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Die Stimmung war im Eimer. Absolut und unwiederurflich im Eimer. Es gab keine eloquentere Art und weise die Situation zu beschreiben. Der Mann, der beunruhiender Weise wie der britische Premierminister ausgesehen hat, war an den Füßen von einem bedientseten rausgeschleppt worden. Unter den entsetzten und hasserfüllten Blicken die schon von weitem Engländer schrien (ohne vorurteilhaft klingen zu wollen). Ein zweiter Mann in weißer Schürze hatte die Blutspur aufgewischt. 

Die erzwungene Leichtigkeit, die der ganze Saal nun, fast schon verzewifelt, aufrecht erhalten wollte, war unerträglich. Ich konnte dem phatologischen Small Talk kaum folgen, ohne dass mir dabei noch schlechter wurde, als mir ohnehin schon war. Die Übelkeit hatte sich auf verdei und verderb in mir festgesetzt. Ein Mann war vor all diesen Menschen ermordet worden und niemand hatte bis jetzt auch nur den Mut gehabt, einen Ton von sich zu geben. Wie weit war Ethan mit seinem ganzen Welteroberungs Plan schon? Wie konnte er einfach eine wichtige politische Figur, ohne triftigen Grund erschießen und damit durchkommen! Und wieso machten mir zwei andere Sache gerade deutlich mehr Sorgen, als angebracht wäre. 

Die eine dürfte auf der Hand liegen. Ich hatte Hades gesehen. Oder es zumindest gegelaubt. Ich wusste es nicht. Mein Kopf drehte sich und kalter Schweiß lief mir den Rücken herab. Wenn Hades hier war, was sollte ich dann tun. Ethan bescheid geben? Den Mund halten? Hoffen, dass eine Illusion gewesen war?

Traurig sah ich auf den vollgedeckten Tisch. Verschiedne Cremes, wie etwa Hummus oder Baba Ganoush, wozu Dolma, Köfte und Fladenbrot herumgereicht wurden, alles Gerichte, die ich normalerweise aus der kulinarischen Küche liebte, heute aber kaum runterschlucken konnte.

Es war dieser Blick gewesen. Mehr noch als der tödliche Schock über Hades Auftauchen war es Ethan Blick gewesen, welcher mich komplett aus der Bahn geworfen hatte. Ethans Blick, der mir sagte, dass er meine aufgesetztheit sah und dass er sie außerordentlich missbilligte. Tatsache war, dass es mir ebenfalls missfiel, sehr sogar. Ich konnte es nicht ab, nicht zu wissen, wie ich mit Hades auftauchen weiter verkehren sollte, dass ich nicht einfach zu Ethan gehen konnte, um ihm davon zu erzählen, ohne zu wissen, welche möglichen Konsequenzen ich damit auslöste. Ich liebte das Gefühl seiner Arme viel zu sehr, um wirklich darauf verzichten zu wollen oder zu können und das Richtige zu tun wurde immer mehr zum Kampf.

Ich wollte einen Whiksey, am liebsten einen doppelten. Aber der Schwindel, die Übelkeit, gepaart mit brennendem Alkohol war keine gute Kombination. "Schmeckt es ihnen nicht?" Erschrocken sah ich hoch. Statt der Belgier saß ein älteres Ehepaar mit uns am Tisch, wobei es mich wunderte, dass sich überhaupt jemand zu uns getraut hatte. Nach Ethans kleiner Demonstration,machte heder einen Bogen um uns, dennoch sah die elegant gekleidete Dame unglaublich robust und Selbstbewusst aus, als hätte ihr Gastgeber nicht gerade jemanden umgebracht. " Es ist alles sehr lecker, ich genieße mein Essen nur manchmal viel zu sehr", sagte ich höflich, was eine glatte Lüge war. Also, ich genoss mein Essen, keine Frage, ich liebte Essen. Aber ich hatte gelernt mein Essen schnell zu essen. Es hatte sich immer nur darum gedreht, Dad so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Ich stockte.

