Twenty-Nine ~ police station
×Josh×
Schweigend hielt ich das Foto von unserem ersten gemeinsamen Konzert mit Bella in der Hand und blickte es mit leeren Augen an. Wir strahlten alle fünf hinter unseren goldenen Masken in die Kamera und sahen unbeschwert aus.
Ich vermisste die vier und zugleich würde ich sie am liebsten nie wieder sehen. Es war, als stünde ich auf einer Brücke, die jeden Moment zusammenbrechen könnte und ich mich entscheiden sollte, ob ich in meiner Vergangenheit versunken bleiben, oder aufstehen und weitermachen sollte.
Die zweite Option wäre die klügere, zugleich war sie auch die schwerere. Mir war klar, dass ich ich nicht vergessen konnte, es ging nicht. Jedoch musste ich mich von ihnen abtrennen und einen neuen Abschnitt meines Lebens anfangen. Und es erwies sich als eins der schwersten Dinge, die ich bisher in meinem ganzen verdammten Leben tun musste.
Es waren schon einige Wochen her seit ihren „Urlaub", oder sollte ich besser sagen Flucht. Die Polizei suchte immer noch nach ihnen, doch ich bekam nicht alles von den Vermittlungen mit.
Jahrelang dachte ich, sie würden mir vertrauen. Dachte, sie würden mich als ihren zweiten Vater - ihre Familie - sehen. Doch alles hatten sie mir nur vorgespielt. Sie hatten die Band benutzt, um ihre Morde zu vertuschen. Um sich weniger verdächtig zu machen.
Wie witzig, dass ihr ganzer Plan auf einmal den Bach untergangen war. Sie waren alle vier Mörder, wurde mir gesagt. Viel mehr wusste ich nicht. Nur, dass die Polizei nach ihnen sucht, da sie zur alten Mafia Schach gehörten und bisher jeden Monat Gouverneure umgebracht hatten.
Und ich war so naiv und hatte gar nichts von ihren nächtlichen Spaziergängen zu den Häuser ihrer Opfer mitgekriegt. Rein gar nichts.
In der Polizeistation war es sehr laut, dass mir langsam die Ohren wehtaten. jeder zweite Polizist trashte in seiner Pause lautstark mit seinem Kollegen und beide tranken nebenbei Kaffee, Leute rannten umher mit ihren Akten und Verdächtige wurde in Einzelräumen befragt. Verdächtige. Wie mich.
Die Polizei verdächtigte mich schon seit dem Verschwinden meiner Jungs und Bella. Ich hatte sie immer verteidigt, als sie wieder in der Polizeistation mussten, da öfter in den verlassenen Städten, in denen wir Konzerte gaben, unaufgeklärte Morde stattfanden.
Ich dachte, es sei nur ein Zufall. Dass ein Serienmörder es extra tat, um Verdacht auf uns zu schieben. Viele unmögliche Theorien hatte ich mir einfallen lasse, um jeden Faden, der zu uns führte, erfolgreich aus meinem Kopf zu verdrängen und der Polizei zu überzeugen. Wie naiv ich doch war, so blind zu vertrauen.
Ich konnte seit Tagen wegen dem ganzen Stress nicht mehr schlafen. All meine und ihre Kreditkarten wurden gesperrt und mir ging langsam das Geld aus. Ständig tauchten wie aus dem Nichts Rechnungen auf und da ich seit Wochen arbeitslos war, verdiente ich nichts mehr.
Bald müsste ich wohl auch die ganze Band offiziell auflösen. Nicht, dass sie überhaupt noch existierte. Alles, was mir wichtig war, glitt mir langsam und jedoch sicher aus den Händen. Und alles wegen ihnen.
Es machte mich jedes Mal fassungslos, wie sie einfach verschwunden waren, ohne auf die Konsequenzen Rücksicht zu nehmen, die mir schaden würden. War ich ihnen so egal, dass es ihnen nicht einmal kümmerte, dass ich durch ihren Verrat unterging? Waren sie so brutal, mir sowas anzutun?
Wenn jemand mir vor ein paar Monaten vorhergesagt hätte, dass mir sowas passieren würde, hätte ich ihm nur geraten eine Psychiatrie aufzusuchen.
Ich hatte ein großes Vertrauen in meine Jungs gesetzt. Und sie hatten mich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. In einer unendlichen Schlucht der Leere, die mich immer tiefer mitriss und weit fern von einem sicheren Grund hielt.
Ich würde die vier wahrscheinlich nie wieder sehen und das wollte ich auch nicht. Meine Enttäuschung und Frustration verwandelten sich von Tag zu Tag schrittweise in Wut.
