Chapter 10

Als ich wieder aus dem Bad komme, scheint Natasha zu dösen. Um sie nicht zu wecken ziehe ich mir ein großes, hellblaues Hemd von James über, nehme mein Handy und gehe auf den Balkon. Hinter mir schließe ich die Glastür und checke kurz die Uhrzeit. Dann wähle ich den Kontakt meines besten Freundes aus und halte das Handy an mein Ohr. „Hey Kleine !", freut James sich am anderen Ende der Leitung. Im Hintergrund höre ich Autos und man hört den leichten Wind aus den Lautsprechern. „Bist du grad auf dem Heimweg ?" „Jap. War ein langer Tag.", seine Stimme klingt erschöpft. „Tut mir leid, wegen mir musstest du gestern auch noch so früh aufstehen.", murmele ich etwas zerknirscht.

„Ach was, das ist schon okay. Manchmal muss es auch anstrengende Tage geben, sonst wäre das Leben ja zu einfach.", vor meinem inneren Auge stelle ich mir meinen besten Freund in seinem Mantel vor, wie er durch die Straßen von New York läuft, das Handy an sein Ohr hält und sich mit der freien Hand durch die schwarzen Locken fährt. Ich kenne ihn einfach zu gut nach so vielen Jahren Freundschaft.

„Wie geht es dir denn so ? Hattest du einen guten Flug ?", seine müde Stimme wandelt sich in Interesse und ich nicke unbewusst. „Ja, es war ganz okay. Das Essen war wirklich lecker und Tony hat mit mir irgendein Videospiel gespielt." „Klingt nicht so langweilig, wie du erwartet hast." „Ganz im Gegenteil, Natasha hat mich auf den Boden geschmissen.", meine ich lachend und streiche mir über die Seite, die noch etwas schmerzt. „Ouhhh womit hast du das verdient ?" „Ich wollte sie wecken. Sie hatte eine Strähne in den Wimpern hängen und nachdem sie beim Rütteln nicht aufgewacht ist, wollte ich sie ihr aus dem Gesicht streichen, da hat sie mich einfach zu Boden geschmettert." „Eins zu Null für den rothaarigen Teufel würde ich sagen.", er lacht.

„Ja ich hab wohl auf ganzer Linie versagt. Morgen haben wir frei, ich will mit ihr ein wenig an den Strand gehen, die Anderen treffen wir Abends in der Bar um ein wenig feiern zu gehen und die Woche ausklingen zu lassen." „Toller Plan. Ich hab eingekauft für Sonntag." „Was ist am Sonntag ?", möchte ich verwirrt wissen. „Da werden wir Natasha zum Abendessen einladen. Immerhin muss ich euch doch irgendwie verkuppeln, du bekommst das ja anscheinend nicht hin.", er lacht. „Ich bekomme das sehr wohl hin, ich will es nur einfach nicht." „Gute Ausrede, Süße, aber ich musste nur deinen Blick zu ihr am Flughafen sehen, das hat mir gereicht." „James sie empfindet sicher nichtmal ansatzweise irgendwas für mich.", meine ich und lehne mich mit dem Rücken an das Geländer.

Jetzt kann ich ins innere des Zimmers sehen. Die Sonne ist schon so gut wie Untergegangen, der Himmel schimmert am Horizont noch in einem schönen Türkies und wird über meinem Kopf bereits in ein dunkles blau und violett gehüllt. Durch die Lichter, die von Wellington ausgehen und auch der Nachttischlampe von mir, die noch brennt, ist es mir möglich die Rothaarige trotz der Spiegelungen in der Scheibe zu erkennen. Ihr Kopf ist in das Weiche Kissen gebettet und wie ein kleines Lagerfeuer verteilen sich ihre Haare darauf.

Ich seufze kurz leise. „Glaub mir, sie mag dich. Ich kenne Natasha nicht gut, aber ich schätze, dass sie sich schwer damit tut zu ihren eigenen Gefühlen zu stehen und sie einzuschätzen. Bleib einfach ein wenig am Ball. Gab es denn noch irgendwelche interessanten Ereignisse ?", möchte er wissen. Ich höre, wie die Tür zu unserem Wohnhaus zuschlägt und daraufhin seine quietschenden Schuhsohlen im Treppenhaus. James nimmt immer die Treppen auf sich anstatt den Aufzug zu nehmen.

Leise erzähle ich ihm nun von heute Morgen, oder der Situation vorhin, als auch von unseren Terminen. Sein Fazit ist und bleibt gleich, dass die Rothaarige was für mich übrig hat. Dabei kenne ich sie erst knapp zwei Wochen. Naja okay, theoretisch kenne ich sie schon seit einem Monat, aber wirklich sprechen tue ich mit ihr erst seit meine Ausbildung begonnen hat. Jetzt sollte man unmöglich von Gefühlen sprechen. Das wäre viel zu früh und viel zu übertrieben. Immerhin ist sie immer noch eine Art Vorgesetzte... Obwohl Natasha nicht wirklich so scheint, als wäre sie bei Pepper angestellt, zumindest verhält sie sich nicht so. Vielleicht sollte ich sie mal danach fragen ?

