Seven ~ Fight

„Isabel, wehe!", warnte Jake, die Augen kritisch zusammengekniffen. Seine Haltung ähnelte einem Bodyguard, der seinen Klienten - in dem Fall der CD-Player - schützte.

„Was willst du sonst tun, hm?", gab ich provozierend zurück und drehte die CD in der Hand.

„Ich werfe dich bei dem nächsten Halt aus dem Wohnwagen", antwortete er hinterlistig und ich hob eine Augenbraune.

„Verdammte scheiße, hört auf zu streiten, ich kann mich nicht konzentrieren!", schimpfte Alex und seine Finger flogen hektisch über die Knöpfe des Controllers, während sein Blick auf dem Bildschirm des großen Fernsehers im Wohnwagen geheftet war.

„Gib ihnen nicht die Schuld daran, dass du zu schlecht für dieses Spiel bist", meinte Dylan spöttisch und tätschelte kurz Alex Arm tröstend, der fluchend die Controller durch den Wagen warf, als auf dem Bildschirm Dylan als Sieger verkündigt wurde. 

Eigentlich sollte ich müde sein, nachdem wir um 06:00 Uhr morgens aufgebrochen waren, doch nach einer eiskalten Dusche und einer Tasse Doppel-Espresso war ich wieder fit.

Als Dylan, Jake und ich in Jakes Zimmer – nachdem wir Alex zuliebe die Merchs alle begutachteten - eine Runde Karten gespielt hatten, war ich unbewusst in Jakes Bett eingeschlafen. Jake hatte daraufhin die Couch neben dem Schreibtisch genommen.

Unsere Fahrt war vor zwei Stunden nach New York gestartet und vorhin hatte ich vorgeschlagen Musik zu hören. Allerdings schien Jake mit meinem Musikgeschmack Probleme zu haben.

Er ignorierte Alex und Dylan und fixierte beinah schon verzweifelt die CD, die ich in der Hand hielt, während ich schmollend versuchte an den CD-Player zu kommen.

„Du weißt aber, dass ich mich dann revanchieren würde", sagte ich zu ihm und legte den Kopf schräg. „Bella, ich meins ernst, gib mir die verdammte CD", knurrte Jake und seine Augen funkelten intensiv.

„Du willst doch bloß Rockmusik hören", schnaubte ich säuerlich und versteckte die Platte hinter meinem Rücken. Frustriert rieb sich Jake über die Augen.

„Ich mache dir einen fairen Vorschlag. Du wählst für die nächsten zwei Stunden die Songs und ich für die vier nächsten."

„Was ist daran fair?", fragte ich spöttisch und hob eine Augenbraune. „Du drei und ich drei?", fragte er seufzend.

„Ich vier du zwei." Jake schnaubte kopfschüttend. „Du drei und halb Stunden, ich zwei und halb. Das ist mein letztes Angebot."

