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Am nächsten Tag wache ich auf, noch bevor mein Wecker läutet. Ich konnte nicht wirklich schlafen und habe eher Adria dabei zugehört, wie sie sich stumm in den Schlaf geweint hat. Ihre gepressten Schluchzer haben sich wie Dornenstiche auf meiner Haut angefühlt. Vor allem, weil ich wusste, dass sie meinetwegen ins Visier von Viktor geraten ist und meine Reaktion darauf sie verletzt hat.

Ich gehe unter die Dusche und anschließend in mein Kleiderzimmer, während Adria immer noch in meinem Bett schläft. Sie unter meinem Dach, in meinem Bett zu wissen, befriedigt einen niedrigen Trieb in mir. Denn es ist genau der Ort an dem ich sie haben möchte. Sieht man von all dem was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert ist ab.

In routinierten Bewegungen ziehe ich mich an, mit dem Wissen, dass dieses Mal Adria nicht mit geweiteten Augen meinen nackten Körper mustert. Verdammt! Ich kann keinen Schritt machen, ohne dabei an sie zu denken. Langsam komme ich mir vor wie ein Teenager, der zum ersten Mal das andere Geschlecht entdeckt hat.

Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und nehme mein Handy von der Kommode, als Adria sich regt und langsam ihre Augen öffnet. Schlaftrunken sieht sie sich eine Zeit lang im Raum um, bevor sie mich entdeckt. Sofort setzt sie sich auf. »Wieso hast du mich nicht geweckt?«

Sie sieht zum Niederknien aus. Verschlafen, mit zerzausten Haaren und in meinem T-Shirt, das ihr bis zur Hüfte hochgerutscht ist.

Ich stelle mir vor, wie ich zu ihr gehe, ihre Beine spreize und mich tief in ihr versenke, um ihr den verschlafenen Blick wegzuficken.

»Dorian?«, fragt Adria, da ich ihr immer noch nicht geantwortet habe.

»Du hattest eine anstrengende Nacht, da wollte ich dich ausschlafen lassen.«

»Oh.«, ist alles was sie antwortet.

Ja, oh. Dachtest du wirklich, ich merke es nicht, wenn du neben mir weinst, Beauty?

»Aber ich komme zu spät zur Arbeit. Ich muss heute wieder im Inside arbeiten.«

Ich weiß nicht wie sie es schafft, aber bei Gott keine andere Person lässt mich so vieles auf einmal fühlen.

»Du wirst nicht zur Arbeit gehen, Adria! Ruf an und melde dich krank. Oder auch nicht, mir egal aber du bleibst heute hier.«

Ich rechne schon mit einem Widerstand von ihr, als sie einfach nur nickt.

»Okay.«

»Gut. Ich muss jetzt gehen.«

Ich drehe mich um und will das Schlafzimmer verlassen, doch Adria schlüpft aus dem Bett und hält mich auf.

»Warte, ich habe über dein Angebot nachgedacht.«

Scheiße, was für ein Angebot? Ich kann mich nicht konzentrieren, denn nun steht sie vor mir und ich frage mich, ob mein T-Shirt an ihr wie eine zweite Haut kleben würde, wenn ich sie in mein Jacuzzi schmeiße. Höchstwahrscheinlich schon.

»Ich habe über dein Angebot nachgedacht und werde es annehmen. Ich möchte unbedingt studieren.«

Ich warte, da ich merke, dass sie noch mehr zu sagen hat. So einfach wird sie es mir nicht machen, dass weiß ich.

»Aber ich möchte weiter arbeiten.«

Und da ist es auch schon. Genervt öffne ich den Mund, um ihr zu sagen, was ich von ihren drei unterbezahlten Jobs halte, als sie weiterredet.

»Nur im Inside. Ich möchte wenigstens für meinen Kaffee selber zahlen können.«

»Du trinkst doch gar keinen Kaffee.«

»Dann eben Tee.«

»Baby dieser Job ist sowas von unter deinen Standard.«

»Okay, ich weiß nicht auf was für einem Podest du mich siehst...«

»Auf dem höchsten.«

»...aber normale Menschen haben normale Jobs. Zu kellnern ist normal und das Restaurant ist ziemlich angesehen.«

Sie fängt an mir mit ihrer Unabhängigkeitsscheiße auf den Sack zu gehen. Denn mal ganz ehrlich, ich würde ihr alles geben, dass sie sich wünscht. Das Geld, dass sie bei diesem ach so angesehenem Restaurant macht, würde ich ihr ohne mit der Wimper zu zucken überreichen, wenn sie es nur wollen würde. Ich verstehe einfach nicht, wieso sie den Leuten Essen servieren möchte, wenn sie diejenige sein kann, der man alles zu Füßen legt.

