7 - Zaubertränke
Da mir erst jetzt unsere Vereinbarung wieder eingefallen ist (Entschuldigung) widme ich dir dieses Kapitel. Hier die (schon vor Ewigkeiten) versprochene Überarbeitung!
Schweigend lief sie durch die Gänge zum Zaubertrankunterricht, ihre Schultasche hing ihr über der Schulter. Draco hatte ihr am Morgen keinerlei Beachtung gescheckt und war an ihr vorbei zum Unterricht gerauscht, den ganzen Tag über hatte sie ihn nicht gesehen und so war sie nun auf dem Weg zu ihrer siebten und letzten Stunde: Zaubertränke. Es war beinahe lachhaft, wie viele Gedanken sie sich bereits in zwei Tagen um ihn machte. Mehr noch, als sie es sonst in den ganzen letzten Jahren getan hatte, in denen sie sich seine Beleidigungen und Demütigungen anhören musste. Sie schüttelte den Kopf und strich sich die Haare aus dem Gesicht, um sich auf etwas anderes zu konzentrieren, denn es gab wesentlich wichtigere Dinge als Draco Malfoy. Harry hatte ihr beim Frühstück mitgeteilt, dass er zum Quidditch-Kapitän des Gryffindor-Teams ernannt worden war. Bald würden die Auswahlspiele stattfinden, er musste noch einen Termin zurechtlegen, in dem möglichst viele Gryffindors kommen konnten, um die bestmöglichen Spieler auszuwählen.
Hermine stieg die Treppen zu den Kerkern herunter und es wurde zunehmend kühler. Ihre Schritte hallten von den Steinwänden wieder. Schließlich kam sie unten an und sah, dass schon einige Gryffindors und Slytherins vor der Kerkertür warteten. Offenbar hatten sie zusammen mit den Schlangen und das hieß, dass sie Draco wiedersehen würde. Nicht, dass sie ihn vermisst hätte. Er stand in einigem Abstand zu den übrigen Slytherins neben Blaise und wirkte, als ob er mit den Gedanken ganz woanders war, als beim Unterricht. Blaise neben ihm beobachtete die anderen Schüler und nahm somit auch ihre Anwesenheit war, schenkte ihr jedoch keine Beachtung.
Sie ging zu Harry und Ron, die neben der Gryffindor-Gruppe standen: ,,Hi ihr. Na, habt ihr mich vermisst?" Ron nickte sofort heftig mit dem Kopf: ,,Natürlich haben wir dich vermisst, Hermine! Ich bin fast am Aufsatz in Verwandlung verzweifelt!" Er setzte seinen besten Hundeblick auf und sah sie sehnsüchtig an, in der Hoffnung, verzweifelt zu wirken. ,,Er ist verzweifelt", mischte sich Harry ein und lachte, ,,ehrlich, du hättest ihn sehen sollen, er hing über dem Pergament und hat vor sich hin gegrummelt." Ron sah ihn böse an: ,,Hey, ich hab nicht "gegrumelt", wie du es nennst, ich hab mich über McGonagall beschwert, dass sie uns viel zu schwere Hausaufgaben aufgibt!" Diesmal war es an Hermine, zu lachen: ,,Nein, sie gibt uns nicht zu schwere Aufgaben auf, du hörst nur zu schlecht zu. Wenn du den Unterricht besser verfolgen würdest, würden dir die Aufsätze auch leichter fallen, Ron!"
,,Nicht jeder ist nun mal so eine Streberin wie du", brummte der Rothaarige missmutig. ,,Ich werte das mal als Kompliment", gab Hermine zurück. ,,Ja, bitte!", flehte er und legte den Kopf schief, ,,dann kannst du uns bei den Aufsätzen helfen!" Harry hustete: ,,Oder uns wohl eher abschreiben lassen." Sie verdrehte die Augen. Es war so typisch für die beiden, hinten in der letzten Reihe Zauberschnipschnap zu spielen und den Unterricht zu verpassen, sie am Abend aber anzubetteln, ihre Aufsätze zu schreiben. Bisher hatte sie den beiden dies nicht abschlagen können, vor allem weil sie die Falschheit des Geschriebenen mit dem bloßen Auge nicht ertragen konnte. Doch nun, da sie durch die Pflichten als Schulsprecher getrennt waren, mussten ihre beiden festen Freunde lernen, im Unterricht zu zuhören und sich zu organisieren. Andererseits würden sie die Prüfungen nicht bestehen und das konnte fatale Folgen haben.
