Gejagt
Verunsichert sahen wir zu den Hügeln hinter den See. Dahinter erschien ein Feuerrotes Licht welches jede Sekunde heller brannte.
„Was ist das?" flüsterte ich, doch ehe Kiran mir darauf eine Antwort geben konnte, schoss ein brennender Schmerz in meinen Oberarm.
„Aua" das Brandmal an meinem Arm glühte regelrecht. Kiran sah mich voller sorge an, so lange bis ihm eine Sache auffiel.
„Wo ist deine Kette?" panisch griff ich an meinen Hals. Nur noch die Kristallkette von Evander war da und ausgerechnet die Kette die mich vor den Kriegerfeen schützen sollte, war weg.
„Sie war eben noch da"
„Wir müssen sie finden und zwar schnell" Kiran packte meinen Arm und rannte mit mir durch die Menge, so lange bis wir Lobo und Leonis fanden die sich gerade mit unseren Freunden unterhielten.
„Lobo, jemand hat meine Kette gestohlen!" protestierte ich lautstark. Lobo aber lachte nur.
„Ich sagte euch doch, dass ihr auf eure Sachen aufpassen müsst"
„Nein, ihr versteht nicht. Auf dieser Kette lag ein Schutzzauber, der mich vor den Kriegerfeen versteckt" ich zeigte ihm das glühende Mal.
„Sie sind schon hier" das lachen verschwand augenblicklich aus seinem Gesicht und er stieg auf das Podest.
„Alle mal hergehört! Wer hat der Schattenfee die Halskette gestohlen!" rief er in die Menge, alle verstummten, doch keiner rührte sich.
„Es gibt keine Strafe für denjenigen, es ist nur wichtig das wir die Kette zurückbekommen" noch immer trat niemand hervor und Lobo erkannte, dass er den Feen die Wahrheit sagen musste.
„Es ist ein Schutzzauber auf dieser Kette und wenn sie diese nicht zurückbekommt, werden die Kriegerfeen herkommen" Ein raunen durchfuhr die Menge.
„Ich habe sie" rief eine junge Windfee und hielt die Kette hoch. Mit schuldbewusstem Blick trat sie hervor und reichte sie mir. In ihren Augen sah ich Tränen.
„Es tut mir leid... das wusste ich nicht" schluchzte sie.
„Ist schon gut" sagte ich ruhig und legte die Kette wieder an.
„Das wird aber nicht mehr reichen. Auch wenn mein Aufenthalt wieder verschleiert ist, die Kriegerfeen wissen das ich auf dieser Insel bin und sie werden nicht eher ruhen bis sie mich gefunden haben" erklärte ich dann ernst. In der Menge nahm ich gemischte Gefühle wahr, was meine Anwesenheit hier belang. In einigen Augen sah ich Angst, eine Angst die mir galt.
„Ich bin keine Verbrecherin. Sie jagen mich, weil ich eine Schattenfee bin und weil ich etwas besitze was sie haben wollen. Es ist in unser aller Interesse, das sie das was ich habe nicht bekommen, glaubt mir das bitte" wildes Gemurmel machte sich in der Menge breit, bis sich Lobo wieder zu Wort meldete.
„Wir können an dem geschehenen nichts mehr ändern. Aber ihr seid unsere Gäste und ich vertraue euch mehr als ich dem König und seinen Handlangern vertraue. Wir werden euch Zeit verschaffen und ihr werdet zu den Bergen fliehen um die Chimäre zu suchen. Die Party ist vorbei!" verkündete Lobo.
Alle machten sich sofort kampfbereit. Sie tauschten ihre Festlichen Kleider gegen Rüstungen und die Speisen und Getränke gegen Waffen. Auch wir trugen wieder unsere Rüstungen und Leonis gab jedem von uns einen Rucksack mit Vorräten.
„Wenn ihr dem Pfad hinter dem Dorf folgt, gelangt ihr automatisch in das Gebirge in dem die Chimäre lebt sagt Großvater" erklärte er uns hektisch.
„Was wirst du tun?" fragte Terra besorgt, Leonis lächelte.
„Ich werde euch so viel Zeit verschaffen wie möglich"
„Aber..."
„Sie greifen an!" schrie jemand aus dem Dorf und unterbrach Terra.
„Geht jetzt! Los!" drängte Leonis.
„Danke für alles" sagte ich noch, ehe ich Terras Arm griff und sich hinter mir herzog. Wir sahen noch wie die ersten Feuerbälle auf Dragona gefeuert wurden, bevor wir in der Dunkelheit verschwanden.
