Four ~ "We want you."

Das erste, was ich tat, war sie nur starr vor Schock anzustarren. Mein Blick huschte von einem zum anderen, während mein Herz immer noch raste, als hätte ich einen langen Marathon hinter mir gehabt.

„Was zur Hölle?", kreischte ich hysterisch, sobald ich meine Stimme wiederfand und hielt mich voller Panik an den Küchentüren hinter mir fest.

Meine Tasche glitt mir dabei aus der Hand, doch ich bemerkte es nicht einmal. Dafür war ich zu aufgewühlt von dem Anblick, der sich mir anbot.

„Jake, ich hab's dir doch gesagt! Jetzt hat sie vermutlich den Schock ihres Lebens!", schnalzte Dylan vorwurfsvoll mit der Zunge und sah seinen Kollegen aus zusammengekniffenen Augen an.

„Oh, liegt es an der Cola? Es war meine Idee, hatte Durst und die standen einladend auf dem Tisch", warf Alex ein und kurz spiegelte sich in seinen Augen Schuld, ehe er nach der Colaflasche griff und einen langen Schluck nahm.

„Sag mal, denkst du eigentlich nur an deinen Magen?", fragte Jake amüsiert, seine Finger ließ er auf der Tischplatte trommeln.

Ich blinzelte einmal. Zweimal. Doch die drei saßen immer am selben Platz am Tisch und diskutierten über Alex und das Essen. War das eine Art Halluzination? Weil ich das erste Mal in einem ihrer Konzerte war, tagträumte ich, dass sie bei mir Zuhause waren? Oder war ich verrückt geworden?

„Was zur Hölle tut ihr verdammt in meiner Wohnung?", fragte ich mühsam gefasst, als ich mich etwas gesammelt hatte und starrte die drei etwas ängstlich und wütend an.

Nur weil die verdammte Tür offen war, hieß es nicht, dass jeder herein und heraus spazieren durfte, wie er möchte.

„Setz dich doch erstmal", forderte Jake und nickte großzügig auf dem freien Stuhl neben seinem. Bot ...bot er mir in MEINER eignen Wohnung Platz an MEINEM Tisch an?

Okay. Okay ...Zögerlich und mit wachsamem Blick lief ich zu ihnen rüber und ließ mich vorsichtig auf dem Stuhl nieder, als wäre er aus Glas

Alex drückte mir freundlicherweise eine Colaflasche in der Hand, die ich ohne Zögern aufschraubte und einen langen Schluck nahm. Koffein konnte ich momentan gebrauchen, um etwas klarer denken zu können.

„Wir reden einfach nicht lange um den heißen Brei rum und sagen dir, warum wir hier sind. Wir wollen dich Isabel Campbell in unsere Band aufnehmen, als zweite Singstimme", erklärte Dylan seelenruhig und faltete die Hände auf dem Tisch zusammen.

Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, als ich anfing laut aufzulachen. Belustigt stellte ich meine Colaflasche auf dem Tisch. Doch als mich drei verwirrt ansahen, schluckte ich schwer. „Moment, wa- war das kein Witz?"

„Nein, ich mache doch keinen schlechten Pranks! Die sind nicht so lahm und es sind immer ein paar Kameras versteckt", erwiderte Alex empört, als ich hätte ich ihn auf höchstem Niveau beleidigt.

Bei der Erwähnung der Kameras sah ich mich unwillkürlich in der Küche um. Ich hob den Kopf und sah die drei zweifelnd an. Die unterschiedlichsten Emotionen überrollten mich wie ein Lastwagen und drohten mich zu überwältigen. „A-aber ih-ihr wollt mich – WAS?!"

„Wir wollen dich in unsere Band aufnehmen, Elfe. Du hast richtig gehört", antwortete Jake und sah im Gegensatz zu mir supergelaunt und erfrischt aus.

Wenn ich nicht so verdammt müde und überfordert wäre, wäre ich bestimmt in Ohnmacht gefallen. Jetzt jedoch konnte ich Jake nur ungläubig entgegenstarren. „Ich meine – ich?! Isabel Campbell? Seid ihr dicht, oder habt ihr euch beim Namen geirrt?"

„Sei froh, wir trinken fast keinen Alkohol. Und nein, wir irren uns ganz sicher nicht. Wir haben gehört, dass du schon seit lange bei Mrs. White Gesangstunden nimmst und wir brauchen eine weibliche musikalische Unterstützung", erwiderte Alex mit seinem hörbaren britischen Akzent.

