Kapitel 12

In der Cafeteria war es mal wieder sehr voll, aber das störte die kleine Gruppe nicht besonders. „Und Jacky, wie findest du deine Menschengestalt?", fragte Luna gespannt.

„Sie ist merkwürdig. Alles an mir ist so groß und neu und ich finde es immer noch ein wenig schwer zu laufen. Und mir ist etwas kalt. Warum haben Zweibeiner eigentlich kein Fell? Das wäre viel praktischer und nicht so kratzig wie dieser... Stoff."

„Aber du musst doch zugeben, dass Hände viel praktischer als Pfoten sind. Du kannst damit Sachen greifen und, und..." meinte Louis.

„Ja, schon... aber-"

„Ich mag meine Menschengestalt lieber." Erstaunt drehten sie sich zu Shakeel.

„Was guckt ihr so?", sagte er gereizt.

„Ähm nichts, aber... magst du deine Tiergestalt denn nicht? Ich meine, sie ist doch voll cool und... ..."

„...gefährlich!? Ist es das was du sagen willst, Louis? Das denkt ihr doch alle oder?"

Als er sich an Luna wandte, wich diese erschrocken ein Stück zurück. Verstehen blitzte in seinen Augen auf. Täuschte Jacky sich, oder war da Trauer in seinen Augen zu erkennen? Schon war es wieder verschwunden. „Und ihr behauptet auch noch, mit mir befreundet zu sein. Ihr seid alle Lügner!" 

Seine Augen funkelten wütend. Ruckartig richtete er sich auf, wobei er seinen Stuhl heftig zur Seite stieß. Laut schlug dieser auf dem Boden auf. Shak stampfte wütend aus der Cafeteria. Verwundert beobachteten sie, wie sich nun auch Mrs. Richard aufrichtete und ihm schnell hinterhereilte. „Ist er immer so?", wollte Jacky, von Shaks Auftritt eingeschüchtert, wissen.

Luna blickte immer noch verstört zum Ausgang, durch den Shak und Mrs. Richard soeben verschwunden waren und Sky antwortete betrübt: „Gewöhn dich am Besten daran, wobei das noch ziemlich harmlos war. Er ist ziemlich aufbrausend."

Jacky erinnerte sich an letzte Nacht, wo Shak ihn so komisch angeblickt hatte.

Sie aßen noch schweigend zuende, dann gingen sie in den Gebäudeteil nebenan, indem sich unter anderem die Turnhalle befand. Kampf und Überleben stand nun auf dem Stundenplan, scheinbar ziemlich beliebt bei den Schülern, warum erfuhr Jacky schon kurze Zeit später.

„Also, heute wollen wir uns mit dem Ringkampf beschäftigen. Dafür sucht ihr euch jeweils einen Gegner aus.", erklärte Mr. Clearwater, gerade in eine schwarze Sporthose und ein dunkelblaues T-Shirt gekleidet, welches seine Muskeln besonders betonte. 

„Wie ihr seht liegen auf dem Boden überall Matten verteilt. Dort stellt ihr euch jetzt einander gegenüber auf. Ziel ist es seinen Gegner zu Boden zu ringen und ihn drei Sekunden lang, auf dem Rücken liegend, festzuhalten. Wenn ihr euch außerhalb der Matte befindet, Punkt für den Gegner. Treten, schubsen, kratzen und beißen ist nicht erlaubt, nur ringen, schließlich heißt es nicht ohne Grund Ringkampf. Also dann, auf die Plätze, fertig, los!"

Jackys Gegner war Sky, der die Augen zusammengekniffen hatte und ihn angriffslustig musterte. Kurz nach dem Startsignal, stürzte er sich auch schon auf Jacky, der so überrumpelt war, dass Sky ihn problemlos zu Boden ringen konnte. Gerade noch rechtzeitig schaffte es Jacky, sich auf den Bauch zu drehen. Vergeblich versuchte Sky, Jacky auf den Rücken zu drehen, dafür schaffte es Jacky aber, sich wieder aufzurichten. 

Langsam verstand er das Spiel und ihm machte es Spaß, mit seinem Freund zu ringen. Dieser erkannte schnell, dass er kaum eine Chance gegen Jacky hatte, also konzentrierte er sich lieber auf seine Verteidigung. Trotzdem schaffte Jacky es kurze Zeit später, Sky zu Boden zu ringen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass die meisten Kämpfe schon entschieden waren. 

