Das Schattenportal

Ausgelaugt und am Ende meiner Kräfte blinzelte ich und kam wieder zu Bewusstsein. Nicht mal in der Zeit als ich im Armenviertel gelebt hatte, hatte ich mich je so schwach und ausgebrannt gefühlt.
„Sie wacht auf" sagte Selene erleichtert. Sie half mir mich aufzusetzen. Mein Kopf pochte wie wild und ich konnte nichts tun außer mir mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn zu reiben.
„Wie geht es dir?" fragte Evander gleich. Schwach blickte ich zu ihm auf. Er schreckte zurück als er mir in die Augen sah.
„Deine Augen... sie glühen regelrecht" stellte er fest, doch ich war noch zu geschwächt um mir über meine Augen Gedanken zu machen.
„Als würden Azurblaue Flammen in deinen Augen brennen" fügte Professor Erion verblüfft hinzu.
„Das muss mit der Magie des Höllenhundes zusammenhängen" hörte ich Kiran laut überlegen. Erleichterung machte sich in mir breit, da es ihm wieder besser ging, doch lange hielt es nicht an, da ich gleich die Anspannung des Professors war nahm.
„Du bist erstmal Still mein Feuriger Freund" schimpfte er und zeigte dabei mit dem Finger auf Kiran. Ich war sofort wieder bei vollem Bewusstsein und stand auf um zu Kiran zu gehen. Ich hatte den Professor schon oft schlecht gelaunt oder verärgert gesehen, doch so wütend wie jetzt hatte ich ihn noch nicht erlebt.
„Was hast du dir nur dabei gedacht Kiran!?"
„Ich weiß nicht wovon sie sprechen" versuchte er sich herauszureden, aber das führte nur dazu das sich das Gesicht des Professors immer mehr in ein rötliches Farbschema verfärbte.
„Ein Feenschwur!? Hast du in meinem Unterricht denn gar nichts gelernt!?" schrie er ihn nun an. Alle sahen nun zu uns, als wüssten sie jetzt erst warum der Professor so wütend war und warum es Kiran plötzlich so schlecht gegangen war.
„Das ist meine Schuld Professor. Er hat das nur getan, weil ich ihm nicht vertraut habe" versuchte ich ihn zu verteidigen, doch das schien die Situation nur noch zu verschlimmern.
„Wenn er diese Mittel dazu nutzt, damit du ihm vertraust, dann war dein Mistrauen ihm gegenüber nur gerechtfertigt!" verunsichert trat ich einen Schritt zurück. Der Professor versuchte sich zu sammeln um ruhiger weitersprechen zu können.
„Du hast keine Ahnung was du ihr damit antust Kiran"
„Das weiß ich sehr wohl!" versuchte er sich erneut zu verteidigen.
„Das weißt du nicht! Sonst hättest du den Schwur niemals geleistet" wurde der Professor noch einmal lauter. Mein Herz schlug immer fester gegen meine Brust und Angst machte sich in mir breit. Nach einem tiefen Atemzug fuhr der Professor fort.
„Der Feenschwur ist mehr als eine Bindung an ein Versprechen... es verbindet zwei Feen voll und ganz miteinander. Nur so wird gewährleistet, dass sich die Fee voll und ganz dem Schwur zuwendet. Viele Feen verlieben sich durch diesen Schwur ineinander, doch nur die Gefühle einer Seite sind real. Azuras Gefühle sind real. Deine jedoch Kiran sind durch den Schwur beeinflusst und verschwinden womöglich sobald der Schwur erfüllt ist" das zu hören war wie ein Stich ins Herz.
War alles eine Lüge? Liebt Kiran mich vielleicht gar nicht?

Alles an was ich gerade denken konnte war, dass ich nun doch froh war ihm meine liebe bisher nicht gestanden zu haben. Gleichzeitig traten mir die Tränen in die Augen bei dem Gedanken, das alles zwischen uns vorbei sein könnte, sobald wir das Portal durchquerten.
„Was hast du geschworen Kiran?" fragte der Professor nun ernst.
„Er..." wollte ich die Frage beantworten, doch Kiran unterbrach mich scharf.
„Nicht Azura!"
„Es ist doch egal! Jetzt wissen es doch eh alle" schimpfte ich und konnte die erste Träne nicht zurückhalten die über meine Wange lief. Kiran sah mich schockiert an, als würde er erst jetzt begreifen was er für ein Gefühlschaos in mir ausgelöst hatte. So ernst ich konnte sah ich zum Professor.
„Er hat geschworen mich in die Schattendimension zu bringen" enttäuscht sah ich zum Steinbogen rüber.
„Sobald wir durch das Portal gehen, ist alles vorbei" fügte ich traurig hinzu und entfernte mich von der Gruppe um meine Gedanken sammeln zu können.