Überfordert mit der Situation drehte ich hilflos meine Flasche in der Hand. Träumte ich eigentlich? Mit diesem Gedanken stand ich auf, ging zum Spülbecken und drehte den Wasserhahn auf.

Ich stellte das Wasser auf eiskalt und spritzte mir etwas davon ins Gesicht. Sofort bekam ich eine Gänsehaut und drehte mich wieder zum Tisch um. Doch Alex, Dylan und Jake saßen immer noch an dem Tisch. Kopfschüttelnd stellte ich fest: „kein Traum."

Dylan gluckste und Jake erwiderte amüsiert: „sieht so aus." Ich öffnete den Kühlschrank und nahm mir noch eine Colaflasche, mit der ich zurück zum Tisch schlenderte.

Langsam ließ ich mich zurück auf meinem Platz neben Jakes nieder und schluckte schwer. Mir fiel auf, dass Alex von meiner Gesanglehrerin geredet hatte, und ich fragte mit einem leichten Stirnrunzeln: „Woher kennt ihr Mrs. White?"

Dylan fuhr sich einmal durch das braune Haar und antwortete locker: „Mrs. White ist eine der Musikbegabten Sängerinnen, mit denen wir in Kontakt sind. Sie persönlich hat uns dich empfohlen."

Moment mal, Mrs. White kannte die Band persönlich und hatte mir gegenüber nie drüber was erwähnt?! Ich sehe schon eine Diskussion in naher Zukunft vor.

„Ist das der einzige Grund?", fragte ich misstrauisch und sah die drei nacheinander an. Dylan und Alex wechselten mit Jake einen Blick. „Tatsächlich ist es das nicht und es steht nicht sicher, ob du überhaupt aufgenommen wirst. Es wird eine Probe geben", erklärte Alex.

Nachdenklich setzte ich die Colaflasche an die Lippen und nahm noch einen Schluck. Die kalte sprudelnde Flüssigkeit tat mir gut, doch das verdammte Koffein brauchte Zeit, um zu wirken.

Jake beobachtete mich kritisch. „Falls du damit bewirken willst, dass du dann wach wirst, dann kannst du dir den Versuch abschminken. Cola enthält nicht viel Koffein. Aber falls du irgendwo Red Bull hast, der wird dir helfen."

Angewidert verzog ich das Gesicht. „Red Bull? Der schmeckt doch wie Wasserzucker mit Kaugummigeschmack. Einfach widerlich." Jake grinste und wollte vermutlich etwas sagen, doch ein Knipsen unterbrach ihn.

Die Lichter im Flur gingen auf und ich zuckte automatisch zusammen. Perplex hielten wir alle den Atem an und beobachteten eine dunkle Silhouette, die sich uns immer mehr näherte.

„Isabel, querida, ¿eres tú?" Erleichtert atmete ich aus. Es war nur meine Mom, die Sekunden später im Morgenmantel am Türrahmen auftauchte. Ihr dunkelblondes Haar war zu einem Dutt gebunden und man konnte ihr ansehen, dass sie gerade aufgewacht war.

Alex verschluckte sich an seine Cola und fing an stark zu husten. „Momia, sí, ich bin's nur", beruhigte ich sie und stand auf. Im Hintergrund hörte ich Alex hustend fragen: „What the fuck, war das etwa Chinesisch?"

Jake gab ihm eine Kopfnuss und zischte: „das war Spanisch, du Vollidiot." „Selber Vollidiot. Nicht jeder kann eben fünf oder sechs Scheißsprachen, du Genie", erwiderte Alex mit tränenden Augen und versuchte seine Atmung wieder in Ordnung zu bringen.

Jake und Dylan stöhnten gleichzeitig leise auf, als der Blick meiner Mom zu Alex huschte. „Oh, ¿Quienes son?", fragte sie stirnrunzelnd und ich kratzte mir verlegen den Nacken.

Glücklicherweise übernahm Jake das Reden. „Miss Campbell, schön Sie kennen zu lernen. Ich bin Jake und das sind Dylan und Alexander", stellte er sich und seine Kollegen freundlich vor

„Alex", verbesserte Alex und nickte Mom kurz zu. „Wir sind aus der Band ChessBless", fügte Dylan hinzu. Verwundert hob meine Mom eine Augenbraune, während ich nervös die Colaflasche in meiner Hand drehte.

„ChessBless? Die berühmte Musikband? Ich bin Adora, Isabels Mutter", stellte sich Mom auch lächelnd vor und schüttelte Jake die Hand.

