Das Licht

TW: Blood | Abusive

Shiro POV

Und noch ein Schlag, den ich in meinem Gesicht spürte und ich betete, dass es der Letzte sein würde. Blutüberströmt lag ich in dem Kellerverlies, wo er mich eingesperrt hatte. Er war ein Teufel, der sich daran ergötzte, mich bluten und leiden zu sehen. Es tat weh, ich hatte überall Schmerzen. Mein ganzes Leben bestand aus Schmerzen und unerträglicher Angst.
Wäre ich nicht so feige, hätte ich mir schon lange das Leben genommen. Doch dazu hatte ich nie den Mut gehabt. In meinen Träumen, da sah ich dieses Licht und eine Hand, die sich mir entgegenstreckte. Eine Hand, mit Bandagen umhüllt, die mich rettete.
Doch bisher war dies nie wahr geworden. Zitternd und schluchzend lag ich dort am Boden. Aus meinen Augen war jegliches Licht verschwunden. Sie waren kalt und leer. So wie meine Seele.

"Bitte, hör auf... H-hör doch einfach auf... Es tut weh... Es tut so weh...!", bettelte ich.

Doch er zeigte kein Erbarmen. Er schlug mich erneut mit dem Baseballschläger.

"Halt deine Fresse, du kleine dreckige Schlampe! Wegen dir habe ich andauernd nur Probleme! Warum stirbst du nicht einfach?", schrie er betrunken und sah mich mit Zorn in den Augen an.

Ja, das fragte ich mich auch. Wie hatte ich das so lange überleben können? Ich müsste längst tot sein. Doch der Glaube an das Licht in meinen Träumen schien mich am Leben zu halten. Nein, ich wollte nicht sterben. Nicht für ihn, um ihm die Genugtuung zu geben.

"Du kotzt mich so an. Bist immer nur am Flennen, wie ein kleines Baby! Ich hab die Schnauze voll. Von mir aus verrecke hier unten.", meinte er und schlug noch ein letztes mal zu, so dass ich erneut Blut spuckte und dann das Bewusstsein verlor.

Dazai POV
Kunikida, die anderen und ich waren an einem Fall dran, einen Serienmörder und Kidnapper ausfindig zu machen. Mehrere Frauen waren verschwunden und wurden vermisst. Wir hatten den grossen Verdacht, dass die Gilde etwas damit zu tun haben könnte. Da die Polizei im Dunkeln tappte, hatten sie uns mit dem Fall beauftragt.
Plötzlich meldete sich Ranpo zu Wort.

"Ich glaube, ich habe seinen Aufenthaltsort gefunden! Wir müssen schnell dahin fahren. Vielleicht ist sie noch am Leben!"

Meine Augen weiteten sich. Shiro Asagari. Dieses junge Mädchen, dass vor einiger Zeit als vermisst gemeldet wurde. Natürlich war der Verdacht direkt auf ihn gefallen. Der, den wir suchten. Rynosuke Kunishida. Ein widerlicher Kerl, den ich am liebsten dafür umbringen wollte, was er jungen Mädchen antat. Doch wir brauchten ihn lebend, um Informationen zu bekommen.
Das ärgerte mich. Mich machte es rasend wütend, dass so ein Kerl frei herumlief. Er kidnappte nicht nur Frauen und ermordete sie, er vergang sich auch an ihnen. Sollte er jemals vor mir stehen, könnte ich mir nicht sicher sein, ob ich mich beherrschen könnte.

"Worauf warten wir dann noch? Los!", rief ich laut, ehe ich von meinem Platz aufsprang.

Shiro POV
Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein und versuchte mich von dem kalten Boden aufzurichten. Doch ich war so schwach und zittrig, dass ich sofort wieder zu Boden glitt. Mein Körper war so schwach und tat so höllisch weh. Man konnte kaum mit Worten aussprechen, was dieses Schwein mir angetan hatte. Und darüber nachdenken konnte ich schon mal gar nicht. Ich wünschte, ich könnte alles vergessen.
Seit Tagen hatte ich kein Licht mehr gesehen, geschweige denn, etwas zu Essen gehabt. Es schien mir fast wie ein Wunder, dass ich nicht starb. Etwas in mir hielt mich am Leben. Ja, das Licht. Ich hatte es eben wieder gesehen.
Ich lag in meinem eigenen Blut und zitterte. Er würde erstmal nicht wiederkommen, was mich beruhigte. Doch plötzlich hörte ich von oben laute Schreie.
Lautes Brüllen und trampeln. Ich zuckte zusammen und kniff die Augen zu. Was war da los? Mit einem Mal flog die Türe auf. Ich war schon darauf gefasst, dass er es wieder war und er mir Dinge antun würde. Ich kauerte mich auf dem Boden in meine gewöhnliche Schutzposition.
Die Arme vor das Gesicht gedrückt und die Knie so nah wie möglich gegen mein Kinn angezogen. Ich hörte schnelle Schritte auf mich zukommen. Dann war es still.

"Shht, hab keine Angst. Ich bin hier, um dir zu helfen.", hörte ich eine sanfte männliche Stimme.

