Kapitel 41 - Brücke nach Felistia

Während Batair mit seinen Soldaten sprach, tat Ambroz dasselbe mit seinen. Ich saß am Rande der Lichtung an einen Baum gelehnt, als Lexus sich vor mir niederließ. "Wie geht es dir?" fragte er lächelnd und ich seufzte. "Es ist schwierig, das alles zu begreifen. Vor kurzem war ich noch in einer anderen Welt. Dann wurde ich... kam ich hierher und hatte die naive Hoffnung, mein Leben würde einfacher werden. Doch jetzt?" begann ich und drückte kopfschüttelnd meine Augen zusammen. Mein Blick ging über die Lichtung und endete wieder bei Lexus, welcher mich besorgt musterte.

"Jetzt wollen irgendwelche Göttinnen, dass ich zu einem Baum reise. Wir wurden bereits zweimal angegriffen, plötzlich treten noch mehr Fremde in mein Leben und..." zitternd einatmend hielt ich inne und blickte beschämt weg. Er seufzte "Es ist unglaublich viel Viktoria. Du hast jedes Recht, dich so zu fühlen. Aber du bist nicht alleine, wir werden das gemeinsam überstehen. "Du kannst mir vertrauen" Unsicher blickte ich zu ihm und er lächelte traurig. "Auch wenn ich nicht viel über deine Vergangenheit weiß, sie war sicher nicht einfach. Aber eines kann ich dir versprechen, ich werde dich beschützen. Hier wird dir niemand etwas tun" versprach er und mein Blick ging wieder zu meinem Ring.

"Ich bin verheiratet" murmelte ich leise und seufzte. "Oder ich war es? Jetzt dass ich in einer anderen Welt bin, hat er hat mich wahrscheinlich als tot erklärt und neu geheiratet. Er ist kein guter Mann und ich hasse es, dass ich diese Angst nicht unter Kontrolle habe. Es genügt so wenig und ich bin wieder dort, schwach und mundtot" flüsterte ich und blickte beschämt weg. Warum hatte ich ihm das gesagt? Er war praktisch ein Fremder, mit dem ich die letzten Tage durch den Wald gereist war. Doch er war so viel mehr und jetzt, als ich ihm in seine besorgten Augen blickte, wurde mir eines klar. Ich vertraute Lexus. Er hatte mich beschützt, mir beigebracht mich zu verteidigen. Lexus war ein guter Mann.

"Du bist nicht schwach" flüsterte er zurück und ich blickte unsicher zu ihm. Sein beruhigendes Lächeln ließ mich tief durchatmen und nicken. "Ich möchte es nicht mehr sein" antwortete ich und blickte in den Himmel. "Ich will nicht, dass mich die Vergangenheit weiter kontrolliert. Dass er es tut. Ich habe mich lange genug von der Angst kontrollieren lassen, mich beinahe selbst verloren. In dieser Welt bin ich frei" sprach ich entschieden und erhob mich mit einem letzten Blick zu ihm. "Wir werden zum Baum des Lebens reisen und dann finde ich meine Zukunft". Er nickte lächelnd und stellte sich vor mich. "Das klingt nach einem exzellenten Plan"

"Ausrücken" schrie Salarus von der anderen Seite der Lichtung und mein Blick glitt zu den Soldaten. "Es geht los" flüsterte Lexus und ich nickte. Wir liefen zu Ambroz und Batair. Sie sprachen angespannt miteinander, doch stoppten bei unserer Ankunft. "Da seid ihr ja" grinste der Mela und Batair verdrehte seufzend seine Augen. "Wir rücken aus. Die Grenze ist rund fünf Stunden entfernt. Meine Leute werden in ihrer Tierform reisen und uns vor Gefahren warnen. Vela" seine Blick schoss zu mir und nach einer kurzen Pause sprach er weiter "Dein Gehör ist besser, als unseres. Bleib wachsam und gib uns Bescheid, solltest du etwas hören" Damit drehte er sich zu den anderen Lyka und deutete ihnen mit einer Bewegung, sich zu verwandeln.

