Chapter 29
„Jetzt hör auf dir Gedanken zu machen, das Kleid sieht toll aus.", ein klein wenig genervt klang Natasha doch, als sie das aussprach, immerhin stand ich nun schon bestimmt ein paar Minuten vor dem Spiegel und drehte mich nachdenklich hin und her. Doch tatsächlich lag das nichtmal zwingend am Kleid. Es stand mir tatsächlich relativ gut, doch viel mehr hatte ich mir überlegt, ob es etwas wäre das ihr gefallen würde.
Es war ein dunkelgrünes Kleid das relativ eng anlag, aber ab der Taille locker bis zu den Knien fiel. Die Schultern lagen frei und meine Haare wellten sich nur knapp bis zu den Schlüsselbeinen. James schnitt mir relativ regelmäßig meine Haare, meistens bis knapp über die Schultern, aber in der letzten Zeit hatten wir es etwas vernachlässigt, sodass sie jetzt auf meiner blassen Haut aufkamen. Schlecht sah es keineswegs aus, aber war das genug? Genug für jemanden wie Natasha?
Diese befand sich tatsächlich nichtmal im Raum. Vermutlich hatte sie einfach nur meinen Schatten vor dem Spiegel gesehen, denn die Russin befand sich hinter der halboffenen Tür im Bad und hatte sich soeben auch fertig gemacht.
Tatsächlich hatten wir erst Mittwoch, doch Tony war praktisch zu unserem Restaurant und Bar Insider geworden. Nur ein paar Meter die Straße runter befand sich eine beliebte Bar, die eher für die Oberschicht ausgelegt war. Dementsprechend schick waren wir auch gekleidet. Selbst Rhodey hatte angekündigt, dass er seinen Anzug aus dem Koffer holen würde. Wir waren in zehn Minuten in der Lobby verabredet, da wir Tony brauchen würden um überhaupt in die Bar zu kommen. Für das Ende unserer erfolgreichen Woche war jetzt schon die Bar im Hotel eingeplant.
Bisher waren unsere Termine erstaunlich gut verlaufen. Pepper hatte einen Haufen an Verträgen unterzeichnet für neue Ressourcen, als auch für Import und Export. Zudem standen für den Rest der Woche noch einige Treffen mit bereits langjährigen Vertragspartnern an die mehr der beruflichen Beziehung zueinander dienten.
Daher hatten wir uns den heutigen Abend als kleine Pause dann doch etwas verdient. Allerdings war es mir seit meinem Eingeständnis am ersten Abend immer schwerer gefallen die aufkeimenden Schmetterlinge zu unterdrücken, wenn die Rothaarige sich mir näherte, mir in die Augen sah, oder mich mit ein paar Küssen geschickt dazu überredete trotz meiner Müdigkeit ihr noch den letzten Rest meiner Aufmerksamkeit zu schenken. Durch die abkühlenden Temperaturen war das Tragen von dünnen Schals oder Rollkragenpullovern mittlerweile nicht ganz so auffällig, was es uns etwas erleichterte Tonys Kommentaren auszuweichen zumal es ja auch noch sowas wie Make-up gab.
Selbstverständlich genoss ich ihre Berührungen mit jedem Zentimeter meines Körpers, doch im Endeffekt wirkte Natasha wie das Sinnbild der Perfektion. Optisch wäre sie für jeden Künstler die beste Muse die man bekommen konnte, doch nicht nur das, auch ihr Charakter gab meinen Nerven den Rest. Sie wirkte unglaublich stark und mutig, machte sich nicht klein und scheute sich nicht vor der Wahrheit, doch genauso gut konnte sie jeden an der Nase herumführen um zu bekommen was sie wollte und hin und wieder zeigte sie sogar eine sanfte, zutrauliche Seite mit der sie mich direkt ins Herz traf.
Die grünen Augen schimmerten wie die schönsten Smaragde, wie die hellsten Sterne und die glitzerndsten Wellen. Wie blutroter Honig flossen ihre Haare hinab auf ihre Schultern, die Farbe glich einem toxischem Warnsignal das doch viel zu verführerisch war als das man sich daran halten konnte.
