Two ~ the concert

Eine Hand hielt mir eine Flasche vor der Nase, die verdächtig nach Alkohol roch.

„Willst du was?", fragte Jasmine und wedelte mit der Weinflasche vor meinem Gesicht. Angewidert schüttelte ich den Kopf und erwiderte: „ich trinke keinen Alkohol."

„Wie du willst", zuckte sie gleichgültig mit den Schultern, setzte die Flasche an den Mund und nahm einen großen Schluck.

„Wehe du betrinkst dich, ich schwöre, ich werde deine Leiche, wenn du von einem Auto überfahren wirst in den See versenken", warnte Luca und nippte an seiner Cola.

„Stell dich nicht so an, es braucht mehr als eine Flasche Wein, um mich betrunken zu machen", verdrehte Jasmine die Augen und ich legte kritisch den Kopf schief. Jasmine war eine sensible Person, auch wenn sie öfter auf cool tat. Es würde mich nicht groß wundern, wenn sie sich später die Seele aus dem Leib kotzen müsste. Wäre nicht das erste Mal.

Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, tauchte eine brünette junge Frau ungefähr in unserem Alter auf und setzte sich, ohne zu fragen an dem Tisch. Überrascht musterte ich sie und rümpfte widerwillig die Nase, denn sie stank stark nach Alkohol.

Ich konnte Alkohol nicht ausstehen, schon allein der Geruch verursachte mir Übelkeit. Die Brünette vor mir stellte eine große Wodkaflasche auf dem Tisch und strich sich die Haare nach hinten.

„Stella?", fragte Jasmine und beäugte die Frau misstrauisch. Verwundert hob ich eine Augenbraue. Sie kannten sich? Jaysi bemerkte meins und Lucas verwirrte Blicke und klärte uns freundlicherweise auf: „Luca und Bella, das ist Stella, meine ...Cousine ..." Stella nickte uns kurz zu und wendete ihre Aufmerksamkeit Jaysi zu.

„Was willst du hier, Cousinchen? Ist das Konzert nicht ein kleines bisschen zu heftig für dich?", fragte sie spöttisch. „Hast du wieder zu viel getrunken? Langsam solltest du es dir abgewöhnen, du zerstört damit nur dein Leben", konterte Jaysi verächtlich.

Unbehaglich rutschte ich auf meinem Stuhl herum. Okay, Verhältnis zwischen den beiden Cousinen war eindeutig auf -100.

„Was hat dich mein Leben zu interessieren, Mami." Stella verdrehte die Augen und wollte nach dem Wodka greifen, doch die Glasflasche rutschte ihr aus der Hand.

In der Zeitlupe fiel die Flasche auf meinem Schoss. Erschrocken sprang ich auf, doch ich handelte zu spät. Die Wodkaflasche fiel auf meinem Schoss und die Flüssigkeit ergoss sich über mein silbernes Top. Zischend stieß ich aus, als das kalte Alkohol auf meine Haut traf.

Die Glasflasche fiel von meinem Schoss, als ich hektisch aufsprang und landete auf dem Boden, doch niemand achtete darauf. Alle starrten perplex auf mein ruiniertes Top und es wurde kurz still. „Kann es eigentlich sein, dass immer ich das Opfer bin?", fragte ich seufzend und sah an mir herab.

Sofort sprang Stella auf. „Oh, das tut mir wirklich leid, ich -", begann sie, doch ich schüttelte rasch den Kopf. „Ich bin kurz aufs Klo, ja?", sagte ich zähneknirschend und ohne auf einer Antwort zu warten, verließ ich unseren Tisch.

Ich konnte noch hören, wie Jasmine ihre Cousine ankeifte, bevor ich mich auf dem Weg zu den Toiletten machte. Ich war mir sicher, dass ihr mein ruiniertes Shirt kein bisschen interessierte, nur wollte sie einen Grund, ihre Cousine anzufahren.

Ich quetschte mich durch die tanzende Menge auf dem Dancefloor und blieb vor einer Tür stehen. Die Frauentoilette. Schnell schlüpfte ich in das Bad, schloss die Tür hinter mir zu und blickte zum Spiegel über dem schmutzigen Waschbecken.

Meine honigbraunen Augen musterten im Spiegel abwesend mein silbernes Top, ehe mein Blick beinah von allein im Spiegel zu meinem Tattoo am linken Oberarm glitt.

Etwas erschrocken stellte ich fest, dass ich keine Jacke dabeihatte. Dasselbe Tattoo hatte mein Vater genau an der gleichen Stelle, wie ich. Er hatte es mir einige Tage vor seinem Tod bei einem bekannten Freund stechen lassen.

Es war ein umgekehrtes Dreieck mit derselben roten Schachfigur in der Mitte, wie die an meinem Ring. Dad hatte mir nicht verraten zu welchem Zweck, doch ich hatte auch nicht gefragt. Das Einzige was ich wusste war, dass er es dringend wollte.

