Kapitel 8: Strandbar (2.574)

Jisung:

„Leute, wo gehen wir denn hin?" fragt Changbin uns neugierig, während er seine Hand mit der von Felix verschränkt hat und dieser, Chan und ich ihn durch die Straßen Sydneys ziehen. Wir wollten unbedingt sein Abitur feiern, doch verheimlichten ihm, wo wir hingehen wollten, um ihn wenigstens etwas überraschen zu können.

Naja, genau genommen hat Felix sich um alles gekümmert, also sind Chan und ich eigentlich genau so schlau wie Changbin.

„Lass dich doch einfach überraschen, Babe." entgegnet Felix amüsiert auf die Frage seines Freundes, woraufhin er ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen drückt, wobei ich unweigerlich grinsen muss.

Changbin und Felix sind einfach echt ein richtiges Traumpaar.

Jedenfalls laufen Chan und ich hinter den Turteltauben her, während wir uns bei dem anderen eingeharkt haben und betrachten ChangLix einfach nur amüsiert.

„Wie geht es dir eigentlich, Hyung?" frage ich den Älteren dann, während das Paar einfach nur glücklich weiter läuft. „Wie soll es mir denn gehen? Es ist alles so, wie immer." entgegnet der Rothaarige lächelnd. „Du wirkst, seitdem du wieder zum Studium gehst, aber irgendwie glücklicher. Gibt es etwas, das du mir verheimlichst?" frage ich neugierig weiter.

„Nein. Das Studium kann mich nur hervorragend von Seungmin ablenken." beantwortet der Größere meine Frage leicht bedrückt. „Habt ihr eigentlich mal wieder miteinander geschrieben? Seungmin hat mich letztens gefragt, ob er vielleicht irgendwas falsch gemacht hat, weil du jetzt schon, seit wir wieder in Sydney sind, nicht mehr oder wenn nur sehr knapp auf seine Nachrichten geantwortet hast."

„Ich weiß einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, Jisung. Ich bin einfach nur komplett überfordert mit meinen Gefühlen und Gedanken." „Das kann ich verstehen, Hyung. Glaub mir. Mir ging es schließlich damals nicht viel anders. Aber Seungmin hat nichts falsch gemacht. Du kannst ihm jetzt nicht einfach aus dem Weg gehen." entgegne ich, woraufhin dem Älteren ein Seufzen entfällt und er mich fragt: „Was soll ich denn dann machen, Sungie?" „Vielleicht solltest du ihm einfach deine Gefühle gestehen?" murmle ich eher zu mir selbst, als wirklich zu Chan. Zudem klingt es eher wie eine Frage, als wie eine Antwort.

Direkt bleibt Chan stehen, weshalb er mich ebenso dazu zwingt. Fassungslos sieht er mich an, während er entrüstet fragt: „Spinnst du? Da kann ich mich doch gleich von unserer jahrelangen Freundschaft verabschieden." „Ey, es ist doch wesentlich besser mit der Wahrheit rauszurücken, als dass ihr euch weiter gegenseitig verletzt. Seungmin denkt er hätte was falsch gemacht, weshalb er sich die ganze Zeit fragt, was es denn nun ist, dass dich dazu bringt, ihn zu ignorieren und du? Du verletzt dich doch nur selbst, indem du es für dich behältst. Wenn du es ihm einfach sagst und dann einen Korb bekommst, fällt es dir doch wenigstens leichter damit abzuschließen und nach vorne zu schauen. Außerdem: Glaubst du echt, dass eure Freundschaft noch lange halten wird, wenn du ihn weiterhin ignorierst und ihm aus dem Weg gehst?" entgegne ich ebenso aufgebracht.

Dabei bemerken weder Chan noch ich, dass ChangLix sich fragend zu uns umgedreht und somit alles gehört hat, was ich soeben gesagt habe.

„Was behältst du für dich und was hat das mit Seungmin zu tun?" fragt Changbin auch schon neugierig, weshalb Chan und ich überrascht zu den Beiden schauen, die uns neugierig und fragend zugleich mustern. Kurz teilen Chan und ich einen überforderten Blick miteinander.

„Nichts. Felix, wo müssen wir hin?" fragt Chan lächelnd, als er mich mit zu den beiden zieht und sich dabei beim Maknae unseres Vierergespanns mit einharkt. „Ähm. Es ist direkt da." weist der Jüngste mit seinem Kopf in eine Richtung. „Eine Strandbar." lächelt Changbin gleich glücklich, wobei sich in mir wieder ein mehr als unangenehmes Gefühl ausbreitet.

Diese scheiß Sozialphobie soll sich bitte einfach nur verpissen und mich in Frieden lassen.