,,Ihr müsst zuhören, das ist wirklich wichtig! Was sollt ihr denn machen, wenn ich keine Zeit mehr habe? Schulsprecherin zu sein, heißt gewisse Pflichten zu erfüllen und das habe ich auch vor zu tun!"
Harry zuckte mit den Schultern: ,,Wäre Sitzenbleiben eine Option?" Diesmal legte sie den Kopf schief: ,,Nein, das wäre keine Option, seht es endlich ein!" Ron verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts weiter und tat es Harry somit nach, der schwieg. Ein paar weitere Schüler waren dazugekommen und standen nun vor dem Kerker, in dem sie gleich einen Zaubertrank brauen würden. ,,Was meint ihr, wie wird Slughorn wohl so sein?" Laut Ron waren viele Überrascht gewesen, als Dumbledore in seiner Rede bekannt gegeben hatte, dass Horace Slughorn der Meister der Zaubertränke werden und Snape den Posten als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste beziehen würde. Es wunderte sie, dass Snape nun doch der Lehrer für dieses Fach werden würde, hatte er sich doch all die Jahre, in denen er schon an Hogwarts unterrichtete, stets auf jenes beworben, nur um dann eine Absage zu erhalten. Doch es gab bestimmt einen Grund für diese Änderung im Lehrerkollegium, Dumbledore handelte niemals ohne Grund und aus einer Laune heraus.
,,Keine Ahnung, aber besser als Snape bestimmt. Hoffe ich", antwortete Ron und zuckte mit den Schultern. ,,Naja", meldete sich Harry zu Wort, ,,bestimmt. An dem Abend als Dumbledore mich abgeholt und zum Fuchsbau gebracht hat, haben wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei Slughorn gemacht." Hermine horchte interessiert auf: ,,Ach wirklich?" Er nickte: ,,Ja. Er ist wohl auf der Flucht und versteckt sich in unbewohnten Muggelhäusern, seit die Todesser an seine Tür klopften und ihn aufgefordert haben, einer von ihnen zu werden."
,,Kann ich nur zu gut verstehen. Ich wäre auch auf der Flucht, wenn Todesser mich besucht hätten", meinte der Weasley neben ihr. ,,Ich auch. Er hat nur wiederwillig die Stelle in Hogwarts angenommen und offensichtlich hat er schon mal hier unterricht, denn er wollte ein anderes Büro als das beim letzten Mal." Hermine strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verlagerte ihr Gewicht: ,,Also müsste Dumbledore einen Vorteil aus seiner Einstellung ziehen", überlegte sie laut. ,,Oder er ist einfach nur gutherzig und möchte ihn schützen", erwiderte Harry, worauf sie den Kopf schüttelte: ,,Das glaube ich nicht, sonst hätte er ihn ja nicht gleich hier einstellen müssen. Er hätte wie gewohnt einen Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste einstellen und Snape weiter Lehrer für Zaubertränke bleiben lassen können, das wäre viel einfacher gewesen. Also muss es auch einen Grund gegeben haben, Snape seinen lang ersehnten Posten zu geben."
