Chapter 15
Verschlafen stolpere ich durch den Flur. Süchtig nach dem Geruch von heißer Schokolade, taumele ich in die Küche und bleibe am Türrahmen stehen. James schaut auf, als er mich sieht beginnt er breit zu grinsen. „Was.", brumme ich noch immer im Halbschlaf. „Hast du heute schon in den Spiegel geschaut ?", möchte er wissen. Verdutzt sehe ich ihn an. „Soll ich eigentlich für drei Leute decken?", möchte er wissen. Sein Grinsen wird immer breiter. „Für.... Drei ?", verwirrt sehe ich ihn an, während ich meine Tasse mit dem warmen Getränk an die Lippen setze und einen großen Schluck nehme.
„Oh Gott, ich wollte euch ja abfüllen, aber nicht so sehr.", er lacht. „Was meinst du mit....", da fällt es mir wieder ein. Natasha war gestern Abend da... Ich reiße die Augen auf und bin sofort hellwach. Schnell sehe ich an mir hinab und bemerke, dass ich immer noch meine Jogginghose und den BH trage. Ich stelle die Tasse wieder auf die Theke und höre noch das gemeine Kichern von James, während ich bereits in mein Zimmer flitze und abrupt im Türrahmen stehen bleib. Tatsächlich, da liegt Natasha.... Scheiße.
So schnell ich kann ziehe ich mir ein paar frische, ordentliche Klamotten aus meinem Schrank und husche damit auf dem Arm in die Küche. „Wenn sie aufwacht, horch sie aus, was sie von gestern noch weis.", zische ich. Mein bester Freund nickt schmunzelnd und trinkt weiter seinen Kaffee. „Ich decke dann mal für drei nehme ich an ?" „Mach was du willst, ich geh duschen.", damit rausche ich wieder ab und sperre mich im Bad ein.
Die Klamotten lasse ich achtlos auf den Boden fallen und sehe nun, wie James es mir empfohlen hat in den Spiegel. „Verdammt Natasha...", zische ich, als ich die dunklen Flecken an meinem Hals sehe. Schnell löse ich den Haargummi aus meinen Haaren, der sowieso nur noch die nötigsten zusammengehalten hat und schon auf halbmast saß. Dann entledigte ich mich meiner Klamotten und sprang unter eine erfrischende Dusche.
Nach Fünfzehn Minuten unter der Dusche über den vergangenen Abend grübeln, trocknete ich mich ab, föhnte meine Haare, zog die frische Kleidung an und versuchte nun mit viel Schminke so unauffällig wie möglich die Flecken zu überdecken. Es ist nicht so, als ob ich es nicht genossen hätte, aber um Himmelswillen, ich hab keine Ahnung wie viel Natasha noch weis und wir gehen heute mit Pepper auf einem Termin....
Als ich nochmal zur Überprüfung meinen Kopf drehe und wende, seufze ich etwas resigniert. Dann kämme ich nochmal durch meine Haare, werfe meine benutzte Wäsche in den Wäschekorb und komme endlich wieder aus meinem Bad. Natasha sitzt im Schneidersitz auf meinem Bett, die zerzausten Haare fallen ihr leicht ins Gesicht und sie macht irgendwas an ihrem Handy. „Morgen.", begrüße ich sie unsicher.
Sofort sieht sie auf. „Hey.", meint sie leise, doch ihre raue Morgenstimme jagt mir, wie auch in Wellington einen Schauder über den ganzen Körper. „Hast du gut geschlafen ?", will ich wissen, während ich meinen Kleiderschrank öffne. „Kann man so sagen.", murmelt Natasha. „Ich glaube wir haben nicht genug Zeit, dass du nachhause kannst um dir noch was zum anziehen zu holen. Wenn du magst, kannst du was von mir haben.", biete ich ihr an. „Bedien dich einfach, ich geh schonmal zu James in die Küche, wo das Bad ist weist du ja.", meine ich. Natasha sieht kurz auf die Uhr, ehe sie nickt und aufsteht.