Wir rannten durch die Dunkelheit, so lange bis unsere Lungen brannten und wir eine Pause einlegten. Hinter dem Hügel welchen wir gerade überquert hatten, konnten wir die rot leuchtenden Rauchschwaden sehen, die von Dragona ausgingen.
„Wir hätten sie nicht zurücklassen dürfen!" schimpfte Terra.
„Was hätten wir denn tun sollen? Das Risiko, dass sie Azura erwischen wäre zu hoch gewesen" versuchte Rune es ihr zu erklären, aber das wollte sie nicht hören. Sie schubste Rune von sich weg.
„Sie haben mir das Leben gerettet und wir danken es ihnen, indem wir sie im stich lassen!"
„Wir danken es ihnen, indem wir Azura zum Schattenportal bringen" ging Kiran streng dazwischen. Terra funkelte ihn wütend an, schien dann aber zu verstehen was er meinte. Sie atmete frustriert aus.
„Na schön... dann suchen wir eben diese Chimäre" maulte sie und ging einfach weiter. Ich überlegte, ob ich Terra schon mal so wütend erlebt hatte und folgte ihr dann.
Nach mehreren Stunden, fanden wir alte zerfallene Ruinen die mitten auf der Wiese standen. In der ferne konnten wir weder die Rauchschwaden, noch das Licht der Flotte noch erkennen.
„Wir sollten uns ausruhen" schlug Delwin bedrückt vor. Seit unserer Flucht hatte er kein einziges Wort verloren.
„Geht es dir gut?" fragte Selene besorgt, Delwin nickte nur und fing an Holz für ein kleines Feuer zu sammeln. Wir anderen versuchten eine einigermaßen Überdachte Stelle zwischen den Ruinen zu finden, was bei dieser Dunkelheit nicht sehr leicht war.
„Was das hier wohl für ein Ort war?" fragte ich mich leise.
„Das ist erstmal unwichtig. Wir sollten uns noch etwas ausruhen bevor die Sonne bald aufgeht" lenkte Kiran ab. Ich schwieg und suchte weiter.
Wir fanden unter einem sehr durchlöchertem Dach Schutz und machten uns etwas zu Essen. Nach dem Essen machten wir das Feuer sofort wieder aus, um niemanden auf uns aufmerksam zu machen. Es war kalt und unter dem Dach war es so eng, dass wir sitzend und eng nebeneinander schlafen mussten. Keiner von uns verfiel zunächst in einen Tiefschlaf, unsere Sinne waren stehts Wachsam und wir lauschten immer und zu jederzeit, ob sich uns irgendetwas näherte. Ich musste dann doch irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte, lag ich auf der Seite auf dem Boden.
Verwirrt drehte ich mich müde auf die andere Seite. Als ich dann aber die Augen öffnete, schrie lauthals los und robbte mich rückwährts von dem verbrannten Skelett weg welches in einer grotesken Stellung neben mir auf dem Boden lag. Mein Herz raste wie wild, auch die anderen schreckten auf und kamen zu mir.
„Azura was ist los?" fragte Ahila nur verwirrt. Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, bemerkten wir das der Morgen dämmerte und das wir in einer völlig abgebrannten Stadt geschlafen hatten, in der überall die Skelette von Feen lagen die vor sehr langer Zeit nicht rechtzeitig vor einem Feuer fliehen konnten.
„Bei Titanias Flügeln... was ist denn hier passiert?" kam es entsetzt von Terra.
„Was es auch war. Es ist viele Jahre her. Kommt wir müssen weiter" drängte Delwin, der sich gleich auf den Weg machen wollte.
„Weißt du was hier passiert ist Delwin?" hakte ich streng nach. Ich kannte Delwin mittlerweile lange genug um zu wissen wann er einer Frage ausweichen wollte. Er zögerte.
„Das hier... ist zu der Zeit passiert als Etril in drei Teile geteilt wurde" fing er dann an.
„Einige Feen waren den Lichtfeen treuergeben und wollten die Schattenfeen auslöschen... es kam zu einem Kampf auf dieser Insel und nachdem einige Feuerfeen dieses Dorf einfach abgebrannt hatten... ließen Lobo und die anderen sie verbannen und das Dorf als Denkmal stehen... ein Denkmal an einen schrecklichen Krieg, der vielen Feen das leben gekostet hatte... ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass diese Gebeine nur Lichtfeen waren" ein kalter Schauer schoss mir über den Rücken. Der Gedanke zwischen toten Licht- und Schattenfeen zu stehen löste ein ungutes Gefühl in mir aus. Schweigend packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg tiefer in das Gebirge der Insel zu gehen.
