14

Der blutrote Stoff schmiegte sich wie eine zweite Haut an mich und ließ nichts der Fantasie übrig. Meine sonst so üppigen Rundungen bekamen auf einmal sanftere und gleichzeitig verführerische Züge.

Zwei dünne, mit Diamanten besetzten Stränge führten um meinen Hals und hielten das ganze an Ort und Stelle.

Das Herzstück des ganzen jedoch, war der Rückenausschnitt, welcher nur ein Stück über meinem Po endete.
Er war dreieckig und lief nach unten hin spitz zu. Schlicht, elegant und Sexy. Verdammt sexy. Und so fühlte ich mich auch. Ein langsames, echtes Grinsen legte sich auf meine Lippen. Es fühlte sich ungewohnt an und meine Gesichtsmuskeln waren viel zu verspannt. Aber es war ein Anfang.

Schritt für Schritt streifte ich mein zerfallenes und verängstigtes Ich ab. Ich sehnte mich seit meiner Kindheit verzweifelt nach Nähe und Liebe und diese eine Nacht mit Ethan... sie war anders gewesen. Er war anders gewesen. Sie hat mir eine verletztlichere und menschlichere Seite an ihm gezeigt. Ich hatte ich ihn immer für Perfekt gehalten. Ein verrücktes, perfektes Monster, welches mich durch seine Taten, die ich keinem menschlichen Wesen je wirklich zugetraut hatte, zutiefst verstört hatte.

Aber letzendlich, war er doch auch nur ein Mensch. Und wenn eine scheinbar perfekte, kontrollierte (wenn auch komplett Durchgeknallte) Person seine Makel und Fehler, dann... dann war ich vielleicht nicht ganz so sehr verloren, wie ich angenommen hatte. Auch wenn ich viele Menschen enttäuscht und verletzt hatte, und ich eine Menge Fehler begangen hatte, war Ich bereit, mich meinen Taten zu stellen. "Besser Spät als nie", sagte ich mit fester Stimme zu meinem Spiegelbild. Aufmunternd nickte ich mir zu, griff dann nach einem kleinen Beutel und kippte das ganze Male up auf den Boden aus.

Meine Haut wirkte noch immer fahl und eingefallen, durch die Tage des nichts tun und vor mich hin vegetieren. Ich überlegte kurz und trug mir anschließend nur eine dünne Schicht an Grundierung und Puder auf. Ich hatte das schwere Gefühl von richtigen Make Up noch nie leiden können, schon gar nicht nach den letzten Wochen, wo mich die Dienstmädchen vor jedem Anlass damit gerade zu voll tapeziert haben.

Ein bisschen Rouge, Tusche und ein dunkles Rot für meine Lippen, die damit viel voller wirkten.
Meine Haare fassten ich zu einem hohen Knoten zusammen, damit mein Rücken auch ja schön im Fokus lag.

Zum Schluss schlüpfte ich in schwarze Riemchensandalen und schlang einen weißen Pelz um meine Schultern. Mein Outfit war komplett. Und ich... fühlte mich schön. Selbstbewusst. Vielleicht würde ich es ja schaffen, mich auch ohne die ganze Aufmachung wieder mehr wie mich selbst zu fühlen.

Hoch erhobenen Hauptes marschierte ich aus dem Zimmer und auf den Fahrstuhl zu. Ich drückte auf den Knopf für die Lobby und summte während der Fahrt nach unten leise vor mich hin. Es war eine Melodie, welche Mom immer vor sich hin gesummt hatte. Außerdem war es das erste Stück gewesen, welches ich hatte auf dem Klavier spielen können. Ein verschwommenes Bild eines prachtvollen Flügels schob sich vor mich, wurde aber durch die sich öffnenden Fahrstuhltüren wieder zerstört.

Entschlossenen Schrittes ging ich auf die große Rezeption zu, hinter der gut und gerne 10 Personen gepasst hätten, statt nur zwei. Ich ignorierte die wartende Schlange und die leicht überfordert aussehende Frau und trat zu dem älteren Herren, dessen Haar bereits grau meliert war. Hinter ihm prangte ein großes VIP Schild.

