Das Wiedersehen
Endlich war es so weit. Geduldig wartete ich vor den Toren der Akademie darauf das meine Freunde zurück kamen. Eigentlich wollte ich unten am Harfen auf sie warten, aber da der Schutzzauber der Rektorin nicht bis dorthin reichte, musste ich hier warten bis die Pegasus Kutschen den Berg hinaufkamen. Nervös lief ich hin und her und hoffte wie schon in den ganzen zwei Monaten das sie meinetwegen keine Schwierigkeiten auf Hyperion hatten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich endlich das rattern der Holzräder und das Schnauben der ersten Pegasoi welche die vollgeladenen Kutschen hinter der Böschung in Richtung Akademie zogen. Eine Kutsche nach der anderen reihte sich vor dem Gebäude auf und die ersten Feen sprangen oder folgen schon aus den Kutschen. Neugierig sah ich mich nach meinen Freunden um, doch sie schienen nicht in den Kutschen zu sein die in der ersten Reihe standen. Nervosität machte sich breit je länger ich nach ihnen Ausschau hielt. Ich war so darauf konzentriert sie zu finden das ich gar nicht merkte das sie bereits auf mich zu rannten.
„Azura!" schrie Terra und riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken sah ich in ihre Richtung und sah wie sie, Selene und Ahila freudestrahlend auf mich zu rannten. Kaum waren sie bei mir angekommen, umarmten sie mich zu stürmisch das wir fast umkippten.
„Es ist so schön dich wieder zu sehen" kam es erleichtert von Selene.
„Ich habe euch auch vermisst" keuchte ich, da sie mich so fest umarmten das ich kaum Luft bekam.
„Wir haben viel zu besprechen" fügte Selene noch hinzu nachdem sie mich aus ihrer Umarmung befreit hatte. Dann flogen sie los um ihr Gepäck zu holen. Ich wartete und erkannte Kiran in der Menge. Er sah nachdenklich und etwas bestürzt aus, als währen seine Ferien nicht so gut verlaufen als die der anderen. Ich begann mir Sorgen um ihn zu machen, konnte aber nicht zu ihm da Lumia wieder um ihn herumtanzte wie eine Motte um ein Licht.
„Los gehen wir rein" hörte ich Ahila neben mir. Wieder hatte ich sie nicht bemerkt. Alle drei stand mit ihren Flügeln und ihrem in der Luft schwebenden Gepäck neben mir und warteten darauf das ich mit ihnen hinein ging. Ein letztes Mal sah ich zu Kiran, auch er sah kurz zu mir. Dann nickte ich und folgte den anderen in die Wohngemeinschaft.
Meine Freunde brachten ihr Gepäck in ihre Zimmer während ich in der Leseecke auf sie wartete, dann gingen wir zusammen zum Speisesaal wo wir uns ein paar warme Getränke und kleine Snacks holten um es uns dann im Dryaden-Garten bequem machten.
„Dann erzähl mal was du hier so allein getrieben hast, ich hoffe du warst nicht ganz so einsam" fing Selene neugierig an zu fragen.
„Ich war nicht allein. Delwin und Esme waren ja noch da und mit den Professoren habe ich mich auch gut verstanden" beim erwähnen von Delwin glaubte ich ein leichtes schmunzeln auf Selenes Lippen gesehen zu haben, ich dachte mir aber nichts weiter dabei und erzählte ihnen wie ich meine Ferien verbracht habe.
„Klingt als hätte es dir hier gefallen" stellte Ahila fest.
„Ja hat es. Und jetzt ihr, was habt ihr so gemacht" lenkte ich nun von mir ab. Selene fing an.
„Ich habe meine Eltern besucht. Es ist immer wieder ungewohnt unter Wasser zu sein, wenn man so viel Zeit an Land verbracht hat. Aber sonst ist bei mir nicht viel passiert, die Wasserfeen sind nicht gerade Gesprächig oder interessieren sich für etwas anderes als sich selbst"
„Wie sieht es bei dir zu Hause aus?" fragte ich und hoffte das Selene darüber lieber sprechen wollte und ich hatte recht, sie lächelte und blickte dabei verträumt in den Himmel hinauf.
„Es ist wunderschön dort. Wir leben in Häusern aus Korallen, alles ist Bunt und Lebendig. Zahlreiche Fische schwimmen jeden Tag um uns herum und es gibt in den Meeren so vieles zu Enddecken. Ach ich wünschte ich könnte euch das zeigen" schwärmte sie.
