Kapitel 39

Der nächste Morgen war anders, schräg anders. In mir tobten immer noch die Gefühle, mein Herz schlug gegen mein Brust mit einem regelmäßigen Stechen als Begleitung. Meine Gedanken kreisten einzig und allein um diesen Kuss, bei dem ich nicht wusste was ich von ihm halten sollte.

Es hatte sich einerseits gut und schön angefühlt aber machte mir seine Reaktion zu schaffen und vielleicht war es wirklich ein Fehler gewesen und ich sollte ihn einfach vergessen.

Es war nur ein kurzer Kuss gewesen, nichts worüber ich mir Gedanken machen sollte, glaub ich zumindest.

Seufzend über dieses ganze Chaos an welchem Vincent Schuld war stand ich auf und verschwand im Bad um mich ein mal kalt zu duschen. Heute war Montag und der erste Schultag wieder, leider.

Ich hatte wirklich keine Lust, vor allem da ich Vincent wieder sehen würde und ich nicht wusste wie er jetzt auf mich reagieren würde. Es machte mir Angst und das sollte es nicht.

Ich sollte einfach so tun als wäre das gestern nicht passiert, auch wenn ich wusste dass das nicht so leicht ging.

Nach einer eiskalten Dusche verließ ich angezogen das Bad wieder und traf gleich auf Lucy, die mich zu ignorieren schien und einfach an mir vorbei ins Bad stolzierte. War mir recht.

Im Zimmer schnappte ich mir noch schnell meine Tasche, zog mir meine Jacke und meine Schuhe an und verließ dann nach einem kurzen Abstecher in der Küche das Haus. Den früheren Bus schaffte ich tatsächlich noch so dass ich ohne große Rempel Aktionen es in die Schule schaffte. Wie erwartet waren noch nicht viele meiner Mitschüler da und kurz überlegte ich wo ich saß und ließ mich dann auf dem Stuhl nieder.

Nach einiger Zeit kamen immer mehr meiner Klassenkameraden in den Raum und begrüßten sich alle unter einander. Ich wurde dabei gekonnt ignoriert und erst als ein strahlender Valentin den Raum betrat und förmlich meinen Namen schrie nahm man mich wahr. Na vielen Dank Valentin.

,,Aayana'' grinsend stürmte er auf mich zu und nahm mich kurz in den Arm. Überrumpelt schaffte ich es dann  mich irgendwie aus seinen Armen zu befreien und ihn besorgt zu mustern.

Wo war der Miese Peter hin, den Valentin immer am ersten Schultag nach den Ferien spielte?

Dieser viel zu gut gelaunte Junge war mir unbekannt und das schienen auch die anderen zu merken, die uns mit ihren neugierigen und stechenden Augen ansahen.

,,Valentin alles okay mit dir?'' fragte ich ihn dann so leise, dass nur er es hören konnte und das es mir wohl ziemlich unangenehm war, dass uns alle ansahen war ihm wohl so ziemlich egal oder schien er gar nicht zu merken.

,,Wieso sollte es mir nicht gut gehen. Hallo ich seh gerade meine beste Freundin wieder'' Wieder nahm er mich in den Arm und knuddelte mich einmal übertrieben durch.

Was hatte Maria ihm in sein Frühstück gemacht?

Er war ja noch unerträglicher als sonst.

Die Blicke der Mädchen verwandelte sich jetzt in böse und eifersüchtige Blicke und ich spürte förmlich wie sie versuchten mich damit zu töten.

Oh man Valentin, danke.

Zögerlich und leicht genervt befreite ich mich aus seinen Armen und ließ mich wieder auf meinen Stuhl nieder von dem er mich einfach hoch gezogen hatte.

Valentin schmollte kurz, zuckte dann mit den Schulter und ließ sich neben mir auf dem Stuhl nieder. Die Augenbrauen zusammen gezogen sah ich ihn an und fragte ihn wieso er hier sitzt.

,,Hallo ich will doch bei meiner besten Freundin sitzen. Wir haben uns doch so lange nicht mehr gesehen'' 

,,Äh erst gestern aber okay'' 

,,Das ist schon viel zu lange her und ich hab mal ne Frage?'' ich nickte nur und wartete gespannt.

,,Was hast du mit Vincent gemacht? Als er gestern nach Hause kam sah er total durch den Wind aus und hat sich direkt in seinem Zimmer eingeschlossen''

Ach dein Bruder hat mich nur geküsst, nichts weiteres und anscheinend bereut er es jetzt und das macht ihm zu schaffen.

Natürlich sagte ich das nicht und zuckte nur mit den Schultern und erwiderte ein 'Ich hab gar nichts gemacht, zumindest nicht das ich wüsste'.

Valentin nickte etwas zögerlich und im selben Moment betrat unser Klassenlehrer den Raum und startete gleich den Unterricht.


2 Stunden später klingelte es dann endlich zur Pause und erleichtert endlich von Valentin weg zu kommen, packte ich mein zeug ein und verschwand aus dem Raum. Dass Valentin stets anderer Meinung war wurde mir erst bewusst als er neben mir auftauchte und weiter anfing von dem großen Fußball Spiel am Freitag zu erzählen.

Halbwegs hörte ich ihm zu und lief weiter den Gang hinunter. Die Blicke der anderen Schüler spürte ich deutlich auf mir. Sie fragten sich wahrscheinlich alle wie jemand wie Valentin sich mit mir abgeben konnte.

Das fragte ich mich ehrlich gesagt auch, aber hatte Valentin ja sowieso seinen eigenen Kopf und dass da alles nicht stimmte war mir in den Ferien klar geworden. Leicht stöhnte ich auf als Valentin tatsächlich anfing über irgendein Mädchen zu sprechen und drehte mich leicht genervt zu ihm.

