Kapitel 44 - Theorien
Lexus legte nachdenklich seinen Kopf schief und nickte langsam. "Du hast recht, diese Information findet sich nicht in einer öffentlichen Bibliothek. Mein Großvater war einer der Gelehrten, welche vor tausend Jahren aus allen Königreichen geschickt wurden" "Hast du deshalb eine Luftblase erschaffen?" fragte Batair misstrauisch und Lexus nickte. "Dieses Wissen ist hochsensibel. Ich vertraue euren Soldaten nicht" erwiderte er ernst und verdrehte auf Batairs erneutes Knurren die Augen. "Wie ich gesagt habe, Vela besitzen elementare Kräfte. Ihre Verbindung der Natur ist nicht weniger tief als die der Mela oder Lyka"
"Aber warum sollten unsere Geschichtsbücher falsche Informationen beinhalten?" bemerkte Ambroz nachdenklich und blickte in den Wald. "Ich weiß es nicht, aber ich denke es hängt alles zusammen" seufzend schaute Lexus zu mir und lächelte schwach. "Ich habe mit Ambroz bereits darüber gesprochen. Das Erscheinen der Schattenwandler und anderer dunkler Kreaturen war scheinbar ohne Grund." "Es ist eine Krankheit" unterbrach Batair ungeduldig und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. "Ihr denkt, dass es einen anderen Grund hat. Erklär dich" forderte er und trat näher. Lexus nickte mit einem kurzen Blick zu Ambroz.
"Der Großteil der Herrscher betitelte das Erscheinen der Kreaturen als Krankheit, eine Art Virus. Schließlich führen Verletzungen zu einer Verwandlung. Die tauchten das erste Mal kurz vor dem letzten Krieg auf, wie aus dem Nichts und destabilisierten die Königreiche" erklärte er und Ambroz nickte. "Wir glauben sie wurden kreiert und dass der Tod von fünf der sechs vom Schicksal bestimmten Wesen damit zusammenhängt". "Die vom Schicksal bestimmten Wesen?" fragte ich verwirrt. "Um wieder Frieden über Gniea zu bringen schritt das Schicksal ein und beauftragte sechs Wesen damit, den Glauben an das Schicksal wiederherzustellen. Es drohte ein erneuter Krieg und sie schafften es, ihn zu verhindern" "Ich erinnere mich" bemerkte ich nachdenklich. "Zirelle hat mir davon erzählt. Die sechs übernahmen die Herrschaft über die Königreiche".
Ambroz nickte und fuhr fort. "Nun sind fünf der sechs Herrscher tot". Batair knurrte wütend und verschränkte seine Arme. "Was hat mein Vater damit zutun?" Lexus seufzte und übernahm die Erklärung. "Ambroz Mutter ist tot" begann er mit einem traurigen Blick zu dem Prinzen, welcher wütend den Kopf schüttelte. "Sie wurde ermordet". Der Helá nickte und fuhr fort "Die Fela Königin ist ebenfalls tot, die Gründe sind weiterhin unbekannt. Der König der Helá ist tot, doch das kann der kürzeren Lebensspanne geschuldet sein. Der Lyca König.." "Ermordet" unterbrach Batair knurrend und deutete Lexus fortzuführen. "Die Darú Königin ist ebenso tot, während der Stürmung auf das Schloss getötet"
"Während der Revolution, ja. Sie scheiterte, doch die Königin starb" fügte Batair ungeduldig hinzu und er blickte nachdenklich in den Wald. "Mein Vater war kampferprobt, seine Garde ebenso tödlich wie er. Und doch wurden keine weiteren Leiche gefunden" bemerkte er und seufzte. "Es ist trotzdem nur eine Theorie. Und es erklärt nicht, wer die Kreaturen erschaffen haben soll" "Der Vela König lebt" grinste Ambroz, doch es wirkte gezwungen. Batair schaubte. "Er ist seit über einhundert Jahren nicht mehr gesehen worden. Vielleicht hat er etwas mit den Schattenwandlern zutun?" überlegte er und warf mir einen misstrauischen Blick zu "Vela waren schon immer manipulativ".
Ich seufzte genervt. "Woher kommen diese Vorurteile gegen Vela? Ich verstehe nicht, warum diese allgemeine Skepsis gegen sie kommt. Ich besitze nicht mal Gedankenkräfte, und trotzdem traust du mir nicht" "Ich traue niemandem" entgegnete er knurrend und Lexus seufzte. "Das ist eine längere Geschichte Viktoria. Ich erzähle sie dir später, wenn wir ein Lager aufschlagen" bot er lächelnd an und nickte Ambroz zu. "Der Vela König hat sein Schloss seit rund 120 Jahren nicht mehr verlassen. Un die selbe Zeit starb die Fela Königin" erklärte er und Batair fuhr sich frustriert mit der Hand durch die Haare. "Was willst du damit sagen?"
