3
Mia
Die Wagen Kolonne fuhr Ereignislos durch das Stück Wüste und zurück in die Stadt. Mit jedem Kilometer den wir hinter uns ließen wog mein Herz leichter und schwerer zugleich. Ich unterdrückte meine Trauer nicht, achtete jedoch darauf, dass sie mich nicht übermannte. Als es mir fast zu viel wurde, öffnete ich das Fenster und ließ den Wind durch meine Haare peitschen. Zog den Sauerstoff in meine Lungen und genoss das Gefühl der Frische.
Als der Wagen seinen Weg zurück in Dubais Straßen fand, drückte ich den Knop der Gegensprechanlage und befreite das Wageninnere seines lähmenden Schweigens. "Halten sie den Wagen an", teilte ich dem Fahrer mit, der von eine Trennwand gleich zu Beginn der Fahrt von uns abgeschnitten worden war. Ethan sah von seinem Tablet auf, auf dem er gerade wer weiß welchen Raketenangriff befahl. Ich erwartete, dass der Fahrer erst eine geeignete Stelle zum Anhalten finden würde, doch er blieb einfach mitten im Verkehr stehen und zwang jedes Fahrzeig hinter uns ebenfalls stehen zu bleiben. Die Hälfte gehörte vermutlich ohnehin zu uns, doch das Fehlen jeglichen Hupens, selbst von weiter weg, hinterließ einen eigenartigen Nachgeschmack, den ich einfach hinunterschluckte.
Ich stieg kommentarlos unter Ethan's wachsamen Augen aus und bewegte mich auf das große Einkaufzentrum zu, welches mir ins Auge gestochen war. Das ich trotz meiner dreckigen Aufmachung von den zwei massiven Türstehern einfach durchgelassen wurde, wunderte mich zwar kurzzeitig, doch ich hinterfragte es nicht. Nicht, wenn keine zwei Sekunden später Alistair mir auf dem Fuße folgte. Und hinter ihm Jaswinda. Bei ihrem Anblick nickte ich zufrieden.
Wir betraten zu dritt das erste Geschäft, welches Frauenmode in seinem Schaufenster ausstellte und eine Verkäuferin kam bei unserem eintreten sofort auf mich zugeeilt. Sie wurde abrupt langsamer, als Alistars Schatten über mich fiel, was jedoch nicht ihre Professionalität minderte, ihr Lächeln schwankte bemerkenswerterweise keine Sekunde.
„Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte sie in perfektem Englisch. Alistairs fragender Blick stach mir in den Nacken. Ich war versucht mir Zeit zu lassen, mich für eine wertvolle Sekunde einfach zu verlieren, von dem Moment getragen zu werden. Ich hatte in meinem neuem Leben gelernt gelernt, dass ich die Austellung von qualitative hochwertiger Mode genoss , selbst wenn sie zu einem hohen Preis kam.
Bald, versprach ich mir. Irgendwann würde ich den dringend benötigten Sauerstoff beruhigend und ruhig inhalieren können. Mit einem Glas Wein in der einen und einer Pralinenschachtel in der anderen Hand. Ich sah mich dabei selbst in einem Bademantel auf einer Chaiselongue sitzend, meinen Blick über schöne Stoffe und glänzende Gewänder wandelnd. Ich lächelte der Verkäuferin zu und schob das dramatisch klicheebehaftete Bild aus meinem Kopf. "Ich brauche saubere Kleidung für meine Freundin und mich."
Jaswinda gab einen Laut von sich, der für jeden anderen wie ein Schnauben geklungen hätte. Ich hörte jene Überraschung, die sie gezeigt hatte, als ich Hades nicht damit beauftragt hatte, sie umzubringen.
Die Verkäuferin warf einen kurzen Blick über meine Schulter und ich konnte mir vorstellen was sie sah. Alistairs Eindrucksvolle Gestalt, die hinter mir aufragte, beschützend und bedrohend zu gleich. Trotz der Verwirrung meines untypischen Verhaltens, dennoch bereit mich bei allem zu unterstützen, was ich tat.
"Natürlich", sagte sie schließlich. Ihre Stimme sicher und immer noch professionell. Auch wenn ich die Unsicherheit in dem Zittern ihrer Hand sah, als sie mich mit einer höflichen Geste zu einer der weißen Chaiselongue wies. Ich erwiderte die Geste mit einem höflichen Kopfnicken und kam ihrer Einladung nach. Ich setzte mich, griff nach einem der Magazine auf einem kleinen Beistelltisch und schlug es auf der ersten Seite auf. Seite für Seite ging ich es durch, schaute keine Hast in meinem Tun. Die Worte verschwammen in meinem Kopf, da mich der neuste Diät Trend oder der neue Kult Status eines gewissen Schauspielers nicht interessierte. Doch die Tatsache, dass ich einer normalen Handlung nachging, hatte etwas beruhigendes an sich, selbst wenn ich Alistairs und Jaswindas nervöses auf und ab praktisch spürte.
