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Wie gibt man eine unterschwellige, stichelnde Botschaft von sich, ohne dabei hochnäsig zu wirken? Ich weiß es nicht. Wie so oft in solchen Situationen wünsche ich mir Marlen an meiner Seite. Sie wüsste, wie sie dieser hochnäsigen Zicke antworten muss, ohne dass andere im Raum gemerkt hätten, das etwas nicht stimmt. Ich kann dieses Spiel einfach nicht spielen. Nicht so Marie. Ich sehe ihr sofort an, dass sie eine perfekte Maske trägt und weiß, wie sie mit ihrer Konkurrenz umzugehen hat.
»Wann immer Dorian nach Australien reist oder wir nach Übersee kommen, treffen wir uns und machen die Stadt unsicher.«, redet Marie weiter, da ich ihr nicht antworte. »Obwohl ich sagen muss, dass diese beiden Herrschaften meistens über das Geschäft reden. Aber nie lange. Meistens finde ich einen Weg, um sie von ihren Geschäften abzulenken.« Sie grinst mich an, als hätte sie mir etwas Witziges erzählt. Dabei hat auch dieses Mal ihre unterschwellige Botschaft gesessen. Ich lächele sie an, weil ich nicht auffallen möchte, doch am liebsten würde ich sie aus dem Büro schleifen und dafür sorgen, dass sie Dorian nie wieder zu Gesicht bekommt.
»Übertreib doch nicht, Marie. So oft feiern wir auch nicht.«, mischt sich nun Dorian ein.
»Aber immerhin sind wir die einzigen Personen, mit denen du feierst.«
Ich fühle mich immer unwohler in diesem Raum und frage mich ernsthaft, ob ich Riley als Ausrede benützen soll, um von hier zu verschwinden. Aber dann wäre Dorian wieder in der Nähe von Marie und das will ich auf keinen Fall. Außerdem will ich mein kindisches Verhalten im Restaurant nicht wiederholen und wie ein Kleinkind davonrennen.
»Genug über uns geredet.«, nimmt wieder Logan das Gespräch auf. »Ich möchte mehr über euch erfahren. Wie habt ihr euch kennengelernt, Adria? Vielleicht kannst du mir mehr Informationen geben. Mein Freund ist da nicht sehr gesprächig.«
Ich komme nicht umher zu merken, wie anderes sein Lächeln ist. Es ist echt und warm. Ganz und gar nicht so wie bei seiner Schwester.
Unsicher blicke ich Dorian an, weil ich nicht weiß, wie viel er möchte, dass ich seinen Freunden verrate. Doch er sieht mich nur schweigend an und wartet darauf, dass ich Logan antworte. Also gut.
»Unsere Kennenlerngeschichte ist etwas aktionsreich. Ich bin spät am Abend von meiner Arbeitsstelle nach Hause gegangen, als ich von drei Männern... überfallen wurde.«, sage ich und lasse den Part, wo sie mich sexuell belästigt haben aus. »Ich hatte schreckliche Angst und dachte schon, dass ich nicht mehr lebendig aus dieser Situation entkommen werde, als plötzlich Dorian vor mir stand.« Ich kann den bewundernden Ton in meiner Stimme nicht verstecken und sehe nochmal zu Dorian. An diesem Abend kam er mir wie ein schwarzer Ritter vor. Unbesiegbar. Gefährlich. Atemberaubend.
»Er war im wahrsten Sinne des Wortes mein Held an diesem Abend und hat die drei Rüpel zur Sau gemacht. Er war sogar ein richtiger Gentleman und hat mich nachhause gefahren.«
Bei meinen Worten fängt Logan an zu lachen. »Gentleman? Er?«, möchte er wissen. Sein Lachen steckt auch mich an und zum ersten Mal seit ich diesen Raum betreten habe, lache auch ich.
»Wie wäre es, wenn du ihr Stumm zuhören würdest? Wir können gerne auf deine Kommentare verzichten.«, sagt Dorian zu Logan.
»Stimmt.«, sagt nun auch Marie. Ich sehe sie an und merke, dass ihr aufgesetztes Lächeln verschwunden ist. Dieser Zustand sorgt dafür, dass ich nur noch breiter grinse. Vielleicht habe ich dieses Spiel ja doch drauf.