„Abgemacht!", sagte ich triumphiert und legte die CD ‚some say' in dem Player, bevor ich mich zu Alex und Dylan auf dem Sofa setzte.

~~~ 

Wir waren angekommen. In New York City. Die Stadt, die nie schläft.

Aufgeregt stieg ich aus dem luxuriösen Wohnwagen und hielt mir die Hand über die Stirn, um meine Augen vor der Nachmittag Sonne abzuschirmen.

Kurz sorg ich die frische Luft gierig ein und seufzte wohlig. Im Wagen stank es stark nach Pizza und Smoothies, die wir in den vergangenen Stunden verdrückt hatten. Es tat meiner Lunge gut, frische Luft zu bekommen.

Kurz blinzelte ich und sah vor mir ein Hotel mit mehreren Stockwerken, das äußerst modern wirkte. ChessBless leuchtete mir in grellen Farben der Namenschild entgegen. Das war also der Hauptquartier der Band. 

„Mach mal Platz, Elfe!", ächzte eine Stimme hinter mir und mir wurde bewusst, dass ich den Ausgang des Wohnwagens versperrte.

„Wann hörst du endlich mit diesem Spitznamen auf? Ich habe auch einen ganz normalen Vornamen, falls dir das entfallen sein sollte", sagte ich etwas genervt und trat zur Seite, um den anderen Platz zu machen.

Jake streckte sich ausgiebig und rieb sich den Nacken. Sein Haar stand ihm vom Kopf ab und unter seine Augen waren dunkle Ringe, die ich erst jetzt bemerkte. Ich war wohl nicht die Einzige, die kaum Schlaf bekommen hatte.

„Ist mir nicht. Aber Bella ist zu ...normal." Er grinste und blickte auf mich herunter. Manchmal war es echt anstrengend die Kleinste zu sein. Mit meine 1,68 m war ich eigentlich gar nicht so klein, aber wenn man neben solche Riesen stand, kam man sich recht winzig vor.

„Heißt das, ich bin außergewöhnlich?", fragte ich und hob eine Augenbraune, während ich mich unbewusst anspannte.

Jake stand ganz dicht neben mir, dass ich sein Aftershave riechen konnte. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde seine Nähe machte mich keineswegs nervös. Denn genau das war der Fall.

„Außergewöhnlich, absonderlich, bedeutend, auffallend, damit meint er ganz klar mich", sagte Alex, der sich neben mir die Augen rieb. „Verdammte Sonne", fluchte er leise und kniff die Augen zusammen.

Mir fiel auf, dass er öfter fluchte, was hätte ihn unsympathisch machen sollen, doch bei ihm sah das überhaupt nicht arrogant oder abscheulich aus, sondern eher niedlich und harmlos.

„Und die Erde ist 'ne Scheibe", konterte Jake spöttisch, worauf er einen Schlag gegen den Arm von Alex erntete.

„Wieso können die sich nie erwachsen benehmen?", stöhnte Dylan und schüttelte enttäuscht die pechschwarzen Locken. Seine sanften braunen Augen jedoch funkelten amüsiert.

„Des mag dein Ego zerstören, aber du bist kein Stück besser als die beiden", sagte eine tiefe Stimme belustigt hinter uns.

Überrascht drehte ich mich um und erblickte einen Mann, Mitte dreißig, mit dunkelblonden Haaren und braunen Augen, am Eingang des Hotels, auf uns zusteuern. Eine Sonnenbrille saß in seinem Haar und er strich sich grinsend über seine Bartstoppeln.

„Josh!", rief Alex und ein Grinsen umspielte seine Lippen, als er den Manager kurz umarmte. Jake und Dylan folgten seinem Beispiel, während ich mich nervös im Hintergrund hielt und auf meine Unterlippe kaute.

„Jungs, ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe euch tatsächlich vermisst. Wie war euer Urlaub?", fragte Josh und klopfte Dylan auf dem Rücken. „Großartig, nur Miras Essen hat mir gefehlt", antwortete Alex und sah Josh sehnsüchtig über die Schulter zum Hotel.

„Alles in allem eine gute Pause vom Ganzen Stress hier, auch wenn es ein paar Probleme vor unserem Auftritt in Bar Harbour gab, aber es hat sich glücklicherweise geregelt. Übrigens, Josh, das ist Bella", stellte mich Jake vor und griff nach meiner Hand, um mich zu den anderen zu ziehen.

„Guten Tag, Mr. Wright!", lächelte ich angespannt und schüttelte Josh die Hand. 

„Wieso nennen mich alle am ersten Tag, Mr. Wright? Es hört sich zu streng an, nenn mich einfach Josh. Schön dich kennenzulernen, Bella!", lächelte er freundlich. „Bist du eine Freundin? Verwandte?" 

Neugierig musterte er mich. „Sie ist unsere neuer Bandmitglied", antwortete Dylan nachdrücklich. Josh erstarrte augenblicklich und seine Augen blinzelten ungläubig.

„Jake? Ist das wieder einer eurer Streiche? Ich denke, ich habe euch gesagt, dass damit Schluss wäre, nachdem ihr all meine Hosen verbrannt habt", sagte er streng und sah Jake durch zusammengekniffene Augen an.

