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Erst nachdem ich das Klicken ihres Türschlosses höre, mache ich kehrt und gehe auf das Treppenhaus zu. Nur ungern gestehe ich mir, wie schwer es mir fällt Adria alleine zulassen, aber ein Blick auf mein Handy hat gezeigt, dass mehrere Nachrichten eingegangen sind. Alle von der Brüderschaft. Meine Geschäftspartner. Sie erwarten Erklärungen von mir und ich kann sie nicht noch länger ignorieren. Und auch wenn es mir tierisch auf den Sack geht, bin auch ich Rechenschaften schuldig. Noch!
Ich nehme zwei Stufen auf einmal, während ich durch das Treppenhaus ihres Wohnkomplexes gehe und darauf achte, auf keine Spritzen zu steigen, die auf dem dreckigen Boden liegen. Ich kann nicht fassen, dass meine Adria hier wohnt. Sie ist zu schön, unschuldig, rein... und vieles mehr, um hier zu wohnen. Sie hat Besseres verdient als dieses beschissene Loch, dass sie Zuhause nennt. Deswegen wird dies das Erste sein was sich in ihrem Leben ändern wird. Dafür werde ich sorgen, aber alles hat seine Zeit. Adria ist stolz auf dass, was sie alleine erreicht hat und loyal gegenüber den Leuten, die ihr etwas bedeuteten. Sie hat sich heute schon zwei Mal zwischen meine Wut und den Menschen, die für sie von Bedeutung sind, gestellt. Und auch wenn mich ihre Loyalität beeindruckt, mag ich es nicht, wenn sie es gegen mich verwendet. Das habe ich ihr mehr als deutlich klar gemacht und ich habe jedes Wort ernst gemeint. Wenn sie sich auf mich einlässt, entscheide ich. Vor allem wenn es um ihre Sicherheit geht, werde ich keine Kompromisse dulden. Aber im Moment habe ich etwas anderes zu erledigen. Eins nach dem anderem. Zuerst muss ich zurück ins Saint, wo ich Viktor und die anderen in meinem Büro stehen gelassen haben, nachdem Racer und Adria gegangen sind.
Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Racer so dumm war und Adria mit in die Halle genommen hat. Was hat sich dieser Bastard nur dabei gedacht? Um ihn werde ich mich auch noch kümmern.
Hätte er Adria nicht dorthin gebracht, wäre Viktor ihr niemals begegnet. Vor Wut balle ich meine Fäuste. Ich kenne Viktor schon lang genug um zu wissen, dass wenn er etwas nicht bekommen kann, er nur hartnäckiger wird. Nur aus diesem Grund habe ich ihm Adria gebracht, nachdem er mit einem anzüglichen Grinsen auf sie gezeigt hat. Und als ich sie in mein Büro gebracht habe, habe ich echte Abscheu in ihren Zügen gelesen. Aber meine Brüderschaft darf niemals erfahren, dass sie mir etwas bedeutet.
Am liebsten hätte ich ihn mit meinen eigenen Händen erdrosselt, weil er es gewagt hatte sie anzufassen. Ich hole tief Luft und fange im Stillen an meine Schritte bis zu meinem Auto zu zählen, um die Wut die in mir aufsteigt im Zaum zu halten. Caleb mein Chauffeur und Leibwächter macht mir die Tür auf. Bevor ich einsteige, blicke ich auf die gegenüberliegende Straßenseite. In einem grauen SUV sitzen zwei Männer. »Bürgst du für sie?«, möchte ich von meinem Leibwächter wissen, der mich schon seit meiner Jugend kennt.
»Ja, Sir«, antwortet dieser. Dass er mich mit Sir anspricht, zeigt mir, dass er angepisst ist überhaupt in Frage gestellt worden zu sein. Wenn Caleb ihnen vertraut, dann kann ich es auch. Er weiß wie wichtig mir Adrias Schutz ist. Deswegen nicke ich ihm zu und steige ein, während auch er einsteigt und mich zurück zum Saint, meinem Club, fährt. Ich nehme mir ein Glas Cognac aus der Minibar und beobachte Caleb, der mir wiederum verstohlen Blicke vom Rückspiegel wirft.
»Raus damit!« Er ist vielleicht einer der wenigen Person, dem ich in dieser beschissenen Welt voller Intrigen und falschen Freunden mein Rücken zu wenden könnte, ohne dabei befürchten zu müssen im nächsten Augenblick mit einer Kugel durchbohrt zu werden. Deswegen möchte ich hören was er mir zu sagen hat.