Es wäre vergleichbar mit einem Wunder, dass sie mich auswählen würde. Mit den mausbraunen Haaren, den matten grünen Augen und der pigmentlosen Haut. Im Gegensatz zu mir hatte sie Muskulatur, jede Bewegung von ihr wirkte perfekt, wie ein wunderschönes Zusammenspiel der verschiedenen Körperteile. Als würde sie jedes Muskelzucken vor dem Spiegel perfektionieren bis selbst ein simples Nicken wirkte wie eine unglaublich edle und flüssige Bewegung. Daneben wirkten meine unbeholfenen und umkoordinierten Handgriffe wie die eines Kindes das gerade zum ersten mal versuchte nach etwas zu greifen.
In der Größe unterschieden wir uns kaum, doch sie lief mit stattlicher, gerader und anmutiger Haltung während ich mich immer wieder darauf besinnen musste die Schultern zu straffen und meine Wirbelsäule nicht in sich zusammen sacken zu lassen. Wenn sie einen Raum betrat galt die ganze Aufmerksamkeit allein ihr, wenn ich einen Raum betreten würde, würde es kaum auffallen so unbedeutend wirkte meine Persönlichkeit und trotzdem schien sie gerne bei mir zu sein.
Auch wenn ich keineswegs das war, was sie verdiente und ihr nicht das Wasser reichen konnte verschwendete sie ihre Zeit mit meiner unbedeutenden Persönlichkeit.
„Ich sagte doch du siehst gut aus.", erschrocken zuckte ich zusammen, fasste mir den Puls kontrollierend Richtung Halsschlagader und drehte mich zu ihr um. Kurz klappte mein Kiefer hinab, ehe ich ihn geräuschlos wieder schloss. „D-danke.", das breite Schmunzeln auf Natasha Gesicht entging mir keineswegs. Ich hatte mich vollkommen in meinen Schwärmereien für sie verloren sodass ich nichtmal im Ansatz bemerkt hatte, wie sie hinter mich getreten war um mich wissend zu erschrecken.
„Das kann ich nur zurückgeben.", kam es mit etwas beruhigter Tonfall von mir. Allerdings war es gelogen. Sie sagte ich sähe gut aus. Doch sie sah wirklich fantastisch aus. Mit dem silbrig-grauen Kleid das sich an ihrem Körper bis zur Mitte der Oberschenkel hinab wand und die Schlüsselbeine großzügig aussparte raubte sie mir fast den Atem. Die roten Locken wellten sich geschickt über die linke Schulter nach vorne und mit dunkler Wimperntusche stach ihre Augenfarbe noch extremer hervor.
„Stark wartet sicherlich schon.", ließ sie mich wissen und nickte zur Tür hinüber. Schnell riss ich mich aus der Starre, griff nach meiner Tasche und folgte ihr schleunigst aus dem Zimmer hinaus. Während wir über den Flur liefen hakte sie sich bei mir ein was mein Herz erneut zum beben brachte. Auch während wir nach reichlichen Komplimenten der Herren zur Bar aufbrachen, löste sie die Position nicht und es war ein verdammt gutes Gefühl sie an meiner Seite zu wissen.
In der Bar angekommen stellte ich fest das es viel mehr ein Nachtclub mit hohem Dresscode war als eine normale Bar. Zumindest flackerten bunte Lichter, künstlicher Nebel schlich sich über die Tanzfläche und zwischen den sich rhythmisch bewegenden Körpern schoben sich hin und wieder ein paar Kellner hindurch die Drinks verteilten. Peppers Gesichtsausdruck verriet sofort, dass sie nicht gewusst hatte was für einen Laden Tony ausgedeutet hatte während Rhodey und Tony selbst begeistert wirkten.
Noch bevor wir uns absprechen konnten was wir nun tun würden, schwebte einer der Kellner an uns vorbei. Als er verschwunden war hielten wir alle ein süßlich riechendes Shotglas in der Hand. Kritisch roch ich unter Beobachtung von Natasha daran. Diese nippte kurz an ihren, ehe sie ihn austrank und auf der Theke abstellte. Sofort sehe ich sie neugierig an. „Lass mich das machen.", damit klaut sie mein Glas und stürzt es ebenfalls hinunter. „Das hätte dir vermutlich nicht geschmeckt.", damit grinst sie frech und wir folgen den anderen an die Bar hinüber.