Ausweichen, vorspielen, insgeheim trauern. Ich wollte nicht, dass es in meiner... Ehe genauso wurde. Trotz aller Differenzen. "Es kann manchmal schwer sein", sagte die Frau neben mir plötzlich leise. Nicht ohne vorher Ethan einen vorsichtigen Blick zugeworfen zu haben, welcher in ein intensives Gespräch mit ihrem Mann vertieft war. Ausnahmsweise sah es wirklich aus, als würde er nicht auf das achten, was um ihn herum geschah. Er hatte sogar eine große Lücke zwischen uns gelassen. "Die Ehe, vor allem zu einem Mann, der wie aus einer anderen Welt zu kommen scheitn, aber solange man auf seiner richtigen Seite steht, wird man es immer gut haben." Sie schenkte mir ein joviales Lächeln, welches ich nicht erwiederte. Auf seiner richtigen Seite? Ich schüttelte den Kopf. "Man sollte auf keiner Seite stehen müssen", sagte ich, wohl lauter als beabsichtigt, denn die Gespräche der umliegenden Tische erstarben. "Man ist ein Team, zieht am selben Strang, ob man es nun will oder nicht und man ist sich treu, denn nichts anderes sollte man von ener Beziehung erwarten, die man bis zum Tod hin halten möchte." 

Es war die Wahrheit und gleichzeitig eine Lüge. Die Frau sah mich verschreckt an, warf einen ägnstlichen Blick zu ihrem Mann und tappte dabei promt in die Falle von Ethans tödlichem Blick. Welcher sich allerdings nicht gegen sie richtete, sondern gegen mich. Wir beide wussten, wem diese Worte eigentlich gegolten haben. Selbst wenn meine Intention mir selbst von vorne rein nicht klar gewesen war, hatte ich unbewusst zu ihm geschaut. 

Aber Ethan Lockheart war nicht jemand, der sich ändern ließ. Man verhandelte nur mit ihm, weshalb sich alle jene heute hier und jetzt eingeufnden hatten.

Ich erhob mich. Ich lächelte nicht. Oder setzte sonst ein falsches Gesicht auf. "Es sind noch einige Erledigungen im Garten zu machen", sagte ich höflich und drehte mich von Ethan zu meinen Gästen. Zu einem Gast, um genau zu sein. "Dort wird sie nachher ein vortreflicher Abschluss erwarten, wenn sie sich also nach dem Essen bitte dorthin begeben würden." Ich konnte in Ethans Augen die Frage lesen, was zum Teufel ich da gerade tat. Und zu seiner augenscheinlichen Überraschung, ging ich zu ihm, kniete mich hin und drückte meine Lippen an sein Ohr. "Die Feuerbecken müssen noch vorbereitet werden", flüsterte ich ihm zu. Das große FInale des Abends sollte im spektakulären Garten stattfinden, welcher von Feuerbecken und rieisegen Feuern erleuchtet werden sollte. Von dort hatte man dann einen fantastischen Ausblick auf das anschließende Feuerwerk. Jedenfalls war das der Plan. Der Plan sah nicht vor, dass ich da irgendeinen FInger kurmm machen sollte. "Und der wahre Grund", forderte Ethan mich auf. Für eine winzige Sekunde, blendete ich den Rest der Gesellschaft aus, bis es nur noch er und ich waren. Mein Blick wurde traurig. "Wirst du mit der Wahrheit umgehen können?"

Sein Gesicht versteinerte. "Du hast Geheimnisse vor mir?" Seine Stimme klang gepresst. So, als hätte er sich nur mit Mühe davon abhalten können, loszubrüllen. Ich strich ihm über die Wange und konnte irgendwo, irgendwen nach Luft schnappen hören. "Morgen beim Frühstück, möchte ich, dass mein Gast mit uns isst.", war alles, was ich bis jetzt gewillt war preiszugeben. Damit stand ich auf und entfernte mich von ihm. 

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