Kapitel 48: Letzter Tag (1.419)

*etwa drei Monate später*

Chan:

Gemeinsam mit Woojin schlendere ich ein letztes Mal durch die Straßen Sydneys, wobei mir wieder klar wird, wie sehr mir Woojin damals geholfen hat, als es Jisung schlecht ging und ich nichts von alledem mitbekommen habe.

„Ich danke dir, Hyung.", spreche ich also meinen Dank aus, als ich wieder daran zurück denke. „Wofür denn?", hakt er nach. „Für alles. Ich glaube, ich habe mich nicht genug für das bedankt, was du damals für mich getan hast, als es Jisung schlecht ging, ohne dass ich es wusste. Ich bin echt froh, dass ich dich kennengelernt habe. Du hast mir wirklich sehr geholfen.", beantworte ich lächelnd seine Frage, während wir den Buchladen betreten, in welchem mir Woojin damals diese ganzen Bücher empfohlen hat.

Noch habe ich es nicht geschafft, alle zu lesen, aber ein paar habe ich bereits gelesen und muss sagen, dass Woojin wirklich einen guten Buchgeschmack hat. Die Bücher, die er mir empfohlen hat und die ich bereits lesen konnte, halfen mir wirklich irgendwie dabei, mich selbst besser zu verstehen.

"Ich freue mich, wenn ich dir helfen konnte, Chan.", lächelt der Koreaner nach meinen Worten und sucht die Regale scheinbar nach einem ganz bestimmten Buch ab. Ich folge ihm einfach nur stumm, als er mit seiner Hand an den im Regal sehr ordentlich eingeräumten Buchrücken entlang fährt und ich mich dabei selbst noch etwas im Laden umsehe, im Gegensatz zu Woojin jedoch alle Bücher nur mit den Augen überfliege.

Mir ist aufgefallen, dass er das immer so macht, wenn er irgendein Buch sucht.

"Wieso fährst du mit deinen Händen eigentlich immer über die Buchrücken, wenn du ein Buch suchst?", frage ich ihn also. "Das würdest du mir eh nicht glauben, wenn ich es dir erzähle.", lacht er, ehe er erfreut sagt: "Gefunden."

Kurz blättert er das Buch durch und überfliegt die Zeilen, ehe er zufrieden nickt und dann die Kasse ansteuert. Da vor uns noch zwei Leute in der Schlange stehen, nutze ich die Chance und frage den Älteren: "Wieso würde ich dir nicht glauben, wenn du es mir erzählst?"

"Weil es eher spirituell ist, weißt du? Wie soll ich es sagen? Wenn ich ein Buch zu einem bestimmten Thema suche, denke ich ganz angestrengt darüber nach, was genau ich über jenes Thema wissen will und während ich meine Hände über die Buchrücken wandern lasse, gibt mir mein Körper so eine Art Signal, mit dem er mir mitteilt: 'DAS ist das Buch, das du brauchst!' Klingt bescheuert, ich weiß. Aber ich schwöre, es ist so. Und bisher hatte ich immer Recht. In den Büchern war immer genau das, was ich brauchte."

Kurz lasse ich diese Worte auf mich wirken, ehe ich sicherheitshalber nachharke: "Soll das heißen, du spürst, was in den Büchern drinnen steht, wenn du mit deiner Hand über die Buchrücken wanderst?"
"Ja, so könnte man es einfacher ausdrücken.", überlegt er und lässt sich das Buch, welches er soeben gekauft hat in eine Tüte packen, woraufhin wir gemeinsam den Buchladen verlassen.
"Waren deine Vorfahren vielleicht Schamanen oder so?", lächle ich leicht, da es wirklich nicht einfach zu glauben ist, was er mir gerade erzählt hat.

"Tatsächlich schon. Das war noch in der Zeit der Hwarangs, da war mein Vorfahre wirklich als Schamane tätig.", lächelt er zufrieden, während ich einfach mal wieder nicht glauben kann, was der Typ alles weiß.

"Ich weiß nicht mal, wie meine Urgroßmutter hieß und du weißt sogar, was deine Vorfahren vor gut 1500 Jahren gemacht haben?", frage ich ungläubig mit dem Kopf schüttelnd, kann mir aber dennoch kein Lächeln verkneifen.
"Ich bin eben sehr wissbegierig.", lächelt er amüsiert, woraufhin wir weiter durch die Straßen schlendern und bereits meine Wohnung ansteuern.

"Willst du noch mit hoch kommen?", frage ich den Älteren, als wir vor der Tür zum Mehrfamilienhaus, in welchem meine Freunde und ich gemeinsam wohnen, ankommen. "Nein, nein. Alles gut. Alles Gute noch nachträglich zum Geburtstag.", antwortet der Ältere und hält mir die Tüte mit dem eben von ihm gekauften Buch entgegen.

Etwas verwundert nehme ich sie mit einem 'Danke' entgegen. "Tut mir leid, dass bei der von Jisung, Minho, Felix und Changbin organisierten Geburtstagsparty vor einer Woche für dich noch kein Geschenk dabei war. Ich wusste nicht, dass du Geburtstag hast. Changbin kam einfach nur zu mir und hat mir einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem stand, wann deine Überraschungsparty stattfindet, ohne mir jedoch zu sagen, dass es eine Geburtstagsparty für dich ist.", lacht der Ältere.

