Eleven ~ New York's governor
„... cause I need you to be happy!", sang ich die letzte Strophe und sah Jake tief in die grünen Augen, die intensiver im Dunkeln zu leuchten schienen.
Kurzes Schweigen legte sich übers Publikum, ehe alle in Jubel und bravo Rufe fielen. Jake zwinkerte mir zu und nahm meine Hand. Kurz verbeugten wir uns und verließen winkend die Bühne.
„Das war super!", rief Josh strahlend und umarmte uns. Lachend und etwas überfordert erwiderten wir seine väterliche Umarmung. „Im Ernst Leute, ihr habt euch so verliebt angeschaut, dass ich glaubte kotzen zu müssen."
Aber natürlich. Alex musste wie immer die Stimmung zerstören. „Schade, dass du es doch nicht getan hast", grinste Jake und ging nicht auf seinen Kommentar über uns beiden ein.
„Du standst vor mir, also sei lieber froh", konterte Alex trocken. Kellner kamen und brachten Drinks mit. Josh nahm sich ein Glas Rotwein. „Geht, Kinder und genießt den Abend. Jake und Bella, ich bin sehr stolz auf euch."
Seine Augen tränten leicht und in seinen Blick lag so viel väterlicher Stolz, dass ich an meinen Vater denken musste. Was hätte er wohl zu meinem Auftritt gesagt? Hätte er mich auch so umarmt? Wäre er genauso stolz wie Josh? Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich schluckte mühsam.
Jake merkte mein Unbehagen, nahm mich sanft an der Hand und führte mich von den anderen weg. „Auch wenn ich den Song verabscheue, finde ich, dass wir gute Arbeit geleistet haben, wenn alle so begeistert sind", grinste er und nahm dankend ein Glas Wein an, der ihm angeboten wurde.
Ich bevorzugte eine kalte Cola. „Hast du wirklich ‚bloody inside' geschrieben?", fragte ich neugierig. Ein Lächeln zierte Jakes Lippen, als er bestätigte: „Tatsächlich habe ich selbst den Song geschrieben. Es ist nicht gerade mein erster Song, aber bis jetzt mein erfolgreichster."
„Und ‚happy love'?" Jake verdrehte die Augen. „Von Josh, er ist ein Songwriter und ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum er es ungerne zugibt. Er ist eigentlich sehr kreativ, aber er seine Songs handeln größtenteils von Liebe."
„Ich habe seine Songs von früher bevorzugt. Sie haben immer von Herzensbrecher gehandelt, was realistischer ist als die wahre Liebe." Die eiskalte Stimme ließ uns unmerklich zusammenfahren.
Ein Mann in schwarzem Anzug gestellte sich zu uns. Ein einziger Blick auf ihn genügte, um zu wissen, wer er war. Der Gouverneur von New York persönlich. Der Einzige, der es auf seiner Maskenparty für unnötig hielt, eine Maske zu tragen.
„Jacob und Isabel, nicht wahr? Sie haben auf der Bühne gut gesungen. Sind Sie zufällig ein Paar? Sie scheinen sich sehr gut zu verstehen", lächelte er kühl. Ich schluckte schwer und sah nervös zu Jake. Der Mann versuchte auf freundlich zu machen, doch seine Anwesenheit war zugegeben gruselig.
„Danke für das Kompliment, Sir. Aber nein, wir sind nicht zusammen", antwortete Jake höflich, doch seine Stimme war nicht mehr warm, sondern kühl und abwesend.
„Jacob Walker, Sohn von Tyler Walker, nicht wahr? Ich habe ihren Vater gekannt, bevor er tragischerweise gestorben ist", sagte der Gouverneur, doch seine Stimme war mehr höhnisch als mitfühlend.
Jake versteifte sich merklich. Er ballte die Hände zu Fäusten und schluckte mühsam. Ich griff sachte nach seiner geballten Hand, löste seine Finger und verschränkte sanft sie mit meine.
„Das wurde mir durchaus gesagt", antworte Jake und entspannte sich etwas. Dankbar drückte er meine Hand. „Naja, aber wenn Sie mich fragen, dann hatte er den Tod teilweise verdient, finden Sie nicht? Er war meiner Meinung nach keinem Menschen, dem Mann vertrauen konnte", sagte der Gouverneur mit aufgesetztem Lächeln.
Was lief bei dem Mann eigentlich falsch? Er redete mit einem jungen Mann über seinen Vater und zeigte keinerlei Mitgefühl, stattdessen erzählte er, für wie schlimm er ihn hielt. Jake verkrampfte sich merklich.
„Ihr Gerede kann kaum weniger falsch sein als Ihr Lächeln, nicht wahr, Monsieur?", sagte ich zuckersüß. Das Lächeln des Gouverneurs verfiel wie eine Maske.
Er schien etwas sagen zu wollen, doch ich kam ihm zuvor. „Tun Sie uns leid, aber wir müssen los!" Ich drückte Jakes Hand, drehte mich auf dem Absatz um und zog ihm mit mir weg von diesem abscheulichen Mann.
