Kapitel 4

Der kleine Kater war so was von außer sich vor Wut, sodass er fast in eine alte Frau gerannt wäre, die gemächlich den Gehweg entlang schlurfte. „Pass doch auf du räudiger Flohsack." Jacky ignorierte sie, doch plötzlich stoppte er. Er hatte doch gar keine Ahnung wo Lenny wohnte!

 Mäusedreck aber auch. Was sollte er denn jetzt machen. Er konnte doch nicht so einfach nach Hause gehen. Dann würde er ja aufgeben. Aber Jacky hatte in seinem Leben als Streuner gelernt, dass es nicht half einfach aufzugeben. Das würde bedeuten, dass man verloren hatte, aber dann kam man im Leben nicht sehr weit. 

Jacky war weiter gelaufen, ohne zu merken, dass er in Richtung von Johns Schule ging, bis er plötzlich vor dem großen grauen Klotz stand. Er schaute sich um. Die Schule war zwar schon zu Ende, jedoch standen immer noch vereinzelte Grüppchen über den Schulhof verstreut herum. Da fiel sein Blick auf eine Gruppe, nah dem Schultor. 

Sie bestand aus etwa 7 Kindern zwischen 8 und 13 Jahren. Ein Junge stach ihm besonders ins Auge. Er war etwas größer als die anderen. Lenny!, durchschoss es ihn wie Blitz. Er wollte gerade auf ihn zustürmen, da drehte sich der Junge plötzlich zu ihm um. 

Sein Blick war kalt und seine Miene verfinsterte sich schlagartig, als er den kleinen schwarzen Kater erkannte. Rückzug! Noch bevor Lenny reagieren konnte, schoss Jacky auch schon davon. Er hörte Lenny noch rufen: „Ich krieg dich du elender Flohsack", dann war er auch schon aus Jackys Blickfeld. Hinter der nächsten Straßenecke legte der Kater eine kurze Verschnaufpause ein. Endlich hatte er ihn gefunden.

Jacky musste nicht lange warten, dann kam Lenny auch schon mit seiner Clique an ihm vorbei. Gerade noch rechtzeitig schaffte Jacky es, sich in einen nahegelegenen Hauseingang zu flüchten. Es schien so, als spürte Lenny Jackys Anwesenheit, denn er schaute sich immer wieder finster um.

 Leise und möglichst unauffällig folgte der Kater den Kindern. Bald hatten sie sich in kleine Grüppchen aufgeteilt. Jacky aber blieb weiter an Lennys Fersen. Irgendwann kamen sie an ein Reihenhaus. Vor dem dritten von links blieb der große Junge stehen, zückte einen Haustürschlüssel und nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, verschwand er im inneren.

Lennys Wohnung unterschied sich sehr von den anderen Häusern in dieser Reihe. Von außen sah es ziemlich schäbig aus. Die Hauswand war von Schimmel befallen und die Fenster waren so staubig, dass man keinen Blick ins Haus werfen konnte. 

Nachdem Lenny verschwunden war, wartete Jacky noch ein paar Sekunden, dann schlich er sich näher ran. Am Besten wäre es gewesen, wenn Jacky sich jetzt aus dem Staub gemacht hätte, doch der kleine, schwarze Kater dachte nicht daran. Nicht ohne Lenny noch einen gehörigen Denkzettel zu verpassen. 

In diesem Moment öffnete sich eines der Fenster im untersten Stock. Was für ein glücklicher Zufall, dachte Jacky. Nachdem er glaubte, dass die Luft rein war, schlüpfte er durch den Fensterspalt ins Haus.

Drinnen war es ziemlich stickig. Die Wohnung schien im Staub zu versinken und Jacky musste niesen. Erschrocken zuckte er zusammen. Hoffentlich hatte ihn niemand gehört. Er verharrte kurz auf der Stelle, doch als er nichts hörte, schlich er weiter. 

Irgendwo hörte er ein rascheln, dann war es wieder ruhig. Wahrscheinlich nur eine Ratte, dachte Jacky. Die musste es hier ja zur genüge geben. Er kam an einem Raum vorbei, welcher vermutlich das Wohnzimmer war. Staubige Sessel und ein Sofa, aus dem schon ein paar Sprungfedern ragten. Auf einem großen Eichenholztisch befand sich ein riesiger Flachbildfernseher. 

Das allerschlimmste aber waren die Bezüge der Sessel. Ursprünglich weiß, welche mit der Zeit aber gelb geworden waren, und mit altmodische Blümchen bestückt, die keine Ähnlichkeit mehr mit der Realität hatten. Schon beim Anblick bekam man automatisch Augenkrebs. Schnell lief Jacky weiter. 

Der nächste Raum war allem Anschein nach die Küche. Jedoch unterschied sie sich sehr stark, von der Küche in seinem neuen zu Hause. Das Geschirr stapelte sich im Spülbecken und die Küchenablagen waren total staubig. Hier hatte lange niemand mehr sauber gemacht. 

Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes stapelten sich leere Pizzaschachteln. In einem jedoch, lag noch ein angebissenes, halb verschimmeltes Stück Pizza. Jacky ließ seinen Blick durch den Raum streifen, als seine Augen plötzlich an einer kleinen Tüte Katzenfutter hängen blieben. Sie befand sich in einem der sperrangelweit geöffneten Hängeschränke. 

Der Kater wollte sich gerade wieder abwenden, als sich sein Magen plötzlich lautstark meldete. Hm, dachte Jacky. Es würde bestimmt nicht auffallen, wenn er ein wenig davon naschte. Also ging er weiter in den Raum, nahm Anlauf und sprang leichtfüßig auf die Küchenablage. Von dort kletterte er in den Hängeschrank und steckte seine Nase in die Tüte. 

Leider bemerkte er zu spät, dass die Tüte leer war. Eine Hand schnellte plötzlich hervor und die Schranktür wurde zu geschlagen. Erschrocken fuhr Jacky zusammen. Er konnte so viel gegen die Tür drücken, wie er wollte, sie bewegte sich keinen Milimeter. Er war gefangen.Von draußen war ein finsteres Gelächter zu vernehmen, dann sagte eine Stimme, die eindeutig Lenny gehörte: „Hab ich dich endlich, du dreckiger Flohsack!"

Jacky wusste nicht, wie lange er sich mittlerweile in dem Schrank befand, er spürte nur, dass ihm so langsam der Sauerstoff ausging. Zwar befand sich zwischen den Schranktüren eine kleiner Spalt, jedoch war es in dem Haus ziemlich stickig, weshalb kaum Sauerstoff zu ihm gelangen konnte. 

Noch dazu wurde er, desto aussichtsloser seine Lage schien, immer panischer. Dementsprechend war auch seine Atmung ziemlich hektisch. Da hörte er plötzlich von draußen ein Rumoren. Jacky maunzte um Hilfe, doch vergeblich, stattdessen hörte er nur Lennys Gelächter, dann entfernten sich die Schritte und kurz darauf wurde die Haustür zugeschlagen.

HILFE! Hilfe, hört mich denn niemand, rief Jacky verzweifelt, doch er bekam keine Antwort. Jacky gähnte. Der Sauerstoff wurde immer knapper. Bald würde er ohnmächtig werden.

Hilfe, hilfe, holt mich hier raus. Er konzentrierte sich und schrie in Gedanken so laut er konnte, wovon er jedoch Kopfschmerzen bekam und es lieber sein ließ. Müde legte er sich hin und schloss die Augen. Dann verlor er das Bewusstsein.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top