Brüder
Ich saß auf einem grünen Stuhl im Flur des Krankenhauses und wartete auf den Arzt. Ich wollte unbedingt wissen, wie es um Meliodas stand. Auch sein jüngerer Bruder war da und machte sich große Sorgen um ihn. Meliodas hatte mir mal von ihm erzählt. Dass ich ihn allerdings so kennenlernen würde, das hätte ich so nicht gedacht.
Zeldris war das gefühlte komplette Gegenteil von Meliodas. Er war ruhig und wirkte im Gegensatz zu seinem fröhlicher wirkenden Bruder schon fast düster. Und obwohl die beiden nicht das beste Verhältnis zueinander hatten, schien er besorgt zu sein.
"Verdammt... Was ist, wenn er es nicht schafft?", sagte er besorgt und schien sichtlich Angst zu haben.
Er ging vor mir auf dem Gang auf und ab und schien sich kaum mehr beruhigen zu können. Es machte ihn offensichtlich fertig.
"Er wird es schaffen!", sagte ich und blickte den schwarzhaarigen mit festem Blick an.
Es ging hier um Meliodas. Er würde nicht so leicht gehen. Das wusste ich ganz genau.
Zeldris stoppte bei seinem Gehen und sah mich an.
Seine dunklen Augen erwiderten meinen Blick sorgenvoll.
"Auch, wenn wir nicht das beste Verhältnis zueinander haben, so liebe ich meinen Bruder doch sehr. Er darf nicht sterben...", sagte Zeldris und schluckte schwer.
Er sah nach oben und schien ein paar Tränen wegzublinzeln. Obwohl die beiden nicht immer gut miteinander zurecht kamen, so waren sie in schweren Zeiten doch immer füreinander da.
Das konnte ich von meiner Familie nicht gerade behaupten. In der ganzen Zeit, in der ich weg gewesen war, hatte sich nicht einer je bei mir gemeldet und gefragt, wie es mir ging. Ich war ihnen egal. Ich sehnte mich ebenfalls nach jemandem, der so für mich da war, wie Zeldris für Meliodas.
Das versetzte mir einen Stich und ich spürte, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Jemand anderen so leiden zu sehen, das tat weh. In so einer Situation war ich noch nie in meinem Leben gewesen und hätte mir auch nie denken können, dass ich mal in so eine kommen könnte.
Und gleichzeitig wurde ich wieder daran erinnert, dass ich allein gelassen und verstoßen wurde. Von der eigenen Familie.
Meine Gedanken wurden allerdings beendet, als der Arzt in seinem weißen Kittel und der Brille auf der Nase auf uns zukam.
"Und wie geht es ihm?", fragte ich direkt.
Ich spürte, dass ich zitterte und mir war ein wenig schwindelig.
"Sein Zustand ist stabil. Wir haben die Stichwunde genäht. Er müsste gleich aus der Narkose erwachen. Wenn Sie wollen, können Sie gleich zu ihm.", sagte der Arzt.
Auch Zeldris schien sich ein wenig zu beruhigen und atmete erleichtert aus. Er setzte sich dann auf einen Stuhl, um ein wenig herunterzukommen.
"Das heißt, es geht ihm gut?", hakte ich nach.
Ich wollte alles wissen und nichts ungefragt lassen. Ich hatte große Sorge um Meliodas. Er hatte mir das Leben gerettet. Jetzt wollte ich seines retten.
"Den Umständen entsprechend ja.", sagte der Arzt.
"Ich will gleich zu ihm.", sagte ich und blickte zu Zeldris.
Er nickte mir zu, atmete einmal laut aus und stand dann von dem Stuhl wieder auf, ehe er zu mir kam.
Der Arzt blickte dann Zeldris an.
"Sie sind der Bruder des Patienten?", fragte er ihn und dieser nickte dann.
"Nun gut. Dann bitte ich Sie, mitzukommen.", sagte der Arzt und bedeutete uns, mitzugehen.
Schließlich waren wir angekommen. Meliodas war bereits wach. Als ich als Erste eintrat, sah er mich sofort. Ich rannte sofort auf ihn zu und umarmte ihn fest. Aber darauf bedacht, ihm nicht wehzutun. Mir liefen Tränen der Erleichterung über die Wange. Es schien ihm gut zu gehen. Ich war so glücklich.
"Elisabeth! Schön, dass du da bist!", sagte er und lächelte müde, als ich mich von ihm löste.
Er sah so mitgenommen aus, dass es mir schmerzte.
"Klar.", sagte ich und unterdrückte weitere Tränen.
Er hatte mir schon wieder das Leben gerettet. Ich liebte ihn immer mehr. Jetzt wollte ich für ihn da sein.
"Es geht dir gut.", sagte Zeldris erleichtert und kam ebenfalls auf uns zu.
"Was hast du denn gedacht?", neckte Meliodas seinen Bruder.
Ich musste deswegen grinsen. Das war wahre Bruderliebe. Zeldris setzte sich neben ihn auf die rechte Seite und sah ihn an. Ich konnte ihn sachte lächeln sehen. Das erste Lächeln, dass ich von ihm zu sehen bekam. Ich musste deswegen auch lächeln.
Ich setzte mich auf die linke Seite auf den Stuhl und nahm Meliodas' Hand.
"Ich bin so froh.", sagte ich und drückte schwach seine warme Hand.
Meine Erleichterung war mir sicher anzusehen.
"Ich kann bald entlassen werden. In zwei Wochen oder so.", sagte er und grinste.
Das war der Meliodas, den ich kannte. So sorglos und optimistisch, wie immer. Das erfüllte mich mit Wärme.
"Ich schaff das schon!"
"Ich hau dich auch, wenn nicht.", meinte Zeldris dann mit etwas kälterer Stimme, schien es aber nett zu meinen, auf seine Art.
"Was machst du eigentlich hier, Zel?", fragte Meliodas seinen Bruder dann verwundert und drehte seinen Kopf in seine Richtung.
Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, seinen Bruder hier anzutreffen.
"Nach was sieht es denn aus?", fragte er dann leicht genervt und rollte dann mit den Augen.
Typisch Geschwister. Ich musste deswegen leise kichern.
"Mich bloß nerven.", meinte Meliodas dann und zwinkerte ihm zu.
"Du hast einen tollen Bruder.", sagte ich dann zu Meliodas.
"Du kannst dich wirklich glücklich schätzen."
"Ich weiß!", kicherte Meliodas und wuschelte meine Haare.
Ich wurde deswegen etwas rot im Gesicht. Ich war froh, dass es ihm gut ging und er außer Gefahr war. So froh, dass ich leise schniefte. Eine Träne rollte über meine Wange und ich dachte mir nur:
Dafür werden Natascha und Carina bezahlen!
Fortsetzung folgt...
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