╷꧁19.3.꧂╷
»Hey, Beauty.«
»Dorian.«, presse ich mit brüchiger Stimme heraus. »Sie haben mich gefunden. Mein Adoptivvater, die Prakenskijs.«, flüstere ich den Namen, als könnte ich so verhindern, dass man mich findet.
Dorians Schweigen sorgt dafür, dass ich mich frage, ob er mich gehört hat. Aber ich denke nicht, dass ich es schaffe meine Worte zu wiederholen, denn ich merke langsam, wie mir schwarz vor Augen wird.
»Was ist passiert?«, möchte er mit autoritäre Stimme wissen, dass mir etwas Stärke gibt.
»E-ein Umschlag. Hier ist e-ein Umschlag, auf dem Maxim Prakenskij steht.«, schluchzte ich. »Der Sohn von meinem Adoptivvater, Sergej.« Allein die Namen dieser Personen auszusprechen, sorgt für Brechreiz in mir.
Dorian antwortet mir nicht sofort und ich höre ein Rascheln. Anscheinend macht er sich auf den Weg zu mir.
»W-wie lange b-brauchst du, bist du bei mir bist?«, möchte ich wissen.
»Bist du noch in deiner Wohnung?«, stellt mir Dorian eine Gegenfrage.
Ich möchte ihm antworten, doch es kommt nichts über meine Lippen. Mein Weinkrampf ist nicht mehr zu stoppen. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und umschließe sie mit meiner Hand. Panisch fange ich an mich nach vorne und hinten zu schaukeln. Wie konnte das passieren? Ich war so lange unentdeckt von diesen Personen. Ich war glücklich in meiner kleinen Blase. Was wollen diese Menschen nach all diesen Jahren von mir?
»Adria!«, schreit Dorian in den Hörer, damit er wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
»J-ja?«
»Ich habe Diego geschrieben. Er ist gleich bei dir und wird dich zu Marlen in die Wohnung bringen. Fass den Umschlag nicht an, hast du verstanden?«
Ich nicke.
»Adria? Hast du mich gehört?«
»Ja.«
Wie aufs Stichwort höre ich ein Hämmern an die Tür.
»Dorian! Jemand ist an der Tür!«
»Das ist Diego. Mach die Tür auf.«
»Was ist, wenn er es nicht ist?«
»Baby, es ist Diego. Mach auf.«
Ich bleibe weiterhin sitzen.
»Adria? Ich bin es, Diego. Bitte machen Sie die Tür auf!«, höre ich Diegos Stimme.
»Vielleicht ist er nicht alleine.«, flüstere ich in das Telefon.
»Adria, er gehört zu mir. Ich würde dir niemals jemanden zur Seite stellen, dem ich nicht zu einhundert Prozent vertrauen würde. Mach die Tür auf, Süße.«
Ich vertraue Dorian und mache die Türe auf. Diego ist alleine und sieht mich besorgt an.
»Geht es Ihnen gut? Sind sie verletzt?«, fragt er nach. Er merkt, dass er heute keine Antwort von mir bekommen wird, denn er schiebt mich aus der Wohnung, nimmt meine Schlüssel und bringt mich zu Marlen.
Sobald meine Freundin die Tür öffnet, weiten sich ihre Augen.
»Adria, was ist passiert?«
Ich falle ihr um den Hals und schluchze auf.
»Sie haben mich gefunden, Marlen.«
»Wer?«, fragt sie.
»Mr. Carter ist gleich da.«, unterbricht uns Diego. »Bitte warten sie solange drinnen.«
Marlen holt mich hinein, während Diego die Tür schließt und draußen wartet.
»Wer hat dich gefunden?«, fragt sie erneut.
»Mein Adoptivvater.«, antworte ich ihr. »Sie haben einen Umschlag bei mir hinterlassen.«
»Ach du Scheiße!«, lautet ihr Antwort.
Ich gehe zur Couch und lege mich hin. Marlen versucht immer wieder mich zum Sprechen zu bringen, doch ich ignoriere sie. Das Weinen hat kein Ende und am liebsten würde ich mich zurück nach Hawaii teleportieren. Dort war alles noch in Ordnung.
Meine Gedanken sind so laut, dass ich nicht höre, dass Dorian bereits die Wohnung von Marlen betreten hat.