»Ich mache mir Sorgen."
»Um mich?«, möchte ich belustigt wissen, obwohl mir nicht zu Lachen zumute ist.
»Ich kenne dich so nicht. Du scheinst wie besessen von ihr zu sein.« Ich schweige und nehme einen Schluck von meinem Cognac.
»Seit Monaten schon beschattest du sie. Folgst ihr auf Schritt und Tritt. Und heute lässt du einfach deine Brüderschaft links liegen und folgst diesem Mädchen nach Hause. Du machst in letzter Zeit Fehler, Dorian. Lohnt es sich für eine Frau, die nicht einmal...«
»Vorsicht!«, unterbreche ich ihn. »Denk lieber zwei Mal nach bevor du diesen Satz vervollständigst.«
Die restliche Fahrt über schweigt er.
Nachdem ich im Saint ankomme und durch den Hintereingang zurück in mein Büro gehe, begrüßen mich die Lauten Bässe der Musik und der Geruch von Zigaretten. Ich weiß, dass meine Brüder noch immer auf mich warten und bereite mich innerlich auf ihre Fragen vor. Dieses Treffen ist wichtig, aber ich bedauere, dass ich es für heute angesetzt habe. Meine Gedanken sind immer noch bei Adria und eine Unterhaltung über das Geschäft ist das Letzte, wonach mir gerade ist.
Als ich die Türe zum meinem Büro öffne überrascht mich der Anblick der sich mir bietet nicht. Schließlich hätte ich meine Geschäftspartner nicht einfach so warten lassen können, ohne in der Zwischenzeit für Unterhaltung zu sorgen.
Während eine Tänzerin vor dem Tisch tanzt, sitzen drei weitere am Tisch und lassen sich von den Männern verwöhnen, indem sie sich mit Früchten füttern lassen. Natürlich ist es Viktor, der mich zuerst sieht und anspricht. »Dorian! Wir dachten schon du lässt uns die ganze Nacht warten.«
Ich gehe ans Ende des Tisches, schenke mir noch einen Cognac ein und lasse mich auf meinen Platz sinken. »Du siehst aber nicht so aus, als hättest du mich vermisst, alter Mann.» Er lacht und streicht Gina, die gerade auf ihm sitzt, die Haare zurück. »Ich muss zugeben, du hast für gute Entschädigung gesorgt.«
Gina lächelt bei diesem Kompliment und streichelt ihm weiterhin die Brust, während sie mir einen Blick zuwirft. Gina ist genauso schön wie hinterlistig. Sie hat es bis jetzt immer geschafft Männer um ihren Finger zu wickeln. Außer bei mir. Obwohl sie ihre Taktik auch oft genug versucht hat an mir anzuwenden.
Trotzdem wäre Viktor nicht in der Position in der er heute ist, wenn er sich so schnell ablenken ließe. Er ist gerissen wie ein Fuchs und ihm entgeht nur selten etwas. Mit einem Ruck klatscht er auf Ginas kaum verhüllten Hintern. »Es wird Zeit, dass wir Männer uns wieder dem Geschäft zuwenden.« Gina reibt sich noch ein letztes Mal lasziv an Viktor bevor sie mit einem Lächeln aufsteht und wie alle anderen Tänzerinnen den Raum verlässt. Innerlich muss ich über dieses Miststück lächeln.
»Dann lasst uns endlich anfangen über das Geschäft zu sprechen.«, sagt Nolan und übernimmt somit die Führung des Gespräches. Nolan ist in England aufgewachsen und erst vor ein paar Jahren nach Boston gezogen. In dieser Truppe ist er der einzige, der in meinem Alter ist, alle anderen sind älter. Das zeigt nur, dass Nolan genauso wie ich ein rücksichtsloses Arschloch ist. Sonst würde er nicht hier mit uns an einem Tisch sitzen. Wir sprechen zügig und genau über unsere neuen Geschäfte und ich leiste meinen Beitrag dort wo es sein muss.
Doch langsam merke ich, wie meine Gedanken zu Adria abschweifen. Ich will sie nicht in der Nähe dieser Leute haben. Nicht einmal in der Nähe von mir, um ehrlich zu sein aber dafür ist es zu spät. Außerdem wünsche ich mir sie nie gefunden zu haben oder sie angefasst zu haben, was das betrifft. Ich weiß nicht, was zum Teufel ich mir dabei gedacht habe, so weit zu gehen. Das Glas bewegt sich zu meinen Lippen, bevor ich merke, dass es leer ist. Mein Gott! Ich stelle es wieder zurück auf den Tisch, anstatt es gegen die Wand zu schmettern und bin mir dabei den durchdringlichen Blick von Viktor bewusst. Ihm entgeht nichts und ich muss vorsichtiger sein, obwohl ich weiß, dass mein ausdrucksloses Gesicht nichts preisgibt. Deswegen konzentriere ich mich wieder für den Rest des Gespräches ausschließlich auf meine Brüder.