,,Oder er war es einfach nur Leid, ständig einen neuen Lehrer auszusuchen und ihn von der Stelle zu überzeugen", gluckste Ron. ,,Das glaube ich nicht, er hat bisher immer jemanden gefunden." Sie nickte zum Zeichen, dass sie ihm zustimmte. ,,Naja", wendete der Weasley ein, ,,vielleicht hat es sich inzwischen ja rumgesprochen, dass ein Fluch auf dem Fach liegt." Hermine schüttelte den Kopf: ,,Es liegt kein Fluch auf Verteidigung gegen die dunklen Künste, es war bloß Zufall, dass unsere Lehrer nach einem Jahr gehen mussten. Quirell wurde von Voldemort beherrscht, bei Lockhart habt ihr dafür gesorgt, dass er sein Gedächtnis verliert, auch wenn er sowieso unfähig war." Ron und Harry sahen sich unschuldig an. ,,Lupin wurde dank Snape verraten und musste wegen seiner Werwolfsgestalt gehen, Moody war ein verkleideter Todesser und Umbridge war einfach nur grausam und schrecklich. Das war alles Zufall."
,,Zufall hin oder her", meinte Harry, ,,vielleicht trifft Snape dieses Jahr auch ein Zufall. Ich hoffe, er endet wie Quirell."
,,Harry!" Hermine stieß ihren besten Freund empört an, der in grimmiges Lachen ausbrach. In diesem Moment öffnete sich die Kerkertür und Slughorn trat in den, von Fackeln beleuchteten, Gang: ,,Kommt rein, kommt rein!" Sie folgten seiner Aufforderung und traten in das kühle Klassenzimmer. Sofort schlug ihnen die Kälte entgegen und sie suchten sich einen Platz, der sich wie jedes Jahr in der letzten Reihe befand, um ihre Kessel auszupacken. ,,Oh nein", meinte Harry und Ron und sie sahen fragend zu ihm, ,,ich dachte, dass Snape dieses Jahr den Unterricht fortführt und dass ich durchgefallen bin, weil ich kein O habe. Aber McGonagall hat uns doch auf dem Gang gesagt, dass wir für Slughorn nur ein E brauchen. Wir haben noch keine Bücher." Ron schlug sich auf die Stirn: ,,Stimmt, Mist!", stöhnte er. ,,Dann solltet ihr wohl besser gleich zu Slughorn gehen. Viel Glück", fügte sie hinzu, als die beiden nickten und nach vorne zum Lehrer Pult traten. Indessen sah sie sich im Raum um. Es hatte sich nichts verändert, alles sah so aus wie in den letzten Jahren, selbst die Atmosphäre war gleich geblieben. So auch die Plätze der Schüler, die Gryffindors hatten sich auf eine Seite zurückgezogen, während die Slytherins auf der anderen präsent waren. Draco saß ein paar Reihen weiter vor ihr in der 3.Reihe, sie konnte seinen blonden Schopf deutlich erkennen. Neben ihm hatte Blaise Zabini Platz genommen, der gerade seinen Kessel auf dem Tisch abstellte. Sie wandte den Blick von den beiden Slytherins ab und holte ihr Buch heraus.
Harry und Ron drehten sich um und gingen zu einem Schrank an der Wand, um sich dort ein Buch herauszuholen. Nach einer kleinen Rauferei hatte sich nun jeder ein Schulbuch herausgeholt und sich wieder zum Tisch in der letzten Reihe bequemt. ,,Was habt ihr gemacht?", fragte Hermine verständnislos. ,,Du musst ein Junge sein, um das zu verstehen", kam die Antwort von Ron. ,,Nein danke, eure pubertären Machtspielchen interessieren mich nicht wirklich." Slughorn klatschte in seine Hände, um so die Aufmerksamkeit der Anwesenden im Raum zu erlangen. ,,Herzlich Willkommen in meinem Zaubertrank-Unterricht der 6. Klasse. Wie sie es vielleicht schon mitbekommen haben, bin ich Professor Slughorn, ich werde sie für dieses Jahr die Lehre des Zaubertrank-Brauens lehren." Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen, ehe er fortfuhr: ,,Zu Anfang möchte ich ihr Wissen bezüglich der verschiedenen Zaubertränke testen. Dazu habe ich hier", er deutete mit der Hand auf sein Pult, auf dem verschiedene Kessel standen, ,,bereits ein paar Tränke vorbereitet. Bitte treten sie vor."
