╷꧁18.1.꧂╷
Ich versuche meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch er drückt nur noch fester zu, sodass ich mich vor Schmerzen finde.
»Lassen Sie mich los!«
»Adria.«, sagt er tadelnd und schüttelt den Kopf. »Ich möchte nur kurz mit dir sprechen. Wenn du dich nicht langsam beruhigst, muss ich dir wohl oder übel in die Knie schießen, damit du nicht zappelst.« Er sagt das so freundlich und mit einem Lächeln im Gesicht, dass es mir kalt den Rücken runterläuft. Ich sehe mich im leeren Korridor um, doch es ist niemand zu sehen. Wir sind alleine.
»Was wollen Sie?«
»Ich denke, dass mein Cousin nur Schlechtes über mich erzählt hat. Das finde ich sehr schade.«
»Sie haben mir gerade gedroht, mir in die Knie zu schießen.«, erinnere ich ihn.
»Ja, aber ich habe es nicht getan.« Meint er das ernst? Er verhält sich wie ein Psychopath. »Um ehrlich zu sein, war ich seit dem ersten Tag, als ich erfahren habe, dass Dorian eine Frau in sein Leben geholt hat, neugierig auf dich. Weißt du, er ist normalerweise eher der Typ der auf Escort steht. Ich habe auch ein paar Mal versucht dich zu treffen aber er ist sehr...« Mit seiner freien Hand streicht er mir über das Gesicht und ich zucke zurück. »... beschützend was dich angeht.«
Wieso erzählt er mir das? Dorian hat wirklich keine einzige normale Person in seinem Umkreis. Ich schweige weiterhin und lasse ihn reden, in der Hoffnung, dass irgendjemand zu uns stoßen wird und ich nach Hilfe schreien kann.
»Ich verstand einfach nicht, wieso er dich bei sich behielt. Ich meine, du bist hübsch und vielleicht hast du sogar eine Pussy aus Gold. Aber reicht das, habe ich mich gefragt.«
Na, anscheinend ja nicht, denke ich mir und erinnere mich an Marie und Dorian auf der Terrasse. Vielleicht sind ja Maries Körperteile aus Gold?
»Und zu welchem Entschluss sind Sie gekommen?«, frage ich ihn.
Er lächelt und entblößt somit seine geraden weißen Zähne. Eigentlich sieht er sogar recht gut aus. Ich bin mir sicher, dass er selber keine Probleme damit hat, die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich zu ziehen. Doch hinter seinem Lächeln verbirgt sich etwas Kaltes. Etwas Krankes und abgrundtief Böses.
»Nimm dich in Acht vor ihm. Ich weiß, dass du gerade von seinem Reichtum und seiner Macht geblendet bist, so wie es viele Frauen sind. Aber es wird dir noch sehr leidtun. Du wirst es bereuen, Kleines.« Er beugt sich zu mir hinab und blickt mir in die Augen. Ich habe das Gefühl einem Dämon entgegenzublicken und mein Herz fängt an zu rasen. »Kein Mensch in Dorians Leben wird es früher oder später erspart bleiben, mit seinem wahren Ich konfrontiert zu werden. Und wenn es so weit ist, wird es dich zerstören, kleines Mädchen.«
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und versuche seinem Blick Stand zu halten. Es ist nicht so, dass ich ihm glaube, denn er hasst Dorian offensichtlich aus ganzem Herzen, aber mit einer Sache hat er recht. Wenn Dorian beschließt mich fallenzulassen, wird es mich zerstören. Denn ich habe mein Herz bereits an ihn verloren. An den Mann, der eines Nachts wie ein dunkler Ritter vor mir stand. An jenen Mann, der mir die besten Universitäten der Stadt vor die Füße gelegt hat, um mir mein Traumstudium zu ermöglichen. Der Mann, dessen Berührungen mich nachts in Flammen aufgehen lassen und meine schlechten Erinnerungen auslöschen. Ich habe mich schon längst in ihn verliebt.