»Ein paar Tage später kam er in den Club, in dem ich arbeite und forderte mich auf seiner typischen Art und Weise auf, nach meiner Schicht die Zeit mit ihm zu verbringen. Und so.. und so haben wir uns dann kennengelernt.« Besser ich lasse auch den Part aus, wo er mich Tage danach abgewiesen hat. Und den Part in der Halle. Das muss Marie nun wirklich nicht wissen. Außerdem bin ich mir unsicher, ob sie generell wissen, dass Dorian illegale Boxkämpfe mit seinen illegalen Geschäftspartnern organisiert.
»Also anscheinend geht er auch ohne euch feiern, Marie.« Dieses Mal wende ich mich mit meinem Grinsen direkt an sie, bis ich höre wie Dorian einen leisen Laut von sich gibt. Ich schaue ihn an, doch sein Gesichtsausdruck gibt nichts Preis. Nur in seinen Augen kann ich den Schalk erkennen. Dieser Arsch! Er weiß genau, was hier abgeht und ihm scheint meine kleine Stichelei zu gefallen. Anscheinend ist hier wirklich nur Logan unwissend, was die Abneigung zwischen Marie und mir angeht.
»Das hört sich ganz nach Dorian an. Hilft einer Frau in Nöten und erobert ihr Herz im Sturm.«
»Herr Gott!«, unterbricht ihn Dorian, doch Logan ignoriert ihn.
»Aber sei gewarnt, Adria. Unser Freund ist ganz sicher nicht der Held, denn du dir erhoffst. Und ein Gentleman ist er erst recht nicht. Ich habe vieeeeles gesehen, dass man nicht als Gentleman bezeichnen könnte. Verstehe mich nicht falsch. Ich sage dir das alles nur, weil du mir sympathisch bist. Außerdem denke ich, dass er ernsthafte psychische Probleme h...«
»Du bist unausstehlich!«, redet Dorian wieder dazwischen. »Hör auf Adria Angst zu jagen! Er ist nur eifersüchtig, Beauty.«
Logan führt sein Glas an den Mund und lacht in sich hinein. Anscheinend sind sie wirklich sehr gut miteinander befreundet, denn ich glaube nicht, dass Dorian dies bei jemand anderem durchgehen gelassen hätte. Ich sehe Dorian nicht oft so, doch ich weiß, dass mir der gut aufgelegte Dorian besser gefällt.
»Du sagtest, dass du in einem Club arbeitest. Leitest du etwa auch einen?«, möchte Marie von mir wissen. Ihre Stimme fühlt sich wie Nadelstiche auf meiner Haut an und ich muss darauf achten, dass mein Lächeln nicht verrutscht.
»Nein ich leite keinen Club.« Ich und einen Club leiten?
»Als was arbeitest du dann?«, hackt Marie weiter nach. Sie möchte anscheinend wirklich, dass ich das Wort „Kellnerin" ausspreche. Normalerweise würde es mich nicht stören zu sagen, als was ich arbeite. Schließlich ist nicht jeder reich. Doch dieses Mal zögere ich, da ich nicht möchte, dass sie wissen, wie ich mein Geld verdiene, während Dorian ein ganzes Imperium leitet. Was ist, wenn Logan denkt, dass ich nur eine Golddiggerin bin?
»Adria arbeitet vorübergehend als Kellnerin im Club bis sie mit ihrem Studium als Innenarchitektin anfängt.«, antwortet Dorian statt mir. Bitte was? Ich durchbohre ihn mit meinen Blicken, doch er scheint davon nicht beeindruckt zu sein und streichelt mir mit sanften Bewegungen meinen Arm.
»Innenarchitektur? Das ist eine tolle Branche.«, sagt Logen.
»Ich habe eine Freundin die ebenfalls Innenarchitektur studiert. Lea, weißt du noch Dorian? Du kennst sie auch von... deiner Zeit in Australien. Sie schwärmt mir jedes Mal die Ohren voll mit ihrem Studium.« Marie redet weiter, doch ich höre ihr nicht wirklich zu.