Etwas Abseits der anderen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Das alles war einfach zu viel und ich hatte einfach keine Kraft mehr.
„Es wird sicher alles Gut. Du wirst sehen, wenn er Gefühle für dich hatte bevor er den Schwur geleistet hat, dann wird sich nichts zwischen euch ändern" ich zuckte zusammen als ich die Stimme des Höllenhundes in meinem Kopf hörte.
„Kerberos? Bist du das? Geht es dir gut?" fragte ich erschrocken.
„Sehr gut sogar. Es ist ziemlich geräumig hier drin" ich lachte kurz auf und verspürte Erleichterung, darüber wenigstens eine richtige Entscheidung getroffen zu haben.
„Wie wäre es, wenn ihr endlich das Portal öffnet anstatt zu streiten!" schrie uns die Hydra an, die mit der Chimäre und der Sphinx noch immer das Steintor bewachten. Alle drei schienen noch unschlüssig darüber zu seine was die Entscheidung von Kerberos betraf.

Nach ein paar tiefen Atemzügen ging ich auf das Portal zu. Die Kette an meinem Hals schien wie ein Magnet von dem Portal angezogen zu werden.
„Ich weiß immer noch nicht wie" flüsterte ich Enttäuscht.
„Du hast alles was du braucht. Den Portalschlüssel und die Magie einer Schattenfee. Leite deine Magie durch den Stein und richte ihn auf das Portal. Vertrau mir" erklärte es mir Kerberos geduldig. Also nahm ich den Stein in meine Hand und konzentrierte mich darauf die kleine Menge an Magie die mir noch zur Verfügung stand in den Stein umzuleiten. Als der Stein dann in hellem Azurblau aufleuchtete, richtete ich den Stein auf das Portal. Ein heller Lichtstrahl trat aus dem Stein hervor und erschuf ein Nachtblaues Portal im inneren des Steinbogens. Erschöpft sackte ich zu Boden, dann hörte ich die Düsterfeen und die bösen Fabelwesen hinter dem Steintor schreien. Sie brachen mit einem Lauten knall durch das Gestein und ehe sie uns angreifen konnten, wurden sie von dem Portal zurück in die Schattendimension gezogen.
„Das ist noch nicht vorbei!" schrie die Düsterfee die meine Eltern erwähnt hatte bevor sie verschwand.

