Chapter 67

"Wow, du hast nicht wirklich Erdbeeren eingepackt, oder?", frage ich belustigt und öffne die Schale. Leuchtend rote Erdbeeren liegen darin. "Offensichtlich habe ich das.", gibt Natasha verlegen zu und ließ sich neben mir auf die kunterbunte Decke fallen. "Gott, das sind die ersten Erdbeeren die ich dieses Jahr esse." "Cheers.", sie nimmt eine Erdbeere in die Hand und stößt sie ganz leicht gegen die ich halte, bevor sie von ihrer abbeißt. Schnell tue ich es ihr gleich. Es ist himmlisch. Das gleiche Gefühl wie wenn ich im Oktober die erste Mandarine esse. Lächelnd lehne ich mich zurück und genieße die lauwarme Aprilsonne die mir ins Gesicht scheint.

"Kaum zu glauben, dass du es wirklich geschafft hast mich dazu zu bringen mit dir Picknicken zu gehen.", höre ich Natasha neben mir. Ich blinzle gegen das Licht zu der Russin hinüber. "Ich schätze ich war überzeugend?" "Definitiv!", sie lacht und verteilt einige weitere Schalen auf der Decke die wir in einem der kleineren Parks von New York ausgebreitet hatten. "Was ist das?", wollte ich wissen. "Russische Blinis.", damit öffnete sie die Dose. Ich machte große Augen als ich die kleinen Pfannkuchen sah. "Hast du die selbst gemacht?" "Ich hab es zumindest versucht.", gestand Natasha verlegen. "Wow, du ziehst alle Register.", zugegeben sahen die Pfannkuchen leicht angebrannt aus, doch ich rechnete es ihr hoch an, dass sie versucht hatte etwas zu kochen. "Die muss ich probieren.", sofort schnappte ich mir einen davon und biss genüsslich hinein. Natasha beobachtete mich kritisch als würde ich gleich explodieren. "Waf?", fragte ich mit vollem Mund. "Du siehst aus als würde es dir schmecken?" "Weil es das auch tut!" "Niemals!" "Doch, die sind lecker!", rufe ich begeistert. "Nein nein. Sei ruhig ehrlich." "Aber ich bin doch ehrlich, Nat! die Blinis schmecken mir!" "Sie sind zu 90% schwarz!" "Jaaa... Das müssen wir nochmal üben, aber die sind wie du! Eklige Kruste, aber eigentlich ganz süß." "Das hast du jetzt nicht gesagt!", sie machte große Augen und ich hielt inne während ich eigentlich einen weiteren Bissen nehmen wollte. "Uhm... Anscheinend?"

Wir starrten uns an. Dann reagierte Natasha schneller als ich irgendwas dagegen tuen konnte. Die Russin begann unbarmherzig mich zu kitzeln. Quietschend versuchte ich mich von ihr weg zu rollen und dabei nicht meinen Blini zu verlieren oder irgendwas umzuschmeißen. "Nat! Nat! Hör auf!" "Komm schon, gib zu, dass ich von innen und außen Eklig bin!", forderte sie lachend. "Niemals!", endlich war ich außer Reichweite und stopfte mir nun den Rest des Pfannkuchens in den Mund. "Die find leckerf.", schmatzte ich eifrig. Kopfschüttelnd grinste die Russin. "Du bist unmöglich, Scarlett.", ich lächelte zufrieden. Ich hatte gewonnen.

Ich klopfte meine Hände ab und beobachtete, wie Natasha weiteres Gemüse, Obst und ein paar Sandwiches aus dem Korb holte. "Wow, damit könnte man halb Manhattan satt bekommen.", merkte ich grinsend an. "Oder eine hungrige hübsche Assistentin und eine Agentin die heute morgen schon über fünfzig Kilometer gerannt ist.", erklärte Natasha und biss herzhaft in ein Sandwich. Überrascht blickte ich auf die Uhr. Wir hatten erst Nachmittag. "Warte... Wann hast du das alles gemacht wenn du heute morgen schon im Training warst?", fragte ich verwirrt. Sie hob beide Brauen. "Ich bin um vier Uhr morgens aufgestanden und war etwa drei Stunden laufen, dann habe ich noch ein paar Gewichte gestemmt, war duschen, und hab dann mit Wanda zusammen das hier vorbereitet. Um ehrlich zu sein hat sie auch bei den Blinis geholfen. Sie hat mich immer angeschrieen wenn ich sie wenden sollte.", Natasha lachte leicht. Meine Augen waren groß. Es war ein normaler Wochentag, ich war also normal aufgestanden und hatte heute mit Pepper etwas früher Schluss gemacht, weshalb ich schon Zeit hatte.