»Adria, es wird alles wieder gut. Ich bin jetzt hier.«
Er kniet sich vor die Couch und nimmt mich in den Arm. »Shhh, du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert.«
Für eine Weile bleiben wir so, bis er sich von mir löst, um mir ins Gesicht zu blicken.
»Wie konnte das passieren?«, flüstere ich ihm zu.
Dorian streicht mir meine Tränen fort. »Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich darum kümmern.«
Er zieht mich am Arm hoch und möchte mit mir gemeinsam die Wohnung verlassen, doch Marlen stellt sich uns in den Weg.
»Was ist hier los? Ich möchte wissen, was passiert ist?«
Dorian stöhnt auf. »Marlen, ich weiß noch nicht genau was passiert ist. Lass mich Adria nach Hause bringen, wo sie sich sicher fühlt. Wenn es ihr besser geht und sie es möchte, ruft sie dich an.«
Marlen macht den Mund auf, um sich zu widersetzten, doch anscheinend muss mein Anblick grauenhaft sein, denn sobald sie mir ins Gesicht blickt, klappt sie ihren Mund wieder zu. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich.
»Ruf mich an, wenn es dir besser geht.«
»Okay.«
Dorian bringt mich hinaus und der Flur ist voll mit seinen Männern. Gemeinsam gehen wir zum Auto und die Fahrt verläuft sehr still. Er versucht immer wieder mit mir zu sprechen, aber ich schweige. Was soll ich auch sagen? Da gibt es nichts zu sagen.
Als wir zu Hause ankommen, bleibe ich mitten im Wohnzimmer stehen. Ich sollte gehen. Ich darf nicht hier bleiben. Was ist, wenn ich alle um mich herum in Gefahr bringe? Dorian, Marlen und oh Gott sogar Riley! Diese Personen würden alles tun, um das zu bekommen, was sie wollen!
Dorian versucht nach meiner Hand zu greifen, doch ich reiße mich los.
»Adria?«
Ja, ich sollte gehen. Dorian darf meinetwegen nichts passieren.
Ich starre ihn weiterhin mit großen Augen an, als er nach vorne kommt und mich hoch in seine Arme nimmt. Er trägt mich in das Badezimmer und stellt mich dort wieder ab. Seine Hände wandern zu meiner Bluse und er knöpft sie auf.
»Es ist alles in Ordnung. Du brauchst keine Angst zu haben, denn ich werde es niemals zulassen, dass sie in deine Nähe kommen. Hörst du? Niemals!«
Er schiebt mir die Hose hinunter und entkleidet sich auch schnell, bevor er mit mir gemeinsam unter die Dusche geht.
»Keiner wird es schaffen, sich zu dir durchzuringen. Zuerst müssen sie an mir vorbei. Ich werde immer, wie ein Felsen vor dir stehen.«
Meine Tränen vermischen sich mit dem Wasser, während Dorian mich einseift. Sobald er fertig ist, trocknet er mich ab und ich ziehe mir bequeme Klamotten an.
»Komm, ich mach dir etwas zu essen.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich habe so wahnsinnige Kopfschmerzen. Ich möchte einfach nur schlafen.«
Wir gehen gemeinsam zum Bett und legen uns hin, dabei umarmt mich Dorian fest.
»Nicht weggehen.«, flüstere ich müde.
»Nein, ich bin hier.«
Dorian legt seine Hand um meine Schläfe und fängt an mit kleinen Kreisen mich zu massieren, dass meine Kopfschmerzen etwas mindert.
»Was wird jetzt passieren?«, möchte ich von Dorian wissen.
»Gar nichts! Ich werde das klären und du wirst dir nicht weiter Sorgen machen müssen.«
Ich schniefe. »Das sind so schreckliche Menschen, Dorian. Sergej, sein Bruder Iwan und seine Freunde.«
»Ich bin auch zu Schrecklichem fähig, Adria.«
Nein, das will ich nicht glauben. Dorian denkt immer, er wäre abgrundtief böse, aber das ist er nicht. Wenn er so wäre, könnte er mich nicht lieben, so wie er es tut. Ein böser Mensch kann nicht lieben. Nur sich selbst.
