Thirty-Three ~ The Club
„Sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich Dylan, bei dem ich mich untergehackt hatte, leise. Dieser nickte und rückte mit der freien Hand seine Pilotenbrille zurecht. „Das ist zumindest die Adresse, die euch der Junge geben hat."
Meine Zweifel wuchs, als ich das Gebäude vor mir musterte. Es bestand hauptsächlich aus zwei Stockwerke. In dem Unterem befand sich ein Nachtclub und ich vermutete, dass die Wohnungen im zweiten Stock waren.
3432 sunset road, Virgina
Allison Archer
Die Adresse konnte ich mittlerweile auswendig, so oft hatte ich das Stück Papier, das uns Zayn gegeben hatte, durchgelesen.
„Wir gehen rein, finden sie und geben Alex und Jake Bescheid, damit sie auch reinkommen. Sie sind noch eine Straße weiter mit Miras Auto, oder?" Nervös sah ich zu Dylan hoch und ließ seinen Arm los.
„Nehme ich an. Wollen wir rein? Wir können auch kurz im Club einen Blick werfen, falls sie dort ist", fragte er und ich konnte in seine Stimme Unbehagen erkennen. Am liebsten würde ich hier weiter stehen und abwarten, bis Allison irgendwann rauskommt.
Dennoch brachte ich es über mich zu nicken und gemeinsam betraten wir das Gebäude. Dylan legte einen Arm um mich und ich schmiegte mich an ihm, um in unsere Rollen als Freund und Freundin zu schlüpfen.
Ich hätte lieber Jake genommen, da ich mir diese Rolle mit ihm am besten vorstellen konnte, doch ich zeigte ihm seit Tagen die kalte Schulter und wie immer stand mir mein Stolz im Weg.
Schnell zeigten wir dem Türsteher die gefälschten Pässe, die uns Dylan gemacht hatte - für alle Fälle - und Arm in Arm betraten wir den Club.
Er unten war nicht besonders groß, dafür jedoch überfüllt mit Menschen. Die Musik dröhnte sehr laut und übertönte alle Gespräche. Die Tanzfläche war rappenvoll und an der Bartheke wurde laut gelacht und getrunken.
Es herrschte eine lockere Atmosphäre. Das alles war aus meinem alten Leben so vertraut, dass ich überfordert schluckte. Jasmines Tanzbewegungen, mit denen sie Luca immer nervte, Lucas Lachen, wenn ich etwas Dummes tat, Jasmines Flirterei mit den Barkeepern, Eriks Beschwerden, wenn wir betrunken zu ihm morgens fuhren.
Mit dem Ganzen Stress in der Gang, die ständige Panik, dass uns die Polizei oder das FBI finden könnte, oder das Planen, hatte ich das Heimweh erfolgreich zurückgedrängelt. Auch wenn ich manchmal nachts ganz plötzlich zu weinen begann. Vor den anderen gab ich vor, mein altes Leben hinter mir zu haben.
Doch das Schmerzhafteste war die Erinnerung an Mom. Ob sie immer noch dachte, ich sei in einem Urlaub mit den anderen? Es tat weh, sie zurückgelassen zu haben. Ohne jede Erklärung.
Doch eins war klar. Sobald wir das Ganze hier unter Kontrolle hatten, würde ich sie besuchen. Und ihr das Nötigste erklären. Diese Vertraulichkeit hier hatte mich unerwartet getroffen und offensichtlich nicht gerade unbemerkt, denn Dylan fragte mich, ob alles in Ordnung sei.
„Alles bestens. Alex und Jake sind noch draußen, oder? Sollen wir gleich nach oben zu den Wohnungen?", fragte ich bemüht gefasst und drehte mich zum Lockenschopf um.
„Ja, die beiden kommen, sobald wir Archer gefunden haben. Aber, denkst du nicht, dass wir sie zuerst hier suchen sollen? Was, wenn sie mal kurz was trinken wollte? Oder sich hier mit jemand verabredet hat?", gab Dylan zurück.
Ich nahm nebenbei wahr, wie die Musik verstummte und ein Mann auf der Bühne kletterte. Ich senkte meine Stimme. „Nein, sie ist ganz sicher ni -", wollte ich Dylans Aussage bestreiten, doch eine laute Männerstimme aus der Bühne schnitt mir das Wort. „ -meine Mitbewohnerin Allison Archer, die euch gerne ein paar Wörter sagen würde!"
