Kapitel 25
Magnus saß ebenso auf einem Drachen. Zwar hatte es länger als bei Kasimir gedauert, doch auch er wurde nun geduldet.
"Ich breche hier erstmal ab. Die Drachen werden unruhig", verkündete Helena. Kostas nickte verständnisvoll und griff nach meiner Hand.
"Wir sehen uns später", verabschiedete sich die ältere Frau von uns. Cuno eilte zu ihr und erfragte sämtlichen Fortschritt.
"Bald", murmelte er mittendrin, "findet die nächste und hoffentlich letzte Expedition statt." Dennis und ich sahen uns skeptisch an. Doch auch Helena lehnte diesmal ab. "Wir dürfen bezüglich der Drachen nichts überstürzen. Ansonsten könnten einige Wächter dies mit ihrem Leben bezahlen." Der Leiter verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust. "Und in jeder Sekunde, die wir hier verschwenden, sterben mehr Menschen der Bevölkerung."
Kostas flüsterte mir unauffällig zu: "Genau genommen kommt gerade niemand durch die Schatten um, weil es mitten am Tag ist." Leise kichernd boxte ich gegen seine Schulter. "Das ist ein ernst zu nehmendes Thema." Mein Freund nickte und zog mich von der Konversation zwischen Helena und Cuno weg.
Es war ein Spiel mit Menschenleben. Sollten wir Wächter riskieren, um das Volk zu schützen, oder die Bürger opfern, um den Wächtern die benötigte Zeit einzuräumen?
Langwierig betrachtet hielt die Elite die Mauer aufrecht. Würde die Zahl der Wächter zu stark sinken, wäre das Volk auch durch andere Kreaturen des Schattenreichs bedroht. Wen sollte die Elite andererseits schützen, wenn es niemanden mehr gab?
"Es ist eine sehr verzwickte Situation", stellte Kostas fest, als hätte er meine Gedanken gelesen. Bevor ich allerdings antworten konnte, ertönte der Alarm der Mauer. "Luftangriff!", rief jemand vom Patrouillenweg, woraufhin Helena und Cuno ihre Diskussion unterbrachen und die Mauer hochjagten. Der Leiter ergriff seinen Zauberstab und feuerte auf die Monster. "Ist das schon mal vorgekommen?", fragte ich Kostas, während ich ihn und Hannah zum Fuß der Mauer zog. "Einmal, als du noch bei den nördlichen Höhlen warst", antwortete die Königstochter und nahm ihre Waffe zur Hand. "Ihr beide begebt euch auf den Patrouillenweg!", rief ich meinen Gruppenmitgliedern zu, bevor ich mich den Drachen widmete. Kostas erkannte meine Absicht und wünschte mir viel Glück. Nach einem Handzeichen erhoben sich die Drachen in die Luft, woraufhin ich über ihre Rücken sprang, um einen Überblick über die Situation zu bekommen. "Zwei Greifen!", stellte ich erschrocken fest. Sie traten in diesem Königreich äußerst selten auf. Hoffentlich ergänzt Kostas seine Notizen mit dieser Spezies.
Kopfschüttelnd fokussierte ich mich wieder auf diese Monster. Es war das erste Mal, dass ich diese Wesen sah. Hektisch versuchte ich mich an etwas zu erinnern, was ich jemals über Greifen gehört hatte. Wesen des Windes. Sind territorial verbunden. Können einem Herrn unterworfen sein. Leben vorrangig in luftigen Höhen.
Nichts half mir beim Finden einer Taktik oder Vorgehensweise. Deswegen gab ich den Drachen lediglich das Zeichen zum Feuern. Die Wächter schwebten aufgrund von Magie oder Luftbändigern und lieferten sich einige Meter über der Mauer ihren Kampf mit den Angreifern.
"Marik!", rief Helena mir zu, woraufhin ich den Drachen, auf dem ich saß, aufforderte, sich in die Steinwand zu krallen, damit die ältere Frau aufspringen konnte.
"Irgendein schlauer Einfall?", hakte ich hoffnungsvoll nach. Helena seufzte und schüttelte den Kopf. "Dann eben auf die alt bewährte Taktik: Feuer!", rief ich, woraufhin sich mein Drache wieder seinen Gleichgesinnten anschloss und Flammen auf die Greifen versprühte. Diese wiederum waren aufgrund ihres Felles und der Federn besonders anfällig dafür. Bereits nach kurzer Zeit schlugen wir die Angreifer in die Flucht. Erleichtert sprang ich vom Rücken ab, nachdem die Drachen auf dem Boden gelandet waren.
Kostas lief die Reihen der Wächter ab und versorgte Verletzte. Hannah folgte seinem Beispiel. Ich hingegen setzte mich neben die Drachen. Feuer trug nicht gerade zur Minderung der Wunden bei.
Ein geflügeltes Wesen bettete mehr oder weniger seinen Kopf in meinem Schoß, woraufhin ich ihm sanft über die Schnauze strich.
Helena musterte mich schmunzelnd. "Noch vor einer Minute waren sie die Gebieter der Lüfte und jetzt ähneln sie verschmusten Kätzchen." Lächelnd betrachtete ich die Drachen und jener, der teils auf meinem Schoß lag, schnaubte empört, als hätte er die Worte der älteren Frau verstanden.
Kostas und Hannah näherten sich langsam. Die Drachen wurden wachsam, blieben äußerlich jedoch ruhig. Die Königstochter ließ Licht in Form einer kleine Flamme auf der Spitze ihres Zauberstabs tanzen. Fasziniert legten die Drachen ihre Köpfe schief. Für einen Augenblick vergaßen sie sogar den Wasserbändiger. Dieser blieb glücklicherweise stehen und wartete geduldig auf die Reaktion der geflügelten Wesen. Als Hannah mit ihrer Hand über die Flügel strich, wandten die Drachen ihre Aufmerksamkeit wieder zu Kostas. Jedoch wirkten sie durch die Lichtflamme bedeutend ruhiger. Ein jüngeres Wesen ging sogar neugierig einen Schritt auf meinen Freund zu. Vorsichtig streckte Kostas die Hand aus, woraufhin ich den Atem anhielt. Der Drache schnaubte kurz auf und zögerte. Schließlich überbrückte er die Distanz und berührte mit seiner Schnauze Dennis' Hand. Mein Freund lächelte hocherfreut und strich über den Schuppenpanzer. "Wow", hauchte er ungläubig.
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