Die Konsequenzen

Gebannt warteten wir darauf das uns die Sphinx das dritte Rätsel aufsagte das wir für sie lösen mussten. Bisher hatten wir mehr Glück als Verstand und ich war mir ziemlich sicher das die Sphinx das wusste.
„Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit der Zahl seiner Füße; aber eben, wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten" sagte sie auf und sie lächelte uns mit einem verschlagenen Grinsen an. Sie wusste wie schwer das Rätsel war und keiner von uns konnte sich sein Fassungsloses Gesicht verkneifen.
„Das ist ein Scherz oder?" fragte Delwin entsetzt.
„Ich fürchte nicht" sagte ich geschlagen ohne dabei meinen Blick von der hinterhältigen Sphinx abzuwenden. Sie hatte uns absichtlich erst leichtere Rätsel gestellt, damit wir uns in Sicherheit wägten. Nur um uns nun ein schier unlösbares Rätsel aufzusagen das uns völlig aus dem Konzept brachte.

Einige Minuten grübelten wir, doch keiner wusste die Antwort auf das Rätsel und der Himmel begann langsam immer heller zu werden.
„Wir müssen es herausfinden... uns läuft die Zeit davon" drängte Selene nervös.
„Ich habe das Buch der Mystischen Wesen bestimmt zehnmal durchgeblättert, aber über so ein Wesen habe ich dort definitiv nichts gelesen" gab ich etwas verzweifelt zu.
„Außerdem ergibt es keinen Sinn, dass das Wesen mit vier Beinen schwächer und langsamer ist als mit zwei" grübelte Ahila.
„Wartet mal... was ist, wenn mit morgens, mittags und abends gar nicht der Tag gemeint ist" fing Terra laut an nachzudenken. Jeder sah fragend zu ihr.
„Wie meinst du das? Wie könnte es sonst gemeint sein?" fragte Kiran neugierig nach.
„Ahila hat recht. Vierfüßige Wesen sind meistens stärker und schneller als zweifüßige. Aber Babys zum Beispiel, sind das nicht" erklärte sie und langsam begriffen wir worauf sie hinauswollte.
„Du meinst Feenbabys? Aber sie haben von Anfang an Flügel... das gleicht diese Schwäche doch wieder aus" überlegte Ahila weiter.
„Stimmt... da hast du auch wieder recht" in dem Moment als Terra die Hoffnung die Antwort herausgefunden zu haben aufgab, fiel mir etwas ein was die Sphinx zuvor gesagt hatte.
„Wartet. Hat die Sphinx vorhin nicht gesagt, dass sie und ihre Geschwister früher auf der Magielosen Ebene gelebt haben?" die Augen von Terra und Delwin wurden immer größer.
„Menschen" sagte Delwin zuerst.
„Ja Natürlich. Ich habe ein Buch über sie gelesen" freute sich Terra und sie drehte sich selbstsicher zur Sphinx um die sich die Zeit damit vertrieb die Krallen ihrer Tatzen zu begutachten.
„Es ist der Mensch, der am Morgen seines Lebens, so lange er ein Kind ist auf vier Füßen läuft und dann am schwächsten ist. Sobald er stark geworden ist läuft er am Mittag seines Lebens auf zwei Füßen und am Lebensabend Bedarf es einer Stütze als Hilfe beim gehen und so läuft er dann auf drei Füßen" die Sphinx senkte ihre Tatze und sah Terra fast schon wütend an.
„Nur sehr wenige haben es geschafft dieses Rätsel zu lösen" sie beugte sich zu ihr um auf Augenhöhe mit ihr zu reden.
„Du bist schlau kleine Fee. Ich bin fast schon beeindruckt" Nun richtete sie sich wieder auf und sah uns alle an.
„Ihr habt es geschafft. Nun sollt ihr euren Lohn erhalten. Meine Schwester. Die Hydra. Sie lebt tief in den Sümpfen am Fuß der Berge. Haltet euch im Nord-Osten der Sümpfe auf und ihr werdet sie finden" Mit den Worten lief sie zurück in ihre Höhle und wir standen noch kurz mit pochenden Herzen dort, bevor wir uns auf den Heimweg machen.
„Du hast ein Buch über Menschen gelesen? Ist das dein Ernst?" fragte Ahila skeptisch. Terra zuckte nur mit den Schultern.
„Es hat uns gerade das Leben gerettet oder etwa nicht" dann ging sie über die Brücke und wir folgten ihr.

Nichts ahnend kamen wir ohne weitere Zwischenfälle bei der Akademie an. Die Sonne zeigte sich schon langsam am Horizont und wir glaubten es noch rechtzeitig geschafft zu haben. Doch kaum öffneten wir die Tore, da standen Rektorin Fenja und Professor Erion schon mit verschränkten Armen und wütenden Blick vor uns. Wir erstarrten und bewegten keinen Muskel mehr.
„In mein Büro. Sofort!" fuhr uns die Rektorin an, dann machte sie kehrt und lief los.
„Was habt ihr euch nur dabei gedacht?" fügte der Professor noch hinzu bevor er ihr folgte. Wir tauschten beunruhigte Blicke ehe auch wir ihnen folgten.