Meine Mutter war am Durchdrehen, als sie herausfand, dass mir Dad ohne ihr Wissen ein Tattoo mit 10 Jahren stechen gelassen hatte. Sie war tagelang wütend auf ihn und ich denke, dass sie sich nach seinem Tod schuldig fühlte, da sie sich nicht mit ihm richtig vertragen hatte und es jetzt nicht mehr konnte.

Anfangs fand ich es genial ein Tattoo zu haben, jedoch wurde ich öfter auf der Straße komisch angestarrt. Viele fingen an Fragen zu stellen, auf die ich selbst keine Antwort wusste. Und ich die neugierigen und missbilligen Blicke satt.

Mit der Zeit fühlte ich mich unwohl und zog mir deshalb immer langärmlige T-Shirts, Pullis oder Jacken an. Kopfschüttelnd riss ich meinen Blick vom Tattoo los und fischte ein Taschentuch aus meiner hinteren Jeanstasche. Leise fluchend drehte ich den Wasserhahn auf und ließ über das Tuch Wasser laufen.

Kurz schruppte ich dann mit dem nassen Taschentuch über die silberne Seide, um wenigstens den Gestank loszuwerden. Doch vergebens. Genervt seufzte ich auf und warf das Taschentuch im Müll Korb, der neben der Tür stand.

Das Top war angeblich neu. Sowas konnte aber auch nur ich schaffen. Schmollend warf ich einen letzten Blick im Spiegel und strich mir das wellige Haar aus dem herzförmigen Gesicht. Mit den braunen Haaren und der leicht gebräunten Haut war mein Aussehen durchschnittlich. Nur mein rechtes Ohr, welches ein wenig zu spitz war, ließ mich jedes Mal an ein Wesen aus den Fantasy Filmen denken.

Viele zogen mich deswegen auf, vor allem Jasmine und meine Mutter. Kopfschüttelnd wandte ich den Blick ab und verließ die Toilette.

Schnell bahnte ich mir einen Weg durch die Menge zu meinen Freunden zurück und tauchte zwischen Jasmine und Luca auf, die nicht mehr am Tisch saßen, sondern daneben standen. Stella war nirgends zu sehen. „Wieder da!", verkündigte ich.

„Endlich. Ich dachte schon, du findest den Weg nie zurück", erwiderte Luca, während Jaysi mir nur kurz zuwinkte und sich suchend umherblickte.

„So lange war ich auch wieder nicht weg", trällerte ich, doch mein bester Freund hob nur eine Augenbraue. „Ach und Luca ..." Nervös hüpfte ich auf und ab und mein bester Freund sah mich fragend an. „Könntest du mir deine Jacke geben?", fragte ich und zupfte am Ärmel seiner hellen Jeansjacke.

Kurz huschte Lucas Blick zu meinem Tattoo und er zog nickend seine Jacke aus, um sie mir zu übergeben. Er und Jasmine wussten, dass ich mich mit dem Tattoo unwohl fühlte. Als ich es ihnen erzählt hatte, fanden die beiden das Tattoo spitze und waren strikt dagegen, dass ich es nur wegen ein paar glotzende Leute verstecken sollte - ausnahmsweise waren die zwei einer Meinung gewesen. Doch als sie bemerkten, wie unwohl ich mich fühlte, halfen sie mir - auch wenn ungern - es zu verstecken.

Dankend schlüpfte ich in die 3 Nummern zu große Jacke und krempelte die Ärmel nach oben, um meine Hände freizugeben. „Wo ist eigentlich Stella?", fragte ich neugierig.

Jaysi verdrehte, ohne mich anzusehen, die Augen und antwortete: „Sie ist ihren Freund gesehen und ist verschwunden. Wahrscheinlich haben die beiden wieder Streit und sie bucht sich schon ein Ticket nach Tokio."

Stirnrunzelnd legte ich den Kopf schief, als Jasmines Augen sich plötzlich weiteten und sie aufkreischte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und auch Lucas suchte den Grund für Jaysis Hektik. Mein Blick folgte sofort ihres und begegnete die Bühne, die nicht mehr leer war.

Denn darauf standen jetzt drei Berühmtheiten. Alle drei hatten dasselbe Outfit an und obwohl sie ganz unterschiedlich aussahen, stand ihnen die schwarze Lederjacke und das dunkelgraue T-Shirt perfekt.

Es wurde plötzlich still im Club und viele hielten den Atem an, als Jake Walker, Sänger und Gitarrist der Band nach dem Mikrofon griff.

„Guten Abend, Bar Harborer!", sagte er mit einem verschmitzten Grinsen und seine Hand glitt zu den Saiten seiner Bassgitarre.


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