Three ~ "I hate you!"

„Das Konzert war spitzenmäßig!", sagte ich und lehnt meinen Kopf müde an Jasmines Schulter. Und es war nicht übertrieben. Die Band hatte super gespielt.

„Ja, das war es. Wollen wir kurz zu Eric?", fragte Luca, während Jaysi müde ihr karamellblondes Haar zusammenband. Eric O'Connor war das vierte Mitglied unserer Clique, doch im Gegensatz zu uns waren Musik sowie Sänger oder Musikbands nicht so sein Ding.

„Es ist schon recht spät. Er ist bestimmt schlafen gegangen", erwiderte ich, doch Luca schüttelte heftig den Kopf, wobei ihm blonde Strähnen in die sonnengebräunte Stirn fielen. „No way. Ich könnte drauf wetten, dass er in seiner Garage sitzt und an seinem Motorrad herumbastelt."

Jasmine runzelte die Stirn. „Immer noch?", fragte sie und ich merkte, wie sie sich innerlich mahnte, die Augen nicht zu reiben, um die schwarze Wimpertusche nicht zu verschmieren.

Wie des Öfteren trug sie Make-up auf, um ihre Sommersprossen, die ihr herzförmiges Gesicht besonders an Wangen und Nase beschmückten zu bedecken, weil sie sie hässlich fand, was jedoch nicht der Fall war.

Im Moment konnte ich ihre Müdigkeit vollkommen nachvollziehen. Es war bestimmt schon 01:00 Uhr morgens, oder sogar später. „Im Ernst, Jaysi, sogar du bist nicht so dumm, um zu wissen, dass man viel länger als einen Monat braucht, um ein Motorrad zu reparieren", konterte Luca.

Jasmine war zu müde, um wie gewöhnlich eine Diskussion anzufangen, weshalb sie nur genervt die kristallblauen Augen verdrehte. „Ja, wir können von mir aus zu ihm. Ich muss aber nur kurz auf die Toilette", sagte ich und schnappte nach meiner kleinen Tasche auf dem Tisch, um mein Handy rauszuholen.

„Beeil dich. Wir warten auf dich draußen", sagte Jaysi und ich nickte. Sofort machte ich mich auf dem Weg zu den Toiletten und entsperrte dabei mein Handy. Auf dem Smartphone schauend drängte ich mich durch die Menge zum menschenleeren Gang, der zu den Toiletten führte.

Während ich den Flur entlanglief, schrieb ich meiner Mom, dass ich spät kommen würde. Am Ende des Gangs blieb ich vor einer Tür stehen und schaute auf. Schnell verstaute ich mein Handy in meine Hosentasche und riss die Tür auf.

Eine Brise wehte herein und mir wurde bewusst, dass das nicht die Toilettentür war, sondern die Hintertür des Clubs. Genervt von mir selbst schloss ich die Tür und wollte mich umdrehen, als plötzlich jemand gegen mich lief.

Lucas übergroße Jacke rutschte mir bis zu den Ellenbogen und entblößte dabei meine Schultern. Erschrocken vom Aufprall taumelte ich zurück, konnte jedoch mein Gleichgewicht noch rechtzeitig halten.

Mein Gegenüber, der offensichtlich damit beschäftigt war, den Reißverschluss seiner Jacke zuzuschließen, stolperte fluchend zurück und ihm rutschte die Kapuze vom Kopf und entblößte sein dunkles Haar.

„Pass doch auf!", schimpfte er und fummelte an seinem Reißverschluss weiter herum. Ich scannte ihn kurz ab und stockte, als mir bewusst wurde vor wem ich stand.

Dunkles wirres Haar, leicht gebräunte Haut und grüne Augen. Jake Walker, der ChessBless Sänger und Gitarrist persönlich. Ich starrte ihn vermutlich wie die letzte Idiotin an und war unfähig etwas zu erwidern.

Jake zog sich wieder die Kapuze über und hob zum ersten Mal die Augen. Sein Blick traf meinen, bevor sein Blick beinahe von allein zu meinem entblößten Tattoo huschte. Leicht verwirrt kniff er die Augen zusammen, überspielte es aber schnell, indem er seine Kapuze zurechtrückte.

Unbehaglich zog ich mir die Jacke wieder an. „Was machst du hier?", krächzte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte. „Ist das nicht offensichtlich? Ich hau ab", konterte er selbstverständlich.

„Wieso? Du bist doch eine Berühmtheit. Solltest du nicht jetzt Autogramme und Poster verteilen?", fragte ich verwirrt zurück und erntete ein Augenrollen seinerseits.

„Genau darum gehe ich ja. Ich habe im Moment keine Lust auf den Kram", seufzte er genervt und legte eine Hand auf die Türklinke neben meinem Arm.

