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Am nächsten Tag wache ich mit den ersten Sonnenstrahlen auf und das obwohl ich die letzte Nacht so gut wie gar nicht geschlafen hatte. Gestern, als ich es geschafft hatte, heil und unverletzt in meiner Wohnung anzukommen, brach ich mitten im Raum zusammen. Die ganze Nacht über hatte ich mich in meinem Schlafzimmer eingesperrt und geweint.
Nicht, weil mich diese Kerle berührt hatten. Nicht, weil ich machtlos war. Sondern, weil ich mich erinnerte. An alles. An jeden Schmerz, an die Schikanen, und an das .... was passiert war.
Stundenlang war an Schlaf nicht zu denken gewesen, und mein Gehirn hatte auf Hochtouren gearbeitet. Das erste Mal nach einer langen Zeit wieder, hatte ich nicht aufhören können, an die Erlebnisse von damals zu denken. Wie in einer Dauerschleife hatten mich die Erinnerungen eingeholt. Und natürlich war da noch mein mysteriöser Retter. Seine Augen hatte ich genauso wenig aus meinem Kopf bekommen. Und ich wusste noch nicht einmal wir er hieß.
Ich hole tief Luft. Heute war ein neuer Tag. Ich würde einfach dort weiter machen, wo ich aufgehört hatte. Wie immer. Also stehe ich auf und gehe ins Badezimmer, um mich zu duschen. Anschließend steige ich in meine BlueJeans, streife mir ein weißes T-Shirt über und binde meine Haare zu einem Zopf zusammen, bevor ich meine Wohnungsschlüssel nehme und die Wohnung verlasse, um zu meiner Nachbarin, Marlen, zu gehen. Normalerweise kann ich mit all meinen Problemen zu ihr gehen, aber gestern Nacht hatte ich beschlossen für mich alleine zu bleiben.
Sie wohnt im selben Stock wie ich und nur zwei Türen weiter. Nach dem ersten Klingeln öffnet sie auch schon die Tür. »Chica, da bist du ja. Ich dachte schon du hast mich vergessen«, sagt meine Freundin gestresst und umarmte mich.
»Komm rein.« Marlen ist eine sehr schöne Frau mit ihren brauen Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichen und ihren blauen Augen. Meine Freundin... nun ja sie versucht auf ihre eigene Art und Weise über die Runden zu kommen. Vor vier Jahren hat sie beschlossen als GoGo-Tänzerin zu arbeiten, um für ihren Sohn besser sorgen zu können. Ich finde es sehr mutig von ihr, dass sie diesen Schritt gewagt hat, kann mir aber nicht vorstellen, jemals so etwas zu machen. Da bleibe ich lieber bei meinen drei Jobs. Für sie ist dieser Beruf aber absolut in Ordnung und das ist alles was im Endeffekt zählt. Sie ist eine liebevolle Mutter und Freundin. Nur das ist wichtig für mich.
»Natürlich habe ich dich nicht vergessen und spät dran bin ich auch nicht, oder?«, sage ich, während ich auf die Uhr blickt. Fünf Minuten vor sieben Uhr. Also bin ich pünktlich. »Ja, ja, aber ich bin spät dran. Ich muss heute unbedingt mit Marco reden. Riley kommst du bitte her? Tante Adria ist da und wartet auf dich.«, schreit sie nun Richtung Badezimmer. Riley ist der sechs Jahre alte Sohn von Marlen.
Meine Freundin hat es leider auch nicht leicht. Sie ist alleinerziehende Mutter und versucht für ihren Sohn so gut es geht eine tolle Mutter zu sein. Wo sein leiblicher Vater geblieben ist, wussten wir nicht. Er hat sich nicht mehr blicken lassen, nachdem er erfahren hatte, dass Marlen schwanger war. Ich versuche so gut es geht ihr zu helfen und liebe diesen Jungen so wie meinen eigenen Neffen.
»Taaante Adriaa.«, schreit nun die besagte Person, und kommt auf mich zugelaufen. Wir umarmen uns und ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange. »Na, Kleiner, hast du alles was du brauchst?", frage ich ihn. "Ja, ich habe alles.«, sagt er mit einer zuckersüßen Stimme und zeigt mir seinen Nintendo, den Maren und ich ihm zu Weihnachten gekauft haben.
