╷꧁19.2.꧂╷

Es ist bereits Mittag als ich das Schlafzimmer verlasse und die Treppen hinunter Richtung Terrasse gehe. Dorian hat sich bereits vor über einer Stunde in seinen Badeshorts auf die Sonnenliege gelegt. Vom Fenster aus konnte ich beobachten, wie eine Angestellte ihm abwechselnd Cocktails und Früchteteller brachte, während er sich Sonnenöl auf seinen Adoniskörper schmierte und die Sonne genoss.

Ich habe erneut meinen weißen Bikini an und tapse vorsichtig von hinten auf ihn zu. Er hat mich noch nicht gesehen und telefoniert gerade. Ich nutzte die Gelegenheit um ihn abzuchecken. Dorian hat keinen Gramm Fett und seine Arme sind mit wunderschönen Tätowierungen übersät. Ich könnte ihn den ganzen Tag anstarren. Er redet erneut mit der anderen Person am Telefon, als mir erst jetzt auffällt, dass er eine andere Sprache spricht. Die Sprache kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht zuordnen.

Langsam aber mit sicheren Schritten gehe ich zu der Liege rechts von ihm zu und lege mich hin. Sobald er sieht, dass ich mich doch vom Schlafzimmer herausgewagt habe, starrt er mich an.

»Wir reden später.« Dorian legt auf.

»Sie mal eine an. Aschenputtel traut sich also aus ihrem Turm heraus.«, neckt er mich.

»Du meinst Rapunzel.«, verbessere ich ihn.

»Was auch immer.«

Ich atme tief aus.

»Ach komm schon Dorian. Können wir nicht wieder Freunde sein?«, frage ich ihn spielerisch in dem Versuch die Stimmung aufzuheitern.

»Ich habe nicht damit gerechnet, dass noch ein Mann neben euch auftaucht und... ich weiß nicht, wieso ich so reagiert habe.«

Ich klappe die Armlehne hoch und lehne mich zu ihm, um ihn zu küssen. Da seine Liege an meiner klebt, ist es nicht schwer für mich an ihn heranzukommen. Dorian lässt zu, dass ich ihn verführe und lehnt sich nach hinten, während ich auf ihn krabbele und den Kuss vertiefe. Ich umspiele seine Zunge, bis Dorian endlich seine Hände hebt und um mich schließt. Fast kann ich ein triumphierendes Lachen nicht unterdrücken.

Plötzlich schiebt mich Dorian, ohne den Kuss zu unterbrechen wieder auf meine Seite der Liege und liegt ober mir, als ich etwas um mein rechtes Handgelenk spüre. Ich breche den Kuss ab und starre mit offenem Mund auf mein Handgelenk.

»Hattest du dieses Ding die ganze Zeit bei dir?«, frage ich schockiert.

Dorian grinst mich frech an und spielt mit meinem Haar.

»Ich wusste, dass du angekrochen kommen würdest.«

»Und da dachtest du, ich fessele sie an die Sonnenliege?«

Dorian antwortet mir nicht und legt sich wieder zurück auf seine Seite. Das kann doch nicht sein ernst sein! Versuchsweise ziehe ich daran, doch die Handschelle sitzt.

»Dorian, das ist doch lächerlich. Außerdem habe ich noch nichts gegessen. Ich bin hungrig.«

Wie aufs Stichwort taucht die Angestellte, die Dorian den ganzen Vormittag mit Cocktails und Früchtetellern verwöhnt hat, auf und bringt mir mein Frühstück. Da ich nicht aufstehen und zum Tisch gehen kann, legt sie mir das Tablett mit dem Essen auf meinen Schoß. Dabei entgeht ihr natürlich nicht, dass meine Hand an die Liege gefesselt ist. Sie weitet kurz die Augen und geht anschließend wieder. Wie unglaublich peinlich!

Umständlich stopfe ich mir mit der linken Hand ein Ei in den Mund.

»Wie lange gedenkst du mich hier gefesselt zu lassen?«

»Wir werden sehen.«, antwortet er ohne die Augen zu öffnen.

Ich atme tief aus. Von mir aus!

»Welche Sprache hast du vorhin gesprochen?«

Er zögert so lange, bis ich mir schon sicher bin, dass er nicht antworten wird.

»Polnisch.«

»Du kannst Polnisch?«

»Nur ein paar Wörter. Nichts besonders.«

Dorian steht auf und starrt mich von oben herab an. Danach geht er hinter mich, um einen Sonnenschirm zu holen und neben mir aufzustellen.

