In der Not
Mich durchzuckte ein heißer Schmerz, als mich die Kugel am rechten Oberschenkel traf. Ich sackte mit einem lauten Schrei zu Boden und hielt mir mein Bein. Die Männer die mich umzingelten hielten kurz geschockt die Luft an und machten sich dann aus dem Staub.
"H-haltet die Kerle...!", versuchte ich zu rufen, doch unter meinen Schmerzen brachte ich nur einen erstickten Satz heraus.
Das Blut strömte zwischen meine Finger hindurch auf den Boden und bildete dort eine Lache. Schmerzverzerrt kniff ich die Augen zu und sog scharf die Luft ein. Bald würde ich mein Bewusstsein verlieren, das wusste ich.
Ich hasste meinen Job.
Und die Gegend hier.
Andauernd Schießereien und Prügeleien.
Ich hatte genug.
"Oh mein Gott...", hörte ich eine männliche Stimme geschockt sagen und sah ein junges, männliches Gesicht vor mir.
Große grüne Augen blickten mich besorgt an und füllten sich mit Tränen.
"R-ruf e-einen Kr-krankenwagen...", stammelte ich und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Die Schmerzen waren einfach zu stark. Der junge Mann hielt mich an den Schultern, damit ich nicht zu Boden sackte, kniete vor mir und kniff die Augen schmerzlich zusammen. Eine Träne landete in meinem Gesicht. Er schluckte stark und ich konnte spüren, dass er zitterte.
"Ich nehm dich mit und fahre dich zum Krankenhaus.", schniefte er und hob mich im Brautstil auf seine starken Arme.
"Ah!", stöhnte ich schmerzverzerrt und kniff die Augen zusammen.
Es tat höllisch weh und langsam verlor ich das Bewusstsein und die Dunkelheit umgab mich...
Langsam schlug ich meine blauen Augen wieder auf. Ich lag in einem weichen Bett, mit weißem Kissen und weißer Decke. Ich spürte einen weichen Verband an meinem Oberschenkel, und einen leichten Schmerz, als ich ihn bewegte.
"Autsch!", sagte ich und kniff die Augen wieder zu.
"Nicht bewegen!", sagte da plötzlich jemand und da sah ich den Jungen in der Tür, der mir geholfen hatte.
Erst jetzt erkannte ich ihn richtig. Er hatte blondes, wuscheliges Haar und eine eher kleinere Statur. Er trug eine Art Kellneruniform. Er kam auf mich zu und setzte sich neben meinem Bett auf einen Stuhl.
"Danke, dass du mir geholfen hast.", sagte ich und lächelte ihn dankbar an.
Ich wusste sofort, dass er es war, der mich rettete, als ich in seine smaragdgrünen Augen sah. Das waren genau die Augen gewesen, in die ich geblickt hatte, kurz bevor ich mein Bewusstsein verloren hatte...
"Das war das Mindeste, was ich für dich tun konnte. Übrigens, ich heiße Meliodas!", sagte er und reichte mir fröhlich lächelnd seine Hand.
Er schien nun so sorglos und erleichtert zu sein. Irgendwie steckte es mich gleich an.
Mit schwach zitternder Hand nahm ich seine Hand an, die überraschend warm war und sagte:
"Ich bin Elisabeth.", sagte ich und strahlte.
Bei ihm konnte ich irgendwie einfach nicht anders. Seine fröhliche Art war ansteckend. Er ließ meine Hand los.
"Okay, Elisabeth, freut mich! Sag mal, was hatte ein Mädchen wie du an so einem gefährlichen Ort zu suchen?"
Ich sah zur Seite, dies war zu unangenehm, dass ich ihm ins Gesicht schauen konnte. Meine Aura verdunkelte sich sogleich wieder und ich konnte ihm einfach nicht in die Augen schauen.
"Das ist eine lange Geschichte...", sagte ich und schluckte.
Es war mir wirklich sehr unangenehm. Ich konnte darüber jetzt nicht sprechen.
"Ich verstehe. Was wollten diese Gauner denn von dir?", fragte er mich.
Ein bisschen kam ich mir vor, wie in einem Verhör. Aber ich konnte verstehen, warum er es wissen wollte. Ich atmete einmal tief aus, ehe ich kurz meine Augen schloss und mir dann Mut fasste. Es platzte plötzlich einfach alles aus mir heraus.
"Ich kann es dir ganz einfach erklären. Ich wurde zu Hause vor die Tür gesetzt. Ohne Geld und ohne Bleibe. Freunde habe ich keine, alle haben mich gehasst, weil meine Eltern so reich sind und sie neidisch deswegen waren....", fing ich an und stoppte kurz, da mir Tränen in die Augen stiegen und meine Stimme zu zittern begann.
Ich wollte es ihm aber trotzdem weiter erzählen. Er sagte nichts, hörte auch auf zu lächeln und hörte einfach nur zu. Er schluckte kurz, als ich stoppte und mir schnell die Tränen aus den Augen wischte.
