Kapitel 7: Meine größte Angst (1.704)

Jeongin:

Überglücklich darüber, endlich mal wieder Zeit alleine mit meinem Freund verbringen zu können, hüpfe ich fast schon das Treppenhaus auf dem Weg zu seiner Wohnung nach oben. Bei seiner Etage angekommen, sehe ich den Älteren auch schon an der offenen Tür stehen, während er mir ein glückliches Lächeln schenkt, welches ich nur zu gerne erwidere.

Daraufhin jedoch schweift mein Blick zu jener Person, die wahrscheinlich bei Hyunjin klingelte. Anhand der Sachen bemerke ich sofort, dass es der Lieferservice ist, bei welchem mein Freund liebend gerne bestellt. Doch als mein Blick dann am Gesicht des jungen Mannes hängen bleibt, sehe ich ihn augenblicklich überrascht an, während ein ebenso überraschtes „Jongho?" meine Lippen verlässt. „Jeongin?" entgegnet der Ältere, woraufhin er breit zu lächeln beginnt. „Mensch ist das lange her." murmelt der Rothaarige noch, als er auf mich zu kommt und mich in eine Umarmung zieht, welche ich ohne zu zögern erwidere.

„Seit wann bist du denn in Seoul?" frage ich den Älteren lächelnd, nachdem wir die Umarmung gelöst haben. „Seit ein paar Monaten schon. Ich wusste ja gar nicht, dass du auch in diesem Stadtteil wohnst. Dass wir uns hier zufällig begegnen ist echt schön. Wohnst du etwa hier in dem Gebäude?" fragt mein Gegenüber lächelnd. „Nein, ich nicht. Aber mein Freund." lächle ich und weise mit einem Kopfnicken zu dem wie zu einer Salzsäule erstarrten Hyunjin, welcher uns schweigend beobachtet und dabei nachdenklich auf seine Unterlippe beißt.

„Oh. Dein Freund oder ein Freund?" fragt mich der Ältere mit einem vielsagenden Grinsen. „Mein Freund." entgegne ich stolz. Denn Ja, das bin ich auch. Ich bin stolz, Hwang Hyunjin als MEINEN Freund bezeichnen zu können.

Ich weiß, ich habe mich darüber beschwert, dass Hyunjin immer so leicht eifersüchtig wird, dabei ist es bei mir nicht viel anders, nur kann ich es eben im Gegensatz zu ihm besser verbergen und somit nicht gleich jeden, der meinem Freund auch nur ein bisschen zu nahe kommt, für immer von ihm verscheuchen.

Ich merke meinem Freund seine Eifersucht auch jetzt nur zu gut an, doch rechne ich es ihm hoch an, dass er sich dieses Mal versucht zusammenzureißen. Scheinbar hat er bei unserem letzten Streit dazu gelernt.

„Darüber musst du mir alles bei einem gemeinsamen Treffen erzählen, Jeongin. Denn jetzt habe ich leider keine Zeit mich ordentlich mit dir zu unterhalten. Einige Kunden warten schließlich auf ihr Essen. Hier." spricht der Ältere, als er einen Zettel von seinem Block abreißt und beginnt etwas darauf zu kritzeln. Als er wohl fertig ist, reicht er mir den Zettel mit den Worten: „Das ist meine Handynummer. Schreib mich doch einfach mal an, dann machen wir uns ein Treffen aus. Abgemacht?" „Abgemacht." stimme ich lächelnd und mit einem Nicken zu. „Super. Dann bis dann." winkt mir Jongho ein letztes Mal zu, was ich erwidere, woraufhin sich der Ältere dann auf den Weg aus dem Gebäude macht und ich lächelnd auf meinen Freund zu gehe, während ich den Zettel mit Jongho's Handynummer achtlos in meine Jackentasche stopfe.

Jetzt soll es sowieso nur um Hyunjin und mich gehen.

Doch als ich vor meinem Freund zum Stehen komme, starrt er noch immer an die Stelle an der Jongho und ich uns zuvor noch unterhalten haben. Dadurch wird mir auch erst klar, dass er scheinbar komplett in seinen Gedanken versunken ist, weshalb ich mit meiner Hand vor seinen Augen hin und her wedel, um ihn wieder aus seiner Trance zu holen.