"Meinem Wissen nach arbeiteten die beiden eng zusammen, um die Beziehung zwischen Vela und Fela zu verbessern. Sie starb als letzte der fünf Herrscher. Vielleicht erkannte er ein Muster in den Toden, welches vom Rest der Welt übersehen wurde"
"Oder er tötete alle fünf und zog sich danach zufrieden zurück" entgegnete Batair missmutig und ich legte verwirrt den Kopf schief. "Aber wenn er dafür verantwortlich war, warum griff er nicht an?" Verwirrt blickte mich der Lyka an und Lexus führte meinen Gedanken nachdenklich fort "Die fünf starben nicht zur selben Zeit. Das würde schon einmal gegen die Theorie sprechen. Der Tod eines Herrschers kann ein Land destabilisieren, vor allem da sie alle Solará Verbindungen hatten. Es wäre einfach für den Vela König gewesen, sie zu der Zeit anzugreifen". Seufzend nickte Batair langsam und lachte trocken. "All diese Theorien sind nutzlos, wenn wir sie nicht verifizieren können. Und der einzige der sechs vom Schicksal der vom Schicksal Bestimmten ist in seinem streng bewachten Schloss."
"Du bist immer so negativ" grinste Ambroz und Lexus legte nachdenklich den Kopf schief. "Eine Sache haben wir noch nicht angesprochen. Als die Schattenwandler das letzte Mal angriffen, wurde der Mond mit Schatten verdeckt. Nachdem der Angriff vorbei war, war der Himmel wieder sternenklar. Hast du das gesehen Batair?". Meine Augen wurden bei seinen Augen groß. All das hatte ich verschlafen, dachte ich bitter. Ich war immer leicht wachgeworden, wie konnte der Kampf mich also nicht aus dem Schlaf gerissen haben? "Ambroz?" fragte ich angespannt und er grinste beschämt.
"Ach ja. Du hattest einen Alptraum, vor dem Angriff. Ich habe meinen Gesang genutzt, um dich in Ruhe schlafen zu lassen" gab er zu und ich zog einen scharfen Atemzug ein. "Du hast deine Kräfte bei mir eingesetzt?" meine Stimme wurde bei jeden Wort schärfer und ich atmete tief durch. "Du hattest kein Recht" flüsterte ich wütend und er setzte zu einer Erklärung an, doch ich hob abwertend die Hand. "Das ist jetzt nicht wichtig. Hast du die Schatten am Nachthimmel auch gesehen Batair?" fragte ich und blickte zu ihm.
Er beobachtete uns mit hochgezogener Augenbraue und sein Mundwinkel zuckte kurz, bevor seine genervte Maske wieder intakt war. "Ja" antwortete er und seufzte. "Wenn jemand die Schattenwandler kreiert hat, würde das mit den Schatten am Himmel zusammenpassen. Es muss ein Darú gewesen sein, und zwar ein sehr mächtiger" "Darú sind die einzigen Wesen Gnieas mit Schattenkräften" bestätigte Lexus nachdenklich richtete seinen Blick in den Himmel.
"Egal wer es war und ob unsere Theorien stimmen, ein weiterer Angriff ist nicht auszuschließen" kommentierte er und Ambroz nickte. "Wir müssen einen strategisch sinnvollen Ort finden, bevor es dunkel wird. Im Wald sind wir klar im Nachteil und keiner von uns besitzt Feuerkräfte" "Eine Lichtung wäre sinnvoll, auch wenn wir uns nicht auf das Mondlicht verlassen können" fügte Batair hinzu und ich legte nachdenklich meinen Kopf schief. "Können wir ein Feuer machen?".
Drei Augenpaare schossen bei meiner Aussage zu mir. Batair verdrehte seine Augen und schüttelte stumm den Kopf, während Ambroz amüsiert grinste. "Wie sollen wir das ohne Feuerkräfte machen Vela?" "In meiner Welt gibt es Feuer und wir haben keine Magie" schoss ich zurück und sein Blick wurde nachdenklich. "Wie?" "Ich weiß nicht, ob es hier funktionieren wird. Aber jedes Feuer beginnt mit einem Funken und wächst mit Sauerstoff" "Komm zum Punkt". Genervt blickte ich zu Batair und nickte.
"Wir brauchen trockenes Holz. Feuchtes und grünes Holz ist schwerer zu entzünden und erzeugt zu viel Rauch. Mit einem Ring aus Steinen kann man eine Barriere schaffen, die die Verbreitung des Feuers verhindert. Er hatte eine besondere Ausrüstung, die wir nicht haben. Wir brauchen ein Holzbrett oder einen Ast mit einer Einkerbung. Dann wird ein Holzstab, also Zweig schnell darauf gedreht. Dürres Gras kann als Brandbeschleuniger helfen" erklärte ich und lächelte traurig bei der Erinnerung an Vater.