Ich legte den Kopf schräg und wollte etwas sagen, als Jasmines Stimme von hinten ertönte. „Bella, wo zum Teufel bleibst du?"

Jake grinste leicht und öffnete die Tür. Eine sanfte Brise wehte herein und ich fröstelte leicht. „Ich denke, deine Freundin sucht nach dir. Wir sehen uns, Elfe", zwinkerte er und verschwand.

Verdutzt sah ich ihm nach. Was war das denn bitte für ein Gespräch?

~~~

„Schön, dass jemand an mich denkt", grinste Eric und ging vor seinem Werkzeugkasten in die Hocke. Wie Luca vermutet hatte, war Eric noch wach und bastelte in der Garage an seinem Motorrad herum.

Ich zog Lucas Jeansjacke aus und legte sie sorgfältig auf dem Holztisch in der Ecke der Garage. „Wir dachten eher an dem Bier in deinem Kühlschrank", gab Luca ernst zurück.

Jasmine war oben in Erics Wohnung. Sie hatte eine starke Stauballergie und konnte deshalb nicht mit in die Garage. „Leider muss ich euch da enttäuschen. Der Freund von meiner Schwester hat die letzten Bier- und Weinkisten heute Morgen abgeholt. Sie feiern ihr Jubiläum", sagte Eric schmunzelnd und Luca seufzte enttäuscht.

„Aber Wasser kannst du, von mir aus, trinken. Ist gesünder", fügte Eric hinzu und angelte ein Schraubenzieher aus seinem Werkzeugkasten. „Sehr witzig", rollte Luca genervt mit den Augen.

„Ist Jaysi allein da oben?", fragte er plötzlich und Sorgefalten überzogen seine Stirn. „Ja, wieso?", fragte ich verwirrt zurück. „Scheiße, ich muss schnell zum Kühlschrank, sonst frisst sie noch alles weg!", fluchte Luca.

Ohne lange zu überlegen machte er sich schnell auf dem Weg nach oben zu Erics Wohnung. Er achtete nicht an die verstreuten Werkzeuge auf dem Steinboden und stolperte fluchend, bevor er ganz aus der Garage verschwand.

Während Eric eine neue Bremsscheibe aus der ersten Schublade des Schreibtischs rausholte, sah ich mich neugierig um. Ich war öfter bei Eric oben in der Wohnung, doch noch nie in der Garage.

Eric hatte seine Vorliebe für Motorräder erst von ein paar Monate entdeckt und obwohl er locker mit seinem gut verdienten Geld ein neues Motorrad kaufen konnte, wollte er lieber einen selbst reparieren.

Meine Augen huschten neugierig im Raum. In der Ecke neben mir stand ein hölzerner Schreibtisch, in der Mitte des mittelgroßen Raums war das große Motorrad und mir gegenüber stand die Tür.

Große Metallregale hingen an den Wänden und auf dem Steinboden waren überall die verschiedensten Werkzeuge verstreut. Alles war in grau gestrichen, wie in einer Gefängniszelle.

Vieles war von Spinnweben übersät und überall in der Luft wirbelte Staub herum und kitzelte mir leicht in der Nase. „Hast du eigentlich vor, hier mal zu putzen?", fragte ich naserümpfend und lehnte mich mit verschränkten Armen an dem Schreibtisch hinter mir.

„Nein, warum sollte ich? Ist doch ganz sauber hier", erwiderte Eric und setzte sich auf dem Boden, seitlich an das Motorrad. „Sieht man natürlich auch", verdrehte ich die Augen.

„Wie war das Konzert?", wechselte er etwas neugierig das Thema. „Spitze. Du hast echt was verpasst. Die Band in echt zu sehen ist einfach super!", berichtete ich begeistert.

Eric löste konzentriert, während er mir zuhörte, die alte verrostete Bremsscheibe von seinem Motorrad. Mit einem lauten hallenden Geräusch knallte das Metallstück auf den grauen Steinboden auf.

„Nur schade, dass ich kein großer Fan von Musik bin", schmunzelte Eric und rieb sich mit der Hand kurz das Gesicht, bevor er sich seinem Motorrad wieder widmete. Geschickt nahm er die neue Scheibe und schraubt sie an dem Platz der alten.

Meine Augen huschte kurz zu Erics Armbanduhr, die auf dem Holzschreibtisch lag und ein kurzer Blick darauf verriet mir, dass es bald 02:15 morgens wird. „Wie kannst du eigentlich um diese Uhrzeit noch an deinem Motorrad rumbasteln?", fragte ich verständnislos.

„Wie kannst du um die Uhrzeit zu einem Konzert gehen?", konterte er und biss sich konzentriert auf die Unterlippe. Seine dunklen Haare fielen ihm in die Stirn und verdeckten seine braunen Augen.

„Das ist nicht dasselbe. Ich bin von einem Konzert gekommen und gehe jetzt nicht dorthin", erklärte ich und drückte mich vom Schreibtisch ab. „Ist doch alles das Gleiche ...", brummte Eric nur.

Stimmen ertönten vom Flur. Ich erkannte Lucas Stimme, welche am lautesten war. „Wehe, Jasmine, du hast schon meine Lieblings Milchschokolade gegessen. Fass hier nichts an!"

„Du kannst mich mal! Das ist so unfair. Ich will auch!", motzte Jaysi zurück. „Einen Schritt weiter und ich bringe dich um. Zum Glück ist die Garage nicht weiter weg, da kannst du Opfer wegen deiner Allergie nicht rein!", hörten wir Luca im Flur trällern.

Sekunden später tauchte er grinsend mit den Armen voll mit Chipstüten und Gummibärchen an der offenen Tür auf. „Ich hasse dich!", kreischte Jasmine, bevor Luca ohne irgendwelche Schuldgefühle die Tür hinter sich zu kickte.

Zufrieden stellte er die Süßigkeiten auf dem Schreibtisch und riss eine Chipstüte auf. Eric ließ den Schraubenzieher aus der Hand fallen und stand auf. Er rieb sich die Hände an die Hose sauber und sein Blick glitt zu den Süßigkeiten.

„Und alle fragen mich, warum ich jeden Tag einkaufen muss ...", murmelte er kopfschüttelnd und räumte ein paar verstreute Werkzeuge zurück in den Kasten.

Ich lachte kurz auf, bevor ich eine Gummibärchen Tüte angelte und sie aufriss. Plötzlich fiel mir ein, dass ich heute Geigenstunden hatte und stöhnte leise auf.

„Luca, wir müssen gleich los. Ich habe heute bei Miss White früh Unterricht und will nicht verschlafen", sagte ich und nahm eine Handvoll Gummibärchen, bevor Eric mir die Tüte wegnahm, um sich auch etwas zu nehmen.

„Ist gut. Lass mich nur kurz alles essen, damit Jasmine nichts abkriegt", mampfte Luca mit vollem Mund und zeigte auf die drei Chipstüten auf dem Schreibtisch.

