Kapitel 37: Kolloquium (2.370)

Minho:

„Taehyung und ich wollen heiraten.", teilt mir Jungkook plötzlich mit, weshalb ich meine Augen weite, mich ein paar Schritte von Taehyung entferne und zwischen ihm und Jungkook hin und her sehe, die sich jedoch nur weiterhin verliebt lächelnd in die Augen sehen. „Wirklich?", frage ich dennoch nochmal nach, woraufhin die Älteren aufeinander zu gehen, sich einen liebevollen Kuss geben und meine Frage dann lächelnd abnicken. „Das freut mich für euch.", lächle ich breit, als ich auf meine Hyungs zu gehe und sie zur Gratulation umarme.

„Und? Wann wollt ihr heiraten? Wann habt ihr euch überhaupt verlobt? Und wer hat wem den Antrag gemacht?", will ich neugierig wissen, womit ich die Älteren zum Lachen bringe, sie mir jedoch alles erzählen.

„Ich habe am Samstag, am Valentinstag, um Tae's Hand angehalten, wenn auch mit einem Billigring.", erzählt mir Jungkook, woraufhin der Schwarzhaarige eine Kette unter seinem Oberteil vorholt, an welchem ein kleiner, silberner Ring baumelt. „Warum trägst du den nicht an deinem Finger?", will ich neugierig wissen, als ich mir das runde Ding genauer ansehe. „Er ist leider etwas zu klein. Weil klein ist billiger und so viel Geld habe ich nun einmal leider nicht. Deshalb habe ich den Ring an eine Kette gemacht und Tae damit den Antrag gemacht.", beantwortet allerdings Jungkook meine Frage. „Er ist trotzdem wunderschön, Kookie. Außerdem ist es die Geste, die zählt. Ich hätte bei deinem Antrag auch dann 'Ja' gesagt, wenn du mit einem Kaugummiautomatenring oder gar mit einem Zwiebelring angekommen wärst.", grinst Taehyung, als er dem Jüngeren einen Kuss auf dessen Lippen drückt, was diesen nur noch breiter lächeln lässt. Auch ich muss dabei automatisch breiter lächeln.

Die Beiden sind schon echt bewundernswert.

Sie haben kaum Geld und können sich keinen richtigen Luxus leisten. Sie wohnen hier in einer ziemlich kleinen Wohnung und schaffen es gerade so, Miete und Lebensmittel zu bezahlen. Dennoch wirken sie auf mich wie die glücklichsten Menschen des Universums. Einfach, weil sie einander haben und die Liebe, die sie für den Anderen hegen. Mehr brauchen sie gar nicht, um glücklich zu sein.

Andere Menschen dagegen können noch so viel Reichtum haben...Sie werden nie hundertprozentig glücklich.

Das habe ich an meinem Vater nur zu gut sehen können.

Er hatte alles, was er brauchte. Eine wundervolle, sehr liebevolle und liebenswürdige Frau, so viel Geld, wie er nicht mal in hundert Jahren ausgeben könnte und ein großes Haus mit Garten und Pool. Dennoch wollte er immer mehr. Er war nie zufrieden oder glücklich, obwohl er alles hatte, von dem andere Menschen nur träumen können.

Letztendlich wurde seine Gier zu groß...

Ich will wirklich alles in meiner Macht stehende tun, um nicht so zu enden wie er und meine Mutter. Ich wünsche mir ein besseres und mit Liebe gefülltes Leben. Mehr will ich gar nicht. Ich brauche weder dieses riesige Haus noch einen Pool und einen Wintergarten. Ich will nur jemanden an meiner Seite, der mich trotz meiner Macken liebt. Das ist alles, was ich mir wünsche und genau das habe ich mit Jisung und unseren Freunden gefunden. Mehr brauche ich gar nicht.

„Und wann wollt ihr heiraten?", frage ich dann weiter als ich mich von meinen Gedanken loslösen konnte. „Wir haben noch keinen Termin. Es ist schließlich noch nicht sehr lange, dass wir verlobt sind. Fakt ist jedoch, dass wir nur standesamtlich und nur im engsten Kreis heiraten werden, da wir für mehr ohnehin kein Geld haben.", beantwortet mir Taehyung meine Frage, ehe auch Jungkook seine Stimme erhebt: „Und du, Minho, gehörst für uns zu unserem engsten Kreis, weshalb wir uns sehr freuen würden, wenn du auch dabei sein würdest. Jisung ist selbstverständlich auch herzlich eingeladen. Ohne ihn hätte ich meinen Bruder vielleicht niemals wiedergefunden."