»Nimm dir meine Worte zu Herzen und lauf, solange du noch kannst. Shhh....« Er streicht mir meine Tränen fort. »Nicht weinen. Spar sie dir für später auf.«
Mit einem Mal wird er von mir gerissen und Phillip kracht gegen die Wand. Dorians Hände umschließen seinen Hals und er drückt zu. Sofort versuche ich seine Hände wegzuziehen, denn Phillip läuft bereits dunkelrot an, während er es immer noch schafft Dorian dabei schadenfroh anzugrinsen. Dorian wird, wenn möglich sogar noch wütender und schlägt seinen Kopf hart gegen die Wand.
»Bitte hör auf, Dorian! Du wirst ihn noch umbringen!«
Es scheint, als würde er langsam realisieren, dass ich auch noch da bin, denn er löst seine Hände von seinem Hals, nur um die Tür neben sich aufzumachen und Phillip in die Damentoilette hineinzustoßen.
»Bring sie weg!«, befehlt er zu Logan und schließt die Tür hinter sich.
»Los lass uns gehen, Adria.« Logan greift meine Hand und zieht mich Richtung Ausgang.
»Wie kannst du nur jetzt gehe? Er wird ihn umbringen!«, sage ich aufgebracht und versuche meine Hand aus seiner zu reißen.
»Er weiß schon, was er tut.«
Logan zieht mich mit sich hinaus zum hinteren Teil des Anwesens, wo Caleb und das Auto stehen.
»Caleb, Sie müssen Dorian aufhalten, bitte!«, sage ich zu ihm, in der Hoffnung, dass er wenigstens etwas unternimmt.
»Was ist passiert?«, möchte Caleb wissen, doch Logan deutet ihm die Tür zu entsperren. Sobald das getan ist, werde ich ins Auto befördert.
»Wir sind gleich wieder da, Adria. Warte einfach hier und wir schauen nach Dorian, Okay?«, fragt mich Logan etwas umgänglicher. Ich nicke ihm zu, denn ich möchte, dass sie sofort zu Dorian gehen. Was sie auch machen, nachdem sie mich im Auto einsperren.
Die Minuten die vergehen, fühlen sich wie Stunden an und ich spiele mit dem Gedanken die Fenster mit meinem Absatz einzuschlagen. Wo bleibt er nur? Ich versuche meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen, doch es ist unmöglich. Scheiße, der Abend ist ruiniert. Dabei habe ich mich so sehr auf diese Veranstaltung gefreut.
Die Türen werden entriegelt und ein aufgebrachter Dorian steigt zu meiner Linken ein. Wütend wirft er sein Jackett auf den Sitz vor sich und öffnet die zwei obersten Knöpfe seines Hemdes. Caleb steigt ebenfalls ein, fährt die Trennscheibe hoch und fädelt uns in den Verkehr ein.
»Bitte sag mir, dass du nichts Dummes mit ihm gemacht hast!«
»Definiere dumm.«
»Was hast du getan, Dorian? Wo ist er jetzt?«
»Fragst du mich gerade, ob ich ihn getötet habe?«, lautet seine Gegenfrage.
Ich zögere, denn ich habe wirklich Angst, dass er es gemacht haben könnte.
»Ist es das, was du wissen möchtest, Adria?«, fragt er zornig. Ich antworte ihm nicht, deswegen redet er weiter. »Er lebt.«
Erleichtert atme ich aus. Für einen Moment dachte ich, dass er zu weit gegangen ist.
»Was hat er dir gesagt?«, möchte Dorian augenblicklich von mir wissen.
»Was hat dir Marie gesagt?«, frage ich ihn zurück.
»Was?«
Wütend lache ich auf. »Ich habe euch gesehen.«
»Aha, und was denkst du hast du gesehen, Adria?«
Ich beiße die Lippen zusammen, den ich möchte, dass er mir erklärt, was er dort mit ihr zu suchen hatte.
»Du wirst mir nie vertrauen, oder? Egal was ich tue, egal was ich sage, du wirst immer an mir zweifeln, verdammt!«
»Ich habe euch gesehen.«, wiederhole ich.
Er packt mich grob am Kinn. »Es ist mir egal, was du siehst oder was du hörst. Du solltest immer mir vertrauen. An mich glauben! An deinen Mann, verdammt noch mal!«, schreit er. Er lässt mich los und lehnt erschöpft seinen Kopf in den Nacken.