Ich will doch einfach nur, wie andere in meinem Alter, mit meinen Freunden auf Partys gehen und mich amüsieren, ohne ständig Angst davor haben zu müssen, eine Panikattacke zu bekommen.

„Ich hoffe das wird gehen, Ji?" fragt mich Felix besorgt, woraufhin ich einfach nur nicke und entgegne: „Ich muss mich meiner Angst einfach wieder stellen. Beim ersten Mal hat es doch auch geklappt. Ich muss einfach nur genau so zuversichtlich sein, wie damals. Dann bekomme ich meine Soziophobie schon wieder in den Griff. Lasst mich bitte nur nicht alleine." bitte ich meine Freunde dann noch, woraufhin ich spüren kann, wie Chan meine Hand in seine nimmt und sie miteinander verschränkt. Kurz übt er etwas mehr Druck auf diese aus, um mir zu zeigen, dass er da ist, während ein liebevolles Lächeln seine Lippen ziert und er ruhig zu mir sagt: „Keine Sorge, Sungie. Wir werden dich schon kein zweites Mal alleine lassen." Auch Changbin und Felix nicken auf Chan's Worte hin, um diesen wohl zuzustimmen, weshalb ich ihnen ein dankbares Lächeln schenke und wir anschließend gemeinsam auf die Strandbar zusteuern.

Gemeinsam suchen wir vier uns einen freien Platz, den wir auch recht schnell finden. Zwei Bänke die an einem Tisch stehen und an den Stirnseiten auch jeweils nochmal ein Hocker. Chan und ich setzen uns auf die eine Bank und Changbin und Felix auf die andere, während wir mit unserem Sitznachbar in jeweils einer Karte stöbern, um sehen zu können, was wir uns bestellen wollen, um auf Changbin's Schulabschluss anzustoßen.

Relativ schnell werden wir auch fündig, weshalb wir unsere Cocktails bestellen, welche auch schon bald darauf an unsere Tische gebracht werden.

„Auf Seo Changbin, der nun endlich seinen Schulabschluss in der Tasche hat." erhebt Felix das Glas, was wir ihm gleich tun. „Auf Seo Changbin." wiederholen Chan und ich, woraufhin wir vier nun unsere Gläser klirren lassen und anschließend einen Schluck aus diesen trinken.

Eine ganze Weile sitzen wir so auf der Bank und unterhalten uns, während wir immer wieder lachen müssen.

„Es ist Schade, dass die anderen vier und meine Eltern und meine Schwester nicht mitfeiern können. Es wäre schon schöner, wenn ich alle Personen, die mir wichtig sind, an meiner Seite hätte." murmelt Changbin dann ein wenig bedrückt. „Hey, Nein. Daran denken wir gar nicht erst. Wir wollen jetzt keinen Trübsal blasen, Baby." meckert Felix direkt, ehe er noch zu seinen Worten hinzufügt: „Mund auf." Dabei hält er einen der Chips in der Hand, welchen Changbin kurz mustert, ehe er lächelnd in Felix' Gesicht sieht, welcher ihn auch augenblicklich füttert. „Ich liebe dich." lächelt Changbin dann. „Ich dich auch." erwidert der Jüngere, woraufhin sie einen gemeinsamen Kuss miteinander teilen.

Direkt ziehe ich einen Schmollmund und lehne meinen Kopf an Chan's Schulter, während ich murmle: „Man, das ist so unfair." „Was?" fragt Chan direkt, als ChangLix in ihrer eigenen Blase sind. „Dass die Beiden hier auf Turteltauben machen, während mein Freund gefühlt am anderen Ende der Welt ist und du sogar Single. Wollen wir uns nicht zusammen tun und uns gegen die Beiden verschwören?" beantworte ich die Frage des Älteren, während ich bei meiner eigenen in sein Gesicht blicke. „Klar. Was fällt dir ein?" fragt Chan sofort grinsend zurück.

„Yah. Wir sind nicht taub, ihr Pabos." ertönt plötzlich Changbin's Stimme, weshalb Chan und ich direkt zu ihm sehen und bei den vorwurfsvollen Blicken des Paares nicht anders können, als in Lachen auszubrechen. „Sorry." entschuldige ich mich also, während ich mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel wische und mich wieder ordentlich hinsetze.

Doch plötzlich verändert sich Felix' Gesichtsausdruck mit einem Schlag von Vorwurfsvoll mit einem Hauch Amüsement zu besorgt, als er fragt: „Worüber habt ihr vorhin nun eigentlich gesprochen? Ist alles okay bei euch?" Direkt spüre ich, wie sich Chan neben mir anspannt, weshalb ich besorgt seine Hand in meine nehme und etwas Druck auf diese ausübe, um ihm zu zeigen, dass ich da bin.