Kaum standen wir in ihrem Büro, da fiel die schwere Holztür hinter uns mit einem lauten knall zu. Jeder von uns zuckte zusammen und tatsächlich hatte ich gerade mehr Angst vor der Rektorin als vor der Sphinx. Wütend lief sie hinter ihrem Schreibtisch hin und her, während Professor Erion etwas Abseits stand und uns ebenfalls wütend musterte.
„Das war leichtsinnig und dumm von euch. Einfach mitten in der Nacht das Schulgelände zu verlassen um ein Monster zu suchen. Was habt ihr euch nur dabei Gedacht!?" schimpfte sie dann los. Ich hatte das Gefühl in ihrer Gegenwart immer kleiner zu werden. Delwin hob seine Hand um etwas zu sagen, doch die Rektorin unterbrach ihn noch bevor er anfangen konnte zu sprechen.
„Mit dir rede ich später noch!" sofort senkte er seine Hand wieder und rückte etwas in den Hintergrund.
„Rektorin bitte. Das ist alles meine Schuld, bestrafen sie die anderen nicht für etwas das ich Falsch gemacht habe" verteidigte ich die anderen.
„Es freut mich das du deine Freunde verteidigst Azura. Aber jeder von ihnen ist alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen und offenbar kam keiner von ihnen auf die Idee dich davon abzuhalten nach der Sphinx zu suchen!" fuhr die Rektorin wütend vor.
„Aber sie haben doch gesagt das wir nur im ersten Semester nicht nach den Ungeheuern suchen dürfen und daran haben wir uns gehalten" wurde ich nun lauter. Die Rektorin sah fragend zum Professor der geschlagen nickte und meine Aussage damit bestätigte.
„Nun... das bedeutet aber noch lange nicht, dass ihr gleich zu Anfang des zweiten Semesters aufbrechen solltet!" versuchte die Rektorin ihre stränge aufrecht zu erhalten, doch jeder von uns wusste das ihr die Argumente ausgingen.
„Wie habt ihr sie überhaupt gefunden?" lenkte sie nun ab.
„Ich habe die versteckte Schriftrolle in der Bibliothek gefunden" antwortete ich. Fassungslos sah sie mich an.
„Du konntest... nun... wie dem auch sei. Wir können an dem Schlamassel nichts mehr ändern. Aber in Zukunft will ich genau wissen was ihr vorhabt und wo ihr hingeht. Ich will nicht das die Schwarze Feder oder wie ihr euch nennt sich selbst vernichtet, weil sie zu unvorsichtig war" verwirrt sahen wir uns an als sie wieder das Thema wechselte. Aber keiner von uns traute sich nachzufragen warum sie nicht näher auf die Schriftrolle eingehen wollte. Nun setzte sie sich an ihren Schreibtisch und sah mich nachdenklich an.
„Du überrascht mich immer wieder Azura. Du hast große Fortschritte gemacht. Ich zweifle also nicht deine Fähigkeiten an. Ich habe sorge was passiert, wenn die Kristallfee in dir stärker wird... was wie ich glaube bereits passiert ist" schuldig senkte ich den Kopf. Natürlich wusste sie auch von dem Zwischenfall mit den Kriegerfeen Bescheid.
„Ich weiß nicht wie das passieren konnte... ich hatte keine Kontrolle darüber" gab ich zu.
„Das weiß ich. Die Kristallfeen werden nicht umsonst Kriegsfeen genannt. Sie waren im Krieg skrupellose und mächtige Krieger. Aber der Kontrollverlust, der gehört nicht zum Feencharakter der Kristallfeen. Eigentlich sind sie die Feen die sich am besten unter Kontrolle haben. Das machte sie auch so gefährlich" erklärte die Rektorin wieder sachlicher.
„Das Mondzepter wird stärker in dir und offenbar hat es kein Interesse daran in die Hände der Lichtfeen zu geraten" fügte sie noch hinzu und jetzt wurden wir alle hellhörig.
„Warten sie mal. Deuten sie gerade an, dass das Zepter ein eigenes Bewusstsein Besitzt?" fragte Kiran entsetzt nach.
„Nicht so ganz. Es hat einen eigenen Schutz-Mechanismus und es kann entscheiden von wem es getragen oder genutzt wird. So wurden früher die Könige gewählt"
„Das bedeutet also, dass das Sonnenzepter genauso Sadistisch ist wie König Amos?" knirschte ich und lenkte den Blick der Rektorin wieder zu mir.
„Das könnte sein. Aber das Sonnenzepter ist schon so lange im Besitz der Sonnenfeen, dass ich mir gut Vorstellen kann das es Manipuliert wurde" antwortete sie und für mich ergab diese Antwort Sinn. Was die sorge darüber was passieren könnte, wenn der König auch das andere Zepter in die Hände bekam nur noch mehr anwachsen ließ. Prüfend sah die Rektorin wieder zu Professor Erion rüber, der wieder nur zustimmend nickte.
