Chapter 30
„Okay das nehm ich dir nicht ab.", Rhodey schüttelte lachend den Kopf und setzte erneut dazu an einen Schluck seines Getränks zu trinken. Auch Natasha mir gegenüber auf dem Barhocker hob schmunzelnd einen Mundwinkel an. Ich hatte soeben von Natasha mein drittes Glas Wein geordert bekommen und dieses bereits zur Hälfte geleert, als ich mit ein paar verdeutlichenden Handbewegungen versuchte erneut anzusetzen.
„Also James und du seid mitten in der Nacht an Halloween als Joker und Harley verkleidet von der Polizei festgenommen worden?", hinterfragte er nochmal erneut die Geschichte die ich gerade erzählt hatte. „Ich war Joker, er war Harley.", erklärte ich und hielt mir bei meinem Auflachen als ich an das Abenteuer dachte kurz die Hand vor den Mund.
Verwirrt versuchte Rhodes anscheinend immer noch zu verstehen was genau ich gerade am erzählen war. „Es stimmt.", begann Natasha mich in der Erzählung zu unterstützen, doch ich hob nur verwirrt den Kopf. „Ich kenne deine Akte." „Das steht aber nicht in meiner Akte.", damit legte ich fragend den Kopf schief. „Oh vielleicht nicht in denen die du kennst, aber Pepper bat mich dich zu überprüfen.", erklärte die Russin mit einem belustigten Schmunzeln auf den Lippen, während der Soldat noch immer sprachlos schien.
„Noch einmal langsam bitte.", bat er um es richtig zu verstehen. „Also es war das erste Semester meines Physik Studiums und wir waren erst seit ein paar Wochen in der Stadt. Ich hatte mich als Joker verkleidet und er sich als Harley, weil wir versuchen wollten nicht als Streber zu gelten.", versuchte ich erneut einen Ansatz zu finden, doch erneut entkam mir ein ungehaltenes Kichern. James in dem Kostüm von Harley Quinn war ein Geschenk der Götter.
„Auf einer Party wurden wir mehr abgefüllt als es nötig gewesen wäre und kurz darauf wurden wir mit einem Randalierenden Joker-Harley-Pärchen verwechselt und die Polizei verfolgte uns. Uns kam es damals wohl sehr Actionlastig vor als wir durch diverse Vorgärten gerannt sind, doch im Endeffekt fanden wir uns in einer Ausnüchterungszelle wieder.", das leise Lachen von Natasha war nur schwer zu übersehen. „Lass mich raten, es hat eurem Plan nicht geholfen?" „Kein Stück.", gab ich grinsend zu.
James und ich waren recht schnell die typischen Streber geworden, doch im Endeffekt hatte es uns nichts ausgemacht. Immerhin hatten wir uns so unsere Disziplin behalten und hatten nun beide ziemlich tolle Jobs und einen guten Lebensstandard. Vermutlich waren wir einfach als Langweiliger geboren, doch diese kleine rebellische Story war das spannendste was ich aufzutischen hatte. Natürlich war in den letzten Jahren immer wieder die ein oder andere lustige Situation zustande gekommen, doch wahrscheinlich war das nicht mit Storys aus Tonys oder Rhodeys Jugend zu vergleichen.
„Dass ich nicht auf euch angesetzt wurde wundert mich.", gab die Rothaarige sarkastisch dazu. Ich schenkte ihr lediglich ein freches Grinsen, was sie dazu brachte mir ihre weißen Zähne zu zeigen, als habe sie vor mich gleich zu beißen. Im Augenwinkel nahm ich wahr wie Happy sich ungeschickt mit einer vermutlich stark angetrunkenen Frau über die Tanzfläche bewegte. Ihr überbreites Strahlen galt wohl mehr der Tatsache, dass sie wohl schon viel zu viele leere Gläser zu verzeichnen hatte, denn an Happys Führungsstil konnte es unmöglich liegen. Er hatte, auch wenn er seine Aufgabe als Sicherheitschef recht ernst nahm, das ein oder andere alkoholische Getränk bestellt.
Auch Tony und Pepper waren verschwunden, allerdings konnte ich sie in eher romantische Stimmung versetzt auf dem Balkon ausmachen, der direkt an die Fensterfront anschloss. „Rhodes, ich glaube diese Dame dort hinten hätte gerne, dass du ihr einen Drink ausgibst.", machte Natasha ihn auf eine Frau etwas entfernt von uns an der Bar aufmerksam. Er riss sich aus seiner Verwirrung und folgte ihrem Blick. Tatsächlich sah die Frau sehr interessiert an Rhodey aus. Lange, glatte braune Haare, freundliche Augen, hübsche Figur, gebräunte Haut, schwarzes Cocktailkleid und ein süßes Gesicht.