„Ihr seht mich als Teil eures engsten Kreises?", frage ich mit großen Augen, woraufhin die Älteren meine Frage lächelnd abnicken. Direkt muss ich sie wieder in meine Arme schließen, da mich das so sehr berührt.

Sie sehen mich wirklich als Teil ihres engsten Kreises...

„Also? Was sagst du? Wärst du dabei?", fragt mich der Blondhaarige lächelnd, als wir die Umarmung lösen. „Natürlich wäre ich dabei. Das lasse ich mir doch nicht entgehen.", lächle ich breit, als mein Handy plötzlich zu klingeln beginnt. Deshalb entschuldige ich mich kurz bei den Älteren, ehe ich das Handy aus meiner Tasche krame und sehe, dass es Yeji ist, die mich gerade anruft.

„Entschuldigt. Da muss ich dran gehen.", entschuldige ich mich ein weiteres Mal bei meinen Freunden, welche nur verständnisvoll nicken, ehe sie sogar den Raum verlassen, sodass ich ungestört den Anruf entgegen nehmen kann, was ich auch sogleich tue.

„Was gibt's, Yeji?", frage ich die Jüngere.
„Wo bist du denn? Ich warte schon eine ganze Weile auf dich."
„Echt? Ist es schon so spät? Tut mir leid, Yeji. Ich mach mich sofort auf den Weg. Ich bin in gut zwanzig Minuten in der Schule. Ich muss noch meine Karteikarten von zuhause holen."
„Ist schon okay. Ich hoffe, du hast endlich ordentliche Anziehsachen für heute gefunden?"
„Was meinst du, warum ich die Zeit vergessen habe?", kann ich über meine eigene Dummheit nur einen Witz machen.
„Du machst Witze, oder? Du hast dir ernsthaft erst AM Tag des Kolloquiums ordentliche Sachen besorgt?", fragt die Jüngere mich lachend.
„Was soll ich sagen...", kann ich nur ebenso lachend entgegnen.
„Du bist echt speziell, Minho. Ich frage mich echt, wie du nur so locker sein kannst. Ich sterbe hier bald vor Nervosität und meine altbekannten Bauchschmerzen machen sich auch wieder bemerkbar. Dabei dauert es noch eine Weile, bis wir unsere erste Prüfung haben. Ich will gar nicht wissen, wie schlimm es dann wird, wenn wir wirklich vor den Lehrern und den Zehntklässlern stehen und unser Kolloquium halten müssen."
„Du machst dir einfach zu viele Gedanken, Yeji. Du bist deinen Teil des Kolloquiums alleine in meiner Gegenwart bestimmt um die dreißig Mal durchgegangen und wer weiß, wie oft du es dann auch noch das Wochenende über zuhause alleine durchgegangen bist. Außerdem gehen wir das ganze Kolloquium gleich ja auch nochmal ein paar Mal durch. Mach dir nicht so viele Gedanken."
„Vermutlich hast du Recht. Ich warte dann ganz oben im Atrium bei den Sofas auf dich und versuche währenddessen etwas runter zu kommen."
„Gut. Ich bin gleich da."

Somit beenden wir das Telefonat, woraufhin ich das Schlafzimmer verlasse und mich noch mit einer letzten Gratulation zur Verlobung und einer festen Umarmung von den Älteren verabschiede und fast schon zur Bushaltestelle renne, um den Bus noch zu erwischen, was mir auch gerade so noch gelingt. Kaum bin ich nämlich an der Bushaltestelle angekommen, will der Bus, mit dem ich fahren muss, bereits die Türen schließen und los fahren. Zum Glück jedoch sieht mich der Busfahrer noch rechtzeitig.

So fahre ich wieder zu mir nachhause, wobei ich wiederholt Jisung's Lieder in Dauerschleife höre, ehe ich nun mitsamt meinen Karteikarten in Richtung Schule laufe.

Dort angekommen sehe ich im Erdgeschoss jedoch Seungmin an einem der Tische sitzen, der ein ziemlich langes Gesicht zieht.

„Hey, Seungmin. Alles okay?", mache ich mich bemerkbar, als ich kurz meine Hand auf seine Schulter lege, woraufhin er mich auch ansieht, ehe ich mich auf den Stuhl neben ihn setze. „Ja, alles in Ordnung. Ich hatte nur einen Streit mit Ryujin." „Obwohl ihr nicht mehr zusammen seid?", frage ich überrascht nach.