Es dauerte einige Zeit, bis alle Düsterfeen verschwanden. Nachdem sie fort waren beruhigte sich das Portal wieder und ein leises magisches Pulsieren ging von ihm aus.
„Ich habe es geschafft" sagte ich stolz und rieb mir dabei den Arm.
„Dann ist unsere Aufgabe hier erledigt. Den Rest müsst ihr alleine schaffen" verkündete die Sphinx.
„Pass gut auf dich und unseren Bruder auf kleine Schattenfee" fügte die Chimäre noch hinzu. Dann verließen uns die drei Ungeheuer. Während ich dasaß und mit noch immer den Arm rieb, fiel mir auf, dass etwas fehlte. Das Mal von König Amos war von meinem Arm verschwunden.
„Das Mal... es ist weg" stellte ich schockiert fest. Professor Erion trat nun näher an mich heran.
„Nun... ja Arura... dieses Mal ist weg" skeptisch sah ich zu ihm auf.
„Warum sagen sie das so komisch?"
„Es wurde nur von einem anderen Mal ersetzt... an... deinem Hals" erklärte er und ich fing an vorsichtig meinen Hals abzutasten. Tatsächlich spürte ich eine langgezogene Erhebung auf meiner Haut.
„Was ist das?"
„Ich.... Kann es dir leider nicht sagen. Ich weiß nur das es dasselbe Symbol ist, wie es das auf dem Steintor war" etwas panisch atmete ich aus.
„Das ist das Zeichen des Hades. Meinem alten Meister. Ich benutze es hin und wieder als... Tür zur Außenwelt" erklärte Kerberos und die Tatsache ihn in meinem Kopf sprechen zu hören war mir noch immer sehr suspekt.
„Ich verstehe" sagte ich nur irritiert.
„Was verstehst du?" fragte der Professor und verschränkte dabei ernst seine Arme.
„Ähm... gar nichts" stammelte ich erschrocken, wusste aber schnell, dass mich der Professor bereits durchschaut hatte.
„Kann es sein, dass du einen gewissen dreiköpfigen Hund in deinem Kopf sprechen hörst?"
„Was?... Ähm... wie kommen sie darauf?"
„Schon gut. Lass dir nur keine Flöhe ins Ohr setzen" scherzte er und das verwirrte mich völlig. Ich stand auf und ging näher auf ihn zu.
„Haben sie gerade einen Witz gemacht?" er zuckte mit den Schultern.
„Es ist anstrengend immer der ernste Professor zu sein" ein kurzer Moment der Ehrfurcht kam in mir auf.
„Ich wünschte die Rektorin wäre hier und könnte sehen was wir geschafft haben"
„Ich bin mir sicher sie weiß es" versicherte er es mir, wobei ich nicht mal mehr glaubte, dass sie noch lebte.
„Wir sollten langsam los" drängte Rune und erst da bemerkte ich das sich alle anderen um uns herum versammelt hatten. Traurig aber mit stolz in den Augen kam Evander auf mich zu und umarmte mich.
„Ich bin so stolz auf dich..., wenn du deine Eltern findest, sag ihnen das es mir leidtut, dass sie solange auf dich warten mussten"
„Das werde ich... Danke für alles Evander" eine Träne löste sich in seinem Augenwinkel und er wischte sie schnell wieder weg.
„Begleiten sie uns Professor?" fragte Terra neugierig und hoffnungsvoll.
„Nein Terra, das ist eure Mission. Ich werde die Unbegabten erstmal in Sicherheit bringen und dann werde ich die Rektorin suchen" erklärte er und ich war mir sicher, dass er hier die Stellung hielt während wir weg waren.
„Ohne sie hätten wir es niemals soweit geschafft. Danke Professor" bedankte ich mich zum Abschied noch bei ihm.

Gemeinsam stellten wir uns vor das Portal. Kiran stellte sich neben mich und wollte nach meiner Hand greifen, doch ich zog meine weg. Ich war noch zu wütend und enttäuscht um ihn auch nur ansehen zu können.
„Nun denn. Ich wünsche euch eine Sichere Reise. Passt auf euch auf und..." der Professor stoppte abrupt und nur ein röchelndes gurgeln trat aus seinem Mund hervor. Panisch drehten wir uns zu ihm und ich sah wie ihm Blut aus dem Mund lief und das er eine goldene Klinge umfasste die aus seiner Brust ragte. Terra schrie auf und zeigte in die Richtung der Höhle wo nur verbrannte Überreste der Fesseln lagen, die Lumia in Schach halten sollten. Die Klinge wurde ihm aus der Brust gezogen und als er zu Boden ging tauchte Lumia hinter ihm mit glühenden Augen auf.
„Ich werde meinen Vater nicht enttäuschen!" schrie sie hysterisch und ich sah wie das Mal an ihrem Hals leuchtete. Zu allem übel tauchten am Steintor mehrere Kriegerfeen auf, die als Verstärkung auf die Insel geschickt wurden. Es waren zu viele und wir waren zu schwach um noch einen Kampf zu überstehen.