Kate hatte Luna schon nach kurzer Zeit auf dem Boden gehabt, wobei Luna wie wild um sich gestrampelt hatte, trotzdem schaffte Kate es, sie auf den Rücken zu drehen. Manou hatte mit seinem Gegner ein wenig länger gebraucht, doch schließlich hatte auch er es geschafft. Arrogant blickte er nun auf seinen Gegner hinab. 

Jacky war kurz davor Sky auf den Rücken zu rollen. Scheinbar hatte der Fledermausjunge die Hoffnung bereits aufgegeben, denn seine Gegenwehr fiel ziemlich schwach aus und seine Muskeln erschlafften. Siegessicher lockerte auch Jacky seinen Griff ein wenig. Auf diesen Moment hatte Sky gewartet. 

Blitzschnell wandte er sich auf Jackys Umklammerung, welcher so überrascht war, dass er sich ohne sich zu wehren, auf den Rücken werfen ließ. Damit war der Kampf entschieden. Sky rappelte sich grinsend auf und half Jacky hoch, wobei er ihm freundschaftlich auf den Rücken klopfte. „Du bist echt gut. Ich dachte schon, jetzt ist es aus."

„Du warst aber auch nicht schlecht. Das vorhin war ziemlich schlau," gab Jacky bewundernd zurück. Nun ergriff Mr. Clearwater wieder das Wort.

„Ihr habt es wirklich drauf Leute, eure Kämpfe waren ziemlich eindrucksvoll. Es ist wichtig, dass man sich nicht nur auf seine Tiergestalt konzentriert. Stellt euch mal vor, ihr befindet euch so sehr unter Stress, dass ihr euch nicht verwandeln könnt. Dann ist es sehr wichtig, dass ihr euch trotzdem wehren könnte."

Der Rest des Unterrichts ging schnell um und bestand hauptsächlich aus Theorie. Danach hatten sie noch Physik und Kunst und für Jacky ging der Unterricht nur schleppend vorbei, da er die ganze Zeit über Shaks Auftritt in der Cafeteria nachdenken musste. Erst jetzt fiel Jacky auf, dass er ihn im Unterricht gar nicht mehr gesehen hatte. Ob er nachher noch auftauchen würde? 

Jacky hatte nicht gerade Lust, den Wald alleine vom Müll zu befreien. Erschöpft traf er sich nach dem Unterricht mit Luna und Sky im Gemeinschaftsraum. Sie hatten es sich bereits auf einem breiten Sofa bequem gemacht, als er herein kam. Außer ihnen waren noch ein paar andere Erst-und Zweitjahresschüler anwesend. Auch Luna schien über Shaks Abwesenheit besorgt. „Hat einer von euch eigentlich Shakeel gesehen?" 

Die Jungs schüttelten den Kopf. Sie verfielen in Schweigen und hingen allen ihren Gedanken nach. Irgendwann schreckte Jacky plötzlich hoch. „Ich hab völlig vergessen, dass ich ja noch den Wald sauber machen soll." Die anderen blickten ihn verständnislos hinterher, als er aus dem Gemeinschaftsraum stürmte. Da Jacky nicht genau wusste, wo er jetzt hin musste, ging er erstmal zu Büro des Schulleiters. Unschlüssig blieb er vor der Tür stehen, dann klopfte er. 

„Herein", erklang es munter und Jacky trat ein. Genau wie bei seiner ersten Begegnung, hatte es sich Mr.Clearwater an seinem Schreibtisch bequem gemacht. Seine Füße hatte er auf seinem Schreibtisch abgelegt, der bei jeder Bewegung ein lautes Ächtzen von sich gab. Mr. Clearwater lächelte. „Hallo Jacky! Na, wie gehts dir? Und wie gefällt es dir bereits an unserer Schule?" 

Als er Jackys überrumpelten Gesichtsausdruck sah, lachte er. „Tut mir Leid, dass ich dich so mit Fragen bombardiere. Du kommst bestimmt, wegen deiner Aufgabe. Shak ist noch nicht aufgetaucht, aber wahrscheinlich kommt er noch und wenn nicht... dann eben nicht", meinte der Schulleiter schulterzuckend und seine Augen funkelten verschmitzt. 

Jacky war immer noch ein wenig neben der Spur. Mr. Clearwaters humorvolle Art war neu für ihn und überraschte ihn jedes Mal aufs neue. Der Schulleiter erhob sich und der Schreibtisch ächzte bedrohlich. „Also dann, komm mal mit, junger Mann."

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