Hat diese Hexe mir gerade wirklich versucht zu sagen, dass auch ihre Freundin etwas mit Dorian hatte? Ich versuche jede Zelle meines Körpers dazu zubringen still zu sitzen und nicht die Flucht zu ergreifen. Zuerst sagt Dorian, dass ich nur vorübergehend arbeite und dann gibt mir Marie auch noch zu verstehen, dass Dorian auch etwas mit einer Freundin von ihr hatte. Ich bin so wütend, dass ich mich Frage, wie lange es noch dauern wird bis ich platze. Dorian nimmt seinen Arm der die ganze Zeit auf meiner Schulter lag zurück und greif nach meiner Hand. Während er Marie zuhört und den Blick nicht von ihr nimmt, führt er meinen Zeigefinger in seinen Mund und knabbert plötzlich daran. Das macht er so beiläufig, dass ich mich ernsthaft frage, ob er möchte, dass ich nun doch den Verstand verliere. Während ich ihn ansehe, beißt er unerwartet fester zu und lindert den Schmerz anschließend mit seiner warmen Zunge. Sofort bin ich abgelenkt und Millionen Schmetterlinge fliegen auf. Ich weiß nicht, ob das eine Entschuldigung oder eine Wahrung ist, doch ich schätze, es ist das Letztere, da er möchte, dass ich mich beruhige. Ich sollte meine Hand zurückziehen, doch selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie nicht bewegen können. Denn sein Mund ist heiß und seine Zunge tut das Übrige.
Obwohl Marie weiterredet, dreht sich Dorian plötzlich zu mir und ich ertrinke in seinem Blick. Diese Augen verwandeln mein Gehirn in Brei. Ich habe das Gefühl, dass er mir zu verstehen gibt, ihm nicht zu widersprechen und zu warten, bis wir wieder alleine sind. Wieder streichelt er mit seiner Zunge über meinen Finger und hält dabei den Blickkontakt. Ich liebe die Art, wie er mich mit seinen Augen in den Bann zieht. Er muss mich nur ansehen und ich fühle mich von ihnen gefangen und unfähig wegzuschauen. Die Verbindung zwischen uns ist so intensiv, dass ich mich unwohl fühle, da wir schließlich nicht alleine sind. Und wieder habe ich das Gefühl, dass er jeden Gedanken von mir hören kann. All meine Schwächen und Stärken.
Ein Klopfen an der Tür durchdringt mein Gedankenkarussell. Dorian nimmt endlich meinen Finger aus seinem Mund bevor er mit fester Stimme antwortet:» Herein!«
Die blonde Assistentin von der Rezeption öffnet die Tür und sieht leicht nervös aus.
»Mr. Carter, entschuldigen Sie die Störung. Ihr Cousin Philip ist unten möchte dringend ein Gespräch mit Ihnen führen.«
Sobald der Name seines Cousins fällt, spüre ich, wie sich Dorian neben mir anspannt. Die Stimmung kippt plötzlich und Dorian strahlt so eine negative Energie aus, dass ich erschauere. Er hat schon einmal so reagiert, als es um seinen Cousin ging. Anscheinend kann er ihn wirklich nicht ausstehen.
»Schicken Sie ihn weg.« Er erhebt weder seine Stimme, noch ändert sich seine Mimik. Das macht ihn nur noch angsteinflößender.
»Natürlich, Sir. N-nur... ihr Cousin scheint sehr hartnäckig zu sein und weigert sich das Gebäude zu verlassen. Er sagt, dass es um irgendeine Fracht.. ähh Schiffsfracht ginge. Sollen wir ihn trotzdem von der Security hinausbegleiten lassen?« Während die Assistentin ihre Frage stellt, scheint sie nervös zu sein, sodass sie mir leid tut. Wahrscheinlich musste sie schön öfter mit Dorians Stimmungsschwankungen leben.
»Ach du Scheiße, Carter. Philip weiß es echt immer Leuten auf den Sack zu gehen.«, sagt Logan genervt. Dann fällt ihm anscheinend ein, dass auch Marie und ich im selben Raum sind. »Tut mir leid wegen meiner Wortwahl, Ladys.«
»Bringen Sie ihn in den Konferenzraum im 2. Stock. Caleb soll ihn begleiten. Ich komme gleich nach.«, antwortet Dorian seiner Assistentin, die erleichtert darüber gehen zu dürfen wieder die Tür schließt.
»Ich bin gleich wieder da, Beauty.« Er sieht mir dabei nicht in die Augen und erhebt sich mit einem Ruck.
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Hallöchen meine Lieben!
Ich war heute so im "Schreiberausch", dass ich das nächste Kapitel auch schon fertig geschrieben habe. Eigentlich wollte ich alles auf einmal hochladen, aber es war mir dann doch zu viel für ein Kapitel. Hmm, vielleicht kommt ja heute noch ein Kapitel... oder doch erst Morgen?
XOXO💕
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