Kapitel 39 - unerwartete Hilfe
Lexus Helaru
"Geschlossene Formation" schrie Solarus und der Kreis um uns verdichtete sich.
Frustriert beobachtete ich die Umgebung. Wir waren auf der Lichtung, doch die Schatten der alten Bäume warfen große Schatten auf uns. Hatte sich das Mondlicht verdunkelt? Misstrauisch blickte ich hoch in den Nachthimmel und meine Augen rissen erschrocken auf. Schatten zogen sich um den Mond und ließen nur einzelne Lichtstrahlen durch. Das war nicht möglich."Ambroz" zischte ich und zeigte auf den unnatürlich dunklen Himmel. Er fluchte leise und ich spannte meinen Bogen. Das fehlende Licht würde uns den Kampf erschweren.
Der Grund dafür war jetzt unwichtig, es galt erstmal zu überleben. Wachsam beobachtete ich die Schattenwandler und schoss einen Pfeil durch eine der Kreaturen. Sie schrie schrill auf und fiel kurz danach leblos zu Boden. Weiteres Kreischen erklang und die restlichen Schattenwandler griffen an. Mit einem weiteren Blick zu Ambroz stellten wir uns Rücken an Rücken und ich schoss Pfeile in alle Richtungen. Die Soldaten kämpften gut, doch die Zahl der Schattenwandler schien nicht zu schwinden. Fiel einer, tauchte kurz danach eine neue Kreatur auf. Konzentriert schoss ich weiter, als einer der Soldaten aufschrie.
Er war verletzt worden, eine große Wunde erstreckte sich über seinen Oberkörper. Fluchend erschoss ich den Schattenwandler und setzte an, den Soldaten zu heilen, doch eine weitere Kreatur riss ihm die Kehle auf. "Formation schließen" schrie Solarus und die restlichen Soldaten taten wie befohlen. "Wir werden überrannt" bemerkte ich frustriert, während weitere Pfeile in die Schattenwandler flogen. Ambroz nickte grimmig. "Und ich stehe unnütz in der Mitte des Kreises und kann nichts tun" fluchte er und ich schüttelte den Kopf. "Dein Tod würde Malynera in eine Krise stürzen, das weißt du". Er seufzte genervt und nickte ergeben.
Ein weiterer Soldat fiel und unser Kreis verkleinerte sich weiter. Ambroz bewegte sich flink zum Rand und erstach Schattenwandler in seiner Reichweite. Er war schon immer stur gewesen, dachte ich frustriert. Schnell griff ich nach einem weiteren Pfeil und schoss eine weitere Kreatur nieder. Immer wieder fielen Schattenwandler, doch auch zwei weitere Soldaten schienen verletzt. Sie kämpften weiter, doch das Adrenalin würde die Schattenfäden schneller wachsen lassen. Viktoria lag weiter bewusstlos in der Mitte des Kreises. Noch war sie geschützt, doch nicht mehr lange. Je kleiner der Kreis wurde, desto näher kamen die Kreaturen ihr. Schon bald würde kein Platz mehr für sie sein. Fluchend schoss ich weiter und bemerkte bitter, dass mir die Pfeile ausgegangen waren.
Besorgt ging mein Blick durch den Wald auf die schwer erkenntlichen Kreaturen und in den Himmel. Der Mond war weiterhin mit Schatten bedeckt, es musste Schattenmagie sein. Doch ich hatte noch nie so starke Kräfte gesehen und das beunruhigte mich mehr. Heulen und Knurren erklang aus der Ferne, waren es mehr Kreaturen? "Lyca" fluchte Ambroz und ich seufzte. Noch mehr Angreifer würden wir nicht überleben. Große Gestalten huschten zwischen den Schatten und näherten sich schnell unserer Position. Leuchtend grüne Augen blickten uns entgegen und ein lautes Knurren war zu hören. Damit griffen die Lyca an und stürzten sich auf die Schattenwandler. "Sie helfen uns?" fragte ich überrascht und Ambroz warf mir einen zweifelhaften Blick zu.
