Chapter 3
„Du glaubst ja nicht, wie anstrengend sie ist !", rufe ich und lasse mich nach hinten fallen. Ich liege wie ein Seestern auf James Teppich in seinem Zimmer. An einem Teil der Wand, der mit Pappe und Zeitung abgehängt ist, genauso wie der Boden, sitzt mein bester Freund, eine Leinwand an die Zeitung gelehnt und tausend Farbtuben um sich herum aufgestellt. „Wenn ich Konter ist Sie still, aber sobald ich versuche höflich zu sein, gibt sie mir saures ! Tony und Miss Potts sind extrem nett, aber Natasha ist einfach nur Folter !"
James lacht leise und wechselt den Pinsel. „Warte doch erstmal ab. Ich bin mir sicher das renkt sich schnell wieder ein. Ihr müsst ein halbes Jahr fast täglich zusammen rumhängen. So schlimm wird es sicher nicht." „Tony meinte ich soll nicht so nett zu ihr sein, nach dem Prinzip wie du mir, so ich dir, aber das geht nicht, wenn ich das mache kann ich täglich mit der Kündigung rechnen.", ich seufze leise.
„Man jetzt lass dich nicht unterkriegen. Du bist noch in der Probezeit, aber verdienst mehr Geld als deine Eltern zusammen ! Das ist doch eine super Entlohnung und ein halbes Jahr geht schnell um. Ich schätze, dass es auch Natasha nerven würde, so lange nicht mit dir auszukommen. Ich denke am Ende werdet ihr euch gut verstehen." „Wenn du meinst...", ich seufze resigniert und beobachte seine Pinselstriche. Jeder einzelne ist wunderschön. „Im Stark Tower hängen lauter solcher Bilder. Ich schätze Miss Potts ist eine echte Kunstliebhaberin. Wenn es sich mal ergeben sollte zeige ich ihr deine Bilder.", verspreche ich ihm.
„Das wäre super lieb.", er strahlt mich an. Schmunzelnd rolle ich mich weiterhin über den weichen Teppich und wir beide hängen unseren eigenen Gedanken nach.
————
Am nächsten Morgen stehe ich allein vor dem Stark Tower. Nichtmal Happy wartet im Eingangsbereich um mich zu begrüßen. Seufzend lege ich meinen Daumen auf den Scanner und zeige einem von der Security meinen Tascheninhalt. Erstaunt sehe ich, wie Natasha an mir vorbei stolziert, ohne ein Wort zu verlieren. Der Security Mitarbeiter schickt mich weiter und verwirrt sehe ich ihr nach.
„Scarlett. Kommst du, oder bist du festgewachsen ?", ruft sie, ohne zurück zu blicken. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, ehe ich ihr schnell folge. Stumm stehen wir wieder vor dem Aufzug und warten. „Dir auch einen schönen guten Morgen.", murmele ich, als wir in dem Aufzug stehen. Natasha würdigt mich keines Blickes. Als sich die Türen wieder öffnen, legt sie wieder einen zügigen Schritt vor. Seufzend folge ich ihr.
Scheint nicht so, als würde sich heute irgendwas ändern. Als wir unser Büro betraten, stellte ich fest, dass Tony bereits darin wartete. „Hey." „Selber Hey.", erwiderte er und stand von Natashas Platz auf. „Also. Ich soll euch von Peps ausrichten, dass ihr so weiter machen sollt wie gestern. Habt nen schönen Tag.", meint er, klopft mir auf die Schulter nach dem Motto >Verlier den Mut nicht<, da verlässt er auch schon das Büro.
Natasha setzt sich an ihren Platz. „Wir fangen um 1 mit der Pause an. Du versuchst heute Morgen alles alleine zu machen, verstanden ? Alles was du nicht verstehst legst du hier auf den Stapel.", sie deutet auf einen freien Platz neben dem roten Ordner. „Darum kümmern wir uns dann nach der Pause." „Und was machst du ?", will ich wissen. Kurz sieht sie mich giftig an, dann lockert sich ihre Mimik leicht. „Schlafen.", ohne dem noch was hinzuzufügen, legte sie die Füße auf den Tisch und machte es sich auf dem Stuhl gemütlich, dann schloss sie die Augen.
Kurz starrte ich sie ungläubig an. Also das hätte ich nichtmal ihr zugetraut. Aber ich glaube Natasha zählte zu den Menschen die nicht gut einschätzen konnten, was angemessen war und was nicht. Ich seufze, ehe ich mich den Dokumenten widme. „Das hab ich gehört.", nuschelt Natasha. „Mir doch egal.", brumme ich. Kurz öffnet sie ein Auge und sieht mich genervt an. Unfassbar, wie sie das schafft ohne auch nur einen Mundwinkel zu verziehen.