„Ach du scheiße, erinnere mich nicht daran, ich hatte wochenlang Albträume, nachdem du mit nur Unterhose zu uns ins Zimmer reingeplatzt bist", erwiderte Alex und schüttelte sich angeekelt.

„Alex", warnte Jake, worauf sein bester Freund nur abwehrend die Hände hob. „Und nein Josh, das ist kein Scherz. Sie ist unsere neue Sängerin."

Ungläubig musterte mich Josh abermals und wendete sich dann angespannt an seine Band. „Jungs, wir reden. Jetzt", sagte er und seine Stimme nahm einen kalten Ton an. Er gab ihnen ein Signal ihm zu folgen, während die drei sich nur ansahen und die Augen verdrehten. 

Kurz drehte sich Josh um und lächelte mich verkrampft an. „Mira kommt gleich und zeigt dir unser Hotel."

Unschlüssig und etwas überfordert nickte ich und fuhr mir durch das Haar, während ich zusah, wie die vier in dem Hotel verschwanden und mich zurückließen. 

Frustriert begann ich auf und ab zu laufen. Zur Hölle, was war das gerade? Und wieso hatte mir keiner gesagt, dass Josh verdammt nochmal nicht von mir Bescheid wusste? Hatten sie vor, es ihm jetzt zu erzählen? Oder wusste Josh Bescheid, aber ich entsprach nicht seiner Erwartungen?

Ich war in Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie jemand aus dem Hotel trat und auf mich zukam. 

„Kind? Bist du Bella?", unterbrach eine sanfte Stimme meine wirren Gedanken und ich hob abwesend den Kopf. „Ja?", antwortete ich zögerlich und sah der Dame in die blauen Augen. 

Sie hatte ein nettes rundes Gesicht mit Lach- und Altersfalten und ihr dunkles Haar, das silberne Strähnen hatte, trug sie hochgesteckt. Ihre Haltung war gerade und ihr Lächeln strahlte Ruhe aus. Ich schätzte sie auf fünfzig.

„Hallo, Kleines, Josh hat mir erzählt, du wärst neu hier. Ich bin Mireen, aber alle nennen mich hier Mira", stellte sie sich vor. „Komm mit, ich zeige dir das Hotel."

Ich folgte ihr unentschlossen und wir betraten das Gebäude. „Du musst wissen, dass war einmal ein Hotel, jetzt ist es quasi unser Quartier", erklärte sie und ich sah mich anerkennend um. 

Der Eingangsbereich war ziemlich groß in weißem Marmor und war außer ein Tresen, hinter dem eine Sekretärin stand und zwei große gemütliche Sessel leer. Meine Augen huschten über die makellosen Wände und blieben an einer großen goldenen Uhr über dem Tresen hängen.

Außerdem entdeckte ich zwei Türen, jeweils links und rechts und eine große lange Treppe neben zwei Aufzüge.

„Die Tür links führt in die Konzerthalle, mit dem üblichen Kram, Bühne, Stühle, Lampen und solche Sachen. Unter uns gesagt, ich habe mich nie für diesen Technik Kram dort interessiert, dass die Jungs da vor ihrer Show treiben", sprach Mira und rümpfte die Nase, eine Geste, die ich bei Alex sehr oft bemerkte.

„Durch die Tür rechts steht meine geliebte Küche, die niemand und wirklich niemand außer mich betreten darf. Das letzte Mal, als Jake mir als nette Geste helfen wollte, gab es einen Stromausfall." 

Als sie von ähnlichen Katastrophen berichtete und über die Teammitglieder lästerte, merkte ich, wie stark sie mich an Jasmine erinnerte. Die beiden redeten gerne und beschwerten sich über alles. Seelenverwandte. Nichtsdestotrotz schloss ich Mira sofort ins Herz.

Während sie mir erklärte, wer in welcher Etage wohnte, hörte ich überraschenderweise zu, wahrscheinlich um mich abzulenken.

Im zweiten Stock wohnten anscheinend die Teammitglieder, wie die Friseurin, die Stylisten, der Techniker, Josh und Mira. Im dritten Geschoss wohnten die Bandmitglieder und im vierten befanden sich Geräte und sinnloses Herrenzeug, wie Mira es schön nannte. 

 Plötzlich unterbrach jemand Miras Einführung. „Tut mir leid, Mira, ich muss kurz Bella entführen. Du kannst ruhig in deine hoffnungslose – ich meine, geliebte Küche zurückkehren", grinste Jake müde und griff nach meiner Hand.

„Du hast recht, ich habe das Abendessen vergessen und ihr isst ja wie Schweine, wenn ihr gerade aus einem Urlaub zurückkehrt. Oh, das war gerade eine Beleidigung an die Schweine. Wie auch immer, wir sehen uns, Bella, Liebes!", lächelte sie mich warm an und ich erwiderte es.

„Was gibt's?", zischte ich leise. Ich hatte Angst, laut zu sprechen, da die Wände zu hohl schienen und vermutlich meine Stimme echote.

„Du wirst sehen. Aber merk dir: sei nicht zu nervös, bleib cool und lass dich nicht einschüchtern, Josh ist bekannt für seine unsensible Art mit Neue zu sprechen", flüsterte Jake nur.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Jake mit dem streitet xD

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