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Das Gewitter war vorüber gezogen.
Wie ein gefallener Engel, lag sie in seinen Armen. Ein Engel, dessen Flügel er selbst genommen hatte. Erschöpft und ausgelaugt war sie nach ihrer vierten Vereinigung beinahe sofort zusammen geborchen und eingeschlafen, hatte ihn mit ihrem ganzen Körpergewicht in die Knie gezwungen. Und er, er hatte sich einfach mit ihr fallen lassen.
Er war so erzürnt gewesen, als Dean ihm mitgeteilt hatte, dass der Alarm im stillen Raum ausgelöst worden war. Die versteckte Kamera, die er mittels seines Key-Schlüssels ausgeschaltet hatte, kaum, dass er den Raum betreten hatte, hatte tonlose Aufnahmen seiner Frau und ihrer Dienerin gezeigt, wie sie es sich hier gemütlich gemacht hatten. Die Dienerin kam oft hierher und war leicht zu ersetzten, aber seine Frau?!
Zugegeben, sie konnte nicht ahnen, dass dieser Ort eine Falle für jene Rebellen war, die ihnen vor sechs Monaten aus Kuba entwischt waren. Sie wurden vor zwei Wochen am Rande der Wüste gesichtet und befanden sich wohl schon auf dem Weg hierhin. Dieser "Tote Winkel" seiner Festung roch zwar praktisch zehn Meilen gegen den Wind nach Falle, aber diese Rebellen waren verzweifelt und er hatte die Information in Umlauf gebracht, dass Ihr alter Boss Gabriel sich in seiner Obhut befand.
Gabriel war zwar ein kindlicher Sadist, aber er war immernoch die bessere Option für sie. Er selbst interessierte sich nicht für die Drogenbarone in Kuba. Er nahm sich einfach das, was er wollte, ohne die Erlaubnis von diesen blasierten Untermenschen zu holen. Die selbe Art Untermensch, wie Gabriel einer war. Mit ihm könnten sie ihn Ruhe ihren Geschäften nachgehen, während die Lockheart Corporation gerade im Begriff war, sich alles unter den Nagel zu reißen.
Lächelnd strich er Mia eine Strähne aus der Stirn. Bald. Bald schon würde alles ihnen gehören. Dass er die Barikaden rund um Paris durchbrochen hatte, war ein eindeutiges Zeichen, dass sein Ziel in greifbare Nähe gerückt war. Selbst ihren lächerlicher Versuch, der CIA Informationen über ihn zu zuspielen und ihn so auf legalem Wege zu verhaften, hatte er unterbinden können. Wie hieß der Agent noch mal? Ryan irgendwas. Dean würde dafür sorgen, dass sie sich in Paris persönlich unterhalten würden.
Das wichtigsten jedoch war, dass er Mia nicht wegen der Anlagen und Konten der Weißen Seite hatte bedrängen müssen. Dass seine wunderschöne Frau von nichts und niemanden auf irgendeine Art und Weise gestört werden würde.
Sein gefallener Engel, dem er selbst die Flügel genommen hatte. Sie jetzt und für immer daran hindern würde, ihm wegzugliegen.
Seine Lippen formten Tonlos die drei Worte, die er niemals Wagen würde, laut auszusprechen. Er glaubte nicht daran, weder an die Beständigkeit jener Emotion, noch an dessen Echtheit. Sie kam nicht mal ansatzweise an das heran, was er für diese Frau in seinen Armen...
....
....
was für Reaktionen sie aus ihm herauslockte, wie weit er für sie gehen würde und wie oft er am Tag an sie dachte. Eigentlich ständig.
Wenn er gekonnt hätte, wenn er nur gekonnt hätte, würde er den Rest des Tages hier, mit ihr, verbringen. In ihrem Anblick versinken und sie in den Armen halten. Alarmierend wurde ihm klar, dass er sich wirklich nichts befriedigerendes ausmahlen konnte, was er jetzt mit seiner Zeit anstellen sollte.