„Also denkst du, dass du schon weißt was mir schmeckt und was nicht?", neckisch sehe ich sie an. „Praktisch trinken wir mehr zusammen als das wir arbeiten.", stellt die Russin fest, was mich augenblicklich zum lachen bringt. Ein sehr treffender Kommentar. „Du magst am liebsten alles was mit Wein zutun hat, am liebsten Rotwein.", damit schiebt sie mir die Getränkekarte zu und tippt auf die Spalte in der die verschiedenen Weinsorten aufgelistet sind. Mit dem Zeigefinger tippt sie auf eine Sorte. „Der wird dir schmecken.", prophezeit sie. „Wird er?" „Vertrau mir." „Sicher, dass mich das bei deinem riskanten Lebensstil nicht ins Grab bringen wird?", kurz entkommt ihr ein belustigtes Prusten ehe sie zu mir hinüber sieht.
„Nein absolut nicht, aber das Risiko musst du wohl eingehen." „Ich gehe es gerne ein.", kommt es recht schnell von mir. Ein wenig überraschte mich mein Kommentar gerade selbst, doch für ein paar Sekunden sahen wir uns in die Augen.
„Was wollen die Damen trinken?", Tony erschien zwischen uns und legte sowohl Natasha, als auch mir eine Hand auf die Schulter. Das breite Grinsen auf dem Gesicht als wüsste er exakt in welchen Moment er gerade geplatzt war würde man wohl nicht so leicht weggewischt bekommen. Doch die Rothaarige fing sich erstaunlich schnell und hob die Karte an und tippte auf den Wein den sie für mich ausgesucht hatte. „Den Wein für Scarlett und ich nehme einen long Island ice tea." „Aber selbstverständlich.", mit einer angedeuteten Verbeugung verschwand Tony um zu bestellen.
Nun gesellte Rhodes sich zu uns. „Tony kann anstrengend sein, nicht wahr?" „Oh sag das nicht mir. Stark ist niemand in dessen Dunstkreis ich mich freiwillig aufhalte, aber Scarlett mag ihn.", damit leitet Natasha den Soldaten praktisch an mich weiter. „Also raubt er dir noch nicht jeden Nerv? Du hast Durchhaltevermögen.", stellte er mit einem Grinsen auf den Lippen fest. „Tony ist eigentlich ganz witzig.", erkläre ich. „Uhhh sagte da jemand Tony ist witzig?", damit erschien der Milliardär wieder neben mir und legte seinen Arm um meine Hüfte.
„Du hast dich verhört Stark, wir reden über einen anderen Tony.", kommentiert Natasha trocken und nimmt das Glas an das neben ihr auf den Tresen gestellt wird. „Muss ein wirklich toller Kerl sein.", selbstverliebt grinst er und winkt Happy und Pepper zu uns hinüber. Alle haben nun ihre Drinks in den Händen und mit einem fragenden Blick und dem Glas in der Hand sehe ich zu Natasha die mir mit einem ermutigenden Zwinkern zunickt. „Okay also dann auf den sehr lustigen Tony von dem Romanoff erzählt hat.", damit hebt der Narzisst sein Glas in die Höhe. Alle anderen tuen es ihm gleich, Natasha untermalt es noch mit einem Augenrollen.
Nach dem ersten Schluck aus meinem Weinglas stellt sich heraus, dass es wirklich sehr gut schmeckt und überrascht sehe ich Natasha an. „Wie ich schon sagte. Ich kenne dich besser als es dir lieb ist.", raunt sie zu mir hinüber, ehe sie sich wieder etwas von mir entfernt. Fasziniert verfolgen meine Augen die Bewegung mit der sie sich eine Strähne hinters Ohr streicht. Sollte ich diese Ausbildung unter ihrer Leitung überstehe wäre ich vermutlich eine Überlebenskünstlerin.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top