Kapitel 15: Entfremdung (1.644)
Minho:
Squirrel🐿:
Das hoffe ich doch.
Damit wäre unser Gespräch beendet und wir erkundigen uns an einem der vielen Informationsstände, ob sie Hyunjin gesehen hätten. Natürlich mit Bild und Beschreibung. Doch leider bleiben wir erfolglos. Auch als wir fragen, wo das Flugzeug aus Thailand landet, werden wir nicht fündig. Hyunjin ist einfach nirgendwo aufzufinden.
Als Jeongin wieder kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen scheint, gehe ich zu ihm, lege meine Hände auf seine Schultern und sage dabei: „Ganz ruhig, Innie. Dreh jetzt bloß nicht durch, okay? Vielleicht sind die drei bereits wieder in ihrer Wohnung und schlafen aufgrund des anstrengenden Tages. Wieso kommen du und Seungmin nicht einfach mit zu mir und übernachtet bei mir, hm? Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus und wir können Hyunjin vielleicht wieder erreichen. Für heute sollten wir erstmal schlafen. Es ist schon Mitternacht. Okay?"
„Wenn er wieder zuhause ist, muss ich ihn unbedingt sehen, Hyung." „Nein. Minho hat Recht. Wir sollten sie für heute erstmal in Ruhe lassen, okay? Wir gehen jetzt zu dir und zu mir, holen ein paar Sachen und dann übernachten wir bei Minho. Komm schon, Innie." unterstützt mich Seungmin, was Jeongin nur langsam abnickt. Daraufhin gehen wir drei dann also zurück zur Straßenbahn, um zurück zu unserem Wohnungsviertel zu kommen. Wir holen Sachen bei Seungmin und Jeongin, ehe wir gemeinsam zu mir gehen.
Kaum habe ich die Tür aufgeschlossen, ertönt auch schon die Stimme meiner Mutter. Ehrlich gesagt hätte ich erwartet, dass sie schon längst schläft.
„Verdammt, Lee Minho! Wo warst du denn bitte? Weißt du wie besorgt ich war?" fragt sie mich aufgebracht. „Geht schon mal hoch in mein Zimmer. Ich komme gleich nach." wende ich mich an Seungmin und Jeongin, was die beiden abnicken. So gehen meine Freunde bereits die Treppen hoch, während ich wieder zu meiner Mutter blicke.
„Nun? Ich höre?"
„Gott, hör doch bitte endlich auf damit, dich als besorgte Mutter auszugeben! Ich ertrage das langsam nicht mehr!"
„Wie bitte? Ich gebe mich nicht als solche aus! Ich bin besorgt, wenn mein einziges Kind den ganzen Abend lang nicht nachhause kommt, ohne mir auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen!"
„Lass es bitte endlich sein. Mein ganzes Leben lang hast du dich nicht um mich gesorgt. Nur weil Vater jetzt im Gefängnis sitzt bist du so. Ich verstehe zwar nicht warum, aber so ist es doch. Ich hätte dich gebraucht, als Vater mir den Kontakt zu meinen Freunden verboten hat, doch du saßt einfach nur stillschweigend daneben und hast ihm die volle Kontrolle über MEIN Leben gegeben! Ich wurde nicht einmal von euch gefragt, was ich für mein Leben will. Ihr wart es doch, die mich an diese Schule angeschrieben und zum Tanz- und Gesangunterricht geschickt haben, ohne mich zu fragen. Ich wollte das alles gar nicht. Ihr könnt einfach nur glücklich sein, dass ich dank Jisung und den anderen nun doch Gefallen an der Musik gefunden habe. Ihr wart es, die mich dazu gezwungen haben, meine Schulpraktika in der verdammten Firma von Vater zu machen. Ich wollte auch das nicht. Ich wollte auch nie seine dämliche Firma und seine dämlichen Geschäfte übernehmen. Und das wird sich nicht ändern. Ich weiß, dass du noch immer willst, dass ich in dieses dreckige Geschäft einsteige, in dem so viele Menschen verletzt werden. Ich will das aber nicht, also lass mich doch endlich mit dieser dämlichen Firma in Ruhe." fahre ich sie an und will nach meinem letzten Satz an ihr vorbei gehen, werde jedoch von meiner Mutter an meinem Handgelenk zurück gezogen.