"Ich wurde von der Schule geschmissen, weil ich auf der Straße leben musste und sich das schnell herumgesprochen hatte. Eines Tages begegnete ich diesen Männern, die mir anboten gegen Arbeit bei ihnen zu wohnen. Ich stimmte zu..."
Meine Stimme brach erneut ab und ich blinzelte weitere Tränen weg.
"Doch da ging ich in eine große Falle. Sie zwangen mich, Sex mit anderen Männern gegen Geld zu haben, sonst töteten sie mich. Und heute hatte ich mich geweigert, weil ich genug hatte. Deswegen hatten sie mit einer Waffe nach mir gezielt, mich aber verfehlt und am Oberschenkel getroffen. So war das Ganze.", erklärte ich und spürte, wie sich mein Herz wieder zusammenkrampfte und mir immer mehr Tränen in die Augen stiegen.
Ich konnte noch immer nicht fassen, wie übel mir das Schicksal mitgespielt hatte. Und das meine Eltern mich rausgeworfen hatten, nur weil ich nicht aufs Internat wollte. Ich konnte das alles immer noch nicht fassen.
Kurz herrschte Stille zwischen uns und niemand sagte etwas. Still rannten mir Tränen über die Wangen und ich schluckte, versuchte immer wieder, die einzeln aufkommenden Tränen wegzublinzeln. Doch das klappte kaum.
Plötzlich setzte Meliodas sich auf und nahm mich einfach still schweigend in den Arm. Er hielt mich einfach nur fest. Kurz, war ich wie erstarrt. Ehe ich spürte, dass ich anfing zu schluchzen. Und meine Arme schließlich fest um ihn legte und ihn an mich drückte. Lange blieben wir so. Ehe er sich schließlich langsam von mir löste, wo ich mich etwas beruhigt hatte.
"Du musst die Kerle anzeigen.", sagte er dann und blickte mich ernst an.
Sein Blick wirkte entschlossen und zugleich wütend.
"Das habe ich schon lange getan. Die Polizei ermittelt bereits den Fall.", sagte ich.
"Sie scheint wohl nicht zu handeln, wenn du es schon lange getan hast. Wir müssen das selber anpacken.", sagte er und schien dies wirklich ernst zu meinen.
Ich lachte deswegen leise bitter auf. Die würden auch nichts machen. Ich war es gewohnt, dass ich anderen egal war. Das war nichts neues für mich und überraschen tat es mich auch nicht.
"Meliodas... Das ist wirklich lieb, dass du das sagst, aber... Das geht doch nicht! Die Polizei tut was sie kann, da kannst du sicher sein!", sagte ich und versuchte ihn zu beruhigen.
Er schien wirklich zornig zu sein. Er war wirklich süß. Seine schimmernden grünen Augen schienen nicht zu lügen und alles ernst zu meinen. Wie er sich um mich sorgte und sich für mich einsetzte...
Mein Herz schmolz dahin. Verliebte ich mich etwa gerade in ihn?
Nun, er hatte mir mit größter Wahrscheinlichkeit das Leben gerettet.
Wäre er nicht gewesen, wäre ich an der schlimmen Wunde wahrscheinlich verblutet und ums Leben gekommen. Ich war ihm so unendlich dankbar!
Er war wie ein Held oder ein Prinz...
"Bist du dir so sicher?"
Ich nickte.
"Ja das bin ich. Vertrau mir, auf die Polizei ist Verlass."
Er schloss kurz die Augen, ehe er leise seufzte und mich dann sanft anlächelte. Doch in seinen Augen sah ich Wehmut.
"Okay, ich glaube dir. Wo willst du jetzt eigentlich hin?", fragte er mich.
"Das weiß ich nicht... Nach Hause will ich nicht mehr, ich bin meinen Eltern doch egal. Für die zählt nur das Geld und sonst nichts weiter. Ich hasse sie. Und amsonsten habe ich Niemanden."
"Oh je, das ist wirklich beschissen.", stellte er fest.
"Das kannst du wohl laut sagen. Auf die Straße will ich auch nicht mehr! Nie wieder!", sagte ich.
"Hmm, ich glaube, mein Bett könnte ich mit dir teilen...", meinte er dann.
"Meinst du das ernst? Wohnst du überhaupt noch bei deinen Eltern?"
Er fing zu grinsen an.
"Quatsch! Ich wohne alleine. Ich hab mehr als nur ein Zimmer. Wenn du magst, kann ich dich gerne aufnehmen!", meinte er dann mit fröhlicher Stimme.
Er schien wirklich ein sorgloser Mensch zu sein.
Aber das konnte er überhaupt nicht ernst meinen. Niemals! Das musste ein Irrtum sein. Schließlich kannte er mich doch gar nicht. Wie konnte er mir da vertrauen?
"W-wirklich? Das ist kein Problem für dich?", hakte ich mit großen Augen nach.
"Nein! Ich mach das gern für dich.", sagte er fest entschlossen.
Gut, dann sollte es so sein!
Fortsetzung folgt...
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