Allison? Verdutzt drehten Dylan und ich uns zum bärtigen Mann um und ich sah zu, wie ein ziemlich betrunkenes Mädchen, um die 20 auf die Bühne kletterte, wobei sie heftig schwankte, und dem Mann dem Mikrofon abnahm.
Sie strich sich eine blonde Locke ihrer Mähne aus dem Gesicht und richtet ihre leeren grauen Augen geradeaus. Das Licht tanzte auf ihr sommersprossenvolles Gesicht und sie zog ihre Stupsnase kraus.
„So meine lieben Freunde", lallte sie und stieß ein Lachen aus. „Freunde? Äh Leute meine ich, ich meine ich kenne euch nicht alle, also jedenfalls kenne ich eure Namen nicht uns ehm -"
Ein Stöhnen entwich mir, als ich mir die Stirn massierte. Jupp, sie war betrunken. Hatte uns natürlich gefehlt. Dylan hatte Alex und Jake offensichtlich schnell informiert, denn als ich den Kopf zur Seite drehte, sah ich die beiden an der Bartheke. Also bekamen sie die Katastrophe mit.
Allison unterbrach sich selbst mit einem irren Lachen, das jedoch schnell erstickte, als ihr schwindelig wurde. Sie fasste sich mit schmerzverzogenem Gesicht an den Kopf. „Also, meine Freunde der Sonne, ich habe euch alle lieb, okay? Aber ich habe scheiße gebaut. Ziemliche Scheiße, dass ich jetzt die mir meinen ‚Job' gekostet hat."
Bei Job zeichnete sie Ausrufezeichen in der Luft. Sollten wir sie lieber nicht da runterholen, bevor sie noch etwas ausplauderte? Ich warf Dylan neben mir unruhige Blicke, doch er deutete mir zu warten. Auch Alex und Jake taten erstmal nichts und beobachteten nur.
„Was ich gemacht habe? Ich habe einen Mafiaboss provoziert und jetzt will er mich umbringen. Aber hey, es ist nicht so, dass ich unschuldig bin. Vor ein paar Jahren habe ich meinen Bruder umgebracht." Sie klammerte sich an dem Mann hinter ihr und stieß ein müdes Seufzen aus.
Sie hatte was?! Ich sah sie starr vor Entsetzten an und riss die Augen auf. „Bella, wir sollen sie runterholen!", zischte Dylan und in seiner Stimme schwang etwas Panik. Auch das Publikum war plötzlich ganz still. Man hörte leises Getuschel und Geflüster zwischen den Leuten. Doch kaum hatte ich den Mund geöffnet, als Allison weitersprach.
„Jupp, richtig gehört, ich habe meinen Bruder umgebracht, um in so verdammte Kids Gang beizutreten. Richtig gehört, GANG. MAFIA", lallte sie und stieß ein irres Lachen aus, dass mir unwillkürlich ein eiskalter Schauder den Rücken runterlief.
„Hey, machen Sie Platz, das ist meine ...Schwester?" Jake sprang von seinem Hocker auf, bahnte sich verbissen einen Weg nach vorne und trat neben die Blonde auf der Bühne. Er nahm ihr das Mirko ab.
Ich sah zu Alex, der sich Dylan und mir jetzt anschloss. Ich konnte in seinem Gesicht keine Emotion lesen. „Wir gehen nach oben", sagte er ganz leise, dass ich Mühe hatte, ihn hier im Club zu verstehen.
Während wir uns der Menge langsam Richtung Tür entfernten, klärte Jake schnell die Situation. „Sorry Leute, ihr könnt mit eurer Show weitermachen, aber wir müssen los. Vergisst am besten alles, was sie gesagt hat. Sie ...ist ein bisschen Psycho. Tut mir leid für die Störung!", erklärte er rasch und drückte dem Mikro einem jungen Mann neben der Bühne in die Hand.
Schnell legte er der blonden Mädchen einen Arm unter die Kniekehlen und den anderen um ihren Rücken und hob sie im Brautstyle. Diese protestierte nicht, sondern brach nur in seine Armen kraftlos zusammen.
„Sie hat eindeutig ein paar Schnaps zu viel", rümpfte Jake die Nase, sobald er bei uns ankam. „Gehen wir, bevor die noch erkennen, wer wir sind", sagte Alex leise. Schnell verließen wir den Club.
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