Mein Kopf brummte mittlerweile. Konnte er denn nicht einmal leise sein? 

,,Valentin bitte'' fragend sah er mich nur an und leise seufzte ich auf und lief weiter.

Ihm jetzt noch zu erklären dass er leise sein sollte und wieso, dafür hatte ich einfach keine Nerven. Wenn jetzt jeder Schultag so ab laufen würde, dann, dann weiß ich auch nicht weiter.

Mit Valentin bog ich um die Ecke und blieb starr stehen als ich die beiden sah.

Vincent lehnte an irgendeinem Spind während Lucy eng vor ihm stand und ihm über die Brust strich.

Auch Valentin neben mir blieb stehen und hatte die beiden entdeckt.

Im selbem Moment zog Lucy ihn an sich heran und schon lagen wie an Silvester ihre Lippen aufeinander.

Mein Herzschlag setzte kurz aus und mein Puls senkte sich während ich die beiden ansah. Schnell wendete ich meinen Blick ab als das mir all zu bekannte Stechen einsetzte nur diesmal doller, unerträglicher.

Es schmerzte und ließ mich leicht das Gesicht verziehen. Kleine Schritte stolperte ich zurück und lehnte mich dann gegen die Wand.

Meine Augen schloss ich kurz und versuchte mich irgendwie wieder zu sammeln aber war es gar nicht so leicht. Es war nicht so leicht dieses Bild los zu werden.

,,Aayana das war bestimmt nicht so wie es aussah.'' an seiner Stimme hörte man deutlich dass er sich wahrscheinlich selber irgendwie versuchte ein zu reden, dass wir seinen Bruder gerade nicht Lucy küssen gesehen hatten.

,,Valentin mal ehrlich was kann man da falsch verstehen'' darauf bekam ich keine Antwort.

,,Siehst du'' mit einem gezwungenem Lächeln sah ich zu ihm rauf und sah wie er selber kurz die Augen schloss und sich über den Nacken rieb.

,,Wir haben da bestimmt was falsch verstanden. Wir sollten Vincent nachher einfach mal fragen. Vielleicht wollte er sie gar nicht küssen und sie hat ihn gezwungen'' wenn er meint.

,,Aayana sei nicht traurig oder sauer okay. Das klärt sich bestimmt wieder'' verwirrt sah ich Valentin an.

,,Wieso sollte ich traurig oder sauer sein?'' 

,,Na weil Vincent gerade Lucy, deine Cousine geküsst hat'' desinteressiert zuckte ich mit den Schulter.

,,Er darf doch küssen wen er will. Ist ja nicht so als wären wir zusammen oder als hätte ich irgendeinen Anspruch auf ihn'' Er hat mich ja nur gestern geküsst.

,,Aayana doch das darfst du sehr wohl. Wir haben alle gemerkt dass zwischen dir und Vincent mehr lief'' 

,,Ihr bildet euch da was ein Valentin. Zwischen uns beiden lief nie etwas und deswegen habe ich auch keinen Grund sauer oder traurig zu sein''

Aber trotzdem war ich es, zumindest traurig, aber das würde ich Valentin nicht sagen.

Valentin wollte mir wahrscheinlich wieder widersprechen doch kam ich ihn zu vor denn merkte ich wie sich langsam Tränen in mir anbahnten.

,,Ich muss mal auf Toilette. Wir sehen uns dann nachher wieder'' ohne auf eine Antwort zu sagen lief ich mit zügigen Schritten den Gang hinunter und schloss mich gleich in meiner Toilettenkabine ein in der ich mich die Wand runter gleiten ließ und die Knie eng an mich zog.

Immer mehr Tränen sammelten sich an und ohne nach zu denken ließ ich sie einfach frei laufen.

Mein Herz schmerzte und ich wusste nicht wieso.

Ich wusste nicht wieso der Gedanke an den Kuss zwischen Lucy und Vincent so weh tat, wieso jeglicher Gedanke an die beiden zusammen weh tat.

Das Stechen wurde doller und unerträglicher. Es ließ mein Herz bluten und mich verkrampfen.

Mir sollte es egal sein.

Mir sollte egal sein was Vincent macht und mit wem.

Mir sollte egal sein wen er küsst.

Ich sollte einfach realistisch denken und mich mit dem Gedanken anfreunden dass die beiden in naher Zukunft tatsächlich ein paar werden würden.

An Silvester hätte es mir schon deutlich sein sollen und jetzt erst Recht. Sie wirkten wie ein richtiges paar und dieser Gedanke schmerzte schrecklich, auch wenn es dazu gar keinen Grund gab.

Meine Tränen versiegelten langsam und kurz wischte ich mir über meine feuchten Augen, zückte meinen Stift, ließ meine Gedanken kurz freien lauf und verschwand dann aus der Kabine, den Spruch leise flüsternd im Kopf.


Manchmal ist die Welt gemein und das Schicksal ein Arschloch. Alles geht schief und du fühlst dich allein und klein. Aber es leuchtet immer ein kleiner Stern für dich und sagt dir leise: Es wird alles wieder gut   *6. Januar 2016


Mein Vater hatte Recht mit seinem Spruch. Es gab immer einen kleinen Stern der mich vergessen ließ, der heller strahlte als je einer zu vor, der Tag und Nacht am Himmel war und für mich strahlte und das war er, der Stern meines Vaters.

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Ach Vincent:(  Mir tut das fast selber weh so was zu schreiben:(

Was sagt ihr dazu, dass Vincent und Lucy sich wieder geküsst haben?

Hat Aayana vielleicht Recht und die beiden gehören einfach zusammen?

Ich mein, die Liebe tut was sie will. Was können wir da schon großes ausrichten wenn das Herz einfach macht was es will

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)

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