»Wie soll ich dir glauben, wenn du offensichtlich hinter meinem Rücken dich mit ihr triffst? Und dann macht Logan da auch noch mit und versucht mich abzulenken.«
»Sei still!«
»Nein!« Ich lehne mich so weit nach vorne, bis ich die Trennscheibe erreiche. Mit meinen Fäusten haue ich darauf ein, bis Caleb die Trennscheibe herunterfährt.
»Fahren Sie mich zu mir nach Hause!«
Fragend blickt Caleb in den Rückspiel zu Dorian, der als Antwort auf den Knopf neben sich drückt, sodass die Trennscheibe wieder hochfährt.
»Ich will nach Hause!«, schreie ich ihn an.
Dorian macht einen Satz nach vorne und drückt mich augenblicklich in den Sitz. »Pass auf deinen Ton auf, Adria!«
»Und wenn nicht?«, frage ich ihn, denn ich kann mich beim besten Willen einfach nicht beruhigen. Er hat sich mit Marie getroffen. Mit dieser Hure, die mir ins Gesicht gesagt hat, wie gut es ihr Dorian besorgen kann.
»Herr Gott nochmal, Adria! Ich habe Phillip gesehen und bin deswegen von dir weg gegangen. Nicht weil ich Marie gesehen habe!«, brüllt er mich an und lässt mich los. Er setzt sich wieder zurück in seinen Sitz und schenkt sich ein Glas von der Minibar ein, das er in einem Zug leert.
Er versucht sich zu beruhigen und fährt beherrschter fort. »Du weißt noch, dass Phillip und Viktor gemeinsam etwas aushecken, oder? Als Viktor dir im Stripclub aufgelauert ist, war Phillip auch da.«
Ich nicke, denn das ist nichts, was ich so leicht vergessen könnte.
»Als ich Phillip in der Menge gesehen habe, wollte ich dich nicht beunruhigen. Also bin ich zu ihm, aber dieser Psycho ist in der Menge untergetaucht. Ich habe ihn überall gesucht, auch auf der Terrasse.«, redet er weiter und betont dabei das letzte Wort.
»Marie war kurz davor eine Szene zu machen, weil ich wieder gehen wollte, also habe ich für ein paar Sekunden so getan, als würde ich ihr zuhören.«
»Was wollte sie?«
»Adria, mach mich nicht wahnsinnig.«, sagt Dorian mit gepresster Stimme und ich merke, dass er wieder kurz davor ist an die Decke zu gehen. Er ist es definitiv nicht gewohnt Rechenschaft abzulegen.
»Ich glaube dir. Ich bin nur neugierig.«
»Sie möchte mich weiterhin als Investor für ihr Geschäft haben.«
Und?
Dorian beugt sich zu mir nach vorne in den Sitz. »Nein. Natürlich werde ich ihr kein Geld geben.«, antwortet er auf meine stumme Frage. »Hast du jetzt all deine Antworten?«
»Nicht ganz.«
»Übertreibe es nicht. Jetzt zu Phillip. Was hat er dir gesagt? Wieso hast du geweint?«
Ich erzähle es ihm und lasse dabei kein Detail aus.
»Hat er noch etwas gesagt?«, möchte er wissen.
»Was hätte er mir denn sonst noch sagen sollen?«
Dorian lehnt sich wieder zurück bevor er antwortet. »Keine Ahnung.«
»Du verheimlichst mir etwas.«
Er antwortet mir nicht und ich schüttele den Kopf. »Du gibst nie etwas über dich Preis, Dorian. Du möchtest immer alles über mich wissen. Ich erzähle dir alles. Selbst von meinen Alpträumen weißt du Bescheid und ich bin sogar bereit dir von meiner Vergangenheit zu erzählen. Das sind schreckliche Erinnerungen, über die ich mit niemandem spreche, aber dir würde ich sie anvertrauen. Aber ich habe das Gefühl nichts über dich zu wissen. Jedenfalls nicht genug. Du gibst mir gerade so viel, dass ich nicht komplett im Dunklen tappe.«
Sobald ich fertig gesprochen habe, rast mein Herz und meine Brust tut weh.