„Durch das Portal! Schnell!" schrie Kiran. Doch der Gedanke Levander und den Leblosen Professor einfach so zurückzulassen brach mir das Herz.
„Mach dir keine sorgen um mich. Rette dich und deine Freunde!" schrie mir Levander zu. Meine Freunde rannten auf das Portal zu und wurden davon eingesaugt. Kiran packte mein Handgelenk um mich hinter sich herzuziehen. Kaum hatte ihn der sog des Portals erfasst, traf mich eine Lichtkugel die mich von ihm wegriss.
„Nein Azura!" hörte ich ihn schreien, doch er konnte dem Sog nicht mehr entkommen. Die Lichtkugel mit der mich Lumia getroffen hatte, war so stark, dass sie mir die Luft aus der Lunge presste. Keuchend richtete ich mich auf und sah das sie mir auch die Kette der Rektorin und den Portalschlüssel vom Hals weggerissen hatte. Das Portal fing an zu flackern.
„Das Portal schließt sich! Du musst es passieren und zwar jetzt!" schimpfte Kerberos. Mühsam hechtete ich auf die Ketten zu. Die Schutzkette der Rektorin konnte ich greifen, doch Lumia stellte sich zwischen mich und den Portalschlüssel.
„Schluss damit Lumia! Das muss endlich aufhören" schrie ich sie schwach an. Ich hatte keine Energiereserven mehr um gegen sie oder die zahlreichen Kriegerfeen zu kämpfen die die Höhle stürmten. Triumphierend hob sie den Schlüssel auf.
„Es ist vorbei! Du hast verloren!" Pure Muskelkraft durchströmte plötzlich meinen Körper und der drang die in Stücke zu reißen stieg in mir an.
„Ich werde langsam ungeduldig. Mach sie fertig!" drängte Kerberos und ich wusste das es seine Kraft war die durch meinen Körper floss. Kurz glitt mein Blick zwischen meiner Kette und ihrem Mal hin und her und mir kam eine Idee. Die Tatsache das Lumia mit dem Schlüssel auf das Portal zuging, spielte mir dabei nur in die Karten.
„Mein Vater wird stolz auf mich sein" schwärmte sie völlig geistesabwesend.
„Nein, ich werde dich von ihm befreien" schrie ich und nutzte die Kraft des Höllenhundes um mich auf sie zu stürzen. Ich wickelte die Kette mehrfach um ihren Hals. Sie gurgelte und rang nach Luft, dabei konnte ich den Portalschlüssel wieder an mich nehmen. Immer näher stolperten wir auf das Portal zu und als ich den Sog langsam spürte und sah wie das Mal an ihrem Hals aufhörte zu leuchten. Dann stieß ich mich zusammen mit ihr durch das Portal.

Wir rasten durch einen Tunnel aus purer Magie die immer dunkler und dunkler wurde. Schließlich spukte und das Portal in einem Ort aus, der pure Grausamkeit ausstrahlte. Es gab keinen Mond, keine Sonne. Nur Dunkelheit die von ein paar wenigen großgewachsenen Pilzen durchbrochen wurde von denen ein schwaches Violettes Licht ausging. Ich keuchte und hustete, da ich die Wucht des Lichtballs noch immer in meiner Brust spürte.
„Er atmet wieder!" hörte ich die panische und erleichterte Stimme von Terra.
„Terra!?" schrie ich verängstigt.
„Hier ist sie!" Delwin und Rune fanden uns als erstes. Gleich nachdem sich das Portal hinter uns verschlossen hatte. Rune knurrte als er Lumia erkannte.
„Was macht die hier!?"
„Sie trägt meine Kette... sie steht nicht mehr unter dem Einfluss ihres Vaters" verteidigte ich sie.
„Na und? Sie ist auch ohne das Mal ein Miststück!" knurrte Delwin nun.
„Gebt ihr eine Chance" flehte ich und endlich merkten die beiden wie schwach ich war. Sie brachten mich und Lumia zu den anderen.

Als ich bei den anderen ankam und Kiran regungslos am Boden liegen sah, vergaß ich meinen ärger und rannte sofort zu ihm.
„Was ist mit ihm?"
„Nachdem er ohne dich hier angekommen war, brach er wieder unter den Schmerzen des Schwurs zusammen. Erst als du hier angekommen bist hörte es auf" Erklärte Leonis der gerade die Stelle begutachtete wo das Unendlich Zeichen zuvor noch die Stelle des Schwurs markierte.
„Der Schwur... er ist weg" stellte ich erleichtert und gleichzeitig verunsichert fest.
„Hoffentlich wird er jetzt nicht wieder ein Arschloch... der verliebte Kiran war eigentlich ganz angenehm" sagte Ahila unüberlegt und bekam dafür einen Fausthieb von Selene ab.
„Unpassend!" sagte sie nur und Ahila verstummte wieder.
Plötzlich hörten wir Schritte. Schnelle Schritte, die von allen Richtungen auf uns zu kamen. Verängstigt rückten wir zusammen und sahen Panisch hin und her. Ehe wir es uns versahen waren wir von Schattenfeen mit dunkel Grünen Augen und ihren grotesken Wildtieren umzingelt. Schnell wurde uns klar, dass wir uns nun in einer Welt befanden die weitaus gefährlicher war als die die wir kannten. Eine Welt regiert von Dunkelheit in der Lichtfeen, nicht gerne gesehen sind und in der uns noch viele weitere Abenteuer bevorstanden.

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