Twenty-Six ~ Breakfast
Müde starrte ich den dampfende Kaffeebecher vor mir und schluckte schwer. In der Küche roch es angenehm nach Spiegeleiern und warmen Kaffee, doch der sonst leckere Geruch, schien mir auf einmal zu viel und mein Magen drohte einen Salto zu machen.
Die Jungs am Tisch waren ebenso still, während Mira vor sich her summend kochte und versuchte die Stimmung aufzulockern. Ich würde lügen, wenn ich sage, die letzte Nacht hinterließ keine Spuren. Allein, dass jemand im Haus eingebrochen ist, ohne gesehen zu werden, bereitete mir ein unwohles Gefühl.
Mira zufolge hatte sie ein Geräusch im Keller und dachte, dass jemand Hilfe brauchen würde, weshalb sie nachschauen wollte. Uns sagte sie nichts, da wir Wichtigeres zu tun hatten. Als sie unten ankam, sah sie nur einen unscharfen Schatten, der an ihr vorbeihuschte. Es kam so überrascht, dass sie einen Schrei nicht unterdrücken konnte.
Als wir die Sauerei auf der Decke entdeckt hatten, hatten wir das Ganze eine Weile schockiert und beunruhigt angesehen. Jake und Dylan mussten eine Runde durchs Haus drehen, damit wir sicher waren, dass alle Fenster und Türen geschlossen waren und dass nur wir uns im Haus befanden.
Danach waren vier Augenpaare gespannt auf mich gerichtet. Ich war die Anführerin. Ich musste sagen, was zu tun war. Am liebsten hätte ich geschrien, dass wir das Haus so schnell es ging verlassen sollten, oder mich in eine Ecke zusammengekauert und die Polizei gerufen. Ich weiß, vorbildlich.
Doch stattdessen schlug ich das vor, was mir als erstes einfiel. Schlafen. Und am nächsten Tag alles besprechen. Langsam bekam ich Zweifel an mein Können. Wahrscheinlich war ich doch nicht die richtige Anführerin. Vermutlich hätte ich meine Finger vom Ganzen lassen sollen und jemandem geeignetem die Rolle übergeben.
Nun saßen wir an einem regnerischen Morgen in der Küche, wo sich unter uns der Keller mit den Drogen befand, die anscheinend den Whites gehörten. Außerdem schien das andere Team uns auf dem Gewissen zu haben, denn offensichtlich war das Ganze ernst gemeint.
Es kostete mich Kraft Milch in die Tasse zu schütteln und das Ganze mit einem Teelöffel, der neben meinem leeren Teller lag, aufzuheben und alles umzurühren. Die Angst gestern hatte mich beinah umgebracht.
Stundenlang wälzte ich mich im Schlafsack herum – Alex und ich hatten Plätze getauscht, da ich nicht mehr in das Bett schlafen wollte – bis das Wecker um sieben Uhr morgens klingelte und alle nach unten in die Küche schlurften.
„Dein Kaffee ist nur noch Milch", holte mich Alex' leicht belustigte Stimme in die Realität zurück, während sein Blick seine Oma folgte, die immer noch summend aus der Küche raustänzelte. Stirnrunzelnd sah ich meinen Kaffeebecher an. Ganz im Unrecht lag er nicht. Mehr als die Hälfte des Kaffees war Milch. Doch anderes konnte ich das bittere Zeug nicht runterschlucken.
„Schmeckt besser", erwiderte ich deshalb trotzig und hob die Tasse auf. Abwesend führte ich sie an meine Lippen und nahm unüberlegt einen langen Schluck. Und weil das Schicksal es mit mir heute nicht gut meinte, verbrannte ich mir augenblicklich die Zunge.
Erschrocken ließ ich die Tasse fallen und sprang auf. Jake, der neben mir sass und nur mit halbem Ohr das Gespräch mitbekam, da er sich in der Zeitung in seiner Hand vertieft hatte, merkte erst spät, was sich abspielte. Mein Kaffee ergoss sich auf dem Holztisch und tropfte größtenteils auf sein T-Shirt.