Die Lyka streckten die Kreaturen von hinten nieder und so schafften wir es, die restlichen Kreaturen zu töten. Doch gerade als wir aufatmen wollten, verwandelten sich nacheinander die beiden verletzten Mela. Die Soldaten beobachteten wachsam die Lyka und bemerkten die Veränderung nicht. Ich zog gerade meine Waffen, als zwei Messer auf die Verwandelten zuschellten und sie ins Herz trafen. Sie fielen leblos um und ich blickte überrascht in die grünen Augen eines zwischen den Bäumen stehenden Mannes. Er knurrte laut und die Lyka wichen zurück. Sie beobachteten uns wachsam, während sie sich am Waldrand aufstellten. Zwei Tiger, ein Bär, zwei Panther und ein Leopard.
Der Fremde lief auf uns zu und betrachtete unseren Kreis kopfschüttelnd. "Senkt eure Waffen. Wir werden euch nicht angreifen" ertöhte seine tiefe Stimme über die Lichtung und ich blickte erschrocken zu Ambroz. "Ist das Batair?". Er schüttelte ungläubig den Kopf und befahl den weiter kampfbereiten Soldaten, Platz zu machen. "Eure Hoheit, bleibt zurück" entgegnete Salarus und Ambroz seufzte genervt. Mit einer Handbewegung bildete sich eine kleine Welle und er drückte die Soldaten zur Seite.
Grinsend blickte er zu Salarus, welcher frustriert den Kopf schüttelte und Ambroz besorgt musterte. Der Prinz lief durch die Lücke und bieb ein paar Meter vor dem Lyka stehen. "Ambroz" ertönte seine Stimme verwundert und er seufzte. "Dass ich deinen arroganten Hintern retten würde, wusste ich nicht". "Batair, wie geht es dir?" fragte er grinsen und der muskulöse Mann schüttelte genervt den Kopf.
"Genug Freundlichkeiten. Ist jemand verletzt? Und wer liegt da in eurer Mitte?" "Direkt zum Punkt, wie immer Batair" erwiderte Ambroz amüsiert und wurde dann ernst. "Ist jemand verletzt?" fragte er mit Blick auf die noch lebende Garde und ein paar nickten. "Kannst du sie heilen Lexus?". Entschieden nickte ich und lief zu dem am nächsten stehenden Soldaten. Seine Wunde war glücklicherweise klein und schloss sich schnell. Die anderen Mela hatten ebenfalls keine tieferen Verletzungen. "Lexus ist auch hier?" ertönte Batairs Stimme genervt und ich schüttelte amüsiert den Kopf. Der Lyka kannte keine andere Emotion als Ärger.
Als die Soldaten geheilt waren, setzte ich mich erschöpft neben Viktoria auf den Boden. Es war anstrengend, so viel meiner Kraft auf einmal aufzuwenden. Sie war weiterhin am schlafen und unverwundet, den Göttinnen sei dank.
Ohne die Hilfe der Lyka wären unsere Überlebenschancen weitaus schlechter gewesen. "Wer ist das? Und warum ist sie bewusstlos?" ertönte Batairs Stimme über mir und ich seufzte. Ambroz lief schnell zu uns und stellte sich schützend neben mich. "Sie schläft" erklärte er kurz und scannte konzentriert ihren Körper nach Verletzungen, bis er erleichtert seufzte. "Und unverletzt" fügte er hinzu. Batair beobachtete uns mit mildem Interesse, seine Mimik wie immer finster. Der Lyka war größer als wir beide und breiter. Mit einem Löwen als Krafttier explodierte der Mann förmlich vor Muskeln.
Meine Augen wurden groß, als ein leises Stöhnen erklang und mein Blick sprang zu Viktoria. Sie öffnete langsam ihre rubinroten Augen und rieb sie verschlafen, bevor ihr Blick alarmiert umherschoss. "Was ist passiert?" ertönte ihre melodische Stimme ängstlich: Batairs Augen schossen zu ihr und seine Augen wurden dunkel. "Eine Vela?" knurrte er wütend und ich seufzte. Das würde nicht gut enden. Viktoria erhob sich unsicher und blickte mit großen Augen zu dem großen Lyka auf. Dann schoss ihr Blick zu Ambroz und blieb an mir hängen.
