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»Ms Skyes, Sir. Wie gewünscht.«

Sofort wird Dorians Blick weicher. Er steht auf und gibt mir einen federleichten Kuss auf die Wange. Wie immer ist er dabei ganz in Schwarz gekleidet und sieht umwerfend aus. 

»Danke, Caleb. Ich rufe dich dann an, wenn wir fahren wollen.«

Caleb nickt seinem Boss einmal zu und verschwindet ohne ein weiteres Wort zu sagen.

»Du siehst atemberaubend aus, Adria. Ich habe mich schon den ganzen Tag darauf gefreut dich zu sehen.«

Bei seinem Kompliment steigt mir sofort die Röte ins Gesicht und gleichzeitig kann ich ein Lächeln nicht unterdrücken.

»Danke, ich auch.«, kommt es kurzangebunden von mir zurück.

Sein verführerischer Blick und sein schiefes Lächeln sorgen dafür, dass ich für einen Augenblick vergesse zu atmen. Er legt eine Hand auf meinem Rücken und führt mit zu einem Tisch, das etwas abseits steht. Dort angekommen ziehe ich meinen Blazer aus und überreiche es einem der Mitarbeiter, der bereits dort steht. Plötzlich steht Dorian hinter mir und ich höre wie er tief ausatmet. Seinen Luftstoß kann ich auf meinem nackten Rücken fühlen und es bereitet mir sofort Gänsehaut.

»Baby, du wirst noch mein Untergang sein.« Dabei streichelt er sachte meinen Rücken. Weil mich die Situation etwas überfordert, rutsche ich sofort in die Sitznische und warte, bis auch er sich hingesetzt hat. Kurz darauf kommt auch er zu mir und setzt sich dabei so nah wie möglich an mich. Sein Lächeln beruhigt und schockiert mich gleichzeitig. Er hat dies in den letzten Tagen so selten getan, dass ich das Gefühl habe einen anderen Mann vor mir zu haben.

Dorian winkt dem Keller zu, der auf der Stelle herbeihetzt. »Mr Carter. Was darf ich Ihnen bringen, Sir?«

»Möchtest du etwas bestimmtes oder soll ich bestellen.«

»Nein, du suchst sicher etwas Gutes aus.«, sage ich.

Dorian nickt mir zu und bestellt für uns. Währenddessen habe ich die Möglichkeit die Sky-Bar zu beobachten. Der ganze Laden ist sehr schick und edel. Ich verstehe, warum Mr Superreich so etwas besitzt. Mein schäbiges Apartment und meine drei Jobs kommen mir wieder in den Sinn. Auf keinen Fall passe ich in diese Welt. Ob wohl die anderen Gäste das auch sehen können? Unsicher zupfe ich mein Kleid zurecht.

»Jeder Mann in diesem Restaurant ist eifersüchtig, weil du mit mir an einem Tisch sitzt.«, kommt es plötzlich von Dorian.

»Keiner achtet auf mich, Dorian.«, sage ich lächelnd.

»Doch tun sie. Außerdem bin ich ein Mann und weiß an was sie denken.«

»Hmm... An was denken sie denn?«, necke ich ihn.

Dorian kommt mir näher. »Sie denken daran, dass es von hier, bis hier, einfach unwiderstehlich aussieht.«, dabei berührt er mich auf der linken Schulter und fährt mit seinem Zeigefinger auf die rechte Seite. Er konzentriert sich völlig auf mich und für einen Moment fühle ich mich berauscht. Als wäre nichts gewesen, nimmt er anschließend seine Hand wieder runter und lehnt sich zurück.

»Ist es zu freizügig?«, frage ich ihn unsicher. Manchmal hasse ich mich selber für mein nichtvorhandenes Selbstbewusstsein.

»Solange ich bei dir bin, mag ich es, wenn du so etwas anziehst.«

Wir schweigen wieder, als der Kellner kommt und uns das köstlich riechende Essen und die Getränke serviert. Auch nachdem der Kellner geht, bleiben wir still. Was soll ich nur mit ihm reden? Mein Verstand setzt völlig aus und ich überlege fieberhaft nach eine Konversation zu starten. Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

»Gefällt es dir nicht?«

»Nein. Ich meine doch! Entschuldige! Ich bin einfach nur etwas nervös.«, gestehe ich.