*****
Nachdem mein Büro wieder leer ist, ich meinen Kragen gelockert und meine Ärmeln hochgekrempelt habe, lehne ich mich in meinem Sitz zurück und schließe die Augen, nur um ihr Gesicht vor mir zu sehen. Ihre Augen die mich schüchtern anblicken und von dicken Wimpern umrandet sind. Ihre kleine zarte Nase und ihre vollen Lippen, die mich schon jetzt süchtig machen. Sie ist wirklich verdammt umwerfend.
Die Tür zu meinem Büro öffnet sich und Gina spaziert hinein. Ich hebe meine Augenbraue, weil ich sehe wie unbeschwert sie sich in meinem Büro bewegt und sich vor mir auf den Tisch setzt.
»Was willst du dieses Mal?«, frage ich sie desinteressiert. Sie zuckt vor meiner kalten Stimme zurück, kriegt sich dann aber sofort wieder ein, indem sie ihren Rücken wölbt und mir praktische ihre monströsen Titten zu streckt. Leider muss ich mir eingestehen, dass das einmal bei mir funktioniert hat, aber ich werde sie nie wieder anfassen.
»Warum bekommt Leyla immer mehr Musik als ich? Das ist nicht fair! Ich bin schon viel länger...«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mit diesem Scheiß nicht zu mir kommen sollst.«, schneide ich sie ab. Sie macht einen Schmollmund bevor sie mit sanfter Stimme weiterredet.
»Du machst mir einen sehr angespannten Eindruck, Dorian. Ich könnte dir helfen etwas Druck abzulassen.«
»Das glaube ich weniger. Außerdem gibt es da draußen keine willigen Kerle, bei denen du mehr Chancen für heute Nacht hast?«, möchte ich von ihr wissen, obwohl es mich einen Scheiß interessiert für wenn sie ihre Beine spreizt.
Sie lächelt und spielt dabei mit ihren Haaren bevor sie mir antwortet: »Doch, aber keiner macht es so gut wie du.«
»Ist das so?«, möchte ich von ihr wissen und spiele ihr Spiel mit.
»Du warst schon immer der Beste.«
»Du musst es ja wissen.«, sage ich und trinke aus meinem Glas. »Schließlich hattest du schon viele.«
Ihr Lächeln verschwindet und falsche Tränen treten in ihre Augen. Gina ist genauso manipulativ wie ich, nur hat sie noch immer nicht begriffen, dass ich der Meister dieses Spieles bin. In einem letzten Versuch mich umzustimmen, streckt sie ihre Hand aus, um mein Gesicht zu berühren, aber ich schiebe sie beiseite.
»Verpiss dich und wage es nicht noch einmal unerlaubt mein Büro zu betreten.«
Sie schnauft leise, tut aber, was ich von ihr verlange. Als sich die Tür hinter ihr schließt, fahre ich mit den Händen über das Gesicht. Ich nehme mein Handy zur Hand und öffne aus meiner Galerie ein Bild von Adria. Mein Daumen fährt über das Foto. Meine Männer haben es mir vor fünf Tagen geschickte, als ich sie beschatten lies. Sie steht mit ihrer viel zu dünnen Jacke vor dem Restaurant in dem sie arbeitet und wartet auf den Bus, obwohl ich ihr mehr als deutlich klar gemacht habe, dass sie mit dem Taxi nach Hause fahren soll.
Ich lehne mich zurück und trommele mit meinen Fingern auf dem Schreibtisch. Es ist beängstigen wie sehr ich sie will und gleichzeitig von mir wegstoßen möchte. Aber wir wissen beide, dass es kein Zurück mehr gibt, oder Adria? Schließlich hast du schon immer mir gehört.
~~~~~~
Hallöchen!!
Nach einer ziemlich langen Pause habe ich es wieder geschafft an meiner Geschichte weiterzuschreiben!! Tut mir leid, dass ich so lange weg war, aber ich werde ab jetzt wieder versuchen öfter upzudaten.
Das ist das erste Kapitel, dass aus Dorians Sicht geschrieben wurde. Ich hoffe es gefällt euch! ;-)
Ganz liebe Grüße an euch!
XOXO
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