Chapter 30
Deine Sicht:
,,Was für ein schlechtes Spiel."
Das durfte ich mir jetzt zum dritten Mal anhören.
Wir verließen das Stadion und Draco's Vater hatte nichts besseres zu tun als sich zu beschweren. Aber seine Laune war seit Ende des Spiels generell irgendwie anders. Er wirkte angespannt, als hätte er eine böse Vorahnung. Als würde jede Sekunde etwas schlimmes passieren.
Draco und ich haben nichts gesagt. Ich stand da, hatte sein Jackett an und war müder denn je. Alle zehn Sekunden war ich am gähnen und hätte glatt im Stehen einschlafen können. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. Weder bei Draco, noch bei seinem Vater. Dieser seufzte kurz und drückte seinem Sohn das Kästchen mit dem Portschlüssel in die Hand.
,,Draco, ihr geht schon mal nach Hause. Ich muss noch etwas erledigen. Deine Freundin kann bei uns übernachten."
Ich bekam die Worte nur schlecht mit, da ich schon am dösen war.
Draco sagte noch irgendwas was wie ,,Geht klar, Vater.", klang, nahm dann meine Hand und ging mit mir vom Stadion weg. Warum auch immer er dabei meine Hand hielt. Vermutlich, damit ich in der Menge nicht verloren ging. Ich war nunmal auch so klein, weshalb man mich bei denn den Leuten nur schwer finden würde.
Als wir uns weit genug vom Station entfernt hatten, öffnete Draco das Kästchen.
Ich war noch so weit wach genug um zu wissen, was ich nun machen musste. Bevor ich den Portschlüssel berührte, drückte mich der junge Slytherin an sich, damit ich auch ja nicht verloren ging. Gemeinsam haben wir also das Wappen berührt und sind dann paar Sekunden später vor dem Anwesen der Malfoy's gelandet.
Ohne etwas weiteres zu sagen, ließ Draco mich los und wir betraten das riesige Haus.
,,Ich muss Miss Winster...unserer Haushälterin bescheid sagen, dass ich hier bin...", sagte ich müde.
,,Ich schicke eine Eule zu euch nach Hause. Deine Sachen können dann direkt hier her gebracht werden, damit du morgen auf direktem Weg nach Hogwarts kannst."antwortest Draco nur.
Im selben Moment kam seine Mutter aus dem großen Wohnzimmer und begrüßte uns beide. Sie und Draco haben sich kurz über das Spiel ausgetauscht und er teilte ihr noch mit, dass Lucius noch dort geblieben ist und wir vorgehen sollten.
Auch informierte er sie darüber, dass ich in der Nacht bei ihnen schlafen sollte, weil ich so müde war.
,,Verstehe...Draco bring sie doch bitte ins Gästezimmer. Sie schläft ja schon halb ein."
Narcissa lächelte mich liebevoll an und streichelte dabei meine Schulter. Sie war wirklich eine liebevolle und nette Frau. Manchmal fragte ich mich, wie meine Mutter wohl so war. Ob sie auch so gewesen ist? Sowas nicht zu wissen, machte mich sehr traurig.
Draco nickte nur und somit führte er mich in eines der Gästezimmer, welches auch nicht weit entfernt von seinem eigenem Zimmer war.
Er öffnete mir die Tür und sofort kam mir ein unwohles Gefühl auf. Hier drin war es dunkel und sehr kalt. Draco's Zimmer hingegen sah viel lebendiger und schöner aus.
,,Hier kannst du schlafen."sagte er während ich den Raum betrat und das Bedürfnis bekam sofort wieder zu gehen.
Dunkle Vorhänge waren am Fenster, an der Wand stand ein großes Himmelbett und in der Mitte lag ein großer alter Teppich. An der einen Wand stand ein großer Kleiderschrank und daneben noch eine Kommode. Schön war in dem Sinne was ganz anderes. Es war eher eine rustikale alte Einrichtung. Dunkles Holz und furchtbare Kälte. Im Endeffekt wollte ich mich aber auch nicht beschweren, denn immerhin durfte ich hier übernachten. Schnell holte Draco Kleidung aus seinem Zimmer. Eine graue Jogginghose und ein schwarzes T-shirt. Ich durfte seine Klamotten tragen. Mir war sofort klar, dass sie mir zu groß sein würden.
,,Danke..."nuschelte ich nur.
,,Wenn noch etwas sein sollte, dann sag es mir."-,,Außer dein Vertrauen würde ich also alles bekommen, huh?"
Nun sah er mich an. Mit einem Blick den ich nicht erwartet hatte. Große Augen, die seine Sprachlosigkeit zeigte.
Aber was erwartete er von mir? Das ich sein Schweigen einfach so gelten lasse?
,,Schon okay...ich werde dir...einen quasi fremden - bescheid sagen, wenn ich was brauche..."
Seine Lippen öffneten sich einen Spalt, als wolle er zu sprechen ansetzen. Doch ließ er es bleiben, kehrte mir den Rücken und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen in sein Zimmer.