Jake selbst war abgelenkt vom Lesen und realisiert erst, als die lauwarme Flüssigkeit ihn traf, was geschah. Vollkommen perplex sprang er auf und biss sich auf die Faust, um ein Schmerzensschrei zu unterdrücken.
Ein déjà vu spielte sich in meinem Kopf ab. Alex schien es nötig zu haben, statt mit dem Grünäugigen Mitleid zu haben, ihn auszulachen. „Alter dein Gesicht, einfach Bombe", prustete auch Dylan los.
Doch Jake musste sich erst mal aus dem Schock hören, ehe er die Situation begriff. Das erste, was er tat, war die Stirn zu runzeln. „Wie viel Milch hast du bitte in dein Kaffee reingetan?"
Verblüfft blinzelte ich. War das sein Ernst?! Ich hatte ihm gerade heißes Kaffee auf dem Schoss geschüttelt und das war seine Reaktion? Doch anscheinend unterschätzte ich meine Lage, denn augenblicklich schlich sich ein bösartiges Grinsen auf Jakes Lippen und ich ahnte Schlimmes.
Alarmiert drehte ich mich um und wollte wegrennen, doch meine Hand streifte die Milchverpackung und der gesamte Inhalt ergoss sich über mein T-Shirt. Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich die kalte Milch an meine Haut spürte.
Alex' stützte sich am Tisch und schnappte lachend nach Luft und für einen Moment bekam ich Sorgen, dass er vermutlich noch vor uns tot liegen würde. Doch das Schicksal schien es auch mit ihm schlecht zu meinen, denn im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht auf dem Hocker und fiel nach hinten.
Dabei packte er Dylan, der sich vergnügt ein Pfannkuchen verdrücken wollte, und riss ihn mit sich nach unten. Keine Sekunde später lagen die beiden verdutzt auf dem harten Boden. Der Pfannkuchen flog in einem hohen Bogen und landete in Dylans Haar, während der Teller sich neben Alex' Bein mit einem lauten Klirren platzierte.
Joa, vierfaches Pech würde ich sagen. Mira kam beinah rennend zu uns und schockiert blieb sie am Türrahmen stehen, eine Tüte Mehl in der Hand. „Hey, Nonna", grinste Alex verlegen.
„Was läuft bei euch eigentlich schief? Für einen Moment dachte ich, es findet hier ein Kampf statt, so laut wart ihr", schimpfte sie kopfschüttelnd. Jake, Alex, Dylan und ich sahen uns an und ich presste die Lippen zusammen, um nicht loszulachen. Das Ganze war ziemlich kindisch und bescheuert.
„Jake und Bella, geht euch schnell umziehen, meine Güte ihr seht aus, als hättet ihr euch in das Kaffee gebadet, anstatt das Zeug, wie normale Menschen es tun, zu trinken. Und Dylan und Alex – ihr räumt den ganzen Mist weg", kommandierte uns Alex' Oma wie Kleinkinder.
„Du Spacko, das war das letzte Stück", jammerte Dylan, pickte sich den Pfannkuchen aus dem Haar und sah ihn mitleidig und sehnsüchtig an. „Stimmt, ich habe die anderen sieben gegessen", meinte Alex ohne irgendwelche Schuldgefühle.
Jake und ich sahen uns an und sprinteten gleichzeitig aus der Küche, die Treppe hoch zum Bad. Ich war um einige Millisekunden schneller und kam vor dem Spaten ins Bad. Schnell schloss die Tür schnell hinter mir ab.
Fluchend hämmerte Jake gegen die Tür, während ich mich triumphiert vor dem Waschbecken stellte. Durch die Hektik vergaß ich für einen Moment, warum ich überhaupt hier war.