Kurz wandert ihr Blick meinen Körper ab um vermutlich nach Hinweise zu suchen, was gestern Nacht passiert ist. „Bis gleich.", meine ich schnell, ehe ich aus dem Raum flüchte. Ich atme erleichtert aus, als ich mich zu James an den Tisch setze. „Sie zieht sich gerade um.", murmele ich. „Ah. Weis sie, was passiert ist ?", will er wissen. „Ich glaube nicht.", ich seufze etwas erleichtert auf. „Also ich kann eins und eins zusammenzählen, aber nur, damit ich nichts falsches vermute, was ist denn zwischen euch passiert ?", fragt er, während er in sein Brötchen beißt.
„Also im Grunde genommen ist nichts passiert, zumindest nicht das, was du denkst.", entschuldigend hebt er kurz beide Hände, ehe er mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkt. Ich ordne kurz meine Gedanken und sehe über die Schulter in den Flur um sicher zu gehen, dass Natasha nicht gleich reinplatzt. „Also...", ich lehne mich vor und sehe James in die Augen. „Irgendwie haben wir geflirtet. Und naja....", mir steigt die Röte ins Gesicht. „Wenn du noch länger rumdruckst ist sie gleich hier.", brummt er. „Wir haben nicht miteinander geschlafen und uns nicht geküsst.", fasse ich zusammen. „Also hat sie einfach nur deinen Hals malträtiert ?" „So in etwa.", murmele ich leise. James lacht. „Klingt nach einem Interessanten Abend.", sofort trete ich ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein, ehe ich mir selbst ein Brötchen nehme und beginne es aufzuschneiden.
„Wirst du es ihr sagen ?" „Im Leben nicht. Wenn sie es selbst rausfindet ist es okay, aber ich sag dazu kein Wort.", verspreche ich. „Ich glaub sie mag dich, Scarlett. Ganz egal was du sagst oder denkst." „Alle Annäherungen ihrerseits sind unter Einfluss von Alkohol geschehen. James, ich glaube eher, dass sie einfach nur gerne flirtet und bei Alkohol etwas hemmungsloser wird als ohnehinschon." „Gönn dir doch auch mal was. Mach dir auch mal Hoffnungen Scarlett. Wenn du jeden Keim erstickst bevor er an die Oberfläche kann, dann wirst du eine ganze Menge in deinem Leben verpassen.", nachdenklich sehe ich ihn an. „Mag sein, aber ich lasse mir nicht von ihr das Herz brechen." „Also gibst du zu, dass du was für sie empfindest ?", mal wieder werde ich rot wie eine Tomate. „Ich glaube man kann bisher nur von Schwärmen sprechen.", flüstere ich leise. „Das wird schon noch mehr, das verspreche ich dir.", er lacht laut auf.
„Morgen.", sofort drehe ich mich um. Natasha kommt mit einer hellblauen Bluse von mir und dem wohl einzigen schwarzen Lederrock den ich besitze zu uns an den Tisch. „Du hast einen Rock gefunden ? In Scarletts Schrank ?!", James starrt Irritiert auf das Kleidungsstück. „Ich bin selbst überrascht.", gebe ich lachend zu. „Ich trage ja nicht mal Röcke." „Dann kommt auch niemand auf die Idee, dass die Klamotten dir gehören.", fasst Natasha zusammen und setzt sich neben mir an den gedeckten Platz.
„Kaffee oder heiße Schokolade ?", bietet James ihr an. „Kaffee. Schwarz.", damit schiebt die Rothaarige ihm ihre Tasse zu. „Wir müssen in Fünfzehn Minuten Los.", lasse ich Natasha wissen. Sie nickt verstehend. „Ich hab euch was zu Essen eingepackt.", damit nickt James zu den zwei braunen Tüten. „Weist du was James ? Ich liebe dich.", ich lache. „Weis ich doch, Süße.", er zwinkert mir frech zu und wieder trete ich ihn leicht unter dem Tisch. „Läuft ja immer besser in euerer Beziehung.", merkt Natasha an, wobei sie wieder den rechten Mundwinkel leicht zu einem Lächeln verzieht. „Wie oft noch, wir sind nicht zusammen.", grinse ich.