Im nächsten Moment standen zwei Panther, ein Bär, zwei Tiger und ein Leopard dort. "Leana, Runar, rennt voraus und sichert unseren Weg ab." damit ranten die zwei Tiger mit einem Knurren los. "Enam und Namari, ihr schützt die Flanken der Gruppe. Yuri und Gunar, ihr bleibt hinter uns." befahl er und mit einem Kopfsenken der Lyka nickte er. "Soldaten, ihr bildet den inneren Kreis und schützt den Prinzen" beendete Salarus und Ambroz räusperte sich mit einem warnenden Blick. "Und die Vela" fügte er zögernd hinzu und ein genervtes Schnauben war zu hören.

Meine Augen schossen zu dem Mela und ich unterdrückte ein Seufzen. Es war Donaru, wieder musterte er mich mit Hass in den Augen, doch blieb anderweitig ruhig. Wir rückten aus und zwei der Soldaten liefen vor uns, während zwei weitere hinter uns und jeweils einer zu unserer Seite marschierte. Lexus, Ambroz, Batair und ich liefen in der Mitte. Wir durchquerten den Wald, bis ein Knurren uns stoppte. "Das ist Runar, sie haben die Grenze erreicht und kehren zurück" erklärte Batair und ich nickte unsicher. Es war weiterhin seltsam für mich, nach so langem Wandern nicht erschöpft zu sein. Wir waren stundenlang durch den Wald gegangen, und doch fühlte ich mich gut.

"Viktoria" flüsterte Lexus neben mir und blickte mich besorgt an. "Wann hast du das letzte mal getrunken?" fragte er und ich zuckte mit den Schultern. Fluchend griff er nach seinem Rucksack und holte eine Flasche heraus und öffnete sie. "Hier". Ich nahm sie und blickte mich unsicher um. Donarus traf meinen Blick, ein angewiderter Ausdruck in seinem Gesicht, bevor er finster grinste. "Braucht die Vela ihr Blut, damit sie uns nicht alle angreift?" spottete er und die anderen Soldaten blickten misstrauisch zu mir. Ambroz seufzte genervt neben mir und blieb stehen.

"Deine dummen Sprüche haben hier keinen Platz Donarus. Krieg deine Vorurteile in den Griff" zischte er und blickte mich entschuldigend an. Batair seufzte genervt "Trink, wir brauchen keine Vela mit Blutlust" fügte er hinzu und rümpfte seine Nase. Lexus lächelte mich beruhigend an und blickte warnend zu Batair. "Was er damit sagen will, ist, dass der Geruch nach Blut Kreaturen anlocken kann. Und wenn du nicht genug trinkst, können deine Instinkte dich übernehmen" erklärte er ruhig und ich nickte zögernd.

Mit einem weiteren Blick zu den Wesen um mich herum nahm ich ein paar große Schlucke und gab Lexus schnell die Flasche wieder. Er nickte zufrieden und lächelte mich an. "Besser?" fragte er und ich nickte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass das Verlangen nach Blut wieder größer geworden war. Wir liefen weiter und ich blickte nachdenklich auf den Boden. "Danke" flüsterte ich. "Nichts zu danken" antwortete ebenso leise und packte die geschlossene Flasche wieder in seinen Rucksack. "Auf den Flaschen liegt ein Zauber. Solange sie geschlossen sind, dringt der Geruch nicht nach draußen" erklärte er und ich nickte.

Zwischen den Bäumen sah ich zwei große Silhouetten auf uns zurennen und atmete tief durch. Es waren die beiden Lyka. "Sie sind gleich da" berichtete ich und Batair nickte von rechts. Wir liefen weiter, die Tiger nun vor uns positioniert. In der Ferne hörte ich Wasser und blickte verwirrt zu Lexus. "Ich höre Wasser". Er nickte lächelnd. "Das ist die Grenze. Hallar und Felistia trennt ein Fluss. Es gibt zwei Brücken, über die er überquert werden kann. Die Fela haben zu Kriegszeiten eine Barriere kreiert, um den Norden des Landes zu schützen. Heute ist der Zauber weniger potent, doch das Überqueren des Wassers kann weiter tödlich sein. Es wird gesagt, nur Wesen reines Herzens könnten den Fluss lebendig passieren".