»Wieso kannst du dich nicht einfach auf dein Studium konzentrieren, Adria?«

Sie antwortet mir nicht und sieht mich mit ihren Rehaugen stumm an. Da mich die Schuldgefühle von letzter Nacht immer noch plagen, belasse ich dieses Gespräch dabei.

»Von mir aus, Beauty. Tu, was du nicht lassen kannst aber vergiss nicht, wenn du wollen würdest, würde ich das Restaurant samt deines schmierigen Bosses kaufen und dich als Leiterin dorthin stellen.«

Langsam bereitet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Das ist sehr nett von dir, Dorian.«

»Ja, nett ist mein zweiter Name.«, antworte ich ironisch.

»Aber im Club muss ich noch arbeiten, bis sie Ersatz gefunden haben.«

»Mach mich nicht wahnsinnig, Beauty.«, presse ich wütend hervor, denn ich frage mich ernsthaft, ob sie in einer rosaroten Parallelwelt lebt. Schließlich wurde sie erst gestern von Viktor in die Ecke gedrängt. Ich bin es nicht gewohnt, dass man meine Entscheidungen nicht Folge leistet. Und schon gar nicht bin ich es gewohnt über diese Entscheidungen mit anderen zu diskutieren.

»Du wirst heute weder im Club noch im Restaurant arbeiten. Außerdem musst du dir wegen Ersatz keine Gedanken machen. Ich habe das bereits für dich erledigt.«

Schockiert reißt sie den Mund auf.

»Wie meinst du das?«

»Ich meine, dass der Besitzer vom CC ein Bekannter ist und ich schon mit ihm darüber geredet habe.«

Beleidigt verschränkt sie die Arme vor ihrer Brust und zieht meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung.

»Wann?«

»Vor ein paar Tagen.«

»Aha und wann wolltest du es mir sagen? Du kannst nicht einfach so über meinem Kopf hinweg Entscheidungen treffen, Dorian. Das geht einfach nicht.«

»Natürlich kann ich das.«, antworte ich arrogant zurück. »Ich muss jetzt gehen, Adria.«

»Und was soll ich den ganzen Tag machen?«

Ich fasse sie am Kinn und ziehe sie näher zu mir heran. »Lies dir die Flyer durch, die ich dir gegeben habe. Nimm mein Laptop und informiere dich über die Universitäten. Verstanden?«

Sie antwortet mir nicht.

»Gut.«

Ich gebe ihr einen festen Kuss auf die Lippen und verlasse das Apartment, mit dem Wissen, dass meine Männer nur ein Stockwerk unter mir wohnen und sofort zu Adria eilen können, wenn sie was benötigt.

*****

Caleb hält das Auto am Abend vor dem Gebäude, über dessen Eingang in verschnörkelter, neonfarbiger Schrift Angels steht, an. Ich steige aus und begebe mich auf direktem Weg zum Eingang, dessen Türen mir sofort geöffnet werden. Caleb geht einige Schritte hinter mir. Die roten Lichter im Angels sind gedämmt und ich höre die Musik, die im hinteren Teil des Clubs läuft. Mit selbstbewussten Schritten steuere ich mein Ziel an. Viktor und ein paar Männer die ich nicht kenne, haben es sich auf der halbrunden Couch im Mittelpunkt des Raumes gemütlich gemacht. Sie rauchen Zigarren, trinken Alkohol und beobachten zwei Stripperinnen dabei, wie sie ihnen eine Show auf ihrem Tisch, in dessen Mitte eine Polestange ragt, liefern. Abgesehen davon ist der Stripclub, dessen Besitzer Viktor ist, leer. Anscheinend hat er für mich extra den Laden geschlossen.

Sobald ich am Tisch ankomme, stehen die Männer dessen Gesichter ich zum ersten Mal sehe auf und verschwinden in den hinteren Teil des Clubs.

»Du hättest für mich den Laden nicht schließen müssen.«, sage ich, während ich mich auf die Couch sinken lasse.

»Ahh, du bist einer meiner besten Geschäftspartner. So viel muss sein.«, antwortet er lächelnd, sodass ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn er Blut kotzen würde.

Mit einem winken, signalisiert er einer Kellnerin, dessen Uniform nur aus knapper Unterwäsche besteht, mir Alkohol zu servieren. Ich nehme das Glas und beobachte gelassen das Schauspiel der halbnackten windenden Frauen vor mir und ignoriere gekonnt dabei Viktor. Ich weiß, dass er auf eine Reaktion von mir wartet, doch ich liebe es, Menschen unruhig zappeln zu lassen.