»Das brauchst du nicht. Ich bin es doch nur.« Seine schlichte und gleichzeitig süße Antwort, sorgen dafür, dass ich mich etwas beruhige.

Ich wende mich wieder dem Essen zu und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich probiere einen Bissen vom Steak und der Geschmack explodiert in meinem Mund wie ein Feuerwerk. Das Fleisch ist perfekt. Ich seufze zufrieden und schließe meine Augen, um den Geschmack zu genießen. Als ich sie öffne, starrt Dorian mich ernst an.

Wie peinlich! Kannst du dich nicht einmal normal benehmen, Adria!

Sein Kiefer spannt sich an und er hält seine Gabel fest umklammert. Ich kann die sexuelle Spannung die sich zwischen uns aufbaut spüren und beiße mir auf die Lippen. Dabei versuche ich irgendwo anders hinzusehen und seinem Blick auszuweisen.

»Schmeckt's?«, möchte Dorian wissen und nimmt einen Schluck von seinem Wein. Ich nicke.

»Erzähl mir etwas von dir.«, fordert mich Dorian auf.

»Was möchtest du wissen?«

»Was ist dein größter Traum?«

Huhh. Gute Frage.

»Ich möchte unbedingt Innenarchitektin werden.«, rutscht es mir raus.

»Also Innenarchitektur? Es gibt dem Raum Leben und Charakter. Ich denke, dieser Job ist wie für dich geschaffen.«

»Und was ist dein größter Traum?«, möchte ich nun von ihm wissen.

Jegliche Freude in seinem Gesicht verschwindet.

»Vergebung.«, flüstert er, bevor er noch einen Schluck trinkt.

Sofort ist mein Interesse geweckt und ich möchte mehr erfahren. »Von wem?«

Dorian streicht mir eine Strähne vom Gesicht. »Nächste Frage.« Ich belasse es dabei, weil ich nicht möchte, dass die Stimmung kippt.

»Wird das hier ein Fragen-Pingpong?«, frage ich ihn interessiert zurück.

»Was ist das?«

»Kennst du das Spiel nicht?«

»Welches Spiel?«

»Es ist ein Kennenlernspiel. Man stellt sich abwechselnd Fragen und der Andere muss stets mit der Wahrheit antworten. Man darf aber auch passen. Die einzige Einschränkung ist, dass man dieselbe Frage nicht zurückstellen darf.«

Er hebt wieder einmal seine linke Augenbraue und sieht mich für einen Moment verdattert an. Sofort komme ich mir kindisch vor und möchte am liebsten, dass er vergisst, was ich so eben von mir gegeben habe.

»Okay. Ladies first.«, sagt er schließlich.

Mal sehen. Ich fange mit einer harmlosen Frage an.

»Was ist deine Lieblingsfarbe?«

»Schwarz.«

Drauf hättest du auch selber kommen können, du Dummerchen.

»Wer ist dieser Milchbubi, von dem gestern Marco gesprochen hat?«, kommt es wie aus der Pistole geschossen von ihm.

Bitte? Was? Das saftige Stück Fleisch bleibt auf halber Höhe stecken und mir bleibt der Mund offen.

»Ich hab nach deiner Lieblingsfarbe gefragt und du fragst mich direkt sowas?«, frage ich schockiert.

Er spiest elegant noch ein Stück Fleisch auf seine Gabel, bevor er es in seinen Mund schiebt und genüsslich zu kauen beginnt. Nachdem er geschluckt hat, sagt er: »Baby, dann hättest du mir die Spielregeln besser erklären müssen. Oder fängt man immer mit der Lieblingsfarbe an?«, möchte er wissen.

»Nein.« sage ich verklemmt. »Du kannst fragen was du willst.«

»Also?«

Eigentlich darf es mich nicht wunder. Einem Mann wie ihm, scheint nichts zu entgehen.

»Thomas, mein Exfreund.«, sage ich und blicke ihn erwartungsvoll an. Wie wird er reagieren, denke ich mir.

Doch er nickt nur einmal und fordert mich mit einer Bewegung auf, die zweite Frage an ihn zu stellen. Na, gut. Dann spielen wir das Spiel nach deinen Regeln. Ich überlege einen Moment bevor ich frage: »Mit was verdient Dorian Carter sein Geld?«

Sobald die Frage draußen ist, widme ich mich meinem Essen und vermeide Blickkontakt. Diese Frage beschäftigt mich schon länger und ich möchte Gewissheit haben, ob neben den illegalen Boxkämpfen noch andere illegale Geschäfte ablaufen.