„Also eigentlich plante ich nicht euch allein zu lassen.", gestand er und schob die eine Hand, die nicht das Glas umfasste in die Tasche seines Jacketts. „Oh mach dir keine Sorgen um uns. Wir finden Beschäftigung.", damit schenkte Natasha mir kurz einen Intensiven Blick und lächelte Rhodey übertrieben freundlich an. Ein wenig wirkte es so, als würde sie ihn bewusst abwimmeln wollen, während sie ihr Glas leerte. Kurz sah er uns nochmal an um sicher zu gehen, dass es okay war, ehe er sich mit einem höflichen Nicken von uns verabschiedete und sogleich zu der Frau hinüber spazierte.
„Wolltest du ihn loswerden?", schmunzelnd hebe ich eine Braue während ich Natasha meine Aufmerksamkeit widme. „Wenn ich jemanden loswerden will sieht das anders aus.", gab sie zu und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
„Wahrscheinlich würde ich es nicht bemerken." „Wenn ich nicht will, dass du etwas merkst, wirst du es auch nicht.", damit kam sie mir minimal näher, diesmal waren ihre Augen direkt in meine gerichtet. „Vermutlich.", gab ich zu und ließ mich auf den Blickkontakt ein. Natürlich würde es mir misslingen einen Starrwettbewerb gegen sie zu gewinnen, doch im Endeffekt reichte es mir einfach nur ihre Augen ansehen zu dürfen so lange wie ich wollte, ohne das es komisch wurde.
„Wie viel hast du getrunken, Natasha?", möchte ich vorsichtig wissen. „Vermutlich das doppelte wie du.", kurz musste ich lachen. Für mich war jetzt schon eine bestimmte Grenze erreicht und vermutlich würde ich nur noch Taumelnd ins Hotel kommen. Trotz, dass sie Hochprozentigeres und mehr getrunken hatte, wirkte sie dennoch voll bei Sinnen. Vermutlich lag das nicht nur am russischen Blut das durch ihre Adern floss. Stockbesoffen war sie vermutlich noch kein einziges mal gewesen seit ich sie kannte, lediglich gut angetrunken. Wenn ich das intus hätte was sie hatte würde ich mich vermutlich schon längst dämmrig am Boden wälzen.
„Warum willst du das wissen?", leicht neigte sie den Kopf zur Seite. „Reines Interesse.", damit rückte ich ihr etwas mehr entgegen sodass unsere Knie sich leicht berührten. „Interesse also.", auch sie verschmälerte den Abstand zwischen uns ein wenig und legte sanft ihre Hand auf mein Knie. „Hast du was dagegen einzuwenden", möchte ich unsicher wissen. Ihr Gesicht ist meinem gefährlich nah und die Chance das uns jemand sieht ist durchaus gegeben, doch im Endeffekt liegt es an ihr wie öffentlich wir damit umgehen würden. Die Schmetterlinge die in meiner Magengegend turnten waren sich mehr als nur einig, dass jegliche Zuneigung von ihr Ausnahmslos angenommen wurde, ganz egal wo.
„Nicht im geringsten.", ihr Tonfall wurde etwas verführerischer und ohne das ich die Wahl gehabt hätte es zu verhindern, wenn ich wollte, überbrückte sie die letzten freien Zentimeter und ihre weichen Lippen legten sich direkt auf meine. Mit einem Lächeln erwiderte ich die Geste und griff schon fast automatisch nach der Hand die noch immer auf meinem Knie ruhte. Ihre freie legte sich auf meine Taille, mit dem Daumen strich sie vorsichtig über den Stoff meines Kleides und zog mich näher zu sich. Die Schmetterlinge flogen Saltos und schlugen wie wild mit ihren hübschen Flügeln, ehe wir uns wieder voneinander entfernten. Kurz war noch ihr Atem auf meinen Lippen zu spüren, ehe sie nach meinem Glas griff, es mit einem Lächeln ansetzte und ohne mich aus den Augen zu lassen einen genüsslichen Schluck davon trank.
„Wir- wir sollten vielleicht ins Hotel.", schlug ich unsicher mit einem Blick auf die Uhr vor, die bereits Null schlug. Zustimmend nickte sie und ließ mich mein Getränk noch schnell leeren, ehe wir uns erhoben. Kurz strauchelte ich, doch sie schaffte es mich noch an der Schulter fest zu halten, obwohl sie selbst nicht sonderlich sicher auf den Beinen schien. „Geht ihr?", erschrocken drehte ich mich zu Pepper um, die uns angesprochen hatte.
„Ja, es ist schon spät.", antwortete ich. Zumal ich wirklich Bedenken hatte was Natashas Zustand anging. Bisher hatte sie mir in der Öffentlichkeit noch nicht in diesem Sinne Zuneigung gezeigt und das war äußerst untypisch. Zudem wirkte sie gerade mehr so als wüsste sie nicht wirklich, was um sie rum geschah, ihr Gesichtsausdruck ließ sie eher benebelt wirken. „Ich begleite euch.", entschloss sich meine Chefin und sammelte ihre Sachen ebenfalls ein.