»Gefallen sie dir?«, möchte er von mir wissen. »Wenn du willst, kannst du mit ihnen nach hinten gehen. Die Räume sind frei.«

Ich wende meine Augen nicht von den Frauen ab, dessen BHs jetzt auf den Boden fallen.

»Du bist zu großzügig.«, sage ich falsch lächelnd in seine Richtung.

Viktor fängt an lauthals zu lachen. »Ich wusste, dass sie dir gefallen würden. Sie sind die Besten, du wirst es nicht bereuen.«

»Warst du deswegen gestern bei der Konkurrenz? Um zu sehen, ob du wirklich die Besten hast?«, möchte ich ruhig von ihm wissen.

Grinsend nimmt Viktor einen Schluck aus seinem Glas.

»Man darf die Konkurrenz niemals aus den Augen lassen, Stone.«

»Und, hast du gefunden wonach du gesucht hast?«

»Ja, allerdings.«

Meine jahrelange eiserne Disziplin sorgt dafür, dass ich ihm nicht hier und jetzt meine Waffe in seinen Arsch ramme und abdrücke. Es ist eine Wut die so unbeschreiblich ist, dass es mein Blut zum Kochen bringt. Ich greife auf eine alte Taktik zurück und fange an in meinem Kopf herunterzuzählen, ohne dabei Viktor zu zeigen, was in mir vorgeht. Meine Fassade sitzt wie immer. Eisig.

»Du willst mich doch nicht zum Feind, oder Viktor?«, frage ich ihn stattdessen in einem sehr ruhigen Tonfall und nehme einen weiteren Schluck aus meinem Glas.

»Natürlich nicht, Stone. Wir gehören schließlich beide zu der Brüderschaft.« Er sieht mich schmierig von seinem Sitz aus an. »Oder willst du dich wirklich wegen einer Frau gegen mich stellen?«

Seine Augen leuchten und er wartet gespannt auf meine Antwort.

»Ich mag es nicht, wenn man an etwas Hand anlegt, dass mir gehört. Du kennst mich. Ich kann in solchen Fällen sehr egoistisch sein.«

»Ich wollte doch nur ein bisschen spielen, Stone. Du nimmst das alles viel zu ernst.«, sagt er immer noch lächelnd.

»Wie eine Pussy hinter meinem Rücken Spielchen zu spielen, ist nicht so mein Geschmack, Viktor.«

Sein Lächeln ist weg und ich mache eine Bewegung mit meinem Glas und mir wird sofort nachgeschenkt. »Versteh mich nicht falsch, ich meine meinen Cousin, Phillip.«

Er grinst mir knapp zu, doch wir wissen beide, dass ich auch ihn gemeint habe.

»Aber ich bin mir nicht zu schade, um auch diese Spielchen zu spielen.«, rede ich weiter. »Studiert deine Tochter nicht gerade in Schweden? Stockholm University, wenn ich mich nicht täusche. 3. Semester, Literaturstudium.«

Mit genugtun sehe ich, wie das Grinsen endgültig aus seinem Gesicht verschwindet.

»Was soll die Scheiße, Dorian?«, knurrt Viktor aufgebracht.

»Ganz ruhig, es ist doch nur ein Spiel.«, antworte ich.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass nur eine Handvoll Menschen wissen, dass er überhaupt eine Tochter hat, geschweige denn, dass sie in Schweden studiert. Doch ich habe schon sehr früh meine Hausaufgaben gemacht.

»Haben wir jetzt genug gespielt, Viktor?«, möchte ich von ihm wissen.

»Ja, Stone. Das haben wir.« Ich merke, wie sein Kopf rot vor Wut wird. »Ich habe vergessen, wessen Sohn du bist und habe dich für einen Moment unterschätzt.«, gibt er zu.

»Ja, das tun die meisten, bevor ich ihnen den Todesstoß gebe.« Ich grinse ihm zu, als hätte ich einen Witz erzählt. »Wie auch immer. Danke für die nette Vorstellung Ladies.« Ich lege ein Bündel von Scheinen auf den Tisch und nicke Viktor zu, bevor ich seinen Club verlasse. Wer Viktor kennt weiß, dass er es dabei nicht belassen wird. Es wird ihn allerdings eine Zeit lang beschäftigen.

»Fahr mich nach Hause, Caleb.«  

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Happy Easter! 🐰 

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