»Ich bin Clubbesitzer. Sieben in Amerika und noch ein paar in Übersee. Außerdem leite ich das Familienunternehmen "SkyClass Industries". Mir können ebenfalls Anteile der Hotelkette „Sky Hotel".«, redet er darauf los. Wow.

Und ich serviere Getränke, Essen und an manchen Tagen putzte ich Büroräume. Nett Sie kennenzulernen.

Er muss es mir wohl am Gesicht abgelesen haben, dass ich immer noch darauf warte, dass er mir den Underground erklärt.

»Ich werde dich nicht anlügen, Adria. Es gibt noch andere Bereich womit ich mich beschäftige, wie das Boxen im Underground. Aber diesen Teil der Frage passe ich.«

»Okay.«, antworte ich und er streicht mir liebevoll mit dem Daumen über die Wange.

»Ich bin dran.«, sagt er schmunzelnd und ich habe das Gefühl, dass ihm dieses Spiel Spaß macht.

»Wie lange wart ihr zusammen und wieso habt ihr euch getrennt?«

»Das sind zwei Fragen.« Dabei streiche ich ein imaginären Staubkorn vom Tisch.

»Na, schön. Wieso habt ihr euch getrennt.«

»Hauptsächlich wegen mir. Ich... E-es hat einfach nicht funktioniert.« Mir ist es unangenehm darüber zu sprechen. Vor allem aber möchte ich nicht sagen, dass es daran gelegen hat, dass ich einfach kein Vertrauen zu ihm aufbauen konnte, egal wie sehr er sich bemüht hat.

Wieder nickt er mir bloß zu.

»Und was ist mit dir? Wie viele Beziehungen hattest du schon?«

»Keine.«, antwortet er sofort.

»Du erwartest doch nicht ernsthaft das ich dir das glaube?«, schieße ich los.

Plötzlich blickt er mich kalt über den Tisch hinweg an. »Das waren zwei Fragen. Ich bin dran. Wie lange warst du mit Thomas zusammen?«

»Sieben Monate. Wie kann es sein, dass du noch mit keiner Frau zusammen warst?

»Ich habe Frauen flachgelegt, falls es das ist was du wissen möchtest. Aber ich habe nie eine Beziehung mit ihnen gehabt.«

Meine Güte ist seine Wortwahl derb. Mir steigt erneut die Röte ins Gesicht und ich komme nicht umher eifersüchtig auf diese namenlosen Frauen zu sein. Aber keine Beziehung? Kann ich ihm das wirklich glauben?

»Adria, ich werde dich nie belügen. Wenn du etwas wissen möchtest, dass ich nicht bereit bin dir zu sagen, dann werde ich dir das mitteilen, aber ich werde dich niemals belügen. Das gleiche erwarte ich auch von dir.« Das Lächeln von vorhin verwandelt sich in ein Stirnrunzeln und er wirkt verärgert.

»Dein Steak wird kalt. Wir können dieses Spiel auch spielen, während wir essen.«, sagt er anschließend zu mir und wendet sich wieder seinem Essen zu.

»Und was ist mit mir? Bin ich auch nur eine Affäre für dich?«, frage ich ihn, obwohl ich weiß, dass er eigentlich an der Reihe ist.

Langsam legt er seine Gabel wieder auf den Tisch und blickt mich mit einer Kälte an, die die meisten Menschen in die Knie gezwungen hätte. Ich muss schlucken.

»Anscheinend habe ich mich gestern Nacht nicht klar genug ausgedrückt. Du gehörst mir, Adria. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau für mich beansprucht und du hast es akzeptiert. Ich habe es dir gesagt, du kannst nicht mehr zurück.«

»Okay. Aber nur, wenn du auch mir gehörst.«, gebe ich mutig von mir. Ich möchte auf keinen Fall, dass er denkt, dass es für mich in Ordnung ist, dass er weiterhin irgendwelche Frauen flachlegt.

Langsam heben sich seine Mundwinkel wieder.

»Diese Vorstellung gefällt mir.«


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