja schon eine ganze Weile hier... es kann nicht sein das ihr noch nie von Unbegabten gehört habt. Hyperion hat ein ganzes Viertel voll mit ihnen und auch auf Helios gibt es sie" kam es nun von Delwin.
„Ähm... dann hatten wir wohl einfach... Glück" stammelte Leonis etwas geschwächt. Ich nickte nur, aber in Wahrheit ließ mir diese Frage keine Ruhe.
Warum gab es auf Dragona einer Stadt zu der der König keinen Zugang hatte, keine Unbegabten?
Ein weiteres Geheimnis, das ich Unbedingt lüften musste...
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