"Okay also als ich morgens zur Arbeit gegangen bin bist du schon einen Ultramarathon gelaufen???", frage ich verwirrt. Irritiert blickt sie auf. "Das mache ich einmal die Woche?", sprachlos schaue ich die Blonde an. "Du läufst also einmal die Woche einen Ultramarathon, gehst dann noch trainieren und arbeiten? Hast du irgendwie einen Überschuss an Energie?" "Du vergisst, dass ich so aufgewachsen bin. Ich mache all das praktisch seit ich fünf bin- auch wenn die Strecke damals noch kürzer war.", sie lachte verlegen und strich sich eine ihrer hübschen Strähnen hinters Ohr. Das Blond in ihren Haaren irritierte mich immer noch, doch so langsam schimmerte wieder der orangene Ansatz durch. "Das ist krass...", ich erinnerte mich noch lebhaft an den Tag an dem sie mich zum Joggen gezwungen hatte- es war meine persönliche Hölle gewesen, doch Natasha schien es mehr als Lebenselixier zu sehen. Wenn sie sich nicht genug bewegte explodierte sie vermutlich irgendwann.

Ich lehnte mich zurück und bediente mich an einigen Trauben. "Nat... Darf ich dich fragen was ihr sonst noch im Red Room gelernt habt?", wollte ich nun wissen. Mein Interesse war definitiv geweckt. Sie legte den Kopf in den Nacken, ihre grünen Augen schimmerten etwas im Licht, bevor sie mich wieder ansah. "Wir haben praktisch alles mögliche gelernt was man als Agentin so gebrauchen könnte... Wir haben zum Beispiel viele Sprachen gelernt." "Welche?" "Englisch, Russisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Mandarin, Kaschmirisch, Spanisch, Chinesisch, Vietnamesisch, ein paar brocken Hindi und Arabisch hab ich mir ebenfalls angeeignet.", meine Augen wurden groß. "Ich würde definitiv auch gerne mehr sprachen können...", gab ich zu. "Du kannst doch Spanisch und Französisch, Miss Columbia-NYU." "Das sind zwei Sprachen, du kannst über zehn Stück!" "Ab einem gewissen Punkt sind Sprachen leicht zu lernen.", wank sie schmunzelnd ab. "Welche Sprache davon sprichst du am liebsten?", fragte ich nun neugierig. Nachdenklich kaute sie auf einem weiteren Bissen ihres Sandwiches herum.

"Das ist schwierig... Ich denke vom Klang her wäre es Russisch. Ich schätze es vermittelt mir ein heimatliches Gefühl.", verstehend nicke ich. "Aber... Jede Sprache hat irgendwie ihre eigene Schönheit. Es gibt in vielen Sprachen Wörter für die wir kein äquivalent haben." "Was zum Beispiel?", wollte ich neugierig wissen. "Ya'Aburnee." "Welche Sprache ist das?" "Arabisch. Es steht für eine Hoffnung, dass man vor einer anderen Person stirbt, da es unerträglich wäre ohne diese Person am leben zu sein.", ich lächelte sanft. "Siehst du? Da ist die süße und poetische Seite der Natasha Romanoff.", grinste ich. Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Toska." "Das ist Russisch, oder?", sie nickte. "Ein Gefühl großer spiritueller Beklemmung. Es gibt keinen speziellen Grund, lediglich ein Verlangen ohne das man weiß nach was man verlangt. Die Sehnsucht nach etwas ungewissem.", ich konnte nicht anders als Natasha anzulächeln. Hatte sie schon immer diese niedliche Seite an sich gehabt? Bestimmt.