Kerzen gerade sah ich ihn an. Öffnete den Mund und wurde von einer schneidenden Stimme unterbrochen.

"Also, was erlauben sie sich!?" Ein rundlicher, in weiße Tücher gehüllter
Mann mit tief brauner Haut und einem mächtigen Bart funkelte mich bitter böse an. Erstaunt stellte ich fest, dass er Arabisch gesprochen und ich ihn trotzdem verstanden hatte. Meine rechte Hand prickelte und ich bemühte mich, nicht auf den weißen Ring zu starren. Was konnte dieses Ding denn noch alles?! Anscheinend konnte er mich nicht selbst die Sprache wechseln lassen, denn ich antwortete im gewohnten Englisch: "Wie Bitte!"

Statt einer Antwort schob er mich einfach beiseite und warf mir dabei einen verächtlichen Blick zu, der besonders auf meinen frei gelassen Hautstellen liegen blieb. Ein Funke meiner alten, Leidenschaftlichen Wut stieg in mir hoch und ich schnappte nach einem Stück weißen Stoff, an dem ich den Mann zurück ziehen konnte. "Ich. War. Zuerst. Da.", sagte ich mit einer frostigen Stimme und schubste ihn ein Stück weg.

Er hatte ungefähr meine Größe und hatte mehr Fett als Muskeln, weshalb er tatsächlich einige Schritte zurück stolperte. "Miss!" Der Mann hinter der Rezeption warf mir einen strengen Blick zu, welcher mich tatsächlich einen Moment inne hielten ließ. "Sie können doch nicht einfach einen Schleich schubsen." In seiner Stimme konnte ich keine Emotionen sondern nur kühle Professionalität ausmachen. Er sah und hörte sich wie jemand an, den man nur schwer aus der Fassung bringen könnte, was wohl eine Voraussetzung für diesen Job gewesen sein musste.

Der Scheich hatte den kurzen Wortwechsel dazu genutzt, aus seinem Schock wieder aufzutauchen und drohend auf mich zuzukommen.  "Dann sollte der Scheich sich bessere Manieren aneignen", sagte Ich, immernoch mit einem leichten Knurren in der Stimme, während ich besagten Kerl einen ebenfalls bösen Blick schenkte.

Seine Haltung wurde, wenn möglich noch aggressiver und ich sah mit zu Schlitzen verengten Augen dabei sei, wie er seine Hand leicht hob, als wolle er mir eine Ohrfeige verpassen. Ich ballte die Fäuste. Bereit, jederzeit zurück zu schlagen. Inzwischen sah nicht nur der Mann hinter der Rezeption zu uns, sondern auch jede andere Person in einem Radius von fünfzig Metern.

Eine weiterer Mann trat zu uns. Ich schätzte sein Alter auf etwa Mitte Vierzig. Seiner protzigen goldenen Uhr und seines edlen Anzugs nach zu urteilen, schien er ein hohes Tier hier zu sein. Ich sah das kurze Aufblitzen von Angst und Respekt in den Gesichtern der umstehenden Angestellten.

"Dürfte ich vielleicht in Erfahrung bringen, was hier los ist", fragte er in einem ruhigen und scheinbar beruhigenden Ton. Genau so, wie ein Gastgeber mit seinen Gästen reden würde, wenn sie für ihren Aufenthalt bezahlten. Er hatte Englisch gesprochen, was mein erhitztes Gemüt etwas drosselte. Zumindest bis der Schleich das Wort ergriff.

"Diese Frau hat sich gefälligst hinten anzustellen", fauchte er dem Mann auf gebrochenen Englisch m zu und stieß bei dem Wort Frau eine Fontäne von Speichel aus. Er sagte es so verächtlich, als wäre das aussprechen allein schon eine Beleidigung.

"Die Dame", giftete ich zurück, "war zuerst da gewesen." Der Mann, bei dem ich mehr und mehr das Gefühl bekam, dass er den Laden leitete, sah seinen Angestellten hinter der Rezeption fragend an, welcher seinen Kopf leicht neigte. " Was ist den ihr Anliegen meine Dame, dass es so wichtig ist, um einen Streit zu provozieren." Der Scheich hatte offensichtlich Probleme den schnell gesprochenen Worten zu folgen, denn es legte sich, ein fast schon komischer, verwirrter Ausdruck auf sein Geischt. 