Sie standen auf und befolgten seine Anweisung, indem sie sich vor das Pult stellten, um die verschiedenen Tränke genauer betrachten zu können. Dabei stellten sich die Slytherins in einer Gruppe auf ihre Seite, die Gryffindors taten es ihnen nach und so stand sie neben einem Mädchen aus ihrem Jahrgang, Lavender. Erst jetzt fiel ihr auf, wie wenig Schüler dieses Jahr am Tränkeunterricht teilnahmen. ,,So", kam es von Slughorn, der sich die Hände rieb und erwartungsvoll seinen Blick durch die Schülerschar gleiten ließ, ,,wer von ihnen kann mir denn sagen, was das für ein Trank ist?" Er zeigte auf einen grün-braunen Trank, der eher Schleim glich und träge vor sich hin blubberte. Sofort schoss Hermines Hand in die Höhe. ,,Miss...?", stammelte der Professor, der ihren Namen nicht zu kennen schien, ,,Granger, Sir", beendete sie ihren Satz. ,,Dieser Trank trägt den Namen Vielsaft-Trank. Er ist sehr kompliziert herzustellen, die unterschiedlichen Mondphasen müssen beim Brauen beachtet werden und es bedarf einiger Wochen, bis er vollendet ist. Zum Schluss muss das Haar der Person, in die man sich verwandeln möchte, hinzugefügt werden. Trinkt man diesen dann, nimmt man für eine Stunde die Gestalt der Person an, dessen Haar man hinzugefügt hat."
Slughorn nickte: ,,Korrekt, Miss Granger. Dies ist der Vielsaft-Trank, ein weitaus mächtiges und nützliches Gebräu. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass die Person, in die man sich verwandelt, nicht auf freiem Fuß ist, während man selbst in ihrer Gestalt wandelt, sonst könnte es zu durchaus peinlichen und missverständlichen Situationen kommen. Natürlich eignet sich dieser Zaubertrank auch, um jemandem einen Streich zu spielen, sofern man den gewöhnungsbedürftigen Geschmack in Kauf nimmt." Hermine warf Ron und Harry einen verstohlenen Blick zu, die sie schelmisch angrinsten. Nur zu gut erinnerten sie sich an ihr zweites Jahr, in dem sie sich mithilfe eben jenen Tranks in Crabbe und Goyle verwandelt hatten, um Draco Malfoy auszuspionieren. Heutzutage begleiteten die zwei den Blondschopf nicht mehr durch die Gänge. ,,Und dieser Trank hier?" Ihre Hand erhob sich wieder: ,,Ja, Miss Granger?" Sie strich sich eine Strähne ihres braunen Haares hinter das Ohr und formulierte eine Antwort: ,,Dies ist Armotentia, der mächtigste aller Liebestränke. Er glänzt perlmutterfarben in allen Farben des Regenbogens. Sein Verzehr bewirkt eine starke Besessenheit zu der Person, die ihn gebraut hat und nur ein starkes Gegengift kann den Betroffenen davon befreien. Wahre Liebe kann kein Trank erzeugen. Der Trank riecht für jeden anders und duftet immer nach den jeweiligen Lieblingsdingen." Sie trat ein paar Schritte vor, bis sie vor dem Kessel mit dem Gebräu stand und seinen Duft einatmen konnte. Sie nahm den wohltuenden Geruch von frischem Pergament, frisch gemähtem Gras und Pfefferminz-Zahnpasta wahr, die sie schon immer geliebt hatte. Doch da war noch etwas... ein Geruch, als befände sie sich in einem Wald. Der beruhigende Geruch von Bäumen und Moos, doch noch immer war da etwas anderes. Minze. Dass dieser Duft zu ihren Lieblingsdüften gehörte war ihr neu.