"Also hat er eigentlich nur gesagt, dass du dann zu uns kommen sollst und er keine Widerrede erlaubt hat, nicht wahr?", harke ich amüsiert nach. "Ja, genau.", lächelt der Ältere, woraufhin wir beide lachen.

Ich hatte vor gut einer Woche Geburtstag und da haben meine Mitbewohner eine kleine Party für mich veranstaltet, wozu sie neben Woojin auch noch andere Leute eingeladen haben, mit denen ich mich im Laufe der Zeit hier ziemlich gut angefreundet habe. Viele wussten dennoch nicht mal, dass ich Geburtstag hatte, was wohl heißt, dass sie eigentlich nur eine Abschiedsparty für mich veranstaltet haben, welche sie als Geburtstagsparty getarnt haben, da ich eine Abschiedsparty schließlich absolut nicht wollte.

Letztendlich bin ich den Vieren aber auch dankbar gewesen, da ich mich so noch ein letztes Mal mit allen unterhalten und ordentlich von ihnen verabschieden konnte.

Morgen reise ich wieder nach Seoul, wo ich endlich bei Seungmin sein kann.

Ich vermisse ihn wirklich sehr, doch zeitgleich mache ich mir auch Sorgen. Wir sind zwar jetzt schon seit gut acht Monaten zusammen, doch eben nur als Fernbeziehung. Ich habe irgendwie etwas Angst, dass es dann, wenn ich ihn persönlich sehe und wir so unsere Beziehung dann wie normale Menschen ausleben können, irgendwie seltsam werden könnte. Aus dem ganz einfachen Grund, das wir es eben einfach nicht gewöhnt sind.

"Worüber denkst du jetzt schon wieder so extrem nach?", reißt mich Woojin's ruhige Stimme aus meinen Gedanken. "Hm?", frage ich nur, da ich nicht ganz verstanden habe, was er gesagt hat. "Du machst dir schon wieder zu viele Sorgen über etwas, über das du dir eigentlich keine Sorgen zu machen brauchst, oder?", fragt er amüsiert. "Ja, vermutlich schon.", lache ich.

Vermutlich mache ich mir wirklich wieder zu viele Sorgen. Ich liebe Seungmin und er liebt mich und morgen werden wir uns wieder sehen. Kein Grund also, sich Sorgen zu machen. Er freut sich genau so auf mich, wie ich mich auf ihn.

"Du musst echt mal lernen, wie man abschaltet, Christopher Bang.", lacht Woojin, was ich einfach nur abnicken kann.

Mit dem Abschalten habe ich wirklich so meine Probleme...

"Irgendwie finde ich es schade, dass du deinen Aufenthalt hier in Sydney um ein weiteres Semester verlängern willst. Sonst hätten wir vielleicht sogar zusammen nach Seoul fliegen können."
"Ich fühle mich einfach wohl hier in Sydney. Also nutze ich die mir gebotene Möglichkeit und bleibe noch etwas länger."
"Das kann ich verstehen. Sydney ist wirklich eine schöne Stadt. Ich werde auf Ewig mit ihr verbunden sein. Wir bleiben aber in Kontakt, oder?"
"Klar. Genieße es, Seungmin wieder zu sehen. Genießt eure gemeinsame Zeit. Einen angenehmen Flug wünsche ich dir, Chan. Schreib mir ruhig, wenn du angekommen bist. Mach's gut."

Somit verabschieden wir beide uns voneinander, woraufhin ich die WG mit meinen Freunden ansteuere. Kaum habe ich die Tür aufgeschlossen, vernehme ich auch schon die Stimmen der Jüngeren.

"Ist das so richtig?" "Naja, fast. Lass mich mal.", beantwortet Minho die Frage seines Freundes, während ich das Wohnzimmer betrete und sehe, wie das junge Paar mitten im Raum steht und Minho die Arme des Jüngeren in eine andere Position bringt. Changbin und Felix sitzen während dessen einfach nur auf der Couch und sehen ihnen zu.

Lächelnd frage ich meine Mitbewohner: "Was macht ihr denn?" "Tanzen.", beantwortet Jisung, als er kurz lächelnd zu mir sieht. "So ist es richtig, Liebling.", lächelt Minho, als er die Arme seines Freundes los lässt. "Merk dir das." "Einfacher gesagt, als getan. Du weißt, dass ich sehr vergesslich bin." "Ja, das stimmt. Aber ich liebe dich trotzdem." "Das will ich doch auch hoffen.", lächelt Jisung, woraufhin er mit seinem Freund einen liebevollen Kuss teilt.

Ich gehe während dessen zu Changbin und Felix und setze mich neben den Beiden auf die Couch.

"Worauf hast du an deinem letzten Tag in Sydney Lust, Chan-Hyung?", fragt mich Felix, als auch Jisung und Minho sich zu uns setzen. Alle vier sehen mich neugierig an, weshalb ich überlege. "Eigentlich nur etwas ganz simples. Lasst uns, wie an unserem ersten Tag hier in Sydney, an den Hafen runter gehen, Fischbrötchen kaufen und uns am Opernhaus niederlassen."





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[10.02.2025]

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