„Geht es dir gut?", fragte ich Jake besorgt. Sein Gesicht hinter der Maske war blass und der Glanz in seinen Augen von vorhin war verschwunden. Er löste sanft seine Hand aus meine und meinte leicht verkrampft: „alles gut. Ich brauche nur kurz frische Luft."
„Soll ich mitkommen?", fragte ich vorsichtig, doch er winkte ab und ging ohne Weiteres davon. Besorgt sah ich ihm nach und wäre ihm am liebsten nachgelaufen, doch ich wollte nicht aufdringlich sein und drehte mich seufzend wieder um.
Weit kam ich nicht, denn wie aus dem Nichts rief eine bekannte Stimme nach mir. Im nächsten Moment fiel mir jemand in die Arme. Perplex erwiderte ich die Umarmung.
Als ich die Person als Jasmine identifizierte, kreischte ich ungewollt und drückte sie ganz fest, dass ich ihr die Knochen hätte brechen können. „Bella, ich habe dich so vermisst, Bitch!"
Hinter ihr ächzte jemand. „Jaysi, wenn du sie verdammt nochmal nicht loslassen kannst, dann hole ich persönlich eine von diesen Greifzangen und schleife dich in den Müll. Ich will meine Hände nicht beschmutzen."
Als mich Jasmine losließ, drückte ich auch Luca an mich. „Oh Gott, Leute, ihr könnt nicht glauben, wie sehr ich euch vermisst haben!", quiekte ich.
„Doch, können wir, weil wir sehr wertvoll sind. Ich kann nicht mal verstehen, wie du überhaupt einen Tag ohne uns auskommen konntest", schnaubte Jaysi.
Beide trugen wie alle anderen eine Maske und elegante Kleidung. „Wie kommt ihr überhaupt rein? Ich dachte, das sei so 'ne Party für edlere Leute, die Geld aus dem Fenster schmeißen", runzelte ich die Stirn.
„Mein Onkel ist der Gouverneur von New York. Ich brauchte nur anzurufen und er lud mich schon ein", nuschelte Jasmine. Meine Augen fielen mir beinah aus dem Kopf. Wie bitte? Jasmine? Dieser grausame Mann? Verwandt?
„Warte mal, dein Onkel ist ein Gouverneur und ich bin seit mehr als zehn Jahren mit dir befreundet und weiß nichts davon?", fragte ich empört und legte mir dramatisch eine Hand aufs Herz.
„Naja, er und meine Eltern sind nicht gerade Dicke. Es gab früher zwischen ihnen ein Streit und gehen sich seitdem aus dem Weg. Ich kenne ihn nicht mal richtig. Außer ein paar Small Talks war kein richtiges Gespräch zwischen uns", antwortete sie.
„Und weil ich so ein großartiger bester Freund bin, hat sie mich statt Eric mitgenommen", grinste Luca triumphiert. „Übertreib jetzt nicht. Ich hätte ganz klar Eric mitgenommen, wenn seine Schwester nicht im Krankenhaus gelegen hätte", verdrehte Jaysi die Augen.
„Warte, was? Was ist mit ihr?", fragte ich besorgt. „Nichts Dramatisches. Knöchel verstaucht beim Skaten", winkte Jasmine ab. Erleichtert atmete ich aus.
„Ach, übrigens, habe ich dir gesagt, wie cute du mit deinem Prinzen auf der Bühne ausgesehen hast?", schmunzelte sie.
Ehe ich antworten konnte, legte sich ein Arm um meine Schulter und Alex erschien neben mir mit einem Glas Wein. „Ich dachte, die beiden würden noch vor allen knutschen. Ekelhaft!" Er schüttelte sich.
Lachend schlug ich ihm gegen den Arm. „Übertreib nicht, du tust ja so, als ob wir so ein verliebtes Paar seien." Er zwinkerte. „Wer weiß, wer weiß."
„Definitiv nicht du", rümpfte ich die Nase und schenkte ihm ein freches Lächeln. Luca und Jasmine verfolgten verblüfft unsere Neckereien. Jaysis Mund war ein Spalt geöffnet und ihre geschminkten Augen hatten sich geweitet. Luca sah nicht weniger überrascht aus.
„Eigentlich bin ich hier, um Bella auszurichten, dass die Band zum Restaurant geht, um zu feiern. Wollt ihr beiden mit?", bot Alex freundlich an. Luca löste sich als erster aus seiner Trance. Er nickte sprachlos.
Gemeinsam verließen wir das ChessBless Hotel. Zu spät merkten wir, dass es draußen regnete. Zum Glück war das Restaurant nicht weit weg, weshalb wir schnell die Straße rüber rannten.
Wir waren so unbeschwert und glücklich, niemals hätte ich gedachte, dass die Nacht noch zu meinem persönlichen Albtraum werden würde.
Jake tut mir leid ... *seufz
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