Ein Schaufen ertönte von rechts und Lexus verdrehte die Augen. "Batair ist davon nicht überzeugt. Nichtsdestotrotz müssen wir über die Brücke gelangen. Bleib weg vom Wasser Viktoria" warnte er und schaute besorgt zu mir. Ich nickte und er lächelte erleichtert. Einige Zeit später blieben wir in der Nähe des Waldrandes stehen und Ambroz grinste zu mir. "Was Lexus sagte stimmt. Doch die Fela lassen nicht gerne Fremde über ihre Grenze, also brauchen wir überzeugende Argumente". Sein Blick ging zu Batair, welcher genervt seufzend nickte. "Das Prinzchen hat recht. Wir brauchen einen guten Grund und unser wahres Ziel zu verraten, würde nicht gut enden." fügte er hinzu und Ambroz schnaufte wütend.

"Prinzchen" flüsterte er abwertend und schüttelte unglücklich den Kopf. "Ambroz ist nach Hallar gereist, um die steigenden Schattenwandleraktivitäten zu untersuchen" brachte Lexus nachdenklich ein und unterbrach damit erfolgreich die drohende Auseinandersetzung. Überrascht blickte ich zu Ambroz und Lexus. Das hatte er uns nicht im Zelt erzählt, dachte ich verwirrt. Doch der entschuldigende Blick des Helá brachte Klarheit. Ambroz hatte es ihm später unter vier Augen gesagt. Enttäuscht schüttelte ich den Kopf, anscheinend war das Vertrauen nicht beidseitig. "Wir haben das nicht vorsätzlich vor dir versteckt Viktoria" erklärte Lexus und seufzte.

"Kurz nachdem Ambroz mir den wahren Grund seiner Reise nannte wurden wir von den Schattenwandlern angegriffen. Bitte entschuldige, dass ich es dir nicht vorher gesagt habe" Ich nickte und kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum. Seine Erklärung ergab Sinn, nach dem Angriff war viel passiert. Seufzend nickte ich erneut, dieses Mal sicherer. Ich vertraute ihm und seine Entschuldigung klang ehrlich. Außerdem waren jetzt andere Themen weitaus wichtiger. Mit einem weiteren entschuldigenden Lächeln fuhr er fort.

"Wir können den Grenzübergang damit begründen, dass Ambroz wegen der zunehmenden Schattenwandleraktivitäten nach Felistia geschickt wurde" "Das erklärt aber nicht, warum mehrere Lyka und ihr beide dabei sind" brachte Batair genervt ein und schüttelte den Kopf. "Können wir nicht einfach sagen, dass Malynera und Leasath zusammenarbeiten?" fragte ich und er lachte trocken. "Die Beziehungen zwischen den beiden Königreichen sind aktuell instabil" erklärte er und warf Ambroz einen nachdenklichen Blick zu. "Trotzdem ist die Erklärung gut. Das Problem der Schattenwandler betrifft ganz Gniea. Es ergibt Sinn, zusammenzuarbeiten. Lexus können wir als unseren Heiler deklarieren. Lyka und Helá arbeiten schon lange eng zusammen"

"Aber das erklärt nicht, warum eine Vela dabei ist" beendete Ambroz nachdenklich und ich seufzte genervt. "Wir können einfach die Wahrheit sagen, nur ein wenig abgewandelt. Die Nachrichten über meine Ankunft in diese Welt sind wahrscheinlich auch in Felistia angekommen. Ich bin mit Lexus gereist und wir wurden von Schattenwandlern angegriffen. Ihr habt uns gerettet und wir reisen in eurem Schutz mit, um weitere Angriffe zu vermeiden" erklärte ich und traf auf sechs überraschte Augenpaare. "Ich habe auch Ideen" murmelte ich und verschränkte defensiv meine Arme vor der Brust. "Die besten Unwahrheiten liegen nach an der Wahrheit" bestätigte Ambroz grinsend und Lexus nickte lächelnd. Batair beobachtete uns nachdenklich, bevor er zögernd zustimmte. "In Ordnung. Ambroz und ich werden das Sprechen übernehmen"

Damit drehte er sich zu den Lyka und wies sie an, sich zurückzuverwandeln. "Lexus, Viktoria, ihr solltet hinten bleiben" riet Ambroz nachdenklich und wir nickten. Gemeinsam liefen wir die letzten Meter zum Waldende und bewegten uns zu der großen Brücke vor uns. Ich konnte von hinten nicht viel erkennen, doch Rufe waren zu hören und dann waren wir von Fela Soldaten umgeben. "Bleib ruhig" flüsterte Lexus mit einem Lächeln und zwinkerte mir zu. Ich nickte zögernd und atmete tief durch. Hoffentlich würde alles so funktionieren, wie wir es geplant hatten.

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