Ich rede noch eine ganze Weile mit James. Irgendwann klingelt mein Wecker, dass ich mich fürs Abendessen fertig machen sollte. Also lege ich auf und wecke Natasha, diesmal etwas vorsichtiger. Das Ergebnis: sie schaut mich verschlafen an, blinzelt zweimal und meint, dass ich mich schonmal umziehen soll, sie steht gleich auf. Ich verschwinde also im Bad und mache mich komplett fertig. Dann trete ich aus dem Bad, Natasha hat neben sich auf dem Bett bereits ihre frische Kleidung liegen und macht irgendwas auf ihrem Handy. Als ich wieder da bin, sieht sie auf und verschwindet ohne einen Kommentar in dem Raum.

Gemeinsam schlendern wir zum Abendessen. Es ist wie jeden Abend sehr unterhaltsam und vor allem auch eine angenehme Gesellschaft. Wir bleiben noch etwas länger an der Bar sitzen und trinken zusammen ein zwei Gläser Wein, ehe ich gemeinsam mit Natasha wieder auf unser Zimmer zurückkehre.

Mit einem zufriedenen Seufzen fällt sie aufs Bett. „Zieh doch wenigstens die Schuhe aus.", lache ich und sehe sie an. „Wieso, die sind definitiv sauber.", verspricht sie. Ich rolle mit den Augen und schnappe mir ihre Füße. Mit zwei Handgriffen hab ich die Hochhackigen Schuhe entfernt und stelle sie zu den anderen. Kurz sehe ich sie an und dann wieder zu meiner Schlafkleidung. Schulterzuckend entscheide ich mich dazu mich im Zimmer umzuziehen.

Es ist still und man hört nur das rascheln meiner Klamotten. „Natasha ?" „Nein." „Darf ich dich was Fragen ?" „Definitiv nicht." „Arbeitest du bei Stark Industries ?", verwirrt sieht sie auf. „Was ist das denn für ne blöde Frage ?", möchte sie wissen. Ich ziehe mir mein T-Shirt über den Kopf, meine Wangen sind mit Sicherheit leicht rot. „Naja, es scheint nicht so, als wärst du hier wirklich angestellt.", versuche ich meine Frage zu erklären. „Ich meine: du kannst dir irgendwie alles erlauben und redest auch nicht auf einer Angestellten-Chef-Basis mit Pepper und das obwohl du doch eigentlich meintest, dass du noch vor nem halben Jahr Notarin warst um die Überschreibung der Firma von Tony an Pepper zu beglaubigen."

„Ach so meinst du das.", sie schmunzelt leicht und setzt sich nun ganz auf. Ich räume meine Klamotten weg und setze mich ihr im Schneidersitz erwartungsvoll gegenüber. „Das mit dem Notarin-Kram war gelogen.", meint sie kurz und knapp und sieht mich etwas zerknirscht an. Verwirrt sehe ich sie an. „Wieso das denn ?", möchte ich wissen. „Naja ich glaub die Wahrheit klingt für dich viel zu Abstrakt." „Ich mag abstraktes, James zeichnet hauptsächlich sowas in der Art und ich kann immer was in seinen Werken erkennen.", Natasha sieht mir kurz in die Augen, ehe sie leicht schmunzelt.

„Ich bin Geheimagentin oder anders gesagt, Spionin für die Geheimorganisation SHIELD, die irgendwie nicht so geheim ist, wie sie seien sollte.", ich runzele die Stirn. „Das klingt wirklich komisch.", gestehe ich lachend. „Sicher, dass du mich nicht nur verarschen willst ?", hinterfrage ich. Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Nachdem Tony so intelligent war der Presse mitzuteilen, dass er Iron Man ist, nur um sein Ego aufzupushen, wurde er zu einer Zielscheibe für die Öffentlichkeit. Klar, einerseits hatten die Menschen etwas woran sie glauben konnten, aber andererseits war es auch ein sehr gefährliches Unterfangen. Wenn man Tony Stark tötet, würde man einen der mächtigsten Männer der Welt erledigen. Stark wurde schon einmal von Terroristen entführt und da hatte er noch keine Eisenrüstung.", wie gebannt hänge ich an ihren Lippen und nicke hin und wieder.