Ich überfliege die ersten paar Dokumente und fange an, sie schonmal zu sortieren, ehe ich aufstehe um die ersten Ordner zu holen. So geht das eine ganze Weile. Ein paar Papiere lege ich auf den Stapel, damit ich Natasha später danach fragen kann. Da kommt mal wieder Tony ohne anzuklopfen ins Büro gerannt. Hämisch grinse ich leicht, als Natasha sich erschreckt, panisch die Füße vom Tisch reißt und dann erleichtert seufzt, als sie nur Tony sieht. „Lach nicht.", faucht sie zu mir. Unschuldig hebe ich die Hände. Tony sieht kurz zwischen uns hin und her, dann kommt er etwas mehr ins Zimmer.
„Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ihr was braucht. Pepper und Happy sind grad wieder da, also wenn ihr fragen haben solltet, könnt ihr rüber. Ach ja und Happy holt uns jetzt allen nen Kaffee, wollt ihr welchen ? Heiße Schokolade geht auch.", meint er. Unschlüssig sehe ich zu Natasha. „Einen Kaffe. Schwarz bitte.", brummt sie leise. „Für mich eine heiße Schokolade.", dankend sehe ich ihn an. „Fantastisch.", damit klopft er grinsend kurz auf den Tisch und verlässt den Raum wieder.
Natasha streckt sich leicht. „Also willst du nicht weiter schlafen ?", schlussfolgere ich aus ihrer Bestellung. „Eigentlich schon, aber es gibt nichts schöneres als einen bitteren Geschmack im Mund." „Findest du ?", sie sieht mich scharf an. „Ich bin Russin. Ich hab keine Grenzen.", ich lache leicht bei der Ernsthaftigkeit ihrer Worte und widme mich schmunzelnd wieder den Unterlagen. „Und Miss Columbia-NYU trinkt keinen Kaffee ?", ich sehe leicht auf. „Es schmeckt mir nicht. Warum sollte ich es dann trinken ?" „Wie steht's mit Alkohol ?", fragt Natasha. „Manches ja, manches nein.", sie nickt.
Kurz überfliegt sie den Stapel, den ich schon abgearbeitet habe. „Du bist weiter, als gedacht.", ich nicke leicht. „Ja, Miss Columbia-NYU kann auch schnell arbeiten.", meine ich etwas genervt. „Achte auf deinen Tonfall.", korrigiert sie mich. „Erst wenn du auf deinen achtest.", gebe ich zurück und sehe auf. Sie lächelt leicht. „So langsam lässt du dir Rückgrat wachsen. Gefällt mir.", damit streckt sie sich. Etwas erstaunt sehe ich sie an, schüttele dann den Kopf, während Natasha es sich wieder auf dem Tisch bequem macht um weiter vor sich hin zu dösen.
Zur Mittagspause hin hab ich den gesamten Stapel abgearbeitet, es fehlen nur noch die Sachen, die ich auf die Seite gelegt habe. „Der Kaffee-Service ist da !"; flötete Tony, als er erneut in den Raum rannte. Kurz sah er zu Natasha. Sie schien noch immer tief und fest zu schlummern. Dann sah er zu mir. Ich grinse schief, ehe ich unter dem Tisch nach Natasha Bein suche. Etwas zögerlich trete ich dagegen. Sofort tritt sie mir fest gegen das Schienenbein und wirft den Kopf hoch.
Finster starrt sie mich an. „Autsch !", fluche ich. Tony beginnt zu lachen. „Hach so langsam gefällst du mir, Scarlett.", er grinst. „Wir machen jetzt auch Pause. Ihr könnt natürlich gerne hier bleiben, aber wir freuen uns auch, wenn ihr zu Pepper ins Büro kommen würdet.", schlägt er vor.
„Kommt doch hier her, der Tisch hier ist größer.", meint Natasha noch immer etwas verschlafen. Ihre Stimme klingt rauer als sonst. Kurz streiche ich mir über die Arme, als ich die Gänsehaut bemerke. Tony überlegt, dann nickt er und stellt den Kaffee ab. „Ich hole die anderen.", wir nicken.