Die leichte Stimmung blieb, was vielleicht auch dem Fakt zugute kam, dass Ethan es bis jetzt nicht für nötig empfunden hatte, in den Laden zu stürmen, und sie blieb, bis ich ungefähr in der Mitte des Magazins auf das Bild einer attraktiven Frau stieß, die mich von dem Hochglanzpapier aus anstrahlte. Sie posierte auf dem rotem Teppich, das rote Haar zu einer aufregenden Frisur hochgesteckt und ich konnte schwören, sie schon einmal gesehen zu haben, obwohl ich nie viel Zeit oder Möglichkeiten gehabt habe, mich über Prominente zu informiere.
Meine Augen verengten sich ohne mein zutun zu Schlitzen, nahmen das GEsicht der jungen Frau ein, ihre Haltung und ihr Lächeln, bis ich meinte, es in meinen Ohren zu hören. Und dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte sie gesehen, sogar von nahem, als sie mir die Hand in meinem Esszimmer gereicht hatte. Und ein zweites Mal, als sie Tod auf meinem Rasen gelegen hatte.
"Christiana Leroyd", erklang plötzlich eine schwärmerische Stimme hinter mir, "auf der letzten Met Gala sah sie zum niederknien aus, finden sie nicht auch?" Ich schielte vom Magazin hoch, direkt in das freundliche Gesicht einer jungen, hoch schwangeren Frau. Fasziniert beobachtete ich wie sie mit einer Hand versuchte ihren Babybauch hoch zu halten, während sie die andere halt suchend nach der Lehne der Chaiselongue ausstreckte... und dabei kläglich verfehlte. Meine eigene Hand schnellte nach vorne, fing ihre ab und zog sie zu der Lehne.
Ich erhob mich. "Setzen sie sich." Die Frau schnaufte, leicht außer Atem, und dennoch sah ich das Widerwort bereits auf ihren Lippen. "Es ist Platz genug für uns beide", fuhr ich fort und hörte selbst den leichten Tadel in meiner Stimme. Die Frau blinzelte, ließ mich sie jedoch nicht nochmal auffordern. Mit sichtlicher Mühe umrundete sie die Chaiselongue, mit meinem Arm als Stütze, und setzte sich schließlich mit einem lauten Ausstoß an angehaltener Luft auf die weiche Oberfläche.
"Vielen Dank", sagte sie atemlos.
"Alistair, holst du der Dame bitte etwas zu trinken." Mein stiller Bewacher hatte die ganze Prozedur mit zusammengezogenen Brauen beobachtet, nickte jedoch kommentarlos und schritt an uns vorbei tiefer in den Laden, wo die Verkäuferin immer noch Kleidungsstück um Kleidungsstück inspizierte und, wenn sie es für gut genug empfand, an eine Kleiderstange auf Rollen hängte. Dass sie sich dabei Zeit ließ stieß bei mir auf großes Wohlwollen.
"Das ist nicht nötig", sagte die Frau neben mir aufgeregt. "Wirklich nicht, ich möchte ihnen unter keinen Umständen zur Last fallen."
Ihre Worte lösten ein zwicken in mir aus, welches mich zum innehalten und fragen brachte, wie sie bitte auf den Gedanken kam, sie würde in ihrem Zustand bei solchen einfachhaeiten wie Wasser jemandem zur Last fallen. "Sie fallen niemanden zur Last", sprach ich meine Gedanken aus, sie von der Seite inspizierte. Sie sah wie Mitte zwanzig aus, also ein paar Jahre älter als ich.
"Mein Mann hat mich gewarnt nicht so viel herum zu laufen", lachte sie, wieder unbeschwerter, "aber ich liebe Einkaufszentren, wissen sie. Hier ist immer was los und man fühlt sich nie wirklich allein. Und manchmal trifft man sogar prominente Leute!"
Einkaufszentren waren für mich nie viel mehr als ein Ort gewesen, an denen man seine Erledigungen tätigte. Doch die Art und Weise wie die Augen der Frau leuchteten, während sie das sagte, lösten ein leises Lächeln in mir aus.
Ein leises Schnauben von Jaswinda sorgte dafür, dass das Leuchten erlosch und ich ihr einen strengen Blick zuwarf. Doch meine Angestellte hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Stur auf den Boden. Wie ein bockiges Kind. Bei genauer Überlegung musste dieser Ort alles Böse in ihrem Leben verkörpern. Insbesondere da Dubai noch eine Schippe Luxus und Glanz in diese Hallen investiert hatte.
"Es ist ein kindischer Gedanke, ich weiß", murmelte die Frau. Ihre Vorderzähne gruben sich in ihre Unterlippe. Ich schüttelte auf ihre Reaktion hin den Kopf. Ihre Gefühlsschwankungen schob ich auf ihren Hormonhaushalt. „Sie sollten sich nicht so leicht von den Bemerkungen anderer beeindrucken lassen."
Als hätten meine Worte irgendeine tiefere Bedeutung als das, was ich damit ausdrücken wollte, schnellte ihre Hand schützend zu ihrem Bauch. Ich ließ es unkommentiert.
„My Lady."
Alistair kam mit einer zweiten Verkäuferin im Schlepptau zurück. In ihrer Hand balancierte sie ein Tablett mit zwei Champagner Flöten, in denen eine klare Flüssigkeit hin und her wog.