„Ich kam schon vor mehreren Jahren zu SHIELD, meine Kindheit habe ich in einer Art,.... nennen wir es Ausbildungsstelle für..... Killer...., verbracht." sie lacht kurz verlegen. „Killer ?", ich schlucke kurz. „Nicht unterbrechen, Miss Columbia-NYU.", ich schmunzele kurz, als sie den Spitznamen mit einem strengen Unterton erwähnt, dann nicke ich aber. „Ich wurde allerdings von einem guten Freund von mir dazu überzeugt ihm zu SHIELD zu folgen. Ich verschrieb dieser Organisation mein ganzes Leben. Ich glaube an die Ideale und das System, das sie verfolgen um gutes zu leisten. Vielleicht sind unsere Methoden nicht immer die besten, aber wir versuchen Menschen zu beschützen. Der Direktor von SHIELD, Nick Fury, gab mir eine neue Mission. Ich sollte mich bei Stark einschleichen und ihn überwachen, als auch einen Bericht über ihn abgeben, wie Teamfähig er ist, also einschätzen, ob er in der Lage ist mit uns die Welt zu beschützen."

Kurz holt sie wieder Luft, ehe sie weiter spricht. „Stark suchte gerade einen Notar, der beglaubigt, dass die Firma an Pepper überschrieben wird. Das war die optimale Chance ihn zu überzeugen mich in seine Nähe zu lassen. Ich erschuf mir mit ein paar Leuten aus der IT eine neue Identität als Natalie Rushman und war von heute auf Morgen Notarin. Ich kam ohne Probleme in seinen Tower und wenn man bei Stark die richtigen Knöpfe drückt, beißt er wie jeder andere Mann ziemlich einfach an. Er wollte mich als seine persönliche Assistentin und das ist wirklich die beste Ausrede dauerhaft in seiner Nähe zu sein.", sie lachte leicht. „Mit der Zeit bemerkte ich, dass sein Reaktor, der mit Palladium betrieben wurde, dabei war ihn zu vergiften. Dann geschah das Drama mit Ivan Vanko. Er hatte eine ähnliche Technologie, wie Tony mit seiner Rüstung entwickelt und griff ihn in Monaco an, das weist du bestimmt noch aus den Nachrichten.", eifrig nicke ich.

„Ich konnte ihm leider nicht helfen, meine Identität durfte einfach noch nicht auffliegen. Er schaffte es glücklicherweise alleine mit ihm fertig zu werden. Justin Hammer, er kopiert Tony gerne, holte Vanko aus dem Knast und gab ihm die Aufgabe Anzüge fürs Militär zu bauen, da Stark sich weigerte seine Technologie weiterzugeben. Es gab natürlich ein großes Gemetzel, da Vanko die Anzüge zu Robotern machte und aus seinem Quartier fernsteuerte. Ich musste als meine Identität förmlich wegwerfen und hab geholfen Vanko aufzuhalten. Es sind noch einige andere verrückte Dinge geschehen, aber ich glaube, dass die kommenden Jahre nicht wirklich besser werden.", gestand sie und sah nun aus dem Fenster nach draußen.

Ich wusste nicht, ob es am Wein lag, dass sie sich mir so sehr zu öffnen begann, aber es fühlte sich gut an. Ich fühlte mich nicht von ihr belogen, ich war eher glücklich, dass sie mir so sehr zu vertrauen schien, mir die Wahrheit zu erzählen und ihre Geschichte klang sehr glaubwürdig und es würde auch ihren Tackle im Flugzeug erklären. „Nachdem das ganze Chaos vorbei war und ich meinen Bericht abgegeben habe der eigentlich nur daraus bestand, dass Stark ein egoistisches Arschloch ist, dass viel zu viel Geld hat und nicht wirklich Teamfähig ist-.", ich lache kurz „ , hatten er, Fury, Pepper und ich ein Gespräch miteinander. Wir hatten sie immerhin belogen und sie bräuchten nun eine neue Angestellte. Natürlich mangelt es weder Pepper, noch Tony an Geld für eine Assistentin, das war nicht das Problem, aber sie brauchten jemanden, der sie ausbildet, da besonders Pepper ziemlich viel zu tun hat mit der Firma. Der Kompromiss war, dass ich für ein halbes Jahr Babysitter spielen sollte, wenn es aber eine wichtige Mission gibt, muss ich kurzzeitig gehen, das ist der Deal und bisher scheinen sie mich nicht zu brauchen.", gesteht sie.

Ich lache leicht. „Jetzt verstehe ich auch, warum du so genervt von mir warst. Ich hätte wahrscheinlich auch keine Lust gehabt meinen eigentlichen Job fallen lassen zu müssen um jemanden auszubilden.", die Rothaarige lacht leise. „Stimmt. Aber wenn ich ehrlich bin, mittlerweile macht es mir Spaß.", kurz sieht sie mich an, zwinkert mir zu, steht auf und geht mit ein paar gemütlichen Klamotten ins Bad.

Irgendwann höre ich nur noch das leise Wasser aus der Dusche, ehe ich einschlafe. 

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