"Das klingt bescheuert" murmelte Batair und verdrehte genervt die Augen. Ambroz blickte sich nachdenklich im Wald um und Lexus lächelte wie immer beruhigend. "Es ist einen Versuch wert". Damit entschieden wir uns, weiterzulaufen und eine Lichtung zu finden. Wir konnten nicht riskieren, bei Nachteinbruch inmitten der Bäume zu sein. Batair befiehl seinen Lyka sich zu verwandeln und schickte zwei vor, um die Umgebung nach Gefahren zu untersuchen und eine Lichtung zu finden. Währenddessen liefen wir in der gleichen Aufstellung wie zuvor. Ambroz, Batair, Lexus und ich liefen von der Mela Garde umkreist in der Mitte, während die restlichen vier Lyka etwas außerhalb gingen.
Ein Knurren ertönte einige Zeit später von vorne und Batair seufzte erleichtert. "Sie haben eine Lichtung gefunden. Sie ist nicht weit entfernt, aber wir müssen uns beeilen". Mit einem Blick auf den Himmel nickte ich abwesend. Die Sonne stand weitaus tiefer als zuvor. Bis Nachteinbruch würde noch etwas Zeit vergehen, doch das beruhigte mich nicht. Wir beschleunigten unsere Schritte und kurz danach stoßen die zwei Lyka zu uns. Ungeduldig blickte ich mich um und seufzte, als in der Ferne eine Öffnung zwischen den Bäumen zu sehen war. Einige Minuten später standen wir auf der Lichtung. Sie war kleiner als erhofft, aber das würde reichen müssen.
"Also ein breiter Ast und ein Zweig?" fragte Lexus lächelnd und ich nickte schnell. Wir machten uns auf die Suche danach, während Batair uns skeptisch beobachtete. Wieder auf der Lichtung angekommen fand ich einen Steinkreis in der Mitte vor. Überrascht schaute ich mich um und fand einen grinsenden Ambroz stolz daneben stehen. "Du meintest wir brauchen einen Steinkreis, damit das Feuer sich nicht ausbreitet" verkündete er und ich nickte verwirrt. Wir liefen darauf zu und wurden dabei von den Soldaten mit einer Mischung aus Skepsis und Interesse beobachtet. Nachdenklich blickte ich mich um.
"Gibt es in diesen Wäldern..." begann ich und stoppte mit großen Augen, als ein genervter riesiger Lyka mit Armen voll trockener Blätter auf uns zukam und in den Steinkreis schmiss. Er war der Bär, dachte ich überrascht. Mit einem weiteren Blick in den Himmel senkte ich schnell den breiten Ast auf den Boden und begutachtete ihn. Er war zu dick. "Der Ast muss gespaltet werden, wir brauchen eine Art Brett mit Einkerbung" murmelte ich und kurze Zeit später zog ein scharfer Wind an mir vorbei. "So?" fragte Lexus amüsiert, während ich mit offenem Mund auf den nun gespaltenen Ast blickte. Meine Augen schossen zu ihm und er flüsterte "Magie".
Lächelnd schüttelte ich den Kopf und kniete mich neben das nun entstandene Holzbrett. "Hier in der Mitte muss die Einkerbung hin" zeigte ich und Lexus holte schnell sein Messer heraus, um die Einkerbung zu machen. Nickend legte ich das Holzbrett in Mitten der Blätter und nahm den erstaunlich geraden Ast in die Hand. "Wer in diesem Lager ist der stärkste?" fragte ich Lexus nachdenklich und er blickte direkt zu Batair. Seufzend schüttelte ich den Kopf, doch kurze Zeit später stand er mit verschränkten Armen neben mir. "Was soll ich tun?" erkundigte er sich skeptisch und ich zeigte es ihm schnell. Batair nickte augenverdrehend und murmelte leise, wie bescheuert die Idee war.
Dann tat er wie befohlen und erst passierte nichts. Die Soldaten blickten interessiert zu uns, während meine Schultern sich entrüstet senkten. Doch dann sah ich es, einen Funken. Aufgeregt bat ich ihn weiterzumachen und er tat es mit einem weiteren Augenverdrehen. Langsam bildeten sich mehr Funken, bis eine kleine Flamme erschien. "Halt die Hände um die Flamme und puste sachte". Schnell tat er wie befohlen, während ich das Laub näher an das Feuer bewegte. Dann brannte es. "Feuer" flüsterte Ambroz erstaunt und auch die Soldaten schienen überrascht. "Das gibt uns einen Vorteil gegen die Schattenwandler" bemerkte Lexus mit einem Lächeln und Batair nickte mir zu.
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