»Okay, wenn jetzt alle haben was sie brauchen, dann auf gehts. Hopp Hopp.«, sagt meine Freundin. »Bitte Riley sei brav, hörst du? Hör auf Tante Adria.« Der kleine Junge sieht seine Mutter nur genervt an. »Ja, Mama.« Maren gibt ihrem Jungen einen Kuss auf die Stirn und sieht mich an. »Danke, Adria.«
»Doch nicht dafür. Riley und ich verstehen uns super.«, sage ich. Maren lächelte uns an. »Willst du Marco fragen, ob er dir die Stunden im Club kürzt?«, frage ich sie nun.
»Ja, es wird einfach zu viel. Er soll mich ein bisschen früher gehen lassen, damit ich nicht immer so spät nach Hause zu Riley komme.«, sagt sie. Wenn wir beide Nachtschicht hatten, musste Riley nämlich zu unsere Nachbarin, Ms Rose. Sie ist eine einsame alte Frau, die sich gerne über ein bisschen Besuch freut.
Während wir die Stiegen hinunter gehen, muss ich daran denken, mit wem ich gestern dieselben Stiegen hinauf gegangen bin. Ich bekomme sofort eine Gänsehaut. »Alles in Ordnung mit dir? Du siehst so erschöpft aus«, fragt mich meine Freundin. Sie sieht mich besorgt an und tätschelt meine Schulter. Ich lächle sie an.
»Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur etwas müde, das ist alles.« Irgendwie will ich ihr nicht sagen, was gestern passiert ist. Sie soll sich nicht auch noch Sorgen um mich machen.
»Schätzchen, du brauchst auch mal unbedingt eine Pause.« Ja, schön wäre es, aber das konnte ich mir nicht leisten. Deswegen lächle ich sie nur an und wir verabschieden uns. Riley kommt mit mir mit zum Inside.
Mein Boss wusste Bescheid und hatte nach stundenlangem Betteln erlaubt, dass er sich ab und zu im Personalraum hinsetzt, während ich arbeite. Wirklich glücklich ist er über diese Tatsache nicht, aber daran konnte ich nichts ändern. Dieser Junge musste zu mir, wenn seine Mama arbeitete oder wie heute ein wichtiges Gespräch mit ihrem Boss führen musste.
Wahrscheinlich liegt es an den Geschehnissen von gestern, aber den ganzen Weg über, hatte ich das Gefühl gehabt beobachtet zu werden. Selbst als wir im Bus saßen, hatte ich dieses Gefühl nicht abschütteln können. Ständig hatte ich die Befürchtung, das Tränengesicht und seine Freunde von irgendeiner Ecke auftauchen würden. Deswegen bin ich mehr als nur froh, als wir im Inside ankommen.
Mein Chef wirft mir einen genervten Blick zu, nachdem er auch Riley neben mir entdeckt. Ich bringe ihn schnell in den Personalraum. Dort ziehe ich mir meine Uniform an und bitte Riley mich zu rufen, sollte etwas passieren. Er nickt mir eifrig zu und spielt bereits mit seinem Nintendo. Dieser Junge ist einfach ein Goldstück und viel zu brav für sein Alter. Ich streiche ihm über die Haare und mache mich auf zu meiner Arbeit.
*****
16:00 Uhr
Ich habe es geschafft. Meine Schicht im Inside ist zu Ende. Bevor mein Boss es sich anders überlegen kann und mich für Überstunden erneut anspricht, schnappe ich mir meine Tasche und gehe aus dem Restaurant hinaus.
Maren hat ihren Sohn gegen Mittag abgeholt. Während ich gearbeitet habe, hat Riley gegessen, gespielt und sogar ein Nickerchen auf der Couch gehalten. Nicht ein einziges Mal fiel er negativ auf. Es bricht mir das Herz, dass er nicht die Kindheit hat, wie alle anderen, aber Marlen und ich versuchen unser Bestes.
Zuhause angekommen mache ich mir schnell mein Essen und lege mich eine Weile hin. Natürlich hatte ich dieses Mal den Bus genommen. Die Geschehnisse von gestern sitzen mir immer noch tief im Mark. Dank der Arbeit hatte ich nicht viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Doch hier in meiner stillen Wohnung waren meine Gedanken mehr als nur laut.