„Ist alles okay, Hyung?" frage ich den Älteren besorgt, als er mir nun endlich wieder in meine Augen sieht. Langsam nickt der Größere einfach nur auf meine Frage, woraufhin ich lächelnd unsere Hände miteinander verschränke und dabei sage: „Dann lass uns rein gehen."

So ziehe ich Hyunjin mit mir in seine Wohnung und schließe hinter uns noch die Tür, ehe ich meine Sporttasche, die ich für die Übernachtung heute gepackt habe, achtlos auf den Boden neben der Couch fallen lasse und mich anschließend selbst auf diese, wobei ich meinen Freund mit mir ziehe. Direkt kuschle ich mich zufrieden an seine Seite und schließe dabei genießend meine Augen.

Ich spüre, wie mir Hyunjin dann liebevoll durch meine Haare streicht, was mich nur noch breiter lächeln lässt und ich mich dabei noch etwas enger an ihn drücke und dabei murmle: „Ich hab dich vermisst, Jinnie." Nach diesen Worten spüre ich, wie mir der Ältere einen kleinen Kuss auf meinen Haarschopf drückt und seinen Kopf anschließend an meinen lehnt, während er meine Worte erwidert: „Ich hab dich auch vermisst, Innie."

Direkt lächle ich, falls überhaupt möglich, noch breiter, ehe ich mich etwas von meinem Freund entferne, um in sein Gesicht sehen zu können. Ich lege eine meiner Hände an seine Wange, ehe ich mich nach vorne beuge und meine Lippen auf seine lege. Ohne zu zögern erwidert der Schwarzhaarige meinen Kuss und ich öffne bereitwillig meine Lippen einen Spalt, als ich spüre, wie Hyunjin um Einlass bittet, welchen ich ihm liebend gerne gewähre.

„Was hast du denn bestellt?" frage ich glücklich lächelnd, als wir den Kuss gelöst haben. „Dein Lieblingsessen. Sag mir, wenn du essen willst." entgegnet der Größere lächelnd, woraufhin, wie auf Kommando, mein Bauch zu Knurren beginnt. „Scheinbar jetzt." spricht mein Freund amüsiert, ehe er mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen drückt und anschließend vom Sofa aufsteht und offensichtlich in die Küche verschwindet. Ich höre noch, wie er das Essen aus den Paketen holt, ehe er auch noch in den Schubfächern kramt, vermutlich nach Essstäbchen.

Wenig später spüre ich, wie sich die Couch neben mir wieder senkt, weshalb ich meinen Kopf augenblicklich zu meinem Freund drehe, welcher mir lächelnd eines der Päckchen mitsamt Essstäbchen hinhält, was ich liebend gerne annehme. So essen der Ältere und ich gemeinsam zu Abend, während aus dem Radio, welches wohl schon die ganze Zeit über an war, Musik ertönt. Ab und an füttern Hyunjin und ich uns gegenseitig oder wischen etwas von der Soße vom Mundwinkel des anderen.

Ich kann noch immer nicht glauben, dass sich so etwas so vollkommen anders anfühlen kann.

Hyunjin und ich haben uns schon immer so umeinander gekümmert und für mich war es was Selbstverständliches, dass wir so miteinander umgingen. Doch seitdem ich Gefühle für ihn habe, sind diese Kleinigkeiten so besonders für mich geworden. Jede kleinste Berührung von ihm sorgt für eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper, die ich nimmer mehr missen will.

„Du, Innie." beginnt der Ältere dann etwas zögernd, weshalb ich ihn fragend ansehe. Er jedoch weicht meinem Blick aus und spielt etwas nervös mit seinem Essen herum. Alleine durch seine Körpersprache kann ich erkennen, was Hyunjin wissen will. „Du willst wissen, woher ich Jongho kenne." Überrascht sieht mich Hyunjin mit großen Augen an, ehe er langsam nickt und mich damit zum Lachen bringt. „Tja, nach mehr als 15 Jahren kann ich dich fast schon wie ein offenes Buch lesen, Jinnie." lächle ich, um seine unausgesprochene Frage zu beantworten.