»Ich will doch nicht, dass mein Rapunzel einen Sonnenstich bekommt.«

»Wohin gehst du?«, möchte ich wissen.

»Schwimmen, wohin den sonst.«

Er kehrt mir den Rücken und geht Richtung Strand, um im Meer zu schwimmen. Scheiße, ich will auch!

Stattdessen esse ich brav auf und beobachte Dorian dabei, wie er seine Bahnen schwimmt. Er lässt sich Zeit und kommt erst nach einer gefühlten Ewigkeit wieder heraus.

»Hat es Spaß gemacht?«, frage ich zickig.

»Ja, Beauty. Das Wasser ist echt erfrischend.«

Er nimmt sich ein Badetuch und trocknet sich ab. Ich schnaube. Sogar sein Badetuch ist schwarz. Plötzlich habe ich den Wunsch all seine schwarzen Klamotten in pinker Farbe zu waschen.

»Was ist los, Adria? Ist dir schon langweilig?«

»Nein.«

»Nein?« Er kommt zu mir und lehnt sich nach vorn. »Das freut mich, Beauty.«

Ich versuche ihn zu ignorieren und drehe mein Kopf von ihm weg, als ich seine kühlen Lippen auf meinem Schlüsselbein spüre. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut. Ich versuche weiterhin ihm zu zeigen, dass es mir egal ist, was er macht, als er plötzlich anfängt seine Zunge einzusetzen. Seine Hand wandert langsam von meinem Bauch hinauf bis zum Ansatz meiner linken Brust.

»Ich liebe das hier.« Er streichelt kurz meine Brust und wandert schließlich zu meiner anderen. »Und das hier.«, flüstert er.

Mein Mund fühlt sich trocken an und ich schlucke.

»Liebst du sie auch so sehr wie ich, Beauty?«, möchte er wissen.

Ich schüttele den Kopf. Nein, wahrscheinlich nicht.

»Hmm, schade. Das hier liebe ich übrigens auch.«

Seine Hand wandert hinunter zu meiner Mitte und plötzlich befinden sich seine Finger unter meinem Bikini. Ich weite die Augen und schaue mich panisch um. Dorians Angestellte ist schließlich hier irgendwo.

»Ich liebe das hier.«, wiederholt Dorian und übt weiterhin Druck aus.

Ich kann ein Stöhnen nicht unterdrücken.

»Hast du was gesagt, Baby?«

Ich schüttele den Kopf. Er soll einfach nicht aufhören. Dorian behält seinen Rhythmus bei und ich spüre wie mich die Hitze ergreift. Außerdem werde ich feucht, den Dorian gleitet ohne Probleme mit seinen Fingern in mich hinein. Es ist himmlisch und alles in mir spannt sich an, als er plötzlich seine Hände wegzieht und aufsteht.

»Was?«, frage ich panisch. Wieso hört er jetzt auf?

»Ich muss noch ein bisschen am Laptop arbeiten, Beauty. Genieß den Ausblick.«

Er dreht sich um und geht zurück ins Haus. Ich fasse es nicht, dass er mich auf dem Trockenen sitzen gelassen hat! Ich war kurz davor!

»Arschloch!«

Ich werfe den Kopf nach hinten und stöhne frustrierend auf.

»Miss?«, fragt mich die Angestellte. »Mr. Carter bat mich ihnen kaltes Wasser zum Abkühlen zu bringen.«

»Vielen Dank!«, fahre ich sie wütend an und nehme ihr das kalte Wasser ab.

Sie erschreckt sich und sucht sofort das Weite. Verdammt!

Ich meine natürlich war es dumm von mir in einem Hauch von Nichts zum Strand zu gehen, aber ich hätte doch nicht wissen können, dass da noch ein Mann bei ihnen war. Und ja, vielleicht habe ich es etwas übertrieben, als ich ihm die Hose heruntergezogen habe, um ihm einen Klaps zu geben. Aber das hier ist auch sehr übertrieben!