„Sicher nicht ? Wir wären ein tolles Paar.", James legt ein selbstverliebtes Lächeln auf. „Klappe, Idiot." „Schimpfwörter ? Sowas kennst du ?", erstaunt sieht meine Kollegin mich an. Ich rolle mit den Augen und schiebe mein Besteck auf den leeren Teller. „Ihr könnt ja weiter über mich lästern, ich geh Zähneputzen.", damit stehe ich auf und lasse die beiden alleine. Ob das eine gute Idee war, weis ich noch nicht so ganz.
Als ich im Bad fertig bin, packe ich meine Tasche und trete wieder auf den Flur hinaus. Natasha hat von mir eine Tasche bekommen in der jetzt ihre Kleidung vom Vortag verstaut ist, als auch vermutlich das Frühstück das James für uns gemacht hat. Dieser zieht sich gerade seine Schuhe an und wirft sich den Mantel über. „Sicher, dass es mit dem Rock nicht zu kalt wird ?", will ich vorsichtshalber von Natasha wissen. „Ein bisschen Kälte stört mich nicht.", winkt sie ab. Nachdem ich mich auch fertig angezogen habe, macht James das Licht aus und kontrolliert nochmal die Fenster, ehe wir zu dritt die Treppen unseres Wohnhauses hinabsteigen.
James erzählt ein bisschen was, was in den letzten Tagen bei ihm in der Firma los war, während Natasha hin und wieder was von unseren Terminen von Wellington erzählen. An einer Kreuzung muss mein bester Freund uns verlassen und trottet in eine andere Richtung davon, während wir weiter zum Stark Tower schlendern. „Es soll heute regnen.", bemerkt Natasha, als sie kurz in den Himmel schaut und die schweren, grauen Wolken über uns beobachtet. „Das ist auch schon längst überfällig, wir haben bald Anfang Herbst, so schwer kann es doch nicht sein, dass es mal Regnet.", ich muss lachen.
Endlich sind wir beim Stark Tower angekommen. „Guten Morgen die Damen.", erstaunt sehe ich von den Treppenstufen auf. „Hey Tony.", begrüße ich ihn fröhlich. „Moment, eine Sekunde. Romanoff, wohnst du nicht irgendwo dort ?", planlos zeigt Tony in eine Richtung. „Und wieso kommt ihr zusammen ?", will er grinsend wissen. Fast schon panisch ziehe ich den Kragen meines Oberteils etwas höher aus Angst, dass man die Flecken erkennen könnte. „Ich hab mir einen Kaffee geholt, da vorne, um die Ecke und auf dem Weg Scarlett getroffen.", meint Natasha und zeigt ebenso ziellos wie Tony irgendwo hinter sich.
„Und wo ist dein Kaffee ?", fragt Tony, während wir gemeinsam die nächsten paar Stufen hoch gehen. „Leer getrunken.", irritiert sieht Tony meine Begleiterin an. „So schnell ?", er zieht anerkennend eine Augenbraue hoch. In der Eingangshalle treffen wir auf Happy, der wieder meine Tasche abchecken will, doch Tony bedeutet ihm das zu lassen. „Mal ehrlich Happy, was soll Scarlett uns bitte tun ?", fragt der Milliardär grinsend. Zu viert betreten wir also den Aufzug. „Hattet ihr einen erholsamen Sonntag ? Wenn ich noch die Firma leiten würde, hätte ich euch heute frei gegeben, aber Pepper hatte den Termin heute schon vor Monaten fest gemacht.", seufzt Tony leicht genervt. „Alles gut, der Sonntag war....", kurz sehe ich Natasha an. „Interessant.", beende ich meinen Satz.