"Ich will noch eines." "Gut... Hmm. Yuánfèn.", mein irritierter Blick verriet ihr, dass ich keinen Schimmer hatte aus welcher Sprache dieses Wort kommen könnte. "Das ist Mandarin. Es ist das Schicksal zwischen zwei Leuten. Es ist ein Wort für die Liebe. Für Paare die füreinander bestimmt sind und ewig zusammenbleiben, als auch für Paare die nicht zusammen bleiben können.", ich nickte nachdenklich und griff nach einem der Blinis. "Yuánfèn...", murmelte ich leise. Die Russin lächelte mich an.

"Aber wir haben uns natürlich auch viel auf Kämpfe spezialisiert." "Also kannst du mehrere Kampfkünste?" "Die meisten, ja. Karate, Judo, Aikido, Savate, Boxen, Luchalibre Stil Wrestling und mehrere Stile von Kung Fu. Ein paar davon habe ich aber erst bei SHIELD erlernt. Clint hatte was das angeht eine größere Ausbildung und hat mir später noch einige Dinge beigebracht." "Hat er dir auch diese Pose beigebracht?" "Pose?", ich kicherte leicht und erhob mich. "Na das was man irgendwie andauernd von dir in den Nachrichten gesehen hat.", erklärte ich und versuchte die Typische Black Widow Pose nachzumachen. "Oh mein Gott... Du bist genauso schlimm wie Yelena!" "Was? Was hab ich getan?", fragte ich kichernd. "Sie hat mich die ganze Zeit damit aufgezogen!", beschwerte die Russin sich schon fast. "Oh du arme kleine Natasha.", grinste ich. "Also, was hat es damit auf sich, willst du gut aussehen?", wollte ich kichernd wissen. "Hmmm ein bisschen zumindest. Aber es ist praktisch, ich hab dadurch viele Angriffsmöglichkeiten." "Klar, Romanoff.", ich zwinkerte ihr frech zu. "Möchtest du ein paar richtige Kampfposen sehen?", wollte sie wissen. "Oh ja, zeig mir wie du einen dreifachen Rückwärtssalto aus dem Stand machst und dabei eine Traube mit dem Mund auffängst die ich dir zuwerfe.", lachte ich. "Wir sind nicht im Zirkus, Scarlett- auch wenn ich das könnte." "Klar.", ich kicherte.

"Also erstens, die Landung geht so.", sie war aufgestanden und machte nun tatsächlich aus dem Stand einen Salto nach vorne und landete in der berühmten Black Widow Pose. Anerkennend applaudierte ich und warf ihr eine Traube zu, die sie mit überraschend viel Geschick mit dem Mund auffing. "Zeig mir noch was.", forderte ich grinsend. "Ich bin kein High School Football Maskottchen.", grinste sie und setzte sich wieder auf ihren Platz, während sie den dunkelblauen Pullover glatt strich. "Ich schätze mal du kannst auch Hacken." "Natürlich. Scarlett, ich hab praktisch alles gelernt." "Kochen kannst du nicht." "Nun ja, das wäre die Ausnahme.", grinste sie verlegen. "Also kannst du auch Bomben entschärfen?" "Ich kann alle Bomben entschärfen die je von der Menschheit entwickelt wurden, selbst Atombomben. Ich kann die Weltbesten Lügendetektoren austricksen die je entwickelt wurden und über hundert verschiedene Messwerte wahrnehmen die deine Lügen aufdecken würden, ich schieße aus über zwei Kilometern Entfernung einem Ziel perfekt zwischen die Augenbrauen, Morse- und Binärcodes sind für mich wie eine normale Sprache, ich kenne eine Vielfalt aller klassischen Tänze von der ganzen Welt, rezitiere dir aus wissenschaftlichen Abhandlungen, als auch aus klassischen Werken, ich bin dazu in der Lage jedes Fahrzeug fortzubewegen oder kurzzuschließen das existiert und bin praktisch eine Überlebenskünstlerin.", anscheinend wollte sie meine weiteren Fragen direkt beantworten, weshalb ich nun breit grinste. "Und trotzdem lässt du Nudeln überkochen.", kicherte ich.