„Naja, wir sind jetzt seit gut drei Wochen getrennt und ich habe schon eine neue Beziehung. Also ist es schon irgendwo..."
„Moment. Eine neue Beziehung? Du hast es Chan also wirklich gesagt? Und ihr seid jetzt ein Paar?", frage ich mit großen Augen, während ich wieder zu lächeln beginne.

Ist heute irgendwie der Tag der guten Nachrichten oder wie?

Wenn das so weiter geht, brauche ich mir über das Kolloquium wirklich überhaupt keine Sorgen zu machen. An einem so schönen Tag kann auch das nicht schief gehen.

Auch Seungmin beginnt nach meiner Frage tatsächlich zu lächeln und nickt diese glücklich ab.

„Es ist so toll, das glaubst du gar nicht.", lächelt Seungmin.
„Oh doch, glaub mir. Ich weiß, wie du dich fühlst. Mir ging es mit Jisung auch so.", entgegne ich ebenso lächelnd.
„Es ist so befreiend, endlich meine Gefühle los geworden zu sein und es tatsächlich in eine gute Richtung gelenkt zu haben. Wenn alles gut geht, haben wir vielleicht sogar genau wie du und Jisung eine Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft im selben Land."
„Chan wird also her ziehen?", frage ich lächelnd, was der Jüngere überglücklich abnickt.

Wirklich, so viele gute und erfreuliche Nachrichten an einem Tag sind doch nicht normal...Vielleicht sollte ich mir doch Gedanken machen...

„Endlich hast du es ihm gesagt, Seungmin. Ich bin so stolz auf dich."
„Ohne deine ganzen Ratschläge hätte ich es vermutlich immer noch nicht gesagt. Danke, Hyung.", entgegnet der Jüngere, ehe er mich plötzlich umarmt, was ich gerne erwidere.
„Freut mich, wenn ich dir helfen konnte und ich tatsächlich Recht mit meinen Ratschlägen hatte.", lächle ich in der Umarmung, woraufhin wir diese lösen.
„Und was war jetzt mit Ryujin?"

Kaum habe ich diese Frage gestellt, wird Seungmin's Lächeln wieder etwas schwächer, auch wenn es im Gegensatz zu Beginn unseres Gespräches wenigstens überhaupt noch zu sehen ist.

„Sie hat mich im Café angesprochen und dann gesehen, dass ich eine Nachricht von Chan bekommen habe, den ich als 'Mein Freund' eingespeichert habe und der sich ebenso mit den Worten 'Mein Freund' verabschiedet hat. Und das nach drei Wochen, die wir getrennt sind. Für sie ist es vermutlich zu früh und sie muss noch damit klar kommen."
„Sie wusste doch aber den Grund für deine Entscheidung, dich von ihr zu trennen, oder?"
„Natürlich wusste sie es."
„Na dann hätte es aber keine große Überraschung für sie sein dürfen."
„Ja, das denke ich mir auch. Aber sie braucht wohl noch etwas Zeit."
„Na gut. Das ist vielleicht irgendwie nachvollziehbar. Lass dir deine Laune aber nicht dadurch verderben. Ich meine, hallo? Du bist endlich mit Chan zusammen! Mit der Person, auf die du bereits vor zwei Jahren einen Crush hattest!"

Mit diesen Worten bringe ich den Jüngeren auch wieder dazu, breiter zu lächeln.

„Du hast Recht.", lächelt mich Seungmin an, als sein Blick jedoch von meinem Gesicht zu meinen Sachen und den Karteikarten in meiner Hand wandert. „Warum bist du eigentlich so schick? Ist das nicht ein wenig overdressed für die Schule?" „Ich hab doch momentan keine richtige Schule, Seungmin. Ich hab mein Halbjahreszeugnis schließlich schon im Dezember bekommen und es sind aktuell die ganzen Konsultationstage in Vorbereitung auf das Abitur. Ich hab erst nach den Winterferien wieder Schule, wo es dann ein richtiges Marathon um Noten gibt. Wir bekommen im April schließlich schon unser Schuljahreszeugnis, womit wir offiziell nicht mehr in die Schule gehen. Nur noch die Abiturprüfungen danach. Du ahnst ja gar nicht, wie befreit sich das anfühlt zu wissen, kaum noch in die Schule zu müssen. Ich kann mich ab April dann endlich vollständig auf das Lernen für die Abiturprüfungen konzentrieren."