Dorian blickt mir eine Zeit lang in die Augen, bevor er seinen Kopf in den Nacken legt und die Decke anstarrt. Er atmet tief durch, bevor er antwortet.
»Auch ich habe sehr vieles über mich Preis gegeben, Adria. Du weißt gewisse Dinge über mich, die ich sonst mit niemandem teile. Du hast meine Narben gesehen und weißt, woher sie kommen. Ich habe dir gesagt, was mit meiner Mutter passiert ist. Wer sie entführt hat und wie ich in der Hand von meinem Vater aufgewachsen bin.«
Er hebt seinen Kopf und sieht mich wieder an, während der Schmerz in meiner Brust größer wird.
»Ich weiß nicht, wie so eine feste Beziehung funktioniert, aber ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es gewisse Sachen gibt, über die ich mit dir nicht reden werde. Trotzdem werde ich versuchen in Zukunft mehr mit dir zu teilen. Gib mir nur etwas mehr Zeit, Beauty.«, sagt er nachsichtiger. »Aber hör auf an mir zu zweifeln, Adria. Ich kann es nicht ausstehen, wenn du nicht an mich glaubst.«
»Okay. Es tut mir leid. Ich konnte für einen Moment nicht klar denken, als ich dich mit Marie gesehen habe.«
Dorian zieht mich zu sich heran und gibt mir einen Kuss. Ich schmiege mich an ihn heran und meine Gedanken drehen sich um den Abend. Während ich mit Dorians Hand spiele, fühle ich die Schürfungen und weitere Frage bildet sich in meinem Kopf.
»Wo ist Phillip jetzt?«
»Ich habe ihn von meinen Männern abholen lassen. Sobald ich dich zu Hause abgelassen habe, werde ich zu ihm fahren.«, antwortet Dorian gelassen.
Sofort setze ich mich auf. »Bitte nicht!«
»Adria...«
»Bitte geh nicht! Ich will nicht, dass du etwas Unbedachtes machst!«
»Er hat dir Angst eingejagt und ich werde ihm das nicht durchgehen lassen. Außerdem habe ich diesem Pisser schon viel zu viel durchgehen lassen!«
»Kann schon sein, aber ich bitte dich, geh nicht!«
»Adria, du brauchst keine Angst um mich zu haben.«, sagt Dorian und streicht mir eine Strähne weg.
»Ich weiß, aber ich will einfach nicht, dass du meinetwegen etwas tust, das nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Bitte, ich würde mich schrecklich fühlen!«
Es ist mir egal, dass ich gerade bettle. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass er zu ihm geht. Dorian nimmt sein Handy und tippt eine Nummer ein.
»Lasst ihn gehen. Ja... Ich mag es nicht mich zu wiederholen. Nein, ihr braucht ihm nicht hinterherzuspionieren.«
Er beendet das Gespräch und betrachtet mich.
»Zufrieden?«
»Ja. Danke.«, sage ich lächelnd.
Dorian schaut genervt aus dem Fenster. »Du machst aus mir noch ein Weichei.«
Ich lache, weil mir das Gespräch mit Logan wieder einfällt. »Ich mag eher Spiegeleier.«
»Was?«, fragt mich Dorian verwirrt.
»Ach, nichts.«
Die restliche Fahrt über schweigen wir. Und obwohl wir den Großteil der Dramen von heute Abend fürs Erste geklärt haben, schaffe ich es nicht, die negativen Gedanken komplett zum Verstummen zu bringen. Da ist einfach dieses bedrückende Gefühl, das ich nicht abschütteln kann. Und so falle ich seit langem wieder in einen unruhigen Schlaf.
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Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen! Wenn ja, dann lasst mir gerne Feedback (Kommentare oder Votes) da. Das würde mich mega freuen!!
Außerdem hat "Save Your Soul" bereits über 3000 Sternchen bekommen!! Huhuuu! Vielen, vielen Dank an jeden einzelnen von euch! 🎉🎊✨
Bleibt gesund! Liebe Grüße an euch alle!
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