Dorian zieht seine Strafe durch. Ich bleibe den ganzen Tag lang auf der Liege angekettet liegen, wobei die Angestellte, die übrigens Lucia heißt, mich mit Trinken und Essen verwöhnt. Am Nachmittag bin ich schließlich so gelangweilt, dass ich Lucia bitte, mir einen Laptop zu bringen, damit ich mir auf Netflix eine Serie anschauen kann. Nach einigen Stunden ist mir allerdings auch das zu langweilig, sodass ich es mit einem stöhnen zuklappe. Es ist spät am Abend und ich habe das Gefühl, dass meine Blase gleich platzt aber ich weigere mich immer noch, Lucia zu Dorian zu schicken, damit er die Handschelle öffnet. Langsam überkommt mich der Schlaf und ich schließe die Augen und schlummere dahin.

Es sind Dorians starke Arme, die ich um meinen Körper spüre und ich habe für einen kurzen Augenblick das Gefühl zu schweben.

»Dorian?«, murmele ich im Halbschlaf.

»Ja, Beauty?«

»Ich muss ganz dringend.«

Er trägt mich hinauf in das Badezimmer, dass neben dem Schlafzimmer liegt und stellt mich dort wieder ab. Er wartet noch einige Sekunden bis er sich auch sicher ist, dass ich wach bin und nicht direkt umfalle, sobald er mich loslässt, bevor er geht. Sobald er weg ist, erleichtere ich mich sofort und ziehe mein Pyjama an, das auf der Anrichte liegt. Immer noch verschlafen gehe ich zurück ins Schlafzimmer und krieche zu Dorian ins Bett.

Ich habe das Gefühl meine Augen erst jetzt geschlossen zu haben, doch als ich sie öffne, zeigt mir die digitale Uhr neben dem Bett an, dass es bereits mitten in der Nacht ist. Allerdings ist Dorian nicht im Bett, also stehe ich auf und tapse hinaus in den Flur. Ich höre Dorians Stimme und gehe in seine Richtung. Er ist wieder am Telefon und spricht auf Polnisch. Es ist offensichtlich, dass er wütend ist, denn er spricht mit einem schnellen, aggressiven Ton. Sobald er mich aus dem Augenwinkel im Türrahmen stehen sieht, blickt er mich für einen Augenblick so wütend an, dass ich einen Schritt nach hinten stolpere. Es ist ein absolut tödlicher Blick und seine negative Energie trifft mich wie ein Güterzug, sodass mein Herz anfängt zu rasen.

»Adria?«

Ich antworte ihm nicht, sondern starre ihn weiterhin von meinem Platz aus an.

»Beauty? Alles in Ordnung?«, fragt mich Dorian und kommt auf mich zu.

Sofort gehe ich einen Schritt zurück.

Dorian sieht mich verwirrt an.

»Adria, was hast du?«

Ich schlucke nervös und verschränke meine Finger ineinander.

»Wieso bist du so wütend?«

»Es ist nichts Wichtiges.« Er stellt das Handy weg. »Wegen der Arbeit.«, ergänzt er.

»Oh.. I-ich dachte, du bist auf mich wütend.«

Dieses Mal zucke ich nicht zurück, als Dorian auf mich zukommt und meine Hände in seine nimmt.

»Wieso sollte ich?«

»Ich weiß es nicht. Ich dachte, du bist auf mich wütend.«, wiederhole ich stumpf.

Dorian zieht besorgt die Augenbrauen zusammen. »Hast du schlecht geträumt, Beauty?«

Ich schüttele den Kopf.

»Los, lass uns wieder schlafen.«

Er bringt mich zurück ins Bett und nimmt mich in den Arm, aber ich kann nicht aufhören, an seinen Blick zu denken.

»Ging es bei dem Gespräch um deinen Vater?«, frage ich das Erste, was mir seine aggressive Art erklären könnte.

Zu meinem Erstaunen antwortet er: »Ja.«

»Ging es um die Adresse von deiner Mutter?«

»Adria.«, mahnt er mich in dem Versuch, nicht auf dieses Thema einzugehen.

»Ich kann nicht aufhören daran zu denken. Um was geht es bei dieser einen Sache, die du noch für ihn machen musst, damit er dir die Adresse verrät?«

»Beauty, hör auf daran zu denken. Ich habe alles unter Kontrolle.«

»Aber ich möchte deine Last mit dir teilen.«

Dorian gibt mir einen zarten Kuss auf die Stirn. »Ich weiß Adria, aber bei diesem Thema gibt es nichts zu teilen.«

Er macht wieder dicht und ich weiß, dass ich nichts aus ihm herausholen kann. Ich bin wieder in meinen Gedanken vertieft, als mir plötzlich etwas anderes einfällt. Sofort setze ich mich auf.