Dabei hatte er eine Telefonkonferenz mit drei Staatsoberhäupten, zwei Königshäusern und dem Capo der italienischen Mafia unterbrochen, um nach ihr zu sehen. Nach einem kurzen Check durch seinen Key-Schlüssel, wusste er, dass sie in der Leitung auf seine Rückkehr warteten.
In diesen Zeiten des Umbruchs, und mit ihm, der jegliche Ressourcen in der Hand hielt, würden sie es nicht wagen, einfach aufzulegen. Nicht, wenn sie sechs Monate auf dieses Telefonat hatten warten müssen.
Seine Frau regte sich im Schlaf und schmiegte ihre Wange an seinen Arm, den er unter ihren Kopf drapiert hatte. Der Ort, an dem der Anatomie nach sein Herz lag, zog sich quälend zusammen.
Die Linie, die alles von ihm, seiner Arbeit, seinem Lebenswerk trennte, begann zu verblassen.
Er gab sich selbst die Schuld. Er hatte es zu weite kommen lassen. Er hatte sie zu weit kommen lassen. Zu weit, als dass er jetzt noch würde umkehren können. Ob wissentlich oder nicht, er hatte sie zu seiner Frau genommen, wirklich zur Frau genommen, in mehr als einer Hinsicht. Sie war jetzt ein Teil von ihm, Teil des ganzen großen Bildes, auf das er seit er denken konnte hinarbeitete und er würde lernen müssen, beides ausbalancieren zu können.
Er musste einfach, denn diese Sechs Monate der Stille... Zum ersten Mal hatte er sich selbst angezweifelt. Er wollte, nein, er brauchte sie an seiner Seite! Seine Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln. Wie gleich und wie anders seine Gedanken doch zu damals, in dem Hotelzimmer in Dubai, waren. Damals hatte er sie auch an seiner Seite gewollt, hatte aber immernoch die Kontrolle über die Situation behalten... zumindest hatte er das geglaubt.
Sie jetzt vorsichtig aus seinen Armen zu lassen, den rechten Arm sanft unter ihrem Kopf wegzuziehen, waren Bewegungen, die ihm körperlich wehtaten. Er wollte sie nicht aufwecken, weshalb er sie nicht zurück in seine Arme nahm und in ihr gemeinsames Schlafzimmer trug, in dem er noch keine zwei Nächte mit ihr verbracht hatte, da er von Arbeit überrannt wurde. Vielleicht aber ließ er sie auch nur hier, weil er genau wusste, dass er sie nicht wieder würde loslassen können, sobald sie die Schwelle ihres Schlafzimmers übertraten.
Kopfschüttelnd schickte er eine Nachricht an Allistar. Während er auf den Schotten wartete, zog er ihr vorsichtig sein Hemd und seine Anzugjacke über. An Adel schickte er eine Nachricht, dass sie einen neuen Anzug in sein Büro bringen sollte.
"My Lord." Wie ein Schatten glitt Allistar in den Raum, kaum das er den letzten Knopf des Jackets geschlossen hatte. Eine Sekunde früher und er hätte ihm eine Kugel in den Kopf gejagt.
"Pass auf, dass ihr nichts geschieht und töte jeden, der sich diesem Raum auch nur nähert", befahl er seinem besten Schützen mit gesenkter Stimme, ohne ihn auch nur eines zweiten Blickes zu würdigen.
Es war schlichtweg zwecklos, denn seine Aufmerksamkeit zog immer zurück zu Mia. "Sehr wohl, My Lord", kam die verzerrte Antwort, die er unbeantwortet zur Kenntnis nahm. Er wendete sich ab. Beim gehen ließ er die Kamera für jeden, bis auf ihn, ausgeschaltet. Eine Person, die sie beim Schlafen beobachten durfte, stieß ihn bereits an sein Limit und für den Bruchteil einer Sekunde wankte er, ob er nicht doch bleiben sollte, nur, bis sie aufwachte. Er zerschmetterte diesen Gedanken beinahe Sofort und streckte seinen nackten Rücken durch.
Er war Ethan Lockheart. Und wenn nicht schon für sein Königreich, dann wenigstens für sie...
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