„Was sollte das ?!", faucht Natasha nun. „Du hast geschlafen, ich wollte dich wecken. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du mir dabei mein Bein zermalmen willst.", schnaube ich. Kurz starrt sie mich an, ehe sie aufsteht um den Tisch etwas frei zu räumen. Ich hole in der Zeit mein Essen raus und mal wieder fällt mir der Zettel von James entgegen. Ich muss grinsen. >Hey wünsche dir trotz dem rothaarigen Teufel nen schönen Tag, hab dich lieb<, steht da drauf.
„Was grinst du so dumm ?" „Willst du nicht wissen.", lache ich. Sie zieht eine Augenbraue hoch. „Dein Freund scheint lustig zu sein." „Er ist nicht mein Freund." „Habt ihr schonmal zusammen geschlafen ?", irritiert sehe ich sie an. Zählt das schon als sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz...? „Garnicht.", ich schaue sie erstaunt an. „Geküsst ?" „Nur auf die Wange." „Händchen gehalten ?" „Oft." „Im selben Bett geschlafen ?" „Mehrmals die Woche." „Klingt nach ner Blümchenbeziehung.", ich schaue sie weiterhin verwirrt an. „Es ist eine Freundschaft." „Bezweifle ich." „Was weist du schon über mich und meinen besten Freund ?", will ich genervt wissen. „Leider zu viel.", ich verdrehe entnervt die Augen.
„Lass das mit den Augen." „Du machst es doch auch." „Aus berechtigten Gründen." „Und wenn du mir etwas über die Beziehung zu meinem besten freund erzählen willst ist das kein berechtigter Grund ?" „Ganz genau.", sie grinst siegessicher. Genervt sehe ich sie an. Ohne groß nachzudenken, trete ich sie wieder unter dem Tisch. Keine Sekunde später tritt auch sie zu. Und so geht es weiter, immer schneller versuchen wir uns unter dem Tisch gegenseitig zu erwischen, und grinsen uns leicht an, bis Tony aufeinmal wieder in der Tür steht. „Also Happy und Pepper kommen jetzt.", berichtet er. Sofort halten Natasha und ich inne. Kurz sehe ich sie nochmal an. Ihr rechter Mundwinkel zuckt leicht nach oben, als sie den Blick erwidert.
Schmunzelnd lehne ich mich zurück. „Ich geh noch kurz Stühle holen.", informiert Tony uns. Ehe ich mich versehe, greift Natasha nach dem Zettel von James, mein Herz bleibt stehen, als sie mich mit einem Todesblick ansieht. Dann grinst sie. „Rothaariger Teufel hm ? Gefällt mir.", sie grinst, schnippt mir den Zettel entgegen. Ungeschickt fange ich ihn auf und eingeschüchtert widme ich mich wieder meinem Essen.
Etwas später kommen auch endlich Happy, Pepper und Tony. Zu fünft setzen wir uns um den Tisch drumherum. Pepper erkundigt sich nach unseren Fortschritten, Tony macht dumme Witze, Happy erzählt wie er einen Kerl ausgeschaltet hat, Natasha verdreht unbeeindruckt die Augen, ich lache relativ viel. Eigentlich ist es ganz schön. Trotz, dass es mein zweiter Tag hier ist und Natasha nicht gerade der freundlichste Mensch auf Erden, fühle ich mich hier wirklich willkommen.
Nach einer halben Stunde gehen die anderen wieder, weil sie noch etwas erledigen müssen. Natasha und ich haben noch ein wenig Pause. „Was machst du gerne in deiner Freizeit ?", will ich an Natasha gewandt wissen. „Wieso interessiert dich das ?" „Weil ich denke, dass wir wenigstens versuchen sollten uns kennenzulernen." „Ist ne dumme Idee." „Findest du ?" „Definitiv.", kurz ist es still. Ich sehe sie weiterhin erwartungsvoll an. Dann gibt sie sich geschlagen. „Ich lese. Ich lerne Sprachen, tanze, oder mache Sport." „Was für Sport ?" „Kampfsport.", ich nicke.
„Also Tanzen und lesen hätte ich dir nicht zugetraut.", sie kneift die Augen zusammen und mustert mich böse. „Dann erzähl du mal." „Nicht viel jedenfalls. Ich gehe spazieren, spiele Klavier, sammle Topfpflanzen und schaue James beim
malen zu." „Er malt ?" „Wie Picasso höchst Persönlich.", ich grinse. „Klingt langweilig.", schnaubt sie. „Deine Rentner Line-Dance Gruppe klingt langweilig.", Konter ich. „Ich tanze kein Linedance." „Und was dann ?" „Ballett.", es war ja schon immer sehr still im Büro, aber genau jetzt hörte man kein Geräusch.