„Das wäre wirklich schön" stimmte Terra ihr zu bevor sie von ihren Ferien erzählte.
„Ich war auch bei meinen Eltern, aber sie mussten viel Arbeiten und hatten kaum Zeit für mich... so geht es wohl jeder Familie dort. Aber dafür habe ich mit Ahila versucht etwas über die Unbegabten aus dem Armenviertel herauszufinden. So wie wir es dir versprochen haben"
„Und? Habt ihr etwas herausgefunden!?" hakte ich aufgeregt nach. Terra und Ahila tauschten besorgte Blicke bevor sie weitererzählten. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
„Es war nicht leicht an Informationen zu kommen, da nur Sonnen- und Feuerfeen etwas darüber wissen konnten. Also haben wir hier und da ein paar Gespräche von Kriegerfeen belauscht" fing Ahila an zu erzählen.
„Das war gefährlich, ihr hättet erwischt werden können! Ich sagte doch, dass ihr euch nicht in Gefahr bringen sollt" beschwerte ich mich lautstark.
„Es ist aber nichts passiert Azura und wir wissen nun das die Unbegabten noch am Leben sind"
„Sie... sie leben noch?" Terra und Ahila nickten lächelt.
„Und wisst ihr auch wo sie sind?" Terra zögerte bevor sie antwortete.
„Nicht genau. Wir wissen nur das sie in ein Arbeitslager gebracht wurden. Wo genau das ist konnten wir nicht herausfinden"
„Schon gut. Das heißt Evander könnte noch leben. Danke euch" Hoffnung keimte in mir auf, die Hoffnung das ich Evander eines Tages wieder sehen könnte. Kurz schwiegen wir, dann sah ich zu Ahila.
„Was hast du sonst noch gemacht?"
„Ach ich war bei meiner Mutter und habe ihr etwas im Haushalt geholfen"
„Was ist mit deinem Vater?" Ahila lachte bitter auf als ich das fragte.
„Pah, der Mistkerl ist abgehauen als ich ein Kind war. Er wohnt irgendwo auf Helios, wo er meinetwegen verrotten kann" nachdem ich diesen Nerv getroffen hatte stellte ich erstmal keine weiteren Fragen, doch eine Sache ließ mir nach wie vor keine Ruhe.
„Wisst ihr was mit Kiran los ist? Er wirkte nicht so... entspannt sage ich mal"
„Nein leider nicht. Wir haben ihn auf Hyperion kein einziges Mal gesehen nachdem wir die Schiffe dort verlassen hatten" erklärte Terra die sich offenbar auch Sorgen machte.
„Mich würde es nicht wundern, wenn er in Schwierigkeiten steckt nachdem er eine Feuerfee angegriffen hat um einer Schattenfee zu helfen. Das hat sich dort bestimmt herumgesprochen" ein Schock durchfuhr mich als Selene das erwähnte.
Konnte das Stimmen? Steckt Kiran meinetwegen in Schwierigkeiten? Distanziert er sich deshalb so von mir?
„Ich muss mit ihm reden" sagte ich festentschlossen und sprang auf.
„Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist Azura" wollte mich Terra davon abhalten, doch ich konnte das nicht darauf beruhen lassen und machte mich auf die Suche nach ihm.
Suchend lief ich mit schnellem Schritt durch die Gänge. Ich war so auf die Suche Konzentriert das ich sogar die verächtlichen Blicke der Lichtfeen ignorierte die zu jeder Zeit auf mich gerichtet waren. In einem weniger überfüllten Gang stieß ich mit jemandem zusammen, es war niemand geringeres als Delwin.
„Warum denn so eilig Liebes?" fragte er gleich scherzhaft.
„Entschuldige Delwin... ich... habe dich nicht gesehen" gespielt entsetzt legte er seine Hand auf seine Brust.
„Schätzchen das verletzt mich. Ich dachte das zwischen uns ist was Besonderes" ich lachte.
„Ein bisschen übertrieben für jemanden der sich buchstäblich in Luft auflösen kann findest du nicht?"
„Das mag sein. Trotzdem können Worte weh tun" ich verdrehte die Augen, da ich keine Zeit für sein Schauspiel hatte.