„Ich wollte es euch eigentlich noch nicht sagen, aber da ihr ja so scharf darauf seid euch in Gefahren zu stürzten, muss ich es auch wohl doch gleich sagen" neugierig sahen wir sie an und fragten uns was sie uns wohl so Wichtiges zu sagen hatte. Einen Augenblick zögerte sie, bevor sie geschlagen ausatmete und anfing zu erzählen.
„Ich habe vielleicht einen Weg gefunden das Mondzepter zu entfernen" freudig sah ich sie an, doch noch bevor ich etwas sagen konnte hob sie ihren Finger.
„bevor du jetzt aber in Freudensprünge verfällst muss ich dir sagen das es nicht einfach wird... es wird vielleicht auch schmerzhaft. Ich muss noch einiges nachforschen und beschaffen ehe ich das Mondzepter extrahieren kann. Das dauert noch, also gebt mir noch etwas Zeit bevor ihr wieder auf Monsterjagt geht" ich nickte etwas niedergeschlagen. Ich wusste das der Großteil ihrer Wut daher rührte, weil mich die Kriegerfeen gefunden hatten und wenn alles schiefgelaufen wäre, hätte König Amos das Zepter bereits.
„Noch etwas bevor ihr geht. Es ist wichtig, dass das Mondzepter extrahiert wird, vor allem jetzt wo es aktiv wird. Ein Feenkörper ist stark, aber nicht stark genug um so eine geballte Kraft lange in sich zu tragen. Je öfter Azura die Macht des Zepters nutzt, umso Gefährlicher wird es für sie" ein schaure lief mir über den Rücken.
„Von wie Gefährlich reden wir denn?" fragte ich nach, da ich die Macht des Zepters nicht willentlich einsetzen konnte.
„Im schlimmsten Fall... wird es dich von innen heraus zerfetzen" ich schluckte.
„Klingt... nicht so gut" konnte ich dann nur sagen, dabei spürte ich die Anspannung meiner Freunde die alle hinter mir standen. Ich wusste das die beunruhigt waren, auch wenn ich ihre Gesichter nicht sehen konnte.
„Können wir denn nichts machen? Es stabilisieren... oder inaktiv machen?" kam es plötzlich von Kiran, als ich zu ihm sah, sah ich fast schon Panik in seinem besorgten Blick.
„Ich weiß deine Sorge um Azura wirklich zu schätzen Kiran. Aber wir reden hier von dem Mächtigsten Artefakt der Schattenfeen welches je existiert hat. Es zu extrahieren übersteigt eigentlich schon meine Fähigkeiten. Seine Macht zu unterdrücken... ich glaube das könnte nur Titania höchst selbst tun" sagte sie mit einer Enttäuschung in der Stimme die uns alle beunruhigte. Ich spürte die innere Panik in ihm und ich war mir sicher, dass diese Panik auch mit seinem Feenschwur zusammenhing. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Arm und brachte ihn dazu mich anzusehen.
„Ist schon gut Kiran... wir finden einen anderen Weg" versuchte ich ihn mit einem Satz zu beruhigen an den ich selbst nicht glaubte. Er riss seinen Arm weg und sah mich ernst an.
„Ist schon gut!? Wir reden hier davon das du in Stücke gerissen werden könntest! Wie kannst du da nur so ruhig bleiben!?" ich wusste nicht wie ich darauf regieren sollte.
„Ich... ich weiß es nicht" stotterte ich nur und spürte kurz darauf eine Hand auf meiner Schulter. Es war Delwin.
„Sie anzubrüllen hilft da jedenfalls nicht!" fuhr er ihn an. Kirans Blick wanderte zwischen mir uns Delwin hin und her. Ich verstand nicht was er versuchte zu sehen, ich für meinen Teil war einfach nur verwirrt und verunsichert. Ich wollte einfach nur weg, an einen ruhigen Ort an dem ich nachdenken konnte. Doch ich stand zwischen zwei großen Männern zwischen denen sich solch eine Spannung aufbaute, das ich glaubte das die Luft in der ich stand zu vibrieren begann. Hilfesuchend sah ich zur Rektorin die uns nur ansah als hätte sie gerade ein Rätsel gelöst.
Das hilft mir überhaupt nicht! Doch bevor die ganze Sache eskalieren konnte, sprang die Bürotür auf und Professor Levent stürmte keuchend ins Büro.
„Rektorin!... Ein... ein Schiff nähert sich unserem Harfen" versuchte sie einen Satz zwischen ihren schweren Atemzügen hervorzubringen.
„Professor beruhigen sie sich erstmal. Hier legen regelmäßig Schiffe an. Warum sind sie so Panisch?" fragte die Rektorin verwirrt nach. Professor Levent brauchte einen Moment um sich zu fassen, dann klopfte sie ihre Kleidung ab und nahm wieder ihre gewohnt elegante Haltung ein. Doch was sie dann sagte, raupte uns allen den Atem.
„Es ist das Persönliche Schiff des Königs"...

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