Niemals würde ich der schroffen Natasha Romanoff eine Tanzart mit so viel Sanftmut und Ruhe zutrauen. „Glaub es ruhig.", brummt sie und scheint schon es zu bereuen, das erzählt zu haben. „Macht es dir denn Spaß ?", will ich wissen. Kurz sieht sie mir direkt in die Augen. „Nein." „Warum machst du es dann ?" „Geht dich nichts an." und damit ist es wieder still im Raum.
Den Rest der Pause über bearbeitete ich weiter den roten Ordner ich war gestern Abend nochmal her gekommen und hatte ein großes Stück weiter gemacht. Sogar Natasha war etwas beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns gut verstanden. Ich hatte keine Angst zur Arbeit zu gehen, ich fand die Art der Konversation, die ich mit ihr hatte einfach interessant. Wir beleidigten uns nicht direkt, aber Hauptsächlich konterten wir.
Nach der Pause starteten wir damit die Dokumente durchzugehen, mit denen ich nichts Anfangen konnte und Natasha holte mir netterweise wieder einige Ordner vom Regal, die für mich zu weit oben waren. Früher als gedacht waren wir fertig mit unserer Arbeit und ich begann weiter den Ordner zu studieren. Natasha blieb noch. Jedoch wusste ich nicht wirklich warum. Heute Abend stand keine Besprechung mit Pepper an, aber sie blieb auf ihrem Stuhl sitzen und las in der Zeitung, die Pepper beim Mittagessen liegen gelassen hatte.
„Warum bist du eigentlich noch hier ?", möchte ich nun etwas zögerlich wissen, als es schon eine Stunde nach unserem regulärem Arbeitsende ist. Sie sieht von der Zeitung auf und mustert mich. „Nur so.", ich runzle die Stirn. „Also du kannst auch gehen, wenn du magst..." „Wer sagt denn, dass ich wegen dir hier bin ?" „Keine Ahnung, aber welchen Grund hättest du sonst ?", nun sieht sie mich mit ihren grünen Augen intensiv an. „Ich soll dir für deine Fragen zur Seite stehen und entweder gehe ich heim und du bombardierst mich morgen, oder ich mache mir heute einen schönen, ruhigen Abend mit der Zeitung.", sie hält das Papier hoch.
Ich beginne zu lächeln, als ich realisiere, dass sie nur hier bleibt, damit ich sie sofort fragen kann, wenn was ist. „Du hast die Seite schon zum dritten mal gelesen.", merke ich an. „Aber noch nicht Rückwerts.", sie grinst. „Hast du es schon von oben nach unten versucht ?" „Das war die Nummer Zwei." „Und das Kreuzworträtsel ?" „Hat Pepper schon gemacht.", zu Bestätigung zeigt sie mir das ausgefüllte Rätsel. Leise kichere ich.
„Also wenn du magst, ich schleppe eigentlich immer ein Buch mit mir herum.", meine ich und hole eines aus meiner Tasche. „Was ist das für eines ?" „Lies es einfach.", ich lächele sie an und reiche ihr das Buch, dass ich nahezu täglich mit mir rumschleppe. Es ist eines meiner Lieblingsbücher. Immer, wenn ich mal Zeit habe, lese ich ein wenig darin, obwohl ich es bereits auswendig kann.
Schulterzuckend klappte Natasha die Zeitung zusammen und legte sie auf die Seite, ehe sie nach dem Buch griff. Auch die folgenden zwei Stunden verbrachten wir schweigend. Hin und wieder beobachtete ich Natasha, wie sie einfach nur einen Blick aus dem Fenster warf und nachdachte. Das liebte ich an diesem Buch. Es brachte einen dazu über sich, seinen Platz in der Welt und das Leben nachzudenken. Alles zu hinterfragen und wenn man es durch hatte, dann fühlte man sich besser. Irgendwie erleichtert und freier.
Natasha schaffte es nicht das Buch fertig zu lesen. Sie war noch nichtmal bei einem Viertel angekommen, als ich meinen Kram zusammen raffte. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, ich hatte Hunger und war wirklich müde. „Hier, dein Buch.", meinte sie und reichte es mir. „Ich lasse es einfach hier liegen. Du kannst morgen ja weiter lesen, wenn du magst.", meine ich und lege es ans Tischende. Natasha nickt leicht und streicht sich noch eine rote Locke zurück.
„Schlaf gut.", rufe ich ihr noch über die Schulter zu. Wie erwartet folgt darauf keine Antwort und leicht lächelnd laufe ich aus dem Stark Tower und schlage meinen gewohnten Heimweg ein.
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