2.

Wir gingen einige Gänge und Flure entlang, bis wir irgendwann vor einer Tür stehen blieben. Die Frau klopfte kurz an und öffnete sie dann und schubste mich grob rein, sodass ich hinfallen sollte. Aber ich konnte mich ganz gut halten. Es war kein sehr großer Raum. Nicht viel größer, als das Zimmer, in dem ich vorhin eingesperrt war. In der Mitte des Raumes stand ein Schreibtisch und dahinter saß ein Mann, etwa mittleren Alters. Die Frau kam nun auch herein und schloss die Tür hinter sich. Der Mann bedeutete mir, mich auf den Stuhl ihm gegenüber, zu setzen. Zögerlich tat ich das. "Also Sunja,...", begann er. Sunja? War das ich oder wer? "Wer ist Sunja?", fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach. Der Mann vor mir sah nun zu der Frau, die immer noch an der Tür stand. "Das ist dein Name. Aber gut, wir sind IFKOZ. Das ist hier dein neues Zuhause! Deshalb wirst du unsere Regeln befolgen und keinen Ärger machen!" Seine strenge Stimme hallte leicht in dem Raum wider. „IFKOZ?", fragte ich nach, da ich nicht verstand, was das war, da ich das noch nie gehört hatte. „Internat Für Kinder Ohne Zuhause", erklärte die Frau kurz und knapp. „Wenn du gegen unsere Regeln verstoßen solltest, werden harte Strafen folgen!" Nun zählte mir der Mann noch ein Haufen Regeln. Danach nahm mich die Frau wieder am Arm und zerrte mich aus dem Raum. Sie brachte mich in noch einen Raum. Na toll, noch ein Raum! Wie viele haben sie denn davon? Die Frau schubste mich auch in diesen, aber schloss dann ab. Ich konnte mich wieder so fangen, dass ich nicht hinfiel. Dieser Raum war größer, als die anderen. Erst jetzt sah ich, dass ich nicht alleine war. Hier waren andere Kinder. Sie hatten alle identische Kleidung an. Ich blickte an mir herunter und musste feststellen, dass ich diese Kleidung auch trug. Ich trug ein etwa Knielanges graues Kleid. Dazu eine graue Strumpfhose und graue Schuhe, genauso wie die anderen Mädchen. Die Jungen trugen graue Hosen und graue T-Shirts. Dazu trugen auch sie graue Schuhe. Also waren wir alle in grau gekleidet. Was hatte dieser Ort nur mit dem grau? Auch dieser Raum hier war wieder grau. Nun trat ein braunhaariges Mädchen unter den anderen hervor. „Hey du, wer bist du?", fragte sie in einem unfreundlichen Ton. An ihrer Art konnte ich erkennen, dass sie wohl unter den Kindern etwas mehr zu sagen hatte. Jedoch ließ ich mich von niemanden einschüchtern. „Das geht dich gar nichts an!" „Wie redest du denn mit mir? Du weißt wohl nicht, wer ich bin, nicht?" Sie kam nun näher, bis ich ihren Atem schon fast spüren konnte und fuhr fort: „Du solltest dich besser nicht mit mir anlegen! Das wird sonst Folgen haben!", flüsterte sie mir förmlich ins Ohr. Ich stieß sie nur von mir weg, sodass sie hinfiel. „Und du solltest mir lieber nicht auf die Pelle rücken! Wolltest du mir etwa drohen?", fragte ich. Im Hintergrund konnte ich ein leises Kichern wahrnehmen. Das Mädchen auf dem Boden drehte sich ruckartig um und sah die anderen mit einem versteinernden Blick an. Da verschwand das Lächeln auf ihren Gesichtern. Ein Junge kam schnell zu dem Mädchen und half ihr hoch. „Alles in Ordnung, Tiffany?" Als Antwort bekam er ein wütendes wegstapfen. Wow, ich bin den ersten Tag hier und habe schon meine erste Feindin. Die Kinder folgten dem Mädchen, außer einer. Sie blieb stehen und kam nun zu mir. Sie hatte ebenfalls braune Haare, aber nicht so dunkle, wie diese Tiffany. „Das war echt cool! Noch niemand hat sich gegen sie gestellt!", staunte sie. „Na dann wir es aber höchste Zeit!", entgegnete ich ihr. „Ich bin übrigens Kourtney.", stellte sie sich vor. „Ich kann dir gerne zeigen, wie das alles hier so abläuft.", schlug sie begeistert vor. „Klar doch...", sagte ich mit einer eher uninteressierten Stimme. Plötzlich erklang ein lauter Gong. „Wir müssen uns beeilen!" Schnell lief Kourtney los und zog mich sachte mit. Wo wird sie mich hinbringen? Und weswegen müssen wir uns beeilen? Wir eilten durch mehrere Gänge und Flure, bis wir endlich da waren. Ein Teil der Kinder von vorhin war hier versammelt. Sie saßen auf Stühlen, an Tischen. Vorne stand eine Frau. Es war die Frau von vorhin. Die, die ich als erstes gesehen hatte. Kourtney zog mich zu einem Tisch und wir setzten uns. „Ihr seid zu spät!", ermahnte sie uns mit einer sehr strengen Stimme. „Tut mir leid, Miss Helvete. Aber sie ist neu! Sie kennt das alles noch nicht! Ich wollte ihr helfen.", entschuldigte sich Kourtney. Doch auf die Frau hatte das keine Wirkung. „Wenn sie das noch nicht kennt, dann soll sie es eben kennenlernen! Hier ist jeder auf sich gestellt! Noch ein Fall und es wird für dich Konsequenzen haben!" Sie schaute Kourtney sehr streng an. „Also gut, fangen wir nun an!" Wir sollten nun irgendwas rechnen.

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