„Stimmt ja. In der zwölften Klasse läuft alles ja ein wenig anders. Was ist eigentlich mit eurem Abistreich? Wann macht ihr den nochmal und was ist das Thema?"
„Am 18. April mit dem Motto 'Abitendo'. Kreativ, nicht?"
'Abitendo'? Etwa von Nintendo?"
„Korrekt."
„Coole Idee. Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du dann so schick in die Schule kommst."
„Yeji und ich halten doch heute unser Kolloquium."
„Ach ja, richtig. Weil einer eurer betreuenden Lehrer bei den eigentlichen Terminen krank war, richtig?"
„Genau. Yeji wartet oben. Wir wollten nochmal das ganze Kolloquium durchgehen. Deshalb würde ich mich jetzt verabschieden. Und erzähl Jeongin und Hyunjin erst dann von dir und Chan, wenn ich dabei bin. Ich will wissen, wie unsere Dramaqueen darauf reagiert.", grinse ich, womit ich den Jüngeren zum Lachen bringe.
„Okay. Viel Erfolg, euch beiden."
„Danke."

Somit stehe ich also auf und gehe die Treppen nach oben in die zweite Etage, wo Yeji in Schneidersitz auf einem der Sofas sitzt und zu meditieren scheint.

Okay, sie ist wirklich sehr, sehr nervös.

Ich kann bei diesem Anblick nur amüsiert meinen Kopf schütteln, ehe ich mit zu jener Couch gehe, meinen Mantel ausziehe und sie dann anspreche: „So schlimm, ja?"

Ich scheine sie so sehr erschreckt zu haben, dass ihr ein kleiner Schrei entfällt und sie so stark zusammenzuckt, dass sie halb mit dem Rücken auf das Polster der Couch fällt.

Ich kann dabei nicht anders als zu lachen, wobei die Jüngere auch mit einsteigt, sobald sie mich erkannt hat.

„Du bist ein Ar-...", will sie mich vermutlich gerade beleidigen, als sie jedoch stockt und mich einfach nur ansieht. „Was ist?", frage ich sie. „Du siehst echt unglaublich gut aus, Minho." „Oh, danke. Also ich finde ja, dass das aufgrund des schwarzen Jackett-ähnlichen Dingstas an meinem Oberkörper ein wenig overdressed für eine Präsentation ist, aber Tae-Hyung hätte mich vermutlich vorher nicht gehen lassen. Du siehst aber auch echt hübsch aus. Den Anlass entsprechend sehr gut.", gebe ich das Kompliment zurück, ehe ich meine Karteikarten, die ich für die Zeit, in der ich mir meine Jacke ausgezogen habe auf den Tisch abgelegt habe, in die Hand nehme und mich neben Yeji setze. Daraufhin mache ich bereits den von der Schule geliehenen Laptop an und stecke den Stick mit unserer Präsentation in diesen, wobei ich die Blicke der Jüngeren, mit welchen sie mich vermutlich die ganze Zeit angesehen hatte, erst etwas später bemerke.

„Was ist?", frage ich sie zum wiederholten Male, als sie mich selbst dann noch gedankenverloren anzustarren scheint, als ich auch sie ansehe, doch eine Antwort erhalte ich nicht. „Yeji?", frage ich, als ich mit meiner Hand vor ihren Augen hin und her wedele. „Hm?", fragt sie. „Hey, sei doch nicht so übertrieben nervös. Es ist eigentlich nur eine PowerPoint-Präsentation. Außerdem haben wir den Großteil des Ganzen doch ohnehin schon in der Seminarfacharbeit erwähnt, wo wir auch gute Noten bekommen haben. Mach dir also nicht so viele Gedanken.", versuche ich sie erneut zu beruhigen, was auch zu funktionieren scheint, da sie zu lächeln beginnt und mir zunickt, woraufhin wir dann auch unser Kolloquium einige Male komplett durchgehen.

Nur in den Pausen, in denen wer weiß wie viele Schüler durch die Gänge latschen und es dementsprechend laut ist, machen wir eine Pause, ehe wir während der Unterrichtszeit weiter machen, bis wir auch schon in den Klassenraum zu unserer ersten Abiturprüfung gehen müssen.




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07.04.2024

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