Als mir wieder einfiel, dass ich mein dunkles Top wechseln wollte, da es nun einen Milchfleck hatte, klatschte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Seit wann ging man ins Bad, um Kleidung zu wechseln?!
Ich fluchte laut und machte einen Schritt vom Waschbecken zurück Richtung Tür, als diese plötzlich mit einem lauten Krach aufgeschwungen wurde. Automatisch stieß ich einen erschrockenen Schrei und taumelte zurück
Jake schlenderte gelassen an mir vorbei und stellte sich vor dem Spiegel. „Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen worden? Konntest du nicht einfach wie normale Menschen klopfen und ‚bitte' sagen?", fragte ich empört.
„Bitte? Ich glaube, das existiert nicht in meinen Wortschatz", meinte er nur schulterzuckend und zog sich das schlichte weiße T-Shirt aus. Als er mit den Fingerkuppen die rötliche Stelle auf seinem Waschbrettbauch betastete, atmete er zischend ein.
Ich hielt den Atem an und spielte für einen Moment mit dem Gedanken mit der Hand über seine Armmuskeln unter der sonnengebräunten Haut zu fahren. Jakes grüne Augen huschten plötzlich fragend zu mir und er hob eine Augenbraue.
Schnell verwarf ich meine Gedanken und starrte ebenso fragend zurück. „Hast du etwas gesagt?", fragte ich verlegen und überspielte es, indem ich mich im Spiegel betrachtete.
„Ich habe gefragt, wie warm dein Kaffee war." Die Amüsant in seine Stimme war unüberhörbar. Ich verdrehte die Augen und erwiderte: „chill, das Kaffee war um mehr als die Hälfte weniger als die Milch."
„Etwas, was ich wohl nie verstehen werde. Du kannst dann gleich nur ein Glas Milch trinken", schüttelte er verständnislos den Kopf, tränkte ein Tuch in Wasser und fuhr sich damit über die leichte Verbrennung an seinem Bauch.
Ich drückte mich vom Waschbecken ab, lief zum kleinen Medikamentenschrank, der neben der Tür gegenüber dem Waschbecken im kleinen Bad und öffnete ihn. Es wäre im Moment sinnvoll Salbe irgendwo zu finden. Auch wenn ich Jakes Verletzung nicht gerade in die gefährliche Stufe einordnete, musste man doch sichergehen.
„Und ich wird wohl nie verstehen, wie DU Kaffee einfach so trinken kannst, sogar ohne Zucker", konterte ich und rümpfte die Nase, als ich an seinen schwarzen Kaffee zurückdachte - der wahrscheinlich noch in der Küche sehnsüchtig darauf wartete, doch noch getrunken zu werden.
„Man gewöhnt sich an dem Geschmack. Außerdem trinke ich größtenteils das Kaffee wegen dem Koffein", meinte der Grünäugige und drehte sich zu mir um. Als er sah, wie ich durch die Medikamente stöberte, grinste er verschmitzt. „An deine Stellte würde ich es lassen. Das Zeug ist über zehn Jahre da drin."
Ich wollte etwas sagen, als die Badezimmertür neben mir auf einmal mit viel Schwung aufgerissen wurde. Ich taumelte perplex zurück und Alex, der am Türrahmen erschien und mich erblickte, ließ den Teller mit den Pfannkuchen erschrocken fallen.
„Sehe ich so schlimm aus?", fragte ich stirnrunzelnd, während sich Alex eine Hand aufs Herz hielt. „Das auch", murmelte er und ließ sich au die Knie fallen.
Mitleidig und entsetzt streichelte er über einen der Pfannkuchen, legte die andere Hand auf die Brust und sprach traurig ein Gebet aus.
„Ey, ihr habt euch mit meinem besten Freund angelegt und ihn umgebracht. Das gibt KRIEG!", rief der Blonde, sprang auf und griff nach dem erstbesten Gegenstand, das er zu Hände bekam.
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