Seufzend schloss ich die Tür und wollte das Licht anmachen, aber es ging nicht. Als wäre das Zimmer nicht schon schlimm genug. So holte ich meinen Zauberstab aus der Tasche und schwang ihn leicht während ich ,,Lumos.", sagte.
Daraufhin erschien Licht an der Spitze meines Zauberstabs und somit machte ich mich fertig fürs Bett.
Tatsächlich waren mir die Klamotten von Draco zu groß, aber sie haben so gut nach ihm gerochen. Nach Pfefferminz und Äpfeln, so wie ich es von ihm kannte.
Auch wenn der Abend für die Tonne war, legte ich mich mit einem schmunzeln ins Bett, weil ich nun endlich schlafen konnte. Ich kuschelte mich in das Bett, dass recht bequem war.
Und dennoch...obwohl ich so müde war, schaffte ich es plötzlich nur schwer einzuschlafen. Ich welzte mich hin und her. Nach links, nach recht, auf den Bauch und dann wieder auf den Rücken. Meine Gedanken waren durchgehend bei Draco.
Warum vertraut er mir nicht und erzählt mir nichts von seinem Leben? Ich habe ihm doch auch von mir erzählt. Das war einfach nicht fair und sehr verletzend.
Als ich es dann doch geschafft habe zu schlafen, tat ich es tatsächlich nicht sonderlich lange, denn da klopfte jemand plötzlich an der Tür.
Verschlafen richtete ich mich auf und sah auf die Uhr, die an der Wand ging. Es war gerade mal zwei Uhr morgens.
Wer wollte um diese Uhrzeit was von mir?
,,Herein?"sagte ich müde und die Tür ging auf.
Wer hätte sonst auch da stehen sollen, außer Draco?
Er stand da, trug eine schwarze Jogginghose und ein weißes T-shirt. Also das gleiche wie ich, nur umgekehrt. Hatte irgendwie was von Yin und Yang an sich.
,,Entschuldige, habe ich dich geweckt?"fragte er unsicher.
,,Ja, aber ich hab eh nicht so gut geschlafen..."
Gähnend rieb ich mir die Augen und sah ihn mit einer etwas verschwommenen Sicht an. Immer wenn ich morgens wach werde, Tränen meine Augen etwas, aber das war normal.
Langsam schloss er die Tür hinter sich und stellte sich zu mir ans Bett.
,,Darf ich mich setzen?"-,,Du wohnst hier. Also kannst du das auch bestimmen."
Er schmunzelte leicht, aber in seinen Augen sah ich die Traurigkeit. Irgendetwas schien ihm auf der Seele gelegen zu haben.
Er setzte sich zu mir aufs Bett, beugte sich leicht nach vorne und faltete seine Hände ineinander, bevor er sein Kinn darauf abgestützt hatte.
Kurz sagte er nichts. Der Mond schien durch das Fenster direkt auf das Bett. Somit konnte ich sein Gesicht erkennen. Er sah nachdenklich aus, schien zu überlegen wie er am besten anfangen sollte.
,,Du bist sauer nicht wahr?"fragte er plötzlich.
War ich das? Nun, in gewisser Weise ja. Aber das war ja nicht das einzige.
,,Ich würde es eher traurig nennen..."-,,Traurig?"
Er hob seinen Kopf und sah mich fragend an. Laut Gesichtsausdruck schien es ihm wirklich wichtig zu sein, was ich fühlte.
Ich zog meine Knie an mich ran, um meine Hände darauf abzulegen.
,,Du weißt so viel von mir...ich habe mich dir anvertraut und sehe dich inzwischen als einen sehr guten Freund, Draco. Daher ist es nicht fair, dass ich nichts von dir weiß...Du bist so nah...Du sitzt direkt vor mir und trotzdem wirkst du fremd auf mich, weil du mir nichts erzählst...das Gefühl mir nicht zu vertrauen macht mich traurig...Es tut weh..."
Nun sah er mich mit großen Augen an. Man sah direkt wie schockiert er darüber war. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie er anfing sich Vorwürfe zu machen.
Ich hingegen legte meinen Kopf auf meine Knie und blickte zur Seite. Wartete nicht auf eine Antwort, oder sonst irgendwas. Ich ließ den Moment einfach so geschehen.
,,...Ich hab Hunde sehr gern..."
Überrascht hob ich meinen Kopf und sah ihn an.
Sein Blick ging raus aus dem Fenster Richtung Vollmond.
,,Und ich mag es auch zu angeln...So verrückt es auch bei mir klingt..."-,,N-nein, warum sollte es das? Erzähle mir bitte mehr..."
Neugierig wie ich nunmal war rutschte ich etwas näher zu ihm damit er sah, dass ich ihm meine volle aufmerksam schenkte.
Er sah kurz zu mir, tief in meine Augen, wandte seinen Blick aber dann wieder von mir.
,,Genau das ist es (y/n)... Es gibt nicht so viele schöne Dinge, die ich dir erzählen kann... ich möchte nicht, dass sich eine nahestehende Person von mir entfernt, wenn sie die Wahrheit kennt..."