"Derjenige, der den Streit provoziert hat war dieser Herr hier", sagte ich, mein Blick fest auf den Boss gerichtet. Dieser sah hielt meinen Blick, sah aber so aus, als wolle er einen tiefen Seufzer ausstoßen.

Der Scheich regte sich wieder auf Arabisch auf und benutzte dabei so erniedrigende Wörter, dass ich mich zwingen musste, nicht hinzuhören.

" Ich benötige meinen Wagen und den Namen des Clubs, in den mein Mann sich gerade aufhält."

Der Boss, der sich gerade wieder dem Scheich hatte zuwenden wollen, zog eine Augenbrauen hoch und erstarrte mitten in der Bewegung. Aber ich hatte gar nicht mit ihm gesprochen. Er sah unentschlossen aus, wen von uns beiden er zuerst bedienen sollte. " Ist ihr Ehemann denn mit einen von unseren Limousinen gefahren?", fragte mich der Rezeptionist, dessen Namenschild ich endlich als Ali habe entziffern können. Die Schrift war so klein, das ich demnächst wohl eine Lupe würde benötigen müssen.

Ich nickte. Ich nahm es jedenfalls stark an. Ich hatte Ethan häufiger mit einem Glas in der Hand gesehen, als mir lieb war. Außerdem... Außerdem hatte ich so ein Gefühl, dass er nicht jeden einfach so in sein Auto lassen würde. Schon gar nicht diese weiße Hexe, zischte eine mir nicht ganz unbekannte Stimme zu. Mein Unterbewusstsein schien sich also auch wieder bemerkbar zu machen.

"Und der Name", hackte Ali weiter nach. Der Scheich setzte zu einer neuen Schimpftriade an, aber ich überstimmte ihn einfach. "Ethan Lockheart." 

Ich hatte vielleicht ein wenig zu laut gesprochen, denn im nächsten Moment war es auf einmal Still. Selbst der Scheich war verstummt. Der Boss Kerl sah mich mit großen Augen an. Mit zusammen gebissenen Zähnen streckte ich meine Hand aus und zeigte meinen Ehering mit den glitzernden schwarzen Diamanten. Ethan hatte mir während der Fahrt erzählt, dass diese Diamanten nur von seiner Familie benutzt wurden und man sie deshalb überall erkennen würde.

Tatsächlich sah Ali noch nicht einmal hin und warf nur einen kurzen Blick auf seinen Computer, bevor er kurz etwas aufschrieb und mir den Zettel dann über den Thresen hin schob.

Dankend nahm ich ihn entgegen, drehte mich mit Schwung auf dem Absatz um und ging auf die großen Eingangstüren zu. Draußen streifte mich einen kühlen Atemzug und ich atmete tief ein. An das ganze Starren würde ich wohl noch gewöhnen müssen.

"Miss?" Einer der Pagen kam auf mich zugeeilt. Ich schenkte ihm ein breites, offenes Lächeln.
"Der schwarze Bugatti Veyron." Vor Ethan hatte ich es nicht zugeben wollen, aber als ich den Bugatti mit seinen über 400 km/h gesehen hatte, wäre ich beinah in Ohnmacht gefallen. Scheinbar ging es dem Pagen nicht anders, denn seine Augen fingen an zu leuchten.

Mit einem schnurren kam der Wagen vor mir zum stehen und mein Lächeln wurde sogar noch breiter. Ich sagte dem Pagen, dass er sein Trinkgeld mit auf die Rechnung setzten sollte und nahm mir im stillen vor, zu überprüfen, dass er es auch wirklich bekam. Dann setzte ich mich hinter das Steuer, entfaltete den Zettel, laß die Andresse, welche in einer eleganten Schrift drauf geschrieben worden war und gab sie in das Navi ein.

Die Fahrt dauerte knapp Fünfundvierzig  Minuten. Vielleicht könnte ich es in dreißig schaffen. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top