Instinktiv bot ich Natasha meine Hilfe an, die sie erstaunlicherweise annahm und dadurch manövrierte ich die Russin gemeinsam mit Pepper sicher zum Hotel. Der Alkohol schien bei ihr gerade einen Punkt zu erreichen ab dem sie nur noch müder wurde. Pepper half mir sie aufs Zimmer zu bringen und überließ es mir der müden Natasha aus ihrem Kleid zu helfen und ein Shirt zu reichen.
Es dauerte keine zwei Sekunden, da war sie augenscheinlich bereits eingeschlafen. Nach kurzem umsehen erkannte ich die ältere Frau auf unserem Balkon, wie sie nachdenklich über Sydney starrte. Darauf bedacht leise zu sein, gesellte ich mich zu Pepper ans Geländer. Die funkelnden Lichter der Stadt flimmerten vor unseren Augen und genießend atmete ich die kühle Nachtluft ein.
„Natasha und du, ihr versteht euch gut, oder?", setzte sie an und sofort drehte ich mich alarmiert zu ihr. Verlegen fuhr ich mir durchs Haar. „Also sie ist eine tolle Ausbilderin.", versuchte ich einen Rettungsversuch zu finden.
„Oh bitte, Scarlett.", belustigt wandte Pepper sich von den Lichtern ab und sah mich an. „Mit Beziehungen am Arbeitsplatz kenne ich mich aus und ich bin auch definitiv nicht blind. Zudem war euer Kuss vorhin dann doch etwas verräterisch.", peinlich berührt sah ich zu Boden und dann durch die Fensterscheibe zu Natasha, deren Haare sich wie kleine Flammen auf dem Kissen verteilt hatten. Ihr Gesicht war uns zugewandt, die Augen geschlossen, ihre Muskeln wirkten entspannt und die Atmung ging regelmäßig. Ertappt sah ich Pepper wieder an.
„Vermutlich beruht es nicht auf Gegenseitigkeit.", gestehe ich unsicher und beginne mit meinen Fingern auf dem Geländer rum zu trommeln. „Wie kommst du darauf?", ich atmete ein paar mal tief ein und aus. „Sie- Das meiste was zwischen uns passiert, passiert wenn sie getrunken hat. Sie weigert sich eine feste Bindung einzugehen..", versuche ich meine Probleme zu erklären. Lange kann ich dem Blick meines Gegenübers nicht standhalten.
Pepper bleibt kurz ruhig und scheint über meine Worte nachzudenken. „Ich glaube mir sicher zu sein in dem was ich fühle, aber... Diese Missionen... Ihr anderer Job... Das besorgt mich... Für sie bin ich wahrscheinlich nur eine Ablenkung von allem anderen...", Peppers Blick wurde weich, als sie meine Sorgen hörte. Klang ich wirklich so Mitleidserregend? Es war verständlich. Natasha war nicht in meiner Reichweite. Eine Frau wie sie hatte mehr verdient als jemanden wie mich. Ich könnte ihr niemals das bieten was sie brauchte.
„Ich kenne Natasha nicht gut, aber ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Ich schätze sie tut sich schwer damit ihre Gefühle offen zu zeigen und Menschen nah an sich ran zu lassen. Mit ihrer Vergangenheit ist das auch nur allzu verständlich, doch wenn ich das richtig beobachte, bedeutest du ihr etwas, Scarlett. Seit ihr euch gut versteht wirkt sie ruhiger. Du tust ihr gut. Lass dich nicht entmutigen. Tony gab mir oft das Gefühl er würde mich nicht wertschätzen...", damit legte sie eine kleine Pause ein, ihre Worte klangen logisch und gaben mir tatsächlich ein wenig Hoffnung.
„Im Endeffekt konnte er seine Emotionen aber nur schwer zeigen. Vermutlich hatte er auch Angst vor einer Ablehnung. Gib sie nicht so schnell auf. Ich bin mir sicher ihr findet euren Weg zueinander.", die Stimme Peppers beruhigte mich. „Danke, Pepper.", damit nickte ich ihr mit einem Lächeln zu. „Ich sollte dann mal nach Tony sehen.", fiel ihr wieder ein und leise durchquerten wir den Raum zur Tür. Dort verabschiedete ich mich von meiner Chefin.
Nachdenklich vollführte ich meine Abendroutine. So schnell würde ich nicht aufgeben. Pepper hatte recht. Irgendwas musste Natasha einfach für mich empfinden. Selbst wenn es nicht dasselbe war, wie das was ich fühlte. Ich musste es nur herausfinden. Dass sie nach Russland reisen würde, würde mein Vorhaben erschweren, doch es würde mich definitiv nicht daran hindern die gemeinsame Zeit zu genießen und zu hoffen, dass die Rothaarige eines Tages wusste was sie fühlte und dazu stehen würde.
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