Nun bemerke ich den Blick der Rothaarigen auf mir. Im richtigen Stockwerk steigen wir aus und laufen zu den Büros hinüber. „Scarlett und ich kümmern uns kurz um die Unterlagen, Pepper soll einfach Klopfen, wenn wir gehen müssen.", informiert Natasha Tony. Dieser nickt und während wir unser Zimmer betreten, läuft er mit Happy weiter den Gang hinab Richtung Pepper.
Ich bemerke immer mal wieder Natashas intensiven Blick auf mir, während wir die Dokumente sortieren und den Kalender durchgehen. Während ich alles für das Meeting gleich vorbereite, stellt Natasha die Ordner, die wir mit nach Wellington genommen haben, wieder zurück ins Regal. „Ich bringe dir deine Klamotten morgen wieder mit.", verspricht sie, nachdem wir eine halbe Stunde nichts gesagt haben. „Ist gut, so schnell brauche ich die nicht wieder.", winke ich ab und klappe den Ordner zu an dem ich gerade saß.
Kurz darauf klopfte es auch schon, woraufhin wir alles Zusammenräumten und gemeinsam mit Pepper und Happy das Büro verließen. Zu viert stiegen wir in den schwarzen Wagen und fuhren von Termin zu Termin. Dank Natasha stellte ich mich wie immer nicht ganz so blöd an und es lief ziemlich gut. Nachdem wir das Gebäude verlassen hatten, beschlossen Happy und Pepper sich zum Essen mit Tony bei einem Italiener zu treffen. Da Natasha und ich aber bereits Essen dabei hatten, baten wir Happy uns ein paar Blöcke vom Tower entfernt raus zu lassen.
Genau in der Sekunde, als die Autotür hinter Natasha ins Schloss fiel, begann es zu nieseln. Ich seufzte uns starrte leicht wütend die Wolken an. „Verdammt, wir hätten den Schirm von Happy nehmen sollen.", brumme ich und sehe etwas wehmütig dem schwarzen Wagen hinterher. „Daran kann man jetzt auch nichts mehr ändern.", damit laufen wir gemeinsam den Bürgersteig entlang.
Je länger wir unterwegs sind, desto mehr beginnt es zu regnen und als wir die Stufen vom Tower Hochrennen, halte ich mir bereits meine Tasche über den Kopf, da es schüttet wie aus Eimern. In der Eingangshalle wringe ich erstmal meine Nassen Haare aus. Lachend sieht Natasha mich an. „Du siehst aus, als wärst du in einen Pool gesprungen.", bemerke ich, als ich ihr Aussehen registriere. Ich fange ihren Blick auf und bemerke, wie ihre Augen sich ganz kurz weiten, als sie mich ansieht. Sie wollte anscheinend etwas sagen, doch ohne, dass ein Wort ihren Mund verließ, klappte sie ihn wieder zu. „Alles gut ?", wollte ich belustigt wissen. Schnell schien sie sich wieder zu sammeln, nickte und stolzierte zum Aufzug. Verwirrt sah ich ihr hinterher. Ein schrecklicher Gedanke zuckte mir durch den Kopf. Mit nassen Fingern holte ich mein Handy aus der Jackentasche, aktivierte die Innenkamera und versuchte so unauffällig wie möglich meinen Hals anzusehen.
„Verdammt.", fluchte ich und fasste mir sofort an die Stelle wo das Make-up vom Regen weggewaschen worden war. Sofort steckte ich das Handy weg und verschwand mit meiner Tasche in einem der Badezimmer im Tower. So gut ich konnte, versuchte ich mich etwas trocken zu bekommen und danach meinen Hals zu retten. Es gelang mir mehr oder weniger gut. Man konnte bei genauerem Hinsehen noch dunkle Schatten erkenne, doch nur ganz minimal.
Etwas zufriedener verließ ich den Raum wieder. Jetzt war nur noch die Frage übrig, ob Natasha es gesehen hatte....
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