»Dorian!«

»Was?« Er setzt sich ebenfalls auf.

»Wir haben nicht verhütet!«

Dorian legt sich wieder zurück.

»Hast du mich gehört?«, frage ich panisch.

»Ja, habe ich. Ich war sehr abgelenkt und habe darauf vergessen. Wir passen das nächste Mal besser auf.«

Wie kann er nur so gelassen sein? Dorian zieht mich am Handgelenk, bis ich wieder neben ihm liege.

»Ich bin sauber. Ich habe mich abchecken lassen.«

»Das ist es nicht. Ich weiß, dass du mich niemals in so eine Situation bringen würdest. Es ist nur, was ist, wenn ich schwanger bin?«

Dorian ist zunächst still, bevor er antwortet.

»Wäre es denn so schlimm?«

Ich reiße die Augen auf. Hat er mich das wirklich gerade gefragt? Mein Herz fängt an fest gegen meine Brust zu klopfen.

»Beruhige dich, Beauty. Du kannst in Boston zum Arzt gehen und dich testen lassen. Und das nächste Mal passen wir besser auf.«

»Okay.«, flüstere ich. Etwas anderes bleibt mir im Moment auch nicht übrig.

*****

Den nächsten Tag verbringen wir noch in Hawaii, bevor wir wieder nach Boston fliegen. Obwohl ich das Meer himmlisch fand, bin ich froh wieder zu Hause zu sein, denn sobald ich dort ankomme, gehe ich zu einem Frauenarzt, der mir bestätigt, dass ich nicht schwanger bin. Ich schreibe Dorian eine Nachricht, um ihm Bescheid zu geben. Er antwortet mir mit einem schlichten „Okay". Anscheinend hatte er nicht so große Bedenken, wie ich. Nichtsdestotrotz bin ich sehr erleichtert, als ich wieder in das Auto einsteige und Diego bitte, mich in meine alte Wohnung zu fahren.

Ich war schon länger nicht mehr dort und möchte auch Marlen und Riley besuchen. Nachdem mich Diego vor meine Wohnung ablässt, wartet er beim Auto auf mich, während ich in den fünften Stock gehe. Dort angekommen, möchte ich zuerst in meine Wohnung. Ich öffne die Tür und das erste, was mir auffällt, ist die stickige Luft in meiner Wohnung. Ich gehe zu allen Fenstern und reiße sie auf, damit frische Luft hineinkommt.

Im Schlafzimmer hat Marlen Rileys Fahrrad und seine alten Spielzeuge in einem Karton abgestellt. Ich bin froh, dass sie meine leere Wohnung nutzt, um etwas mehr Platz in ihrer zu schaffen. Nach einer Weile schließe ich wieder alle Fenster und möchte hinaus, als mir auffällt, dass etwas auf dem Boden vor der Tür liegt. Es ist ein grüner Umschlag, der durch den Postschlitz an der Tür hineingeworfen wurde.

Ich hebe es auf, nur um die zwei Wörter auf dem Umschlag zu lesen, bevor es mir kalt den Rücken hinunterläuft. Für einen Moment habe ich das Gefühl verrückt zu werden. Ich schließe die Augen und öffne sie erneut, allerdings verschwinden die Wörter nicht. Plötzlich geben meine Knie nach und ich falle hart auf den Boden. Sofort lasse ich den Brief los, als hätte ich mich verbrannt und krieche hechelnd zu meiner Tasche, um Dorian anzurufen. Meine Panikattacke, von der ich schon dachte, es nicht mehr bekommen zu würden, macht sich mit voller Wucht sichtbar und ich habe Angst, dass ich ohnmächtig werde, noch bevor ich Dorian erreiche.

Ich wähle seine Nummer und warte darauf das Dorian abhebt, während ich den Brief für keinen Augenblick aus den Augen lasse, auf dem in großen Buchstaben MAXIM PRAKENSKIJ steht.

Sie haben mich gefunden. Mein größter Alptraum wird wahr.  

~~~~~

Meine Lieben Leseratten, ich hoffe, ihr hattet ein schönes sonniges Wochenende! Wir hatten hier in Wien 34 Grad und ich glaube, ein Teil von mir ist für immer weggeschmolzen.  🌞

Langsam aber sicher holt Adrias Vergangenheit sie auf. Was wohl noch alles auf sie zukommen wird? 


Bleibt gesund! xoxo 💋

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