„Gut, dass wir Sie hier treffen, Adora. Wir möchten gern Bella in unsere Band aufnehmen. Sie wurde uns empfohlen, da wir seit neustem nach einem Bandmitglied suchen", erklärte Jake charmant.

Meine Mom reagierte nicht anderes wie ich vorhin. Ihre Augenbraunen hoben sich perplex und sie blinzelte verblüfft. Doch schnell wurde dieser Gesichtsausdruck durch ein strahlendes Lächeln ersetzt und sie nahm meine Hand. „Ich bin sicher, dass Isabel solch ein Angebot nicht abschlagen kann."

Ich spürte meine Wangen leicht glühen, als alle zu mir schauten. Mein Blick glitt zu Mom und ich schüttelte unmerklich und hilflos den Kopf. Natürlich, die Band war sehr beliebt und ich suchte schon seit ein paar Monate voller Verzweiflung nach einem Anfang für meine Karriere. Diese Gelegenheit bot sich mir geradezu perfekt an. Dennoch war ich mir nicht sicher.

„Ich ...ich bin mir nicht ganz sicher", antwortete ich zögerlich, als sich alle Blicke erwartungsvoll klebten. Ich war überfordert mit dem Ganzen hier. Sehr überfordert sogar. Und mein Hirn half mir nicht weiter und schaltete lieber aus.

„Bella, ich fürchte, du musst dich heute noch entscheiden. Wir sind etwas spät mit dem Angebot gekommen, aber wir müssen bald wieder zurück nach New York City zu unserem Manager", sagte Jake leise.

Ich drehte mich um und mein Blick suchte der meiner Mom. Aber natürlich, die Band reiste durch ganz Amerika. Mom schien wacher zu sein, denn diese Nachricht überraschte sie nicht.

„Momia?", fragte ich unsicher und sie legte mir beide Hände auf die Schulter. Automatisch wechselten wir zu Spanisch.

„Ich würde gerne nein sagen, aber ich kann es nicht. Das war schon immer dein Traum." Liebevoll strich sie über meine Wange. Ich schüttelte leicht den Kopf und erwiderte leise: „aber, Momia, ich kann dich doch nicht -"

Sie unterbrach mich mit einem bestimmten Kopfschütteln. „Nein, Bells. Du hast dich genug um mich gekümmert und ein langes Leben liegt noch vor dir liegt. Das Einzige, was du noch tun sollst ist mich und dein Dad stolz machen", flüsterte sie.

Dass meine Mom es so schnell akzeptierte, verblüffte mich sehr und nahm mir zugleich eine große Last von meiner Antwort ab. Wollte ich noch allen Ernstes das Angebot meines Lebens ausschlagen? Ich hätte gern mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, doch nun konnte ich nur das Ganze ansehen und bestimmen. Und ich sah viel Positives.

„Ich bin dabei", sagte ich, wieder in Englisch und drehte mich schwungvoll zu den anderen um. „Sehr schön! Sie muss nur ein paar Papiere unterschreiben. Sobald dies erledigt ist, ist sie ein Mitglied unserer Band. Offiziell wird es erst der Entscheidung unseres Managers", erklärte Jake.

Dylan bückte sich zu der Tasche neben seinen Füßen, holte ein paar Blätter raus und legte sie auf dem Tisch. Verblüfft tauschte ich einen Blick mit meiner Mom. „Jetzt schon? Ist es nicht etwas zu spät?", fragte ich irritiert und meine Augen huschten kurz zu der Wanduhr in der Küche. 03:34.

„Überhaupt nicht. Übermorgen geht's schon nach New ", erwiderte Alex und schob seine leere Colaflasche beiseite. Ich nickte zögerlich, holte tief Luft und nahm Jake einen Stift ab.

Schnell unterschrieb ich alle Papiere, ohne einen Blick darauf zu werfen. Das war doch immer derselbe Kram. Bankkonten, Bezahlung, Versicherung, bla, bla, bla ...

Ich gab die Papiere Jake zurück und ließ den Stift gedankenverloren aus meinen Fingern gleiten.

Jetzt gab es kein Zurück mehr. Aber hey, was kann schon schiefgehen? Ich würde mit der Band herumreisen, singen und die beste Zeit meines Lebens haben.

Nur hätte ich bloß die wirklichen Absichten der Band früher durchschaut ...

Es gibt Neuigkeiten :D

In Dezember wird es eine Lesenacht geben! Wann steht noch nicht fest, aber ich werde euch rechtzeitig Bescheid geben! Ich arbeite jetzt schon an neue Kapitel, ist aber schwieriger als ich dachte ...xD

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