,,So riecht er für mich nach", sie zögerte ein wenig, ehe sie fortfuhr, ,,frisch gemähtem Gras, frischem Pergament und... Pfefferminz-Zahnpasta." Sie trat zurück und hörte einiges Gekicher von Seiten der Slytherins und Gryffindors gleichermaßen. Die beiden neuen Gerüche hatte sie bewusst ausgelassen, da ihr unklar war, von was sie stammten. Das Pergament symbolisierte ihre Liebe zu Büchern, so wie der Geruch von frisch gemähtem Gras sie daran erinnerte, wie gerne sie sich in der Natur aufhielt, während sie Pfefferminz-Zahnpasta einfach schon immer geliebt hatte. Doch auf den Minze-Duft und dem von Holz konnte sie sich keinen Reim machen. ,,Einwandfrei", sagte Slughorn, ,,Armortentia erzeugt natürlich keine echte Liebe, kein Trank oder Zauber ist zu dem fähig. Nur ein Bezoar vermag die unnatürliche Liebe oder, sagen wir, Besessenheit zu heilen." Mit diesen Worten setzte er den Deckel auf den Kessel und die Mädchen, die während seiner Worte mit gierigen Blicken vorgetreten waren, traten zurück und schauten verlegen zu Boden.
Slughorn trat zur Seite und stand nun vor einem anderen Kessel, dessen Inhalt sie gut kannte. Er war schwarz und hatte eine glatte Oberfläche, doch sie wusste, ein Schluck von ihm und sie würde in einen tiefen Schlaf verfallen, aus dem sie nie wieder aufwachen würde. ,,Und dieser Trank hier, Miss Granger?" Sie richtete den Blick wieder auf sein Gesicht: ,,Dies ist der Trank der lebenden Toten. Er heißt so, weil er das Opfer in einen tiefen Schlaf verfallen lässt, aus dem es nie wieder aufwacht, so als ob es tot wäre. Er ist sehr kompliziert in der Zubereitung und wird auch Sud des lebenden Todes genannt." Der Lehrer nickte: ,,Absolut Korrekt. Mr. Potter hatte mit seinen Worten nicht unrecht, als er mir mitteilte, dass sie die klügste Hexe ihres Jahrgangs seien." Sie errötete und senkte schüchtern den Kopf, auch wenn sie sich über das Lob freute, während sie die Blicke der Anderen auf sich spürte. ,,Dies ist der Trank der lebenden Toten. Er lässt die Person, die dieses gefährliche Gebräu zu sich nimmt, in einen tiefen Schlaf ohne erwachen fallen, was dazu führt, dass die Person oftmals von außenstehenden für eine Leiche gehalten wird. Da den Bedürfnissen des Körpers nicht mehr nachgekommen werden kann, ist der Tot durch Dehydrierung früher oder später unvermeidlich." Er ging weiter, doch neben dem Trank der lebenden Toten stand kein weiterer Kessel. Anstelle dessen befand sich ein Phiolen-Halter auf dem Tisch, der eine kleine Phiole aufbewahrte. ,,Weiß zufällig jemand, wie dieser Trank hier heißt?" Er kam ihr bekannt vor, doch sie wusste nur seinen Namen. Ihre Hand schoss erneut in die Höhe: ,,Flüssiges Glück."
Der Professor nickte: ,,Flüssiges Glück, auch Felix Felicis genannt. Kompliziert herzustellen, katastrophal, wenn seine Zubereitung schief geht. Ein Schluck von ihm genügt schon, und man hat einen ganzen Tag lang, 24 Stunden reines Glück. Alles, was man sich vorgenommen hat, gelingt." Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Draco, der etwas abseits stand und den Blick zu Boden gerichtet hielt, neugierig den Kopf hob. Es würde ihm sicher nur recht sein, wenn er einen gesamten Tag lang nur Glück hätte. Doch sie wollte nicht wissen, wie dieser perfekte Tag für ihn aussehen würde und so wandte sie wieder den Kopf nach vorne. ,,Geht die Herstellung allerdings schief, so wirkt sich das Fatal auf den Trinkenden aus: Es führt zu Rücksichtslosigkeit, Leichtsinn und überheblicher sowie gefährlicher Selbstüberschätzung. Außerdem solltet ihr wissen, dass dieser Trank vor Prüfungen, Wettkämpfen und dergleichen nicht eingenommen werden darf."