»Und was ist mit Maxim?«, höre ich seine leise Stimme.
»Maxim, ist der Sohn von Sergej. Er war damals elf Jahre alt, also drei Jahre älter als ich. Maxim war der einzige Freund von mir in diesem Haus und dann wieder nicht. Es ist kompliziert.«, seufze ich.
»Also hast du ihn gemocht?«
»Ich weiß es nicht. Meistens hat ihn sein Vater gegen mich ausgespielt. Er hat mir sehr wehgetan, nur am nächsten Tag heimlich zu mir zu kommen und mich zu trösten. Danach hat ihn sein Vater wieder gezwungen mir wehzutun. Ich weiß nicht, was er nach all diesen Jahren von mir möchte. Sie sollen mir alle fern bleiben. Ich möchte nichts mit diesen Menschen zu tun haben.«
»Mach dir darüber keine Sorgen, Beauty.«
Meine Lieder werden langsam schwer und ich falle in einen unruhigen Schlaf. Ein Schlaf, in dem mich Maxim, Sergej und Iwan suchen und alles daran setzten mich zu finden.
Ich wache weinend auf und taste sofort neben mich, doch Dorian ist nicht da. Wieso ist er nicht da? Er hat gesagt, er bleibt bei mir.
»Dorian?«
Ich bekomme keine Antwort. Mittlerweile ist es dunkel und ich taste mich zu den Lichtschaltern voran.
Mit schnellen Schritten verlasse ich das Schlafzimmer und gehe ins Wohnzimmer und anschließen in die Küche, doch auch hier ist er nicht zu finden.
Vielleicht ist er in seinem Büro, denke ich mir und gehe darauf zu. Tatsächlich, durch den Türschlitz fällt ein Lichtstrahl. Dorian redet wieder aufgebracht auf Polnisch. Mir kommt es etwas komisch vor, dass ich ihn davor nie in einer anderen Sprache reden gehört habe und jetzt ständig höre. Ich merke allerdings, dass er wieder wütend ist und zögere die Tür zu öffnen. Die Situation in Hawaii fällt mir wieder ein, wo ich ihn beim Telefonieren unterbrochen habe und er mir einen Todesblick zugeworfen hat.
Plötzlich höre ich, wie etwas gegen die Wand geschmissen wird. Ohne zu zögern, öffne ich die Tür und trete ein. Dorian hat seine Scotchflasch zerschmettert.
»Mach, was ich dir gesagt habe oder du wirst es bereuen!« Damit legt er auf und sieht mich an.
»Warum bist du so wütend?«
Er fährt sich durch die Harre. »Es ist nichts.«
»Ging es um mich?«, hacke ich nach.
Er antwortet mir nicht. Also ja.
Mein Blick schweift zu einem Punkt hinter ihm. Sein Safe ist offen und ich sehe einen grünen Umschlag darin. Dorian folgt meinem Blick und geht sofort zum Safe, um es zu schließen.
»Was war in dem Umschlag?«
»Ein Brief.«, antwortet er kurz angebunden.
»W-was stand drinnen?«, möchte ich wissen.
»Mach dir darüber keinen Kopf.«
»Ich möchte es wissen, Dorian.«
»Du hast gesagt, dass du nichts mit diesen Leuten zu tun haben möchtest. Warum interessiert es dich, was drinnen steht?«
»Sag es!«
»Nein!«
Er kommt auf mich zu, nimmt mich bei der Hand und zieht mich aus seinem Büro hinaus.
»Ich möchte nicht, dass du an diese Leute denkst, Adria. Lass nicht zu, dass sie sich in deine Gedanken schleichen und vertrau mir, wenn ich dir sage, dass ich mich darum kümmern werde.«
»Ich vertraue dir doch.«
»Gut. Lass uns weiterschlafen« Er gibt mir einen Kuss und wir gehen zurück ins Schlafzimmer, doch sein Handy läutet erneut. Ich spüre sofort, wie er sich anspannt. Er starrt sein Handy mit Mordlust an.
»Wer ist das?«
Dorian stöhnt auf. »Mein Erzeuger.«
»Dein Vater? Heb ab.« Sofort denke ich an seine Mutter. Vielleicht möchte er Dorian endlich die Adresse verraten.