"Hassen mich alle in Gniea, nur weil ich Vela bin?" fragte sie frustriert und schnaufte. Beruhigend zu ihr lächelnd schüttelte ich den Kopf. "Nein Viktoria. Keine Sorge, Batair wird dir nichts tun". Sie blickte mich zweifelnd an und ihre Augen schossen wieder zu dem finster guckenden Mann. "Seine Augen sind grün. Er ist Lyka, richtig?" "Sehr gut" antwortete Ambroz grinsend, doch sein Körper war weiter angespannt. Die Soldaten beobachteten uns wachsam, während ihre Augen ständig zu den anderen Lyka schossen. "Was macht eine Vela hier?" wiederholte Batair knurrend und Viktoria zuckte zusammen, Panik in ihren Augen scheinend.
"Beruhig dich Batair" warnte ich und erhob mich langsam, um sie vor seinem Blick zu schützen. Er schnaufte wütend und atmete tief durch, seine Augen nun weniger leuchtend. "Wer ist sie?" fragte er ruhiger. Batair konnte mit Sicherheit genau wie die restlichen Lyka den schnellen Herzschlag Viktorias hören. Er wusste, dass er sie verängstigte. Sie stellte keine direkte Gefahr dar.
"Sie ist.." fing Ambroz an, doch ich stoppte ihn mit einem Kopfschütteln. "Sie ist eine Freundin" beendete ich und überschlug meine Arme vor der Brust. Batair zog eine Augenbraue hoch und schüttelte genervt den Kopf. "Du solltest es besser wissen, als mich anzulügen Lexus. Ich kann die Lüge an dir riechen". Mit einem Knurren unterstrich er seine Aussage und atmete dann mit einem Blick zu Viktoria erneut tief durch. "Wie hast du uns gefunden?" fragte ich stattdessen und Batair schnaufte. "Sagt mir wer sie ist und ich verrate es euch" bot er an und sein Kiefer zuckte. "Ich bin nicht aus dieser Welt" kam Viktorias leise Stimme von hinten und ich drehte mich überrascht um.
Ihr Blick schoss zu mir und sie zuckte unbeholfen mit den Schultern. "Was bringt es uns, dieses Spiel weiterzuspielen? Wir wollen beide etwas wissen und sie haben uns anscheinend das Leben gerettet, wenn ich die Situation richtig einschätze. Die Schattenwandler haben uns angegriffen?". Ich nickte auf ihre Frage und lächelte stolz. "Dafür dass du die ganze Zeit geschlafen hast, hast du die Situation erstaunlich schnell begriffen" grinste Ambroz und zwinkerte ihr zu. Sie schaute beschämt weg und verschränkte ihre Arme. Batair durchlöcherte sie mit seinen Augen und er seufzte. "Du bist die Weltenwanderin?" fragte er betont ruhig und sie nickte zögernd.
"Na dann wäre das geklärt" nickte er zufrieden und gab den anderen Lyka das Signal sich zu verwandeln. Kurz danach standen vier Männer und zwei Frauen am Waldrand.
"Also warum habt ihr uns geholfen? Und warum wart ihr in der Nähe?" fragte ich misstrauisch und Batair verdrehte die Augen, den Blick weiter auf Viktoria gerichtet. "Wir waren in Leasath, als eine Helá eine Vision bekommen hat. Die Schicksalsgöttinnen meinten, wir müssten nach Hallar reisen und die Weltenwanderin vor einem Schattenwandlerangriff bewahren." erklärte er und blickte sich unzufrieden um. "Wir waren offensichtlich zu spät. Die Vision gab leider keine Koordinaten, also mussten wir ziellos durch den Wald rennen" sprach er genervt und schüttelte den Kopf. "Egal, wir haben unsere Aufgabe erledigt". Viktoria blickte ihm in die Augen, die Angst von Überraschung überschattet. "Danke für eure Hilfe" sprach sie unsicher und er nickte stumm.
Dann ging sein Blick zu Ambroz und mir. "Die Schattenwandleraktivitäten nehmen zu. Wenn die Schicksalsgöttinnen wieder Visionen schicken, ist die Situation ernst. Ihr habt nur noch sechs Soldaten der königlichen Garde. Wenn sie noch einmal angreifen, seid ihr tot"
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