,,Haben sie schon einmal von ihm getrunken?", erklang Dean Thomas Stimme, der nicht weit von ihr neben Harry stand. ,,Ich bin einmal in seinen Genuss gekommen, Mr...?"
,,Thomas, Sir."
Er nickte: ,,Nun gut, ich möchte nun, um sie ein wenig in ihrem Ehrgeiz und ihrer Motivation anzuregen, diesen Trank an einen Schüler verschenken. Und zwar an denjenigen, der den Trank der lebenden Toten perfekt brauen kann." Stille herrschte im Raum. Hermine wusste, dass es nicht leicht sein würde, diesen Trank zu brauen, er entsprach UTZ-Niveau - und doch nahm sie es sich vor. Es gab so viel, was sie tun könnte, wenn Felix Felicis ihrer währe. Zum Beispiel könnte sie mehr denn je über Draco herausfinden und dieses Ziel besaß oberste Priorität. Sie musste diesen Trank einfach gewinnen, sie musste einfach! ,,Nun denn", unterbrach Slughorn die Stille im Raum, ,,fangen sie an. Sie haben eine Stunde."
oOoOoOo
Nervös wartete sie auf Slughorn, der durch die Reihen ging, um die Qualität der soeben hergestellten Tränke zu testen. Sie hatte sich wirkliche Mühe gegeben, jeden Schritt im Buch mehrmals durchgelesen und verzweifelt versucht, den Trank so perfekt wie möglich herzustellen. Dabei hatte sie immer kurze Blicke auf Draco geworfen, der nicht weniger Entschlossenheit gezeigt hatte. Endlich kam der Professor bei ihnen an. Er schenkte Rons Gebräu, das giftgrün im Kessel vor sich hin blubberte, einen bemitleidenden Blick, ehe sich Harrys Trank zu wendete, der vollkommen schwarz war und eine glatte Oberfläche besaß. Ihrer hingegen war dunkelgrün. Das war der erste Trank, den sie nicht perfekt hinbekommen hatte. Slughorn ließ ein Blatt aus seiner Hand in den Trank fallen. Ein Zischen unterbrach die Stille, die sich erneut auf das unterirdische Klassenzimmer gelegt hatte, und hauchfeiner Rauch stieg auf, der sich langsam auflöste. ,,Perfekt", sagte er und strahlte vor Freude, ,,einfach nur perfekt. Ein Schluck könnte uns alle umbringen." Er würdigte Hermines Trank keines Blickes und bat Harry mit nach vorne, um sich vor das Lehrerpult zu stellen. Die anderen Schüler versammelten sich in zwei Metern Abstand und sie verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
,,Mr. Potter hier hat es geschafft, einen perfekten Trank des lebendigen Todes zu brauen, welcher höchstem UTZ-Niveau entspricht. Nur ein Schüler hat es bisher geschafft, ihn zu brauen. Nun sind es zwei. Herzlichen Glückwunsch, Mr. Potter, sie haben den Trank wahrlich verdient." Er überreichte ihm das flüssige Glück, welches der Schwarzhaarige grinsend entgegen nahm. Sie sah, dass Draco enttäuscht war und sie konnte es ihm nicht verübeln - sie war es selbst. Doch sie konnte es sich nicht erklären, wie Harry es geschafft hatte, einen der schwierigsten Tränke überhaupt perfekt zu brauen - er war schlicht und einfach eine Niete in dem Fach. Und am Lehrer würde seine überragende Leistung als Klassenbester bestimmt nicht liegen. Dennoch klatschte sie mit den anderen Gryffindors mit, wenn auch nur halbherzig, die Slytherins schwiegen beleidigt. Doch sie freute sich auch ein wenig für ihn, auch wenn sie nicht wissen wollte, für welche Leichtsinnigkeit er das flüssige Glück einsetzen würde.
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