Fast schien es mir, als würde ich wieder träumen. Doch da spürte ich eine sanfte Hand an meiner Schulter. Sie war warm und angenehm auf meiner Haut. Dennoch zuckte ich aus Reflex und Angst in mich zusammen, traute mich nicht, die Arme von meinem Gesicht zu nehmen.

"Ich verstehe, dass du Angst hast. Aber ich will dich hier rausholen. Ich bin Dedektiv. Du kannst mir vertrauen."

Langsam, aber zittrig, nahm ich meine Arme von meinem Gesicht und sah zu meinem Gegenüber nach oben. Vor mir kniete ein junger Mann mit wuscheligen braunen Haaren und sah mich aus sanften braunen Augen an. Er lächelte leicht und da war sie.
Diese Hand, die sich mir entgegenstreckte. Und sie hatte Bandagen. Wie aus meinem Traum. Das Zeichen, was mein Inneres mir gegeben hatte. Es war tatsächlich wahr!

"Nimm meine Hand. Ich hole dich raus, aus der Hölle."

Meine Augen weiteten sich. Er erschien vor mir, wie ein Engel. Der Mensch, der mir mein Leben rettete. Kurz zögerte ich. Doch schließlich ergriff ich die Hand.

Dazai POV
Nachdem wir ihn überwältigt und die Polizei verständigt hatten, stürmte ich sofort runter in den Keller. Da musste sie sein, das wusste ich. Das sagte mir mein Instinkt. Ich stieß die Türe auf und da lag sie. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Ich hatte bereits die Abgründe der Hölle vor mir gesehen. Doch das war schlimmer, als alles je zuvor.
Das junge Mädchen lag völlig verängstigt in sich zusammengekauert auf dem Boden, in ihrer eigenen immer größer werdenden Blutlache. Als ich reinkam, hatte sie sofort schützend ihre Arme vor ihr Gesicht gedrückt.
In mir ging in diesem Moment etwas kaputt. Sie war so verängstigt. Ihr gesamter Körper war mit Schnitten und tiefen Wunden überzogen. An ihrem Kopf eine große Platzwunde und ihre Beine schienen gebrochen zu sein, so dass sie nur dort liegen und sich nicht rühren konnte. Sie trug ein zerrissenes weißes Kleid und sonst keine Kleidung.
Mich hielt nichts mehr, ich stürmte sofort zu dem weißhaarigen Mädchen. Ich kniete mich vorsichtig zu ihr auf den Boden und kniff kurz schmerzvoll die Augen zusammen.
Ich konnte vieles sehen. Aber nicht so ein schönes Mädchen so zerbrechlich und gebrochen am Boden liegend in ihrem eigenen Blut badend.

"Shht, hab keine Angst. Ich bin hier, um dir zu helfen.", sagte ich mit sanfter Stimme zu ihr.

Sie rührte sich nicht. Deswegen legte ich ihr sanft eine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte aufgrunddessen zusammen, was mich nicht wunderte. Doch ich wollte versuchen, sie zu beruhigen.

"Ich verstehe, dass du Angst hast. Aber ich will dich hier rausholen. Ich bin Dedektiv. Du kannst mir vertrauen.", versuchte ich es weiter.

Da endlich rührte sie sich langsam und nahm ihre Arme von ihrem Gesicht. Nun blickten mich zwei graue leere Augen an, aus denen das Licht völlig verschwunden war. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. So eine Leere hatte ich noch nie zuvor gesehen. Und ich hatte viele verzweifelte Gesichter in meinem Leben gesehen. Selten empfand ich Mitleid. Dafür jetzt umso mehr.

"Nimm meine Hand. Ich hole dich raus, aus der Hölle."

Ich streckte ihr meine Hand entgegen. In der Hoffnung darauf, dass sie diese ergreifen würde. Erst zögerte das zierliche junge Mädchen. Doch schließlich umschlossen meine Hände ihre kalten zierlichen Finger.
Mich durchzog eine Gänsehaut, da sie so sehr kalt waren. Fast, wie tot... Doch dann erfasste mich eine Erleichterung. Erleichterung darüber, dass sie meine Hand ergriffen hatte.
Sanft zog ich sie etwas hoch und griff dann sanft um ihre Hüfte, um sie auf meinen Arm zu heben. Dass ich dabei Blut abbekam, störte mich nicht im Geringsten. Ich musste sie retten. Sie keuchte vor Schmerz auf, als ich sie auf meinen Arm gehoben hatte.
Doch dann sah ich plötzlich ein Funkeln in ihren Augen.

"Danke...", hörte ich sie hauchen.

Dann schlossen sich ihre Augen. Erschrocken sah ich sie an. Nein! Hoffentlich lebte sie noch und war nur ohnmächtig. Bei dem Blutverlust wäre das auch gar kein Wunder.

"Ranpo, ich habe sie! Ruf einen Krankenwagen!", rief ich panisch nach oben.

"Bitte halte durch... Du darfst jetzt noch nicht sterben!", sagte ich leise mit erstickter Stimme und merkte selbst gar nicht, wie mir die Tränen über mein Gesicht liefen...

Fortsetzung folgt...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top