Er schenkt mir daraufhin einen ängstlichen und leicht panischen Blick, weshalb ich ihm ein aufmunterndes Lächeln schenke und nicke. Doch anstatt, dass der Rothaarige seinen Kummer nun auch mit Changbin und Felix teilt — so wie ich es eigentlich erwartet hätte — sieht er einfach nur unbehaglich auf seine noch freie Hand, während er sichtlich nervös auf seine Unterlippe beißt.

„Hyung. Du solltest es ihnen sagen. Vielleicht können sie dir helfen. Sie werden dich schon nicht verurteilen. Schließlich kannst du nicht einmal was dafür. Und mir standen sie damals auch bei. Also rede einfach mit ihnen. Bitte." spreche ich nochmal auf den Ältesten ein und übe wiederholten Druck auf seine Hand aus, während ich ihn flehend ansehe.

Kurz erwidert Chan meinen Blick, ehe er jedoch seine Augen schließt, sich dabei seufzend mit seiner freien Hand über das Gesicht wischt und endlich mit der Sprache rausrückt: „Ich habe mich in Seungmin verliebt und jetzt weiß ich nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll." Ich gebe ein zustimmendes Nicken von mir, während ich unser Paar ansehe, dem die Überraschung mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben steht. „Oh...Ähm. Also damit hätte ich jetzt ehrlich gesagt nicht gerechnet." murmelt Felix und unterbricht somit als Erster die entstandene Stille, ehe er weiter spricht: „Aber Jisung hat Recht. Du kannst nichts für deine Gefühle. Vor allem tauchen sie meistens zu den ungünstigsten Zeitpunkten auf. Dachtest du echt, wir würden das nicht verstehen?"

„Nein. Das ist nicht der Grund, warum ich es euch nicht sagen wollte. Es ist mir einfach unangenehm. Und ich will so auch gar nicht für ihn fühlen. Er ist schließlich schon seit so vielen Jahren einer meiner engsten Freunde und ich will das nicht kaputt machen." entgegnet Chan bedrückt, während er jedoch nach wie vor den Blicken von Changbin und Felix ausweicht. „Aber indem du ihm ausweichst und ignorierst machst du es nicht besser, Hyung. Eigentlich sogar noch eher schlimmer." gibt nun auch Changbin seine Meinung preis. „Was soll ich denn machen?" fragt Chan nun auch die Beiden.

„Also ich würde ja vorschlagen, du erzählst es ihm einfach. Dann kann Seungmin wenigstens besser verstehen, warum du etwas auf Abstand zu ihm gehst und zerbricht sich somit nicht ständig den Kopf darüber, was er denn falsch gemacht hat." „Ich denke auch, dass das wohl die beste Möglichkeit wäre. So fällt es dir leichter, darüber hinweg zu kommen und Seungmin macht sich nicht auch noch unnötige Gedanken. Eure Freundschaft muss darunter auch nicht unbedingt leiden, wenn du es ihm einfach ganz ruhig mitteilst. Ich gehe mal stark davon aus, dass Seungmin reif genug ist, um dir die nötige Zeit zu lassen. Sobald du darüber hinweggekommen bist, werdet ihr bestimmt wieder genau so gute Freunde sein, wie zuvor auch schon." schlagen Felix und Changbin also vor, was Chan nur langsam abnickt.

„Okay. Vermutlich habt ihr alle drei ja Recht. Ich werde es ihm einfach sagen. Ich will ja auch nicht, dass er sich selbst die Schuld an der momentanen Situation gibt, denn die trägt er absolut nicht." entgegnet Chan gedankenverloren. „Du trägst auch keine Schuld, Hyung. Gefühle kann man nicht beeinflussen." spreche ich auf den Älteren ein, als ich auch noch meine andere Hand dazu nehme, um die Seine zu umschließen. Mit einem dankbaren Lächeln sieht mich der Ältere an, ehe er meine Worte abnickt und dann auch Changbin und Felix dankbar ansieht. „Danke euch." bedankt sich unser Vormund nun auch noch verbal, ehe er wieder das Thema gekonnt wechselt und wir eine weitere Runde Cocktails bestellen.

So feiern wir weiter, dass Changbin sein Abitur geschafft hat und unterhalten uns dabei selbstverständlich mal wieder über den größten Mist, bis sich plötzlich eine mir bekannte Person zu uns gesellt.

„Jisung." werde ich glücklich und mit einer Umarmung von ihm begrüßt, welche ich etwas überrascht erwidere. Zwar freundeten wir uns klar ganz gut an, aber für Umarmungen bin ich noch nicht bereit, weshalb ich sie auch eher ungern und mit einem mehr als angespannten Körper erwidere.

Körperkontakt war schon immer so eine Sache bei mir...