„Minho. Ich will doch nur, dass du es besser als dein Vater machst. Dass du ein Leben ohne Sorgen und mit genug Geld leben kannst, ohne dabei jedoch das Gesetz zu brechen. Ist das denn so schwer?"
„Ja, Mutter. Das ist es. Ich will nichts mit Vaters Geschäften zu tun haben. Klar? Egal, wie viel besser ich es machen würde. Ich will nicht das Risiko eingehen, doch noch so zu enden wie er. Vater hat dich deswegen verloren. Ich will Jisung deswegen nicht verlieren. Also tu uns doch allen einen Gefallen und verkauf diese beschissene Firma, die unsere ganze Familie so ruiniert hat, endlich und such dir einen anständigen Job. Und jetzt lass mich los. Ich muss zu meinen Freunden. Etwas, was dir wohl kaum ein Begriff ist, nicht wahr?"
Nach meinem letzten Satz lässt sie verdutzt mein Handgelenk los und ich sehe in ihren Augen, wie sehr ich sie mit diesen Worten verletzt habe, wodurch ich schon fast weich werde.
Doch ist das einfach die Wahrheit.
Wären Jisung's Eltern nicht, würde meine Mutter komplett alleine da stehen. Ich will das nicht. Ich will nicht so einsam enden wie sie. Und eben deshalb will ich auch nicht das Geringste mit den beschissenen Geschäften meines Vaters zu tun haben.
Mein Vater schien früher auch nicht so schlimm gewesen zu sein, schließlich hätte sich meine Mutter ja dann wohl kaum in ihn verliebt. Die Gefahr, das ich letztendlich doch auch zu so einem Monster werde wie mein Vater, ist mir einfach zu groß. Ich kann und will Jisung und die Anderen einfach nicht verlieren.
Nicht nochmal.
In meinem Zimmer angekommen, haben Seungmin und Jeongin sich bereits schon bettfertig gemacht und sitzen jetzt kuschelnd mit Dori und Soonie auf dem Bett. Lächelnd geselle ich mich zu meinen Freunden, woraufhin auch Doongi zu mir auf den Schoß klettert. Liebevoll streichel ich meinen Kater und sehe mit Freude dabei zu, dass auch Jeongin viel beruhigter wirkt, jetzt wo er Soonie streicheln kann.
Ja, Katzen haben einfach diese beruhigende Wirkung auf Menschen. Man kann es sich nicht erklären, aber sobald man eine Katze schnurren hört und durch ihr weiches Fell streicheln kann, ist man gleich viel beruhigter und glücklicher. Fast so, als würden die ganzen Probleme gar nicht existieren, die man mit sich herum schleppt.
„Ich mach mich dann mal bettfertig. Ihr könnt euch ruhig schon hinlegen. Vor allem du, Innie." informiere ich meine Dongsaengs, was sie abnicken. Daraufhin gehe ich ins Bad und mache mich bettfertig. Als ich fertig mit meiner gewöhnlichen Abendroutine bin und zurück in mein Zimmer gehe, liegen die Jüngeren zum Glück tatsächlich in meinem Bett und scheinen ruhig und friedlich zu schlafen.
Bei dem süßen Anblick, den die beiden Kuschelnden abgeben, kann ich nicht anders als zu lächeln. Zum Glück ist mein Bett groß genug, dass auch ich mich noch zu ihnen kuscheln kann. Unseren Maknae dabei selbstverständlich in der Mitte. Liebevoll decke ich die Beiden noch etwas ordentlicher zu, ehe ich mein Handy vom Nachttisch nehme, um Jisung und die anderen drei in Australien zu informieren.
Minho:
Leider kein Erfolg.
Hyunjin war nicht
am Flughafen.
Squirrel🐿:
Aish. Wo kann sich
der Idiot nur aufhalten?
Wir können ihn immer
noch nicht erreichen.