„Wie dem auch sei. Hast du Kiran gesehen? Ich suche ihn" jetzt verdrehte er die Augen.
„Natürlich, kaum ist der Mysteriöse Muskelprotz wieder da bin ich unwichtig" er blickte beleidigt zu Seite und dieses Mal konnte ich nicht erkennen ob das nur gespielt war.
„So meine ich das doch nicht. Ich glaube er ist in Schwierigkeiten" verteidigte ich mich und Delwin sah mich wieder an.
„Wundert es euch? Er hat quasi Hochverrat an seiner eigenen Gattung begannen. Ihr könnt froh sein das er überhaupt zurückgekommen ist"
„Meinst du das es so schlimm ist?" fragte ich besorgt und ein genervtes Schnalzten entfuhr ihm.
„Ich weiß es nicht Schätzchen. Ich befasse mich nicht mit Sonnen- oder Feuerfeen. Wiederwertige Kreaturen von denen du dich fernhalten solltest" sagte er mit Nachdruck. Jedoch schwieg er dann kurz und schien nachzudenken.
„Allerdings... muss ich zugeben das... Kiran... so anstrengend er auch ist... anders ist... nicht besser versteht sich... aber anders" ich merkte ihm deutlich an wie schwer es ihm fiel etwas Gutes über Kiran zu sagen.
„Delwin bitte! Hast du ihn jetzt gesehen oder nicht?" drängte ich ungeduldig. Wieder tat er so als würde er nachdenken und ich wusste das er das nur tat um mich zu ärgern.
„Hm... wo könnte sich eine verträumte Feuerfee wohl aufhalten, wenn er sich nicht mit den üblichen Hobbys einer Feuerfee befasst"
„Die Bibliothek! Natürlich! Danke Delwin" sofort rannte ich los ohne auf eine Antwort von ihm zu warten.
Völlig außer Atem kam ich in der Bibliothek an und stützte mich erstmal an meinen Oberschenkeln ab um wieder Luft zu bekommen. Als sich meine Atmung wieder beruhigte lief ich durch die Bibliothek und sah mich um.
„Kiran? Bist du hier?" fragte ich zunächst in normaler Zimmerlautstärke, doch ich bekam keine Antwort. Ich wurde aber das Gefühl nicht los das er hier irgendwo war, das Gefühl nicht alleine hier zu sein war ganz deutlich in meiner Brust zu spüren.
„Kiran!?" rief ich nun lauter und wiederholte es dann noch zweimal, bis er endlich ein Lebenszeichen zeigte.
„Warum schreist du hier so herum?" maulte er und tauchte endlich hinter einem Bücherregal auf.
„Da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht" kurz musterte er mich und drehte sich dann wieder weg.
„Ich sagte dir doch das wir Abstand halten sollten"
„Wie denn? Darf ich mich jetzt gar nicht mehr mit dir unterhalten? Ich mache mir sorgen Kiran. Was ist auf Hyperion passiert?" jetzt sah er wieder zu mir.
„Wie kommst du darauf das irgendwas passiert ist?"
„Ich sehe es in deinen Augen. Ich bin vielleicht nicht gut im Lesen von Büchern oder Schriften, aber Gestik und Mimik kann ich sehr gut Lesen" geschlagen atmete er aus und deutete mir das ich mich setzen sollte. Er setzte sich mir gegenüber und schien erstmal zu überlegen wie er anfangen sollte.
„Meine Eltern haben mich rausgeworfen. Noch an dem Tag an dem ich in Hyperion angekommen bin" fing er an ohne vom Boden aufzusehen.
„Ist es, weil..."
„Ja. Weil ich dir geholfen habe und eine Feuerfee angegriffen habe" unterbrach er mich und sah mir dann starr in die Augen. Ein Schock gemischt mit Schuldgefühlen fluteten meinen Körper.
„Jetzt bin ich wie du ein Heimatloses Straßenkind" etwas in seinem Ton gefiel mir nicht und machte mich wütend, als würde er mich dafür verantwortlich machen.
„Hey! Ich habe dich nicht gebeten die Feuerfee anzugreifen. Gib also nicht mir die Schuld daran" fauchte ich ihn an. Wieder atmete er geschlagen aus und blickte zu Boden.
„Du hast recht... tut mir leid. Es ist nur... es ist einfach sehr viel" gab er zu und ich sah das in seinem Kopf genauso ein Caos herrschen musste wie in meinem...
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