Felix kann das. Er hat sich gefühlt einmal mit jemandem unterhalten und ihm beim nächsten Mal direkt mit einer Umarmung begrüßt, als er ihn wiedersah.

Tja, Felix und ich waren und werden wohl vermutlich immer grundverschiedene Menschen bleiben, was das Zwischenmenschliche angeht, aber dennoch ist er, aufgrund der Tatsache, dass er gerade mal einen Tag jünger ist als ich, dennoch irgendwie sowas wie ein Zwillingsbruder für mich, egal wie verrückt es auch klingen mag. Schließlich sehen wir uns nicht mal ansatzweise ähnlich und sind nicht mal im selben Land geboren, aber dafür sind wir, was unsere Interessen und Vorlieben angeht, schon ziemlich ähnlich.

Ich kann mich immer auf ihn verlassen, egal was kommt und das gibt mir ein unglaublich gutes Gefühl. Dass ich mich wohl auf alle meine Freunde immer verlassen kann, egal was kommt, gibt mir ein unglaublich gutes Gefühl.

„Hey, Dan. Was machst du denn hier?" frage ich meinen Arbeitskollegen also auf Englisch, als wir die Umarmung endlich gelöst haben. „Ich kann endlich feiern, dass ich mein Abitur habe. Deshalb bin ich hier. Aber meine ganzen Klassenkameraden haben mich bereits einfach im Stich gelassen, dabei war ich nur mal kurz auf der Toilette." beantwortet mir der Australier, ebenso auf Englisch, meine Frage, was ich einfach nur abnicke.

Nicht cool, jemanden einfach alleine zu lassen, obwohl man doch gemeinsam den Schulabschluss feiern wollte.

„Oh, das tut mir aber leid für dich. Möchtest du dich vielleicht zu uns setzen? Ich feiere mit meinen Freunden auch, dass ich mein Abitur endlich habe." bietet Changbin meinem Arbeitskollegen, auf Englisch, an. „Oh, das ist nett, aber ich will euch nicht stören. Wenn ihr alleine feiern wollt, kann ich das durchaus verstehen." „Du störst nicht, Dan." entgegnet Felix, ehe auch Chan lächelnd nickt, woraufhin Dan uns glücklich ansieht und sich bei uns bedankt, ehe er sich neben mich quetscht, sodass Chan und ich noch etwas zur Seite rutschen müssen.

So bestellen wir auch schon die nächste Runde Cocktails und unterhalten uns über alles mögliche. Dabei passiert es jedoch leider, dass meine Mitbewohner und ich ab und zu aus Versehen in unsere Muttersprache fallen, da wir es einfach gewohnt sind, untereinander immer koreanisch zu reden. Doch schnell checken wir es auch immer, weshalb wir uns bei dem gebürtigen Australier entschuldigen, ihm kurz und knapp wieder geben, was wir gesagt haben und dann wieder versuchen auf Englisch weiter zu reden.

Also eins ist klar. Mein Englisch hat sich, seit ich hier in Sydney bin, auf jeden Fall um Längen verbessert und das macht mich ehrlich gesagt richtig glücklich und stolz.

„Du, Sungie. Sind du und Chan etwa zusammen?" wird mir plötzlich von Dan ins Ohr geflüstert, weshalb ich leicht verstört zu ihm sehe und ohne zu zögern, aber vielleicht etwas zu heftig mit meinem Kopf schüttle.

Chan und ich? Ein Paar? Nee, niemals. Minho ist derjenige, den ich liebe und das wird sich nicht ändern, egal wie charmant, fürsorglich und großzügig Chan auch sein mag. Ihm fehlt einfach Tsundere. Etwas, was ich sehr an Minho liebe. Er tut immer so abweisend und desinteressiert, dabei ist er so unglaublich fürsorglich und hat auch sehr großes Interesse an den Gefühlen seiner Mitmenschen.

Ich finde es noch immer schade, dass so viele in der Schule ihn so falsch einschätzen und meinen Freund mit diesen oberflächlichen Vorurteilen sogar verletzen, ohne dass sie es überhaupt wissen.

Yeji war wohl die Einzige, die sah, dass mehr hinter dieser kalten, abweisenden Fassade meines Freundes steckt, als man am Anfang zu wissen glaubt.

Ich sollte doch glücklich sein, dass Minho außer Jeongin, Seungmin und Hyunjin noch jemanden gefunden hat, der das in ihm sieht, aber das bin ich nicht. Ich habe einfach Angst, dass sie ihn mir vielleicht doch noch irgendwie ausspannen kann.

Ich fühle mich so schlecht, da ich einfach seit diesen Lügen so wenig Vertrauen in ihn habe.




~~~~~~~~~~🤍❤️‍🩹🤍~~~~~~~~~~

01.04.2023

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