»Ich habe heute keine Nerven für diesen Psychopathen.«, sagt Dorian, hebt jedoch trotzdem ab.
»Was?... Nein, ich habe keine Zeit! Ich sagte, nein!... Lass uns im Hotel treffen...«
Das komischste Telefonat, das ich je gehört habe, ist beendet und Dorian legt seinen Kopf in den Nacken. Seine Augen sind geschlossen und ich habe Angst, dass er gleich vor Wut explodiert.
»Adria?«, sagt er ohne die Augen zu öffnen.
»Ja?«
»Er ist gleich hier und fuck! Ich würde ihn zwar gerne nicht hereinlassen, aber dann wird er unten einen Aufstand auslösen und ich kann mir das nicht leisten.«
»Kommt er das erste Mal in dein Apartment?«
»Ja.«
»Gut, soll er kommen! Ich bleibe die ganze Zeit bei dir!«
Er öffnet die Augen und sieht mich an.
»Nein, das wirst du nicht!«
Er packt mich erneut an der Hand und zieht mich ins Badezimmer rein.
»Lass das Bad ein und leg dich ins Wasser. Ich werde mir anhören, was er zu sagen hat und komme gleich wieder.«
»Nein, wieso? Ich möchte bei dir sein.«
»Adria! Tu verdammt noch mal was ich dir sage!«, schreit er mich an.
Ich klappe den Mund zu und blicke ihn durch den Tränenschleier an. Ich könnte nicht in Worte fassen, wie sehr ich es hasse, wenn er so ist. Wüten. Aggressiv. Herzlos.
»Du wirst hier bleiben und denk noch nicht einmal daran zu mir zu kommen! Er wird dich nicht zu Gesicht bekommen. Hast du mich verstanden! Du. Bist. Nicht. Hier. Und so wirst du dich auch verhalten!«
Automatisch nicke ich und er verlässt das Badezimmer. Sobald er die Tür schließt, höre ich ein Klicken. Er hat mich hier eingesperrt. Ich geleite die Wand hinab und setze mich auf den Boden. So viel dazu, dass ich ihm zwar vertraue, er aber die Tür verschließt, damit ich auch ja drinnen bleibe.
Die Zeit verstreicht und ich warte und warte. Dabei höre ich keinen Mucks. Wahrscheinlich sind sie im Wohnzimmer. Ich kann verstehen, wieso mich Dorian seinem Vater nicht zeigen will. Er hat selber gesagt, dass sein Vater ein bösartiger Mensch ist, aber ich wollte ihm doch nur beistehen. Manchmal kann ich seine Reaktionen nicht verstehen und dann komm ich mir so dumm vor. Aber wie sollte ich auch? Es ist nicht so, dass Dorian gerne mit mir über solche Sachen redet. Ich stöhne auf. Wieso dauert das so lange? Ich sitze hier bestimmt schon eine gute halbe Stunde lang.
Plötzlich höre ich wie die Schlafzimmertür aufgeht und jemand auf das Badezimmer zukommt. Sofort beschleichen mich beunruhigende Gedanken. Was ist, wenn er Dorian etwas angetan hat? Was ist, wenn das nicht Dorian, sondern sein Vater ist?
Servus!
Ich weiß, ich weiß! Ich höre immer dann auf, wenn es spannend wird... aber ist halt eine alte Angewohnheit die ich nicht ablegen kann. 😈😇
Es kam öfters die Frage, wann ein neues Kapitel kommt. Ich habe keine festen Termine und schreibe nur, wenn ich Lust und Zeit habe. Ich denke, die Qualität würde sich bestimmt verschlechtern, wenn ich mich jedes Mal zwingen müsste zu schreiben und das will ich nicht. Ich will mir Zeit für ein Kapitel nehmen und vor allem möchte ich selber Spaß daran haben es zu schreiben. Deswegen nein, ich weiß selber nie, wann ich ein neues Kapitel veröffentliche. Aber ich veröffentliche es immer am selben Tag, sobald ich es fertig geschrieben habe, weil ich eure Reaktionen nicht abwarten kann. 😋💕
Wenn euch das Kapitel gefallen hat, dann lasst mir gerne Votes und Kommentare da!
XOXO 💋
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