„Mr.?", holte mich eine barsche Stimme aus meinen düsteren Gedanken. Mit leeren Augen hob ich den Kopf und erblickte den Officer. Ich warf einen letzten Blick auf dem Foto in meiner Hand, bevor ich es in zig Stück zerriss und im Mülleimer neben meinem Sitz warf.
Mit einem angespannten gezwungenen Lächeln stand ich auf und folgte dem Polizisten in seinem Büro, wo zwei Stühle und ein Schreibtisch standen. Wir setzten uns schweigend hin.
„Ich will weder meine noch Ihre Zeit verwenden, Josh, also berichte ich Ihnen gleich, dass sie aus der Verdächtigen Liste raus sind. Es gab ein paar Diskussionen und Beweissuchen, aber schlussendlich kamen wir dazu, Sie von allen Befragungen zu entlassen", erzählte der Polizist sachlich.
Erleichtert sank in meinem Stuhl zusammen. Endlich. Vielleicht sollte ich hiermit mit der ganzen Sache einfach abschließen und ein neues Leben anfangen. Es würde keineswegs einfach sein und das Ganze hatte sichtbare Spuren, wie Vertrauensprobleme bei mir hinterlassen, aber das Leben ging schließlich weiter.
Es würde nie für dich stehen bleiben, bis du dich aufrecht halten kannst, um weiterzumachen. Sondern nur höhnisch an dir vorbeizischen, während du alterst und nicht mehr weißt, was du mit ihm tun sollst.
„Sir, haben Sie irgendwelche Spuren von ihnen?", fragte ich zögerlich. Der Officer verstand sofort, dass ich Jake, Alex, Dylan und Bella meinte. „Ich darf Ihnen nicht viel verraten, aber langsam finden wir eine Spur von unseren Spionen, die uns zu Ihnen führen wird. Wir müssen abwarten, um unsere versteckte Falle zuklappen zu lassen", erklärte der Polizist und strich sich über seinen vollen Schnurbart.
„Viel Erfolg Ihnen. Soll ich weiter vortäuschen, dass sie im Urlaub sind? Langsam werden manche misstrauisch ...", meinte ich nervös und knotete die Finger.
Es stimmte. Bellas Mutter rief mich schon seit Tagen mindestens dreimal am Tag. Sie war unruhig, da sich ihre Tochter seit Wochen nicht bei ihr gemeldet hat. Und die Stalker Fans waren sogar schon in Miami, um die Ex Bandmitglieder aufzuspüren. Krank.
„Ja, Sie müssen die Lüge so lange es geht aufrechthalten. Wir brauchen Zeit. Wir haben einen festen Zeitplan, an dem wir uns festhalten müssen." Mir entging nicht, wie knapp sich der Officer ausdrückte.
Er wollte keine Informationen preisgeben. Verständlich, es war sein Job die Klappe gegenüber Ex-Verdächtige wie mir zu halten. Oder Allgemein Leute die nicht für die Polizei arbeiteten.
„Sir, es wäre doch sicher viel einfacher, wenn Sie öffentlich machen, dass die Band Verbrecher sind. Sie sind bekannt in Amerika, viele würden Sie sofort erkennen und für ein wenig Kohle werden Sie sie doch ganz sicher schneller kriegen, als Sie 'Schach' sagen können", fragte ich verständnislos.
Ja, ich wollte, dass sie verhaftet wurden. Ich wollte, dass sie erfuhren, wie sehr es weh tat ALLES im Leben zu verlieren. Sie sollten denselben Schmerz spüren, der mich nicht loslassen wollte, egal wie sehr ich mich danach sehnte.
„Mr. es ist nicht Ihre Angelegenheit. WIR sind die Polizei und auch wenn Sie es nicht wissen, wir haben einen Plan und gewisse Spione. Es ist unser Job Sie zu fassen, und wenn ich Sie bitten darf, verlassen Sie den Raum. Wir sind hiermit fertig."
Nickend stand ich auf und machte mich aus dem Staub. An der Tür jedoch hielt ich kurz inne. Zögerlich drehte ich mich zum Officer. „Officer, werden die vier vor Gericht gestellt?"
„Wenn sie überleben, höchstwahrscheinlich", lächelte der Polizist. Nein, kein freundliches Lächeln. Dieses Lächelnd glich dem einer Schlange, die es kaum erwarten konnte, ihren Opfer in die Ecke zu drängen, um ihn schlussendlich mit Haut und Haaren zu verschlingen.
Könnt ihr Joshs Gefühl nachvollziehen?
Ich denke in seiner Situation könnte ich der Band nicht einmal mehr ansehen haha
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