~~~

„Tschüss, Süße. Wir schreiben uns morgen, ja?", drückte mich Jasmine zum Abschied. Schmunzelnd erwiderte ich ihre Umarmung und schloss kurz erschöpft die Augen.

Ein Hupen, das von Lucas Mercedes verursacht wurde, ließ uns zusammenfahren und ich löste mich augenrollend von meiner besten Freundin. „Ja, wir schreiben."

Erneut erklang Lucas ungeduldiges Hupen und diesmal streckte er den Kopf aus dem Auto. „Komm schon, Jaysi, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", rief er genervt und hupte noch einmal provozierend, als die Nachbarn verstört aus den Fenstern ihrer Wohnungen zu ihm runterschauten.

„Komme gleich, du Idiot", schrie Jaysi zurück, nahm mich ein letztes Mal in den Arm und lief dann zu Lucas Auto. „Wir sehen uns Bellalein, Ciao!", verabschiedete sich Luca, hupte noch einmal extra laut und raste mit seinem Mercedes davon.

Ich winkte den beiden kurz nach, bevor ich die Schlüssel aus meiner Tasche rausholte und die Tür der Wohnung aufschloss. Müde schlürfte ich die Treppe hoch zu meiner und Moms Wohnung im 3. Stock und blieb vor der Tür stehen.

Ich drückte die Klinke runter und stellte verwundert fest, dass die Tür offen war. Mom hatte vermutlich vergessen abzuschließen. Wäre nicht das erste Mal. Die Lichter unserer kleinen Wohnung waren aus, weshalb ich annahm, dass meine Mom schon schlief.

Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir ab und ging auf den Zehenspitzen zur Küche. Müde knipste ich das Licht an, als plötzlich eine Stimme hinter mir sprach. „Auch endlich da."

Ich stieß einen leisen erschrockenen Schrei und wirbelte mit laut klopfendem Herz herum. Ungläubig riss ich die Augen auf und glaubte kurz es mir nur einzubilden.

Am Esstisch saßen die drei Bandmitglieder der ChessBless persönlich. Jake und Alex mit je eine Cola in der Hand.

„So sieht man sich wieder, Elfe", grinste Jake und nippte an seiner Cola.

Was zum- 

Luca, Jasmine oder Eric?

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