Schmollend wendet Hyunjin seinen Blick wieder von mir ab und lässt sich zurück in die Lehne der Couch fallen, während er jedoch nur weiterhin in seinem Essen herumstochert. Breit lächelnd stupse ich dem Älteren mit meinem Zeigefinger in seinen Mundwinkel, wobei er seinen Kopf wieder etwas verwirrt zu mir dreht.

„Jongho und ich gingen damals in Busan in die selbe Grundschule." informiere ich meinen Freund also, als ich meinen Finger wieder aus seinem Gesicht entfernt habe. „Ach, als du zwei Jahre lang wieder bei deinen Großeltern in Busan gewohnt hast?" hackt der Ältere nach, was ich nur abnicke. „Wir freundeten uns an und blieben auch eine ganze Zeit lang, als ich wieder nach Seoul gezogen bin, in Kontakt. Doch irgendwann brach unser Kontakt eben doch ab. Ehrlich gesagt hatte ich ihn schon wieder vollkommen vergessen, doch als ich ihn vorhin gesehen habe, kamen die ganzen Erinnerungen an ihn eben wieder. Ich bin glücklich, ihn wieder getroffen zu haben." erkläre ich also weiter, wobei sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitet.

Nachdenklich nickt mein Freund meine Erklärung also ab, während er in sein Essen starrt und weiterhin darin herumstochert.

„Hey, Hyung. Du brauchst dir echt keine Sorgen zu machen. Jongho ist einfach nur ein guter Freund. Nicht mehr und nicht weniger." „Das weiß ich doch, Innie." murmelt mein Gegenüber, während er jedoch seine Essstäbchen in die Packung packt und diese dann auf den Wohnzimmertisch stellt. Anschließend wischt er sich seufzend über sein Gesicht, weshalb ich besorgt ebenso meine Packung auf dem Tisch abstelle und den Älteren besorgt ansehe.

„Ich weiß, dass Jongho nur ein Freund für dich ist. Ich wusste auch damals vor unserem Streit, dass er ein einfacher Freund für dich ist. Genau so gut weiß ich, dass ich dir vertrauen kann, Innie. Ich weiß das Alles, aber mein Körper macht trotzdem, was er will." Bei seinem letzten Satz sieht mir Hyunjin mit glasigen Augen in die meine, wodurch ich überrascht die Luft einziehe.

Nochmal schließt er kurz seine Augen, ehe er seinen Kopf an meine Schulter lehnt und sich somit leicht an mich kuschelt. Leicht überfordert lasse ich ihn machen, ehe ich etwas zögerlich meinen einen Arm um ihn lege und mit der Hand des Anderen durch seine Haare fahre, um ihn etwas zu beruhigen.

„Ich habe einfach nur so unfassbare Angst, dich zu verlieren." murmelt Hyunjin leise, während er sich noch etwas näher an mich kuschelt. „Das wirst du nicht, Jinnie." beruhige ich ihn lächelnd, während ich ihm, ebenso wie er mir zuvor, einen Kuss auf seinen Haarschopf hauche.

„Das kann man nicht versprechen. Vielleicht wirst du irgendwann jemanden treffen und sehen, dass er besser ist als ich." widerspricht mir der Ältere. „Das ist meine größte Angst." fügt er dann noch hinzu, ehe er scheinbar in einen ruhigen Schlaf driftet.

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, ehe ich meinem Freund einen kleinen Kuss auf seine Stirn hauche und dann — auch wenn ich weiß, dass er es nicht mehr hören kann — auf seine Worte entgegne: „Glaub mir, Hyunjin. Es wird niemals jemand besseren als dich für mich geben."

Und was ich da sage, meine ich auch so.

Hyunjin hat sich immer hervorragend um mich gekümmert. Er hat meine Wünsche immer den Seinen vorgezogen und versucht mir all diese zu erfüllen, so gut es ihm eben möglich ist.

Niemals wieder werde ich auf jemanden treffen, der mich immer über alles andere stellen würde.




~~~~~~~~~~🤍❤️‍🩹🤍~~~~~~~~~~

01.04.2023

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