Alistair nahm es ihr ab, und hielt es mir statt ihrer hin. Nach beiden Gläsern greifend drehte ich mich zur Frau um, dessen Augen von mir, zu Alistair und zurück flogen.
„Ihr Wasser", sagte ich freundlich. „Sie sollten am Tag viel trinken, besonders wenn sie sich in geschlossenen Räumen aufhalten."
„Oh... Danke." Die plötzliche Anspannung war Greifbar, und ich konnte spüren, dass sie sich von mir auf irgendeine Art bedroht fühlte.
„Soll ich nun darüber glücklich sein?", fragte ich den Mann in meinem Kopf.
„Deine Frage allein beweist schon, dass du noch nicht so weit bist", kam postum die kryptische Antwort.
Verstimmt über Hades schonungslose Wahrheit, stellte ich das Glas auf den Beistelltisch und griff erneut nach dem Magazin. So sah es wenigstens nicht so aus, als würde ich ins nichts starren. Ich schlug es blind auf irgendeiner Seite auf und stockte, als mich erneut das Gesicht der Schauspielerin vom Hochglanzpapier aus anstrahlte.
Verlobt, stand in großen Buchstaben als Seiten Überschrift. "Sie ist verlobt!" Die junge Frau stürzte sich brachial auf den Artikel und bekam gar nicht mit, dass sie mit ihrer schnellen Bewegung Alistair in Alarm Bereitschaft setzte. Der Anblick der gezogenen Waffe auf eine ahnungslose, schwangere Frau ließ die zweite Verkäuferin, welche sich nahe an uns gehalten hatte, um Alistair schmachtende Blicke zuzuwerfen, entsetzt und sprachlos in ihrem Tun innehalten.
Ich hob eine Hand und bedeutete Alistair, dass er sofort die Waffe wegstecken sollte. War er noch bei Sinnen? Alistair kam meinem Befehl zögerlich nach, was ich mit einem kalten Blick quitierte. Alistair, jedoch, war schnell vergessen, als ich Jaswindas Reaktion bemerkte. Meine illoyale Angstellte taxierte die Frau neben mir mit solcher mörderischer Intensität, dass sich selbst mir die Haare im Nacken aufstellten. Nur das Lamm selbst schien von all dem nichts zu bemerken. Mit dem Kopf nickte ich Alistair leicht zu Jaswindas Richtung. Ob er es einfach nicht mit mir verscherzen wollte oder ob er die Intensität ebenfalls als beunrihugend befand, er setzte sich sofort in Bewegung und versperrte Jaswinda mit seinem masiven Körper die Sicht auf uns.
"Sind sie auch ein Fan von Christiana Leroyd?", fragte die Frau angerengt. Ich schüttelte geistes abwesend den Kopf. Alistair nahm gerade Jaswinda zur Seite und wendete sich dann kurz der Verkäuferin zu. Die Verkäuferin erbleichte und ging etwas zu schnell, als normal zu wirken, tiefer in den Laden zurück. "Und ist ihre Verlobung nicht traumhaft!", fuhr die Frau in ihrem plötzlichem Stimmungswechesl fort. Jaswinda zischte etwas , ihre Lieder waren gesenkt. Wollte sie damit die Angst verbergen, die ihr gesamter Körper ausstrahlte?
"Und dass obwohl sie fast die gesamte Zeit Ethan Lockheart hinterhergerannt ist." Mein Atem stockte.
Der Name meines Mannes löste die vertraute Reaktion in mir aus. Hinzu kam, dass sie von einer Vergangenheit redete, von der ich mich nie getraut hatte, herauszufinden. "So?", fragte ich beiläufig, in dem Wissen, dass offene Reaktionen dem Hormonhasuhalt dieser Frau signalisirten, in zwangsläufges Misstrauen zu verfallen. Ethans Vergangenheit ... mir war nicht klar gewesen, wie sehr ich dieses Thema vermieden hatte, bis es schließlich in meinem Verdrängt Ordner gelandet war. Ich griff nach meinem Wasser Glas und nippte an der kühlen Flüssigkeit. Alistair schien die Sache unter Kontrolle zu haben. Jaswindas Gesicht drang in den Hintergurnd meiner Gedanken, auch wenn ich mir eine Selbstnotiz einrichtete, ein Auge auf sie zu haben.
Die Frau strich liebevoll über ihren Bauch, in ihren Augen erneut ein helles Funkeln. "Sie scheinen Christiana Leroyd nicht zu kennen, dann ist ihnen Lord Lockheart wahrscheinlich ebenfalls fremd. Er ist in den Wirtschaftsseiten immer sehr präsent. Ein wahres Arbeitstier." Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Wasser. "Und es wird berichtet, dass er und Miss Leroyd eine aufregende Affäre hatten, während seiner Zeit in Paris. Da hat sich auch ihren jetzigen Verlobten kennengelernt! Es wird ein großes Geheimnis daraus gemacht, aber der Vorname des Glücklichen ist faszinierend, ich meine, wer nennt sein Kind schon Hades."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top