Minho:
Also kann er wohl
wirklich nicht
zuhause sein.
Minho:
Wie sollen wir das
Jeongin nur erklären?
Ich mach mir echt
Sorgen um ihn.
Squirrel🐿:
Hyunjin wird sich schon
noch melden. Er ist ja nicht du.
Minho:
Was soll das heißen?
Squirrel🐿:
Nichts. Tut mir leid.
Minho:
Jisung
Squirrel🐿:
Bitte. Du hast damals einfach
die Gruppe verlassen,
jeden von uns blockiert
und uns ignoriert.
Nachdem Hyunjin
das selbst erlebt hat,
wird er das uns wohl kaum
auch nochmal antun.
Minho:
Jisungie. Das hatten wir
doch alles schon.
Squirrel🐿:
Na und? Tut mir ja leid, Minho.
Auch wenn das jetzt nicht
der richtige Augenblick ist,
so kann ich es eben
nicht so einfach vergessen.
Es tut mir leid, aber du hast mich
damals eben einfach unglaublich
enttäuscht und verletzt.
Minho:
Ich weiß, Jisung und du weißt,
wie sehr es mir leid tut,
dass ich damals so bescheuert war
und dich einfach ignoriert habe,
anstatt mit dir zu sprechen.
Aber du weißt doch, dass ich mich
geändert habe, oder?
Als eine ganze Weile keine Antwort von meinem Freund kommt, obwohl er noch immer online ist, werde ich etwas panisch.
Weiß er es etwa nicht?
Glaubt er, dass ich ihn jederzeit wieder einfach so verlassen würde?
Minho:
Baby, bitte antworte mir.
Ich liebe dich.
Ich liebe dich so so sehr.
Bitte glaube mir das.
Ich war damals einfach ein
bescheuerter Idiot und ein
verdammtes Arschloch,
das dir einfach nicht das Vertrauen
entgegen gebracht hat,
das du verdient hast.
Ich bereue es zu tiefst.
Das musst du mir glauben, Sungie.
Ich wollte dich nicht so verletzen.
Aber was geschehen ist, kann man
nicht rückgängig machen,
so sehr ich es mir auch
wünschen würde. Ich kann dir jetzt
nur so viel Liebe schenken,
wie du verdient hast.
Ich kann es nicht rückgängig machen,
aber ich will dass du weißt,
wie viel du mir bedeutest.
Niemals niemals wieder werde ich
dich einfach so gehen lassen.
Das schwöre ich dir.
Bitte vertraue mir.
Squirrel🐿:
Ich liebe dich ja auch, Minho.
Minho:
Aber?
Squirrel🐿:
Aber nichts. Wir sollten jetzt
echt versuchen noch etwas Schlaf
zu bekommen. Meldet euch morgen bitte,
so Fern ihr etwas Neues von Hyunjin hört.
Gute Nacht, Minho.
Und damit ist er einfach offline.
Seufzend schließe ich meine Augen und drücke mein Handy dabei an meine Brust.
Irgendwas in mir sagt mir, dass da sehr wohl noch mehr ist.
Daran, dass Jisung mich liebt, hege ich nicht den geringsten Zweifel, aber ich glaube dennoch, dass da irgendwas anderes ist, das ihm Kopfzerbrechen bereitet.
Wieso erzählt er mir es dann nicht einfach?
Sollte man nicht vor allem in einer Fernbeziehung immer ehrlich zueinander sein und seinem Partner von seinem Kummer erzählen?
Ich habe das Gefühl, dass er sich, seit er wieder in Sydney ist, irgendwie von mir entfernt. Ich habe das Gefühl, kein Teil seines Lebens mehr zu sein. Dabei bin ich doch sein Freund.
Ich muss diese verdammte Schule endlich so schnell wie möglich beenden, damit ich dieses Stipendium annehmen kann, das mir beim Besuch in Sydney angeboten wurde und ich endlich wieder mehr von seinem Leben mitbekomme und ihm zuhören und für ihn da sein kann, so wie er es auch verdient.
~~~~~~~~~~🤍❤️🩹🤍~~~~~~~~~~
01.04.2023
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top