Sie verzog kurz die Lippen, ehe sie ebenfalls lachte. "Offensichtlich gibt es da eine Lücke im Ausbildungssystem vom Red Room und von SHIELD.", gab sie zu. Lachend machten wir uns daran auch weiterhin das Essen zu vernichten das die Russin mitgebracht hatte. Ich wusste nicht genau was Natasha in den letzten Wochen und Monaten so erlebt hatte, doch es hatte sie definitiv verändert. Sie war so offen, so lieb und herzlich. Ich hatte sie noch nie so viel lachen sehen. Zugegeben hatte ich etwas angst gehabt, dass sich unsere Bindung nicht gut entwickeln würde nach allem was wir hinter uns hatten und besonders wenn man bedachte das ich zwischendrin noch eine wundervolle Beziehung mit Maria geführt hatte. Ich hatte es an Maria immer sehr genossen das sie dieses unterkühlte Agent gehabe sein ließ wenn wir zu zweit waren. Das sie sich bei mir Menschlich benahm. Natasha hatte das zwar auch versucht, aber bei ihr hatte es nie ehrlich gewirkt, doch nun... Nun lachte sie. Sie lachte nicht einfach Oberflächlich, sie lachte aus dem Herzen heraus. Ich wusste noch nicht was sie alles durchgemacht hatte, doch ich wusste, dass ich absolut bereit war erneut diesem Lachen zu verfallen.

"Weißt du was wir unbedingt tuen sollten?", fragte ich eifrig als wir wirklich alles bis auf die letzten drei Trauben verputzt hatten. "Hm?", Natasha lag neben mir auf der Decke und hatte die Augen geschlossen. Sie schien das Wetter richtig zu genießen. "Ein Filmabend! Mit James und Shane!" "Hasst James mich nicht?"", warf sie nun ein. Ich verzog kurz das Gesicht. "Alsoooo du bist definitiv nicht sein Lieblingsmensch.", gab ich zu. Sie schmunzelte. "Das ist gut so. Und du solltest mich eigentlich auch hassen." "Das tue ich aber nicht." "Das ist dumm, Scarlett." "Nein. Ich vertraue dir, Natasha. Du bist mir wichtig.", kurz blinzelte die Blonde mich zwischen den Sonnenstrahlen an. "Ach ja? Ich bin ehrlich Scarlett... Ich hätte mir keine weitere Chance gegeben.", gestand sie. "Ich schätze... Ich bin töricht was das angeht. Aber wie ich schon sagte, ich vertraue dir. Ich vertraue dir, dass du dich bemühen wirst mich nicht erneut zu verletzen. Das du deine Versprechen halten wirst. Ich weiß, dass das alles nicht leicht für dich ist und für mich ist es das auch nicht, doch ich bin bereit all die Warnsignale zu Ignorieren um dir noch diese eine Chance zu geben.", ich spürte wie Natasha nach meine Hand griff und diese sanft drückte. "Ich werde alles in meiner Macht stehende tuen, damit du diese Entscheidung nicht bereuen wirst.", wir lächelten uns an. Die Vögel in den Bäumen zwitscherten, einige flauschige Wolken zogen über unseren Köpfen über New York und die Sonne kitzelte meine Nase als Natasha die Worte aussprach. Ich glaubte ihr und... ich vertraute ihr. So närrisch es auch sein mochte... Ich hatte das Gefühl, dass dieses Mal alles gut Enden würde.

Ich hatte das Gefühl, dass das hier richtig war und wir in die richtige Richtung steuerten. Sanft und leise. Laut und feurig. Alles zugleich. Und es war ein tolles Gefühl. Yuánfèn... Wo würde uns unser Schicksal hinführen? Waren wir ein paar das nie zusammenfinden würde? Oder würde das Schicksal uns ein Happy End bescheren? Ich wünschte es mir für Natasha. Und für mich. Wir beide brauchten ein Happy End, doch... Sie brauchte es ein bisschen mehr als ich.


Heeeeyyyy, ihr seht richtig, ich lebe noch!!! Woooowww okay ehhh ja, hier mein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk an euch, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen ^^

LG, Sarazena <33 

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