Ich schließe meine Augen und komme nicht umher ein ganz bestimmtes Augenpaar zu sehen. Sein Blick war intensiv und ... wissend. So als würde er all meine Gedanken kennen. Und seine Arme erst. Wäre ich nicht allzu sehr neben der Spur gewesen, hätte ich gewiss auf seinen teuren Ledersitz gesabbert.
Ich stelle mir vor was er mit diesen Armen und Händen macht und öffne schnell meine Augen. »Du bist doch verrückt!«, sage ich zu mir selbst. Ich nehme mein Handy, das auf der Kommode neben mir liegt und blicke auf die Uhrzeit. Ich habe noch vier Stunden Zeit, um im CC zu sein, meinem dritten Job. Jeden Sonntag und Mittwoch kellnere ich in einem angesagten Club. Es war zwar nicht viel was ich verdiente, aber mit dem Trinkgeld konnte ich mir gut etwas zur Seite legen. Und dafür, dass ich nur zweimal in der Woche dort arbeiten musste, war es ein guter Job.
Vier Stunden später stehe ich hinter der Theke und schenke Leuten ihr Getränk ein. Und so traurig das auch klingt, aber so verläuft mein Leben schon seit einigen Jahren. Ich hatte mich zwar schon in der Universität angemeldet und wurde sogar aufgenommen, konnte mir aber weder die Universitätsgebühren leisten, noch meine Unterkunft. Deswegen hatte ich beschlossen Geld auf die Seite zu legen und später mit dem Studium fortzufahren. Ich wollte unbedingt Innenarchitektur studieren. Dies war jetzt vier Jahre her. Trotzdem habe ich fest vor das nachzuholen.
Langsam fängt der Laden an sich mit Menschen zu füllen und nach kurzer Zeit ist es mal wieder überfüllt. Zack, mein Kollege und guter Freund, und ich kommen mit den Bestellungen fast nicht nach.
Nach zwei Stunden stehen, einigen Anmachsprüchen und gutem Trinkgeld später, mache ich mich gerade auf den Weg in die Pause, als Daysi, eine andere Kellnerin im CC, mir zuruft: »Adria, du musst mir unbedingt helfen die erste Etage zu bedienen. Sanja ist heute ausgefallen und ich komme mit den Bestellungen nicht nach.«
Ich sehe nicht gerade begeistert hinauf zur ersten Etage. Dort befindet sich der VIP-Bereich und ich kann diese, mit Geld vollgestopften Leute, einfach nicht leiden. Aber Daysi schien wirklich verzweifelt zu sein, deswegen nicke ich ihr zu.
»Danke, du hast was gut bei mir.«, sagt sie lächelnd. »Oh, ja das habe ich.«, sage ich ihr genauso lächelnd zurück.
»Bei Tisch Nummer fünf und acht müssen die Bestellungen eingeholt werden. Ich übernehme drei und vier.«, sagt meine Kollegin. Ich nicke ihr zu und gehe gemeinsam mit ihr in die erste Etage. Die meisten hier waren in meinem Alter und viele von ihnen überheblich. Sie hatten viel Geld, was den Großteil von ihnen bestimmt nicht selber gehörte, sondern ihren reichen Eltern, dass sie gerne ausgeben wollten.
Hier oben gab es nur zwei Arten von Frauen. Entweder die, die sich einen reichen Mann geschnappt haben und sich von ihm ihre Schönheitsoperationen bezahlen ließen, damit sie auch ja passabel neben ihm aussahen. Oder die Art von Frauen deren Eltern schlicht reich waren. So oder so, sie waren überheblich und ich hasste es, wie sie auf einem runter blickten, nur will derjenige Getränke für andere servierte.
Die Männer waren nicht besser. Sie hielten sich für übernatürlich gutaussehend und dachten die Welt dreht sich nur um sie. Ohne sie wirklich zu beachten gehe ich zu Tisch Nummer fünf.
»Wissen Sie schon, was sie bestellen wollen?«, frage ich in die Runde, während ich mir den Block und den Stift aus der Hintertasche raushole. Ich blicke in die Männerrunde und bleibe bei einem ganz bestimmten Augenpaar hängen, die mich anstarren.
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