Je näher wir dem Gebirge kamen, umso unwegsamer und steiler wurde der Weg. Die Grünen Flächen gingen immer mehr in Felsigen Untergrund über und die Luft schien immer dünner zu werden.
„Wie sollen wir die Chimäre denn finden? Sie hat mehrere Höhlen zwischen denen er hin und her wandert... und keiner weiß wie viele das sind" keuchte ich angestrengt.
„Du wirst es am Geruch erkennen. Da wo sich die Chimäre am längsten aufhält, da wird es nach verwesenden Kadavern riechen" erklärte Delwin ernst. Es schien als wüsste Delwin genau wo er hinging, als wäre er schon einmal hier gewesen.
„Hast du die Chimäre schon mal gesehen?" fragte ich dann neugierig. Delwin zögerte.
„Ja, kurz bevor ich die Insel verlassen hatte, habe ich die Grundsteine für die Verhandlung von Lobo und der Chimäre geschaffen. Die Chimäre wird von den Feen die hier leben nicht gejagt und im Gegenzug greift sie Dragona nicht an" erzählte er und wir beschlossen ihm zu folgen, da er den Standort von mindestens einer Höhle kannte. Nach einem anstrengenden Aufstieg, zog ich mich an einem Felsvorsprung hoch, doch meine Kraft lies nach und ich hing wie ein nasser Sack an der Klippe. Ich hätte auch fliegen können, doch auch hier war ein starker Wind und mein Interesse ein drittes Mal gegen einen Felsen geschleudert zu werden, hielt sich in Grenzen. Kiran reichte mir eine Hand und zog mich mit einem Ruck nach oben, damit Terra und Ahila nachkommen konnten. Kaum standen wir oben, wehte uns schon der stränge Geruch von Verwesendem Fleisch entgegen. Angewidert rümpften wir die Nase und wagten uns näher an die dunkle Steinhöhle heran.
„Meint ihr, dass er hier ist?" fragte Selene und man merkte, dass sie mühe hatte sich nicht zu übergeben.
„Bei dem Geruch... ist er sicher nicht weit weg" bestätigte Delwin mit seiner Hand vor dem Mund. Ich trat näher an die Höhle heran. Darin und davor lagen verschiedene Tierkadaver. Bei den meisten konnte ich nicht mehr ausmachen was es einmal für ein Wesen gewesen ist, aber Feen waren meiner Meinung nach keine dabei.
„Er muss hier in der Nähe sein. Ein paar der Kadaver sehen noch frisch aus" stellte ich dann fest, während ich meinen Würgereiz unterdrückte. Dann erstarrte ich als mich durch den Eiskalten Wind hindurch ein feuchter, warmer Atem traf, dicht gefolgt von einem dumpfen knurren. Wie in Zeitlupe drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der der Atem kam. Auf einem höhergelegenen Felsen stand die Chimäre mit ausgebreiteten Echsenflügeln über uns. Drei wütende Köpfe starrten uns an. In der Mitte war der Löwenkopf der uns unheilvoll anknurrte. Links aus seiner Schulter trat der gewaltige Ziegenkopf hervor mit dessen riesigen Spitzen Hörnern ich keine Bekanntschaft machen wollte. Der dritte Kopf war der einer Schlange, welcher sich an der Stelle befand an der sich der Schwanz des Löwen eigentlich befinden sollte. Die Rote Schlange zeigte sich rechts vom Löwenkopf und präsentierte uns mit einem scharfen fauchen ihre Reiszähne. Wir schluckten schwer und wichen ein Stück zurück.
„Ihr seid es. Die die meine Schwestern besiegt haben. Ich habe mich schon gefragt, wann ich euch in meiner Futtergrube willkommen heißen kann" drohte der Löwenkopf.
„Töten wir sie!" forderte die Ziege mit einem Schnauben das so stark war, dass der Steinstaub neben ihr aufgewirbelt wurde.
„Fressen wir ihre Augen!" fügte die Schlange ihren Vorschlag fauchend hinzu. Mein Herz raste, Panik machte sich breit und ich wusste, dass hier wurde keine einfache Angelegenheit...
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