,,Ich kann es erst entscheiden, wenn du es mir erzählst Draco... wenn du nichts sagst, macht es das ganze nur schwieriger..."
Mit einem leichten Lächeln sah ich ihn an, versuchte ihm somit zu vermitteln, dass ich ihm zuhören werde, egal was er erlebt hat.
Daraufhin holte er einmal tief Luft. Das alles schien für ihn wirklich nicht einfach zu sein, aber ich wollte ihm zuhören, ihn verstehen, ihn mehr kennenlernen. Das alles sollte doch schon mein Interesse zeigen und das mir diese Freundschaft inzwischen sehr wichtig geworden war.
,,Seit ich klein bin, hatte ich nie wirklich Freunde. Wir hatten einen Hauself namens Dobby... mit ihm habe ich immer irgendwie gespielt... eines Tages ist er gegangen, weil Harry ihm eine Socke geschenkt hatte. Im Endeffekt freue ich mich für ihn, weil mein Vater wirklich nicht freundlich zu ihm war. Vater ließ mich ab und zu was mit anderen Kindern machen. Sie waren auch aus Reinblütigen Familien, jedoch mochte ich sie nicht sonderlich und distanzierte mich von ihnen. Daher weiß ich nicht wie es ist Freunde zu haben...Viele Dinge ich ich getan habe, tat ich nur um meinen Vater zu beeindrucken... ich möchte, dass er stolz auf mich ist... dazu war mir bislang jedes Mittel recht..."
Nachdem ich das alles gehört wusste ich nicht was ich sagen sollte. Wenn man sich diese Geschichte anhörte, dann war Draco ein sehr einsamer Junge. War er deswegen immer so gemein zu den anderen? Weil er nicht wusste, wie man mit anderen umzugehen hatte? Und wenn er nur Reinblütige Kinder kannte und sein Vater ihn streng erzogen hatte, dann war es ja auch kein Wunder, dass er unfreundlich zu Ron, Hermine oder zu anderen gewesen war.
Im Endeffekt konnte er nicht wirklich was dafür.
,,Mein Vater wollte am Anfang nicht, dass ich nach Hogwarts gehe. Die Idee kam eigentlich von meiner Mutter..."-,,Dann kann ich deiner Mutter dankbar dafür sein..."
Verwundert sah er mich an. Die Verwirrung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich kicherte kurz und lächelte ihn daraufhin sanft an.
,,Somit habe ich dich kennengelernt und mein Leben war dann nicht mehr so langweilig..."
Nun wurden seine Augen nur noch größer. Er hatte vermutlich mit allem gerechnet, aber nicht mit solchen Worten. Er schien sowas noch nie gehört zu haben.
Plötzlich kam Draco näher und bevor ich noch etwas sagen oder tun konnte, umarmte er mich und drückte mich fest an sich.
Sein Körper zitterte leicht und ich saß da mit großen Augen. Ich war sichtlich überrascht und doch tat es so gut von ihm umarmt zu werden, weshalb ich diese auch nach ein paar Sekunden erwiderte.
,,Ich danke dir..."sagte er nur. Drei Worte die mir ein gutes Gefühl gaben. Ein sehr gutes Gefühl.
So saßen wir also nun eine Weile da und haben uns umarmt.
Doch da löste sich Draco etwas aus der Umarmung und sah mir tief in die Augen. Sehr tief sogar. Aber ich tat es auch. Ich ging in seinen Augen quasi unter so sehr habe ich ihn angesehen. Sanft strich er mir eine Strähne hinter mein Ohr. Da kam er dann mit seinem Gesicht langsam näher. Und ich? Ich saß steif da und war so langsam aber sicher überfordert, denn ich hatte eine gewisse Vorahnung was in dem Moment passieren sollte.
Die Nähe seiner Lippen verriet es.
Draco wollte mich küssen!
Panik stieg in mir auf, denn darauf war ich definitiv nicht vorbereitet. Ich hatte noch nie jemanden geküsst und ich wusste in dem moment auch nicht, ob ich das wollte.
Ich musste handeln und das schnell, denn Draco's Atem war deutlich spürbar auf meinen Lippen und in einer Sekunde wären es auch seine Lippen selbst gewesen.
Schnell wich ich etwas zurück und holte einmal tief Luft.
,,W-wir...wir sollten schlafen gehen..."sagte ich und linste dabei zur Seite.
Draco sah etwas enttäuscht aus. Oder war das nur eine Einbildung? Wollte er mich küssen? Oder war das ein Gedanke, den er nicht bedacht hatte?
,,Ja...das sollten wir..."
Somit stand er auf und ging zur Tür. Er blickte noch einmal über die Schulter zu mir und lächelte leicht.
,,Gute Nacht..."sagte er.
,,Gute Nacht..."gab ich zurück. Daraufhin verließ er mein Zimmer und ich ließ mich ins Kissen fallen.
Völlig baff von dem was da beinahe passiert wäre, starrte ich